Primat der Gestaltungsfreiheit

I could live a little better with the myths and the lies,
When the darkness broke in, I just broke down and cried.
I could live a little in a wider line,
When the change is gone, when the urge is gone,
To lose control. When the caring's gone.

(Joy Division, "She's Lost Control")


Gefangener des Hermetischen Cafés seit 379 Tagen*

Eigentlich liegen hier ein paar Beiträge auf Halde (in der Pipeline, auf Neu- deutsch), darunter z.B. eine Betrachtung des wunderbaren Films Sylvia, der so gar nicht gelungen ist, aber hübsch anzuschauen. Nachdem ich aber im wahren Leben schon links und rechts schauen muß, ehe ich das Haus verlasse, gehen mir die "Angriffe" und Vereinnahmungsversuche gegen meine Person, mein Blog oder die jeweiligen Projektionen darauf mittlerweile gehörig auf die Eier.

Wenn Html-Herausgeforderte darangehen, mein Layout inklusive Fehler (haha) zu klauen übernehmen, ein paar Rubriknamen ändern und zwei, drei Links herauswerfen, das für "Eigenleistung" halten und dann, wenn sie ertappt werden, eher nicht zerknirscht, sondern verwundert tun - nun, das mag dann einfach nur nerven. So was kommt vor.

Wenn mich aber - so wie gestern - verschiedene Menschen anmailen, mir Beiträge oder Kommentare vorhalten, darin "Botschaften" lesen oder mir Beteiligungen in bloggerverschwörerischen Vereinigungen unterstellen, dann reicht es irgendwann (lies: jetzt).

Was ist los? Post-Feiertags-Psychosen? Pluto im vierten Haus? Atmosphärisches Vor-Gewitter-Dräuen? Leute: Ich stehe auf niemandes Seite, nicht einmal auf meiner eigenen. Laßt mich da raus.

Ich solle mich nicht mehr mit Blogger A abgeben, sonst rede Blogger B nicht mehr mit mir. Sowas habe ich zuletzt im Kindergarten erlebt, in der Sandkiste, wo mir andere Knirpse erklären wollten, mit wem ich zu spielen hätte. Sonst Förmchen ins Gesicht und Schaufel über'n Kopf, zackzack.
In diese Altersgruppe gehört das auch hin, und ich verrate noch was: Bei mir hat das damals schon nicht geklappt.

Ich hatte und habe eine Abneigung gegen Cliquen, die manche Soziologen nicht zu unrecht für einen Hort protofaschistoiden Verhaltens halten. Ein soziales Konstrukt, das einen unglaublichen Zwang und Druck auf seine einzelnen Mitglieder ausübt, darüber wacht, welches Jeansfabrikat man trägt, welche Musik gutzufinden ist - und mit wem man sich abzugeben hat.
Ich war nie in einer Clique, und werde jetzt in meinem Alter erst recht nicht mehr damit anfangen.

Ich möchte mir auch nicht vorschreiben lassen, wann ich wo was kommentieren darf - und schon gar nicht, auf welche Weise. Diese ganze biografische Exegese von Blogs, meinem jedenfalls, ist sowieso Schwachsinn. Sicherlich durchweben sich "reale" Erlebnisse und Begebenheiten mit fiktionalen Konstrukten, aber genauso wie dem Letzten mittlerweile klar sein dürfte, daß ich nicht in einer Gartenzwergfabrik arbeite oder einen Aufsitzrasenmäher besitze, genauso dürfen auch andere Beiträge mit einer Prise Salz oder der Zunge in der Backe gelesen werden. Noch was: Auf dem Weißen Album haben die Beatles nirgendwo "Charlie, kill them for us!" gesungen.

Wenn hier Menschen, die ich noch nicht einmal oder flüchtig nur kenne, "Botschaften" und "Hinweise" rauslesen, meine Spuren durch die Blogosphere verfolgen (habt ihr alle nichts zu tun?!?), kann ich denen nur raten: Lest das Blog sträwkcür - dann findet ihr endlich die ganzen satanischen Botschaften!
Am besten, ihr setzt dazu eine Sonnenbrille auf.

Es gibt wichtigeres als Bloggerkriege. Zum Beispiel die Kalkablagerungen in meinem Bad. Das ist der Luxus meiner eigenen Probleme, in denen ich jetzt schwelge. Deshalb ist hier erst einmal Pause. Denkt aber an den alten Spruch der modernen Kunst: Das Schweigen Marcel Duchamps wird überbewertet.
Bis dahin. Weitermachen.


(* Mixed-Media-Assemblage, Mensch mit Laubsägearbeit vor Rauhfasertapete, 2005. Privatbesitz.)

| 15:11h, von kid37 | | Link