Heute habe ich wieder den ganzen Tag in der Gartenzwergfabrik gearbeitet. Wenn ich den kleinen Kerlen so die Zipfelmützen rotpinsel, dann singe ich ihnen gerne alte Kampflieder vor. Hannes Wader oder auch das Lied vom "Kleinen Trompeter". Und dann, gegen Abend, erzähle ich ihnen von der Weltrevolution, während die Farbe auf ihrem Kopf langsam trocknet. Natürlich kann man erst am nächsten Tag sehen, ob man gut gearbeitet hat. Dann, wenn die Farbe völlig durchgetrocknet ist. Gute Arbeit erfüllt und befriedigt. Aber doch erfüllt mich häufig ein Gefühl der Trauer, wenn ich dann abends das Werksgelände verlasse, nicht ohne meiner kleinen Befreiungsarmee aus Rotgartenzwergisten salutiert zu haben.
Ich weiß, daß die Chancen schlecht stehen. Meine Armee wird zersplittert werden. Einzeln oder in zu kleinen Partisanengruppen werden sie hinter triste und für sie unüberwindliche Jägerzäune verbracht werden. Wir werden nie eine Revolution starten. Aber manchmal, in stillen Nächten, hoffe ich, daß sie wenigstens von ihr träumen werden. Und vielleicht ein leises Lied hören. Von Hannes Wader. Oder das vom "Kleinen Trompeter". Denn der hält die Wacht.
noch niemals bin ich jemanden begegnet, der gartenzwerge herstellt. große freude.
und die subversive behandlung gefällt mir *lächelt*
Sie wollen dann woanders sein. Oder wenigstens in der Designabteilung. Dort, wo die großen Entwürfe betrieben werden. Ich aber bin in einer Abteilung, wo immer wieder dieselben Zwerge bearbeitet werden. Ich bin's zufrieden. Morgens heißt es, wir brauchen zehn, zwölf mit Spaten und Schubkarre. Dann mache ich zehn, zwölf mit Spaten und Schubkarre. Manchmal darf ich den Besonderen machen. Jeden Tag machen wir einen Besonderen. Dessen Mütze leuchtet roter, und er hat noch Extras dabei. Eine Bank vielleicht oder einen kleinen Fisch zum Spielen. Der Besondere verlangt besondere Sorgfalt, und man darf trotzdem die anderen zehn, zwölf nicht vergessen. Arbeit machen auch die Neuen. Wenn sie ganz frisch aus der Form kommen. Niemand hat sie bislang gesehen, niemanden kann man fragen, welche Besonderheiten die Neuen haben. Auch darum muss man sich kümmern.
Und dann suche ich mit einer Kollegin aus einer anderen Abteilung die Jäckchen und Stiefelchen und Werkzeuge aus. So wird die Optik festgelegt. Und dann male ich alles aus. Die Jäckchen und Stiefelchen und Werkzeuge. Zum Schluss kommen die roten Mützchen. Das heißt dann für die anderen Abteilungen, der Zwerg ist fertig und kann gebrannt werden.
Ich weiß, es gibt bedeutendere Dinge, die man schaffen kann. Aber machen die kleinen, lustigen Gesellen nicht auch viel Freude, auch wenn sie nutzlos sind? Mir wurde immer geraten, in der Produktion zu arbeiten. Das täte mir gut. Und ich muss sagen: Es tut mir gut. Am Ende eines Tages, weiß man, was man geschafft hat.
Übrigens: Wenn Sie wieder runter wollen vom Arm, sagen Sie Bescheid.
;-)
Der nächsten "Zwerg des Tages", wie das in der Fabrik heißt, wird wohl eine Zigarre halten. Venceremos!