
Mittwoch, 5. Januar 2005
Pausen, Rückzug - alles schön und gut. Aber wenn man gebraucht wird...
Heute habe ich mir (endlich, endlich) die Unglaublichen angesehen. Und wie erwartet, habe ich mich amüsiert, wie lange nicht mehr. Pixar plünderte wie schon in Monster AG amerikanische Träume und die Alltagsutopien einer prosperierenden Ära und kreuzte sie erneut mit family values. Diesmal treffen amerikanische Superhelden das Swinging-Sixties-Kino des britischen Superhelden James Bond. Wie man hört (weil ich es heute vorschlug) wird "Die Unglaublichen" demnächst mit Sean Connery, aber ohne "Posh Spice", real verfilmt.
Nach dem, was ich die letzten zwei, drei Tage erleben durfte, war schnell klar, daß es sich eigentlich um einen Bloggerfilm handelt. Der Titel "Die Unglaublichen" deutet es schon an. Wir sehen eine Gruppe von auf den ersten Blick merkwürdigen Gestalten mit oftmals besonderen, manchmal auch rein selbstverherrlichenden Fähigkeiten, die größtenteils inkognito mit teilweise absurden Pseudonymen (nom de guerre) sich anschicken, das Böse zu bekämpfen und die Welt zu retten. Daheim haben sie Probleme wie du und ich: Frauen, Kinder, Hobbykeller. Und die größten Superhelden sind dazu verdammt, bei einer Versicherung zu arbeiten.
A-Bloggern wird ordentlich heimgeleuchtet: Behandeln sie ihre Fans nicht aufmerksam und nachsichtig genug, kehren diese Jahre später als Superschurken zurück, und dann beginnt ein heißer Tanz. Blogwar auf Blofelds vulkanischer Insel, Labyrinthe, Sicherheitsschergen, skurille Geheimwaffen und vor allem: Computer!
Ich muß noch erklären, warum das mit der Gartenzwergfabrik immer nur ein Vorwand - manche würden sagen: eine dreckige Lüge - war. Niemand sollte wissen, daß ich mich auf meine älteren Tage gelegentlich ins Superheldenkostüm zwänge. Obwohl es dafür mittlerweile Zeugen gibt. Nun ist es raus, egal. Es gibt Leute, die wissen noch schlimmere Dinge über mich. Und es gibt Leute, die scheuen sich nicht, das auch zu sagen. Unglaublich, eigentlich. Aber flashig und elastisch und irgendwie unsichtbar wie ich bin, sorge ich dafür, daß hier nichts untergraben wird. Und wenn doch, dann geht es ab ins Superhelden- Schutzprogramm.
Die Unglaublichen (USA, 2004). Regie: Brad Bird.

Montag, 3. Januar 2005
I could live a little better with the myths and the lies,
When the darkness broke in, I just broke down and cried.
I could live a little in a wider line,
When the change is gone, when the urge is gone,
To lose control. When the caring's gone.
(Joy Division, "She's Lost Control")
Gefangener des Hermetischen Cafés seit 379 Tagen*
Eigentlich liegen hier ein paar Beiträge auf Halde (in der Pipeline, auf Neu- deutsch), darunter z.B. eine Betrachtung des wunderbaren Films Sylvia, der so gar nicht gelungen ist, aber hübsch anzuschauen. Nachdem ich aber im wahren Leben schon links und rechts schauen muß, ehe ich das Haus verlasse, gehen mir die "Angriffe" und Vereinnahmungsversuche gegen meine Person, mein Blog oder die jeweiligen Projektionen darauf mittlerweile gehörig auf die Eier.
Wenn Html-Herausgeforderte darangehen, mein Layout inklusive Fehler (haha) zu klauen übernehmen, ein paar Rubriknamen ändern und zwei, drei Links herauswerfen, das für "Eigenleistung" halten und dann, wenn sie ertappt werden, eher nicht zerknirscht, sondern verwundert tun - nun, das mag dann einfach nur nerven. So was kommt vor.
Wenn mich aber - so wie gestern - verschiedene Menschen anmailen, mir Beiträge oder Kommentare vorhalten, darin "Botschaften" lesen oder mir Beteiligungen in bloggerverschwörerischen Vereinigungen unterstellen, dann reicht es irgendwann (lies: jetzt).
Was ist los? Post-Feiertags-Psychosen? Pluto im vierten Haus? Atmosphärisches Vor-Gewitter-Dräuen? Leute: Ich stehe auf niemandes Seite, nicht einmal auf meiner eigenen. Laßt mich da raus.
Ich solle mich nicht mehr mit Blogger A abgeben, sonst rede Blogger B nicht mehr mit mir. Sowas habe ich zuletzt im Kindergarten erlebt, in der Sandkiste, wo mir andere Knirpse erklären wollten, mit wem ich zu spielen hätte. Sonst Förmchen ins Gesicht und Schaufel über'n Kopf, zackzack.
In diese Altersgruppe gehört das auch hin, und ich verrate noch was: Bei mir hat das damals schon nicht geklappt.
Ich hatte und habe eine Abneigung gegen Cliquen, die manche Soziologen nicht zu unrecht für einen Hort protofaschistoiden Verhaltens halten. Ein soziales Konstrukt, das einen unglaublichen Zwang und Druck auf seine einzelnen Mitglieder ausübt, darüber wacht, welches Jeansfabrikat man trägt, welche Musik gutzufinden ist - und mit wem man sich abzugeben hat.
Ich war nie in einer Clique, und werde jetzt in meinem Alter erst recht nicht mehr damit anfangen.
Ich möchte mir auch nicht vorschreiben lassen, wann ich wo was kommentieren darf - und schon gar nicht, auf welche Weise. Diese ganze biografische Exegese von Blogs, meinem jedenfalls, ist sowieso Schwachsinn. Sicherlich durchweben sich "reale" Erlebnisse und Begebenheiten mit fiktionalen Konstrukten, aber genauso wie dem Letzten mittlerweile klar sein dürfte, daß ich nicht in einer Gartenzwergfabrik arbeite oder einen Aufsitzrasenmäher besitze, genauso dürfen auch andere Beiträge mit einer Prise Salz oder der Zunge in der Backe gelesen werden. Noch was: Auf dem Weißen Album haben die Beatles nirgendwo "Charlie, kill them for us!" gesungen.
Wenn hier Menschen, die ich noch nicht einmal oder flüchtig nur kenne, "Botschaften" und "Hinweise" rauslesen, meine Spuren durch die Blogosphere verfolgen (habt ihr alle nichts zu tun?!?), kann ich denen nur raten: Lest das Blog sträwkcür - dann findet ihr endlich die ganzen satanischen Botschaften!
Am besten, ihr setzt dazu eine Sonnenbrille auf.
Es gibt wichtigeres als Bloggerkriege. Zum Beispiel die Kalkablagerungen in meinem Bad. Das ist der Luxus meiner eigenen Probleme, in denen ich jetzt schwelge. Deshalb ist hier erst einmal Pause. Denkt aber an den alten Spruch der modernen Kunst: Das Schweigen Marcel Duchamps wird überbewertet.
Bis dahin. Weitermachen.
(* Mixed-Media-Assemblage, Mensch mit Laubsägearbeit vor Rauhfasertapete, 2005. Privatbesitz.)

Freitag, 31. Dezember 2004
His fuel is our frustration
and dreams begin to ache
and all the while we wear a party smile
and happily we shiver
happily we shake
Oh shake, shake, shake
We are fireworks -
slowly, glowing bold and bright
(Siouxsie and the Banshees, "Fireworks")

Was immer ihr heute abend macht, ob ihr die Tischgrille aus dem Keller holt oder die Gutscheine für die "Millenniums"-Party endlich einlöst oder euch auf eine schlichte anonyme Orgie begebt - wenn es um Mitternacht heißt, "bereit, wenn ihr es seid", dann seid bereit und macht was draus.
Einen guten Rutsch und alles Gute für 2005!

Donnerstag, 30. Dezember 2004
Ihr seid doch alle betrunken.

Mittwoch, 29. Dezember 2004
"Aktion Deutschland hilft"
(das ist ein Zusammenschluß von zehn Hilfsorganisationen)
Bank für Sozialwirtschaft
Konto 10 20 30, BLZ: 370 205 00
Stichwort: "Seebeben Südasien"
Weitere Adressen stehen bei der Lu.
Update: Wer sich über einzelne Organisationen genauer informieren möchte, kann dies auf der Seite des Deutschen Zentralinstituts für
soziale Fragen/DZI tun. Dort gibt es auch spezielle Informationen zum Bereich Seebeben in Südostasien.

Dienstag, 28. Dezember 2004
In Verfaultem süß und schal
Lautlos ihre Schnäbel mähen.
(Georg Trakl, "Winterdämmerung". 1909.)

Aus der Reihe: "Mit toten Tieren durch das Jahr"
Dort, wo sich im Herbst noch Eichhörnchen niederlegten, begrüßte mich heute morgen eine verendete Ratte. Von weitem schon sah ich den schwarzglänzenden Körper einer Krähe, als diese sich mit blutigem Schnabel gierig über Aas beugte. Nur widerwillig räumte sie mir das Feld und wartete mit böse blitzenden Augen in einem Baum, während ich mein Foto machte. 2005 wird das Jahr des Hahnes, nicht der Ratte.
Heute abend lag Schnee. Als ich zurückkam, war ihr kleiner steifer Leichnam von weißen Flocken überzogen. Der Winter ist da. Bald hat er sein Laken über alles gelegt.

Montag, 27. Dezember 2004
Zwischen Gänsesägen und Liedabsingen gab es noch Zeit für die Gabenübergabe. Zwischen uiuiui und mach doch mal den Baum an gab es dann keine Zeit für eine Ansprache. Und zwischen ich dachte, wir schenken uns dieses Jahr nichts und aber doch nicht gar nichts brauchte man Zeit für hast du davon noch den Kassenbon? Und man nahm sich die Zeit für naja, wer brav war...
Überhaupt, die ZEIT! Vielen Dank.
Schöne Sachen habe ich bekommen, was sage ich, sehr schöne Sachen. Überhaupt habe ich dieses Jahr mehr bekommen als ich zurückgeben konnte. Vielleicht aber kann, es bleibt ja noch Zeit.
Von den vielen schönen Geschenken möchte ich eines herausheben. Ach was, MUSS ich herausheben. Schauet, staunet, fallet auf die Knie vor Neid und Entzücken, stammelt in monologischer Extase und vergießet bittere Zähren, weil ihr nur plumpen Tand oder eine Kaffeemaschine geschenkt bekommen habt, während ich mit meinem Kissen kuscheln kann:
