Donnerstag, 29. Januar 2004


Der Arbeiter arbeitet

Heute habe ich wieder den ganzen Tag in der Gartenzwergfabrik gearbeitet. Wenn ich den kleinen Kerlen so die Zipfelmützen rotpinsel, dann singe ich ihnen gerne alte Kampflieder vor. Hannes Wader oder auch das Lied vom "Kleinen Trompeter". Und dann, gegen Abend, erzähle ich ihnen von der Weltrevolution, während die Farbe auf ihrem Kopf langsam trocknet. Natürlich kann man erst am nächsten Tag sehen, ob man gut gearbeitet hat. Dann, wenn die Farbe völlig durchgetrocknet ist. Gute Arbeit erfüllt und befriedigt. Aber doch erfüllt mich häufig ein Gefühl der Trauer, wenn ich dann abends das Werksgelände verlasse, nicht ohne meiner kleinen Befreiungsarmee aus Rotgartenzwergisten salutiert zu haben.

Ich weiß, daß die Chancen schlecht stehen. Meine Armee wird zersplittert werden. Einzeln oder in zu kleinen Partisanengruppen werden sie hinter triste und für sie unüberwindliche Jägerzäune verbracht werden. Wir werden nie eine Revolution starten. Aber manchmal, in stillen Nächten, hoffe ich, daß sie wenigstens von ihr träumen werden. Und vielleicht ein leises Lied hören. Von Hannes Wader. Oder das vom "Kleinen Trompeter". Denn der hält die Wacht.