
Montag, 13. September 2004
Arbeiten? Muß nicht sein.
Am Ende der Welt, finisterre, wartet die Belohnung: Wenn man nach 1600 Kilometern endlich den Weg zum Strand hinuntergehen und die nackten Füße in den Atlantik stecken kann. Bis dahin aber endlose Autobahn, das immer wieder prickelnde Abenteuer Périphérique bei Paris und regengepeitschte Routes Nationale, auf denen die Gischt nur so spritzt.
Halbverfallene Schindeldächer, ebenso von wildem Gesträuch halb überwucherte Natursteinhäuschen, die Umgebung ist pittoresk. Man sitzt im Garten auf einer alten Holzbank, zeichnet und schreibt ein wenig, genießt den Wind, während von ferne irgendwo ein Hund bellt. Die Blumen und Gewächse des Gartens sind mir leider kein Begriff. Das sind Mängel, die der Städter des Westens im allgemeinen mit sich herumträgt. Aber ich kann mich auch an Dingen erfreuen, die keine Namen tragen. Das Unbekannte.
Das, was kommen wird.
Nach einer Zeit in solchen französischen Ferienhäusern bekommt man ja das Gefühl, als sei man selbst der Eigentümer oder zumindest mit diesem gut bekannt. Nach Tagen des Müßiggangs fängt man dann an, sich für bauliche Mängel und nachlässig ausgeführte Installationen zu interessieren. Und wird im Lande des laissez-faire schnell fündig. "Ach," denkt man, "dem Pierre werde ich doch gleich mal die Elektrokabel ordentlich verlegen." Man selbst hat zu tun, und Pierre wird sich freuen, wenn er zurückkehrt.
So greift man - zumindest in Gedanken - verschönernd und erhaltend ein.
(Außer bei meinem zweiten Ferienhaus. Ein Trauma bis heute. Bei diesem dachte ich bereits am ersten Tag daran, es einfach in die Luft zu sprengen. Selbstverständlich im festen Glauben, den geschmacksverirrten Besitzern auf diese Weise etwas Gutes zu tun.)
Die üblichen langweiligen Urlaubsbilder anderer Leute in den Kommentaren...

Donnerstag, 26. August 2004
Liebe Mitverschwörer, der Zeitpunkt hätte aus verschiedenen Gründen nicht ungünstiger gewählt sein können. Aber ich muß hier mal raus, das denken eifrigere Leser sicher schon lange. Die Ringel-T-Shirts, Schwimmflügel und
Sonnenschutzcreme regenabweisende Vaseline sind gepackt, die Wohnung und Pflanzen in behütende Obhut gegeben. Gerne hätte ich eine alte klapprige Reiseschreibmaschine dabei, damit ich endlich den großen, nostalgisch- melancholischen Adoleszenzroman zu Ende bringen kann. Aber nun muß es irgendwie anders gehen, wenn ich dann oben am Fenster sitze und den Wellen von Alpha Plage lausche. Die siebte soll die größte sein, so wie jeder siebte Gedanke. Den werde ich meinen Lesern widmen, die daheimbleiben und ihren beschissenen kleinen erfüllenden Jobs nachgehen müssen. Und wenn ich abends im Chez Coco sitzen werde über einem Glas der Fée verte, werde ich an das denken, was ich zurücklassen mußte. Das eine mit zusehender Gelassenheit. Das andere aber, das zarte, mit großem Bedauern.
Denn es gibt zwei Arten von Schmerz: den bitteren und den süßen.
In zwei Wochen schauen wir weiter.

Mittwoch, 25. August 2004
"Entweder diese Einsamkeit ohne Überfluß oder das Gewitter der Liebe, nichts anderes interessiert mich auf dieser Welt."
(Albert Camus)

Dienstag, 24. August 2004
Immer wieder samstags trudeln einem ja die erstaunlichsten Dinge ins Haus. Als gut erzogener Konsument blättere ich alle Prospekte brav durch, denke "aha" und verklappe den Stapel in der Kiste mit dem Altpapier. Ab und an jedoch vermag das ein oder andere Produkt meine Aufmerksamkeit etwas länger zu beschäftigen. So auch bei dem hier links abgebildeten Aufmacher einer Baumarktkette.
Ich gebe zu, zuerst bei dem Wort "Blasfunktion" hängen geblieben zu sein. Loriot, Ehrendoktor übrigens meiner Alma Mater, hat ein ähnliches Gerät mit einer ähnlichen Funktion für die deutsche Literatur unsterblich gemacht. Hier aber sehen wir keinen "Heinzelmann" für Mutti, sondern Mutti mit einem "Zyklon 2000".
Leicht verklemmt trägt ein blondes, wie soll man es sagen, holdes Wesen eine irgendwie obszön wirkende, phallische Apparatur mit einem zu allem Überfluß, wie ich finde, braundeutschen Namen.
Nennen wir sie Heidi, nein Eva, und schauen, was sie dort vor dem Mutterschoß hält: Der "Zyklon 2000" überzeugt nicht nur mit seinem "Vorabscheider für 6-l-Grobgut" (was heißt das jetzt für die Igel?), sondern vor allem mit seinem imposanten "40-l-Fangsack". Ich denke, mit 30 Zentimeter gibt sich Eva gar nicht erst ab. Diese Frau weiß, wie man die Gartenzwerge mit ihrer Blasfunktion gefügig macht. Die kleine blonde Häcksel hat das dicke Rohr voll im Griff und Zeit dazu, den Nachbarn mit schiefgelegtem Köpfchen anzukichern.
Alles machbar, Herr Nachbar. Ich bin grün vor Neid. Ich will auch sofort einen 40-l-Fangsack. Und eine Blasfunktion.


Die andere Wand klebt auch voll. Chemiegeruch in der Luft. Papier alle. Befriedigung. Ergebnisse so la la. Egal.
Und wenn Web.de noch einmal Mails von mir nicht weiterleitet, wird dieser Account endgültig erschossen. Ihr Testsieger.

Montag, 23. August 2004
In diesem Leben werde ich kein Netzwerktechniker mehr. Die Kommunikation zwischen Geräten unterschiedlicher Provinienz, male/female- Steckverbindungen, Sprachversionen, Update-Histories ist in dieser Plug&Play- verwöhnten Welt ein diplomatisches Kunststück, komplexer als die Tanzfiguren einer Quadrille.
Grad wenn man nichts Böses denkt, alles irgendwie im Fluß ist, ist es wie auf der Autobahn: Da zieht einer mit 240 davon und bremst dann den anderen aus.
Ich erinnere mich, mal ein Meister der Improvisation gewesen zu sein. Schnell ein paar Strippen ziehen, aus 'nem Korken mit dem Taschenmesser einen Generalersatz schnitzen, Schnur drum - und dann hält das schon. Erstmal. Aber das Unterfangen nun wurde reichlich naiv von mir angegangen. Ich meine zwar kurz, sehr kurz, einen Bootscreen gesehen zu haben. Aber vielleicht war das nur die Spiegelung eines Photonenblitzes auf der eigenen Netzhaut. In Wahrheit stehen da nur kryptische Fehlermeldungen. IP- und DNS-Einträge scheinen richtig zu sein. Garantiert hat einfach jemand die Benutzerfreigabe verbaselt.
Na ja. Ich bin eh mehr so der Typ für Gartenarbeit. Bißchen Rasen machen, Unkraut und so. Vielleicht ein Mäuerchen ziehen. Solche Sachen.

Wenn man über Miss Monolog dem Link zu Lucy folgt, kann man mal Pause von diesem oder jenem machen.
Videos vom Internationalen Filmfest 2002 in Rotterdam. Spike Jonze, Michel Gondry, Chris Cunningham, Jonathan Glazer et al. waren dort vertreten. Ich wußte nicht, daß Inez von Lamswerde auch Videos dreht. Gelernt.
Abgesurft wurde hier mehr die Radiohead/Pumpkins-Welle. Ich bin ja immer wieder vom "Karma Police"-Clip fasziniert. Ist es nicht eine schöne Metapher auf alles Zwischenmenschliche? Bei "4 Ton Mantis" von Amon Tobin (Regie: Floria Sigismondi, erkennt man sofort) kann man sehen, wie meine nächste Wohnung aussehen wird.

früher war die einfach da und irgendwann weg, heute wird sie intellektuell seziert, bevor sie überhaupt an die tür klopft
(Via autofab)
Man kennt irgendwann das Ende auch schon.

Montag, 23. August 2004

Backup Datum: 23.07.2003
Alten Zustand wiederherstellen?
Um Gottes willen!
Ich fand noch eine Registry und ein paar Systemdateien vom letzten Monat. Nun ist er wieder halbwegs auf den Beinen. Mit Krücken. Fragil. Scheint, als wäre mehr verloren gegangen als nur der Communicator und ein Mailaccount. Die Katzenbilder sind alle noch da, auch die von den exotischen. Alle 700 MB. Auch die 2 MB Entwürfe für die Fabrik, für die ich den Rechner ja habe, sind erhalten.
Aber ein paar Kid-Updates sind wohl fragmentiert. Das ist sehr bedauerlich, trugen sie doch dazu bei, daß das System in den letzten Wochen insgesamt wesentlich stabiler lief. Die Stereo/Mono-Umschaltung scheint ebenfalls Schaden genommen zu haben. Ich hoffe, es ist nichts dauerhaftes.
[Edit: Quickspace immerhin laufen wieder. "Don't give up". Was sonst. Firewall läuft auch wieder. Man muß sich schützen in diesen Zeiten.]

Samstag, 21. August 2004
I can simply not relate.
