Donnerstag, 29. Januar 2004


Der Arbeiter arbeitet

Heute habe ich wieder den ganzen Tag in der Gartenzwergfabrik gearbeitet. Wenn ich den kleinen Kerlen so die Zipfelmützen rotpinsel, dann singe ich ihnen gerne alte Kampflieder vor. Hannes Wader oder auch das Lied vom "Kleinen Trompeter". Und dann, gegen Abend, erzähle ich ihnen von der Weltrevolution, während die Farbe auf ihrem Kopf langsam trocknet. Natürlich kann man erst am nächsten Tag sehen, ob man gut gearbeitet hat. Dann, wenn die Farbe völlig durchgetrocknet ist. Gute Arbeit erfüllt und befriedigt. Aber doch erfüllt mich häufig ein Gefühl der Trauer, wenn ich dann abends das Werksgelände verlasse, nicht ohne meiner kleinen Befreiungsarmee aus Rotgartenzwergisten salutiert zu haben.

Ich weiß, daß die Chancen schlecht stehen. Meine Armee wird zersplittert werden. Einzeln oder in zu kleinen Partisanengruppen werden sie hinter triste und für sie unüberwindliche Jägerzäune verbracht werden. Wir werden nie eine Revolution starten. Aber manchmal, in stillen Nächten, hoffe ich, daß sie wenigstens von ihr träumen werden. Und vielleicht ein leises Lied hören. Von Hannes Wader. Oder das vom "Kleinen Trompeter". Denn der hält die Wacht.


 


Dienstag, 27. Januar 2004


Absurde TV-Trailer

Ist bestimmt auch eine lohnende Rubrik.

Teaser für so eine Gerichtspathologen-Serie, gerade eben:
"Der Uterus einer Stute ist so groß wie ein Fußball. Genug Platz, um darin einen Beutel Diamanten zu transportieren."
(Der zweite Satz ging eventuell ein wenig anders)

Und jetzt stelle ich mir vor, es ist - sagen wir - 1963.
Und dieser Satz läuft im deutschen Fernsehen.

Super 8 | von kid37 um 23:44h | 3 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Dienstag, 27. Januar 2004


So ne Knarre wie Léon...

... der Profi sie daheim hat, würde mir wahrscheinlich die Schulter auskugeln.
"I shot a man in Reno, just to watch him die", kann natürlich auch nur Johnny Cash ungestraft sagen. Und auch erst nur, seit wir selbst auf unserer Seite des Zauns wissen, wieviel Humor der Kerl besaß.

Nein, die edlere Waffe ist doch der Füllfederhalter. Und das Notizbuch. "Beschreib mich, beschreib mich", ruft es, angeregt durch einen Beitrag des verrückten Hutmachers . Los, wir zeigen jetzt alle unsere Wummen.

Meins ist kein ehrfurchtgebietendes Powertool vom Kaliber .357, nein, nicht einmal eine Beretta unter den Notizbüchern, meins ist ein schnörkelloses 9mm-Buch. Eine nur leicht aufgebohrte Chinakladde ohne viel Glamour. Aber diese erfüllt präzise ihren Zweck, leidet nicht unter Ladehemmung wie manch überzüchtetes Exemplar - und hat nur 2,95 nach altem Geld gekostet. Es faßt Fotos und Karten im Format 10x15 cm... und jede Menge Einkaufslisten und Gedanken. Und ein kleines Bild auf dem Frontcover macht sie unverwechselbar.

So, da habt ihr!


 



Der mysteriöse Vergleich

Zeit für eine neue Rubrik. Neulich musste ich ja schon den Vergleich hinnehmen, Johnny Cash sei wie Gottfried Benn. Die Postmoderne erlaubt weitere Bögen quer durch die Kunstgeschichte:

"Die Polizeiberichte beschrieben Ed Geins Wohnung als ein Labyrinth aus Knochen, Torsi und ausgestopften Körpern, beinahe ein zur grausamen Realität gewordenes Pendant zu Kurt Schwitters' "Merzbau" in Hannover, der bezeichnenderweise den Untertitel "Kathedrale des erotischen Elends" trug."
(Martin Büsser. Lustmord - Mordlust: Das Sexualverbrechen als ästhetisches Sujet im 20. Jahrhundert . Mainz, 2000 , S. 152.)


 


Montag, 26. Januar 2004


Morgen also wieder Eisenbiegen

Da werde ich irgendwie jetzt schon müde. Die letzten Tage hatten einen etwas verworrenen Charakter. Heute dann wurde eine Arbeit von mir mit einer eines Kollegen verglichen, dessen Arbeiten ich in aller Regel nicht so spannend finde. (Hm, kann man wahrscheinlich auch komplizierter ausdrücken.)
Nun ist das Rad ein Rad, seit es es ein Rad ist. Deshalb also "Aktion Ente": Alles hübsch an sich abperlen lassen.
Andererseits: Wenn Zwerge pinkeln, haben auch Riesen nasse Schuhe.

| von kid37 um 00:42h | 2 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 24. Januar 2004


+++ das jahr fängt ja gut an +++

breaking news: Helmut Newton (83) bei Autounfall in Hollywood tödlich verunglückt.
Edit: Wenn ich mir das Wrack so anschaue, scheint da kein Airbag dringewesen zu sein? Und der Fahrer war, ich rate mal, nicht angeschnallt? Denn sooo arg sieht es doch nach heutigen Verhältnissen nicht aus...
Na ja, es haben sich schon Leute vom Bordstein aus das Genick gebrochen, während andere unbeschadet vom Dach fallen. Und am Herzen hatte er es ja auch.

Helmut Newton. Starfotograf. Ich war gar nicht mal so sehr ein Fan seiner Bilder. Aber ich mochte seinen Humor. Auch den auf seinen Bildern. Ich hätte immer gerne gewußt, ob er die Kritik aus diesen - ich sag es jetzt mal frech mit Newtons Worten - "Feminazi-Kreisen" ("Das Fräulein Schwarzer hat ein Problem") wirklich so souverän weggesteckt hat... oder ob es nur seine äußere Präsentation war. Ich glaube, in Wahrheit hat es ihn doch verletzt. Diese Ignoranz gegenüber seiner Kunst, seiner persönlichen Intention, seiner Biografie und letztlich den (dem) repräsentierten Frauen(typus) gegenüber. Vielleicht hat ihn einfach auch nur diese Humorlosigkeit verletzt.
Ich glaube, seine Haßliebe zu Deutschland, speziell zu Berlin, deutet darauf hin.
Über 50 Jahre war er mit June Newton/Alice Springs verheiratet.

Sicherheit ist ein schönes Gefühl.


 



Trennungslieder

In diesem jungen, elektrisch beleuchteten Magazin gibt es ein Interview mit den Ärzten.

Wir behaupten: Viele Rockstars singen von Einsamkeit, aber haben gar keine Ahnung davon.
[...]
Bela: Aber Elvis war wirklich einsam.
Rod: Und Hank Williams.
Farin: John Lennon auch. „Help“ war ein deutliches Zeichen. Bei den meisten ist es aber Pose, behaupte ich.
[...]
Farin: Aber wenn Johnny Cash „Hurt“ singt, das er noch nicht mal selbst geschrieben hat, dann nehm ich ihm jede Zeile ab: „I hurt myself today to see if I still feel“

Nur, um mal zu zeigen, zu welcher Monotonie ich neige.
Gibt es hier eigentlich auch mal neue Themen?
Ok ok, vielleicht. Wenn ich morgen aus der Boltanski-Ausstellung komme. - "Aber die hast du doch schon gesehen?" Egal, ich geh ja nicht allein.

Radau | von kid37 um 02:46h | 2 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 



Die grüne Fee

Ich habe beschlossen, daß meine Wände nunmehr "Absinthgrün" gestrichen sind. Das klingt definitiv angesagter als "irische Nationalfarben" oder "Signallampengrün". Es paßt schon, denn hier steht grad "Absenta Tunel" auf dem Tisch. Nach der Wiener Analyseliste ist das Zeug ja nur Augenwischerei. Grüngefärbter "Küstennebel", wie man hier in Hamburg sagen würde. An "Mata Hari" kommt der Thujon-Gehalt jedenfalls nicht ran. Selbst das wegen seines Labels so beliebte "Tabu" knallt wohl mehr. Die Geschmacks- und Farbstoffe sind bei "Tunel" künstlich. Der bittere Geschmack suggeriert zwar Wermut, wird wohl aber ebenfalls eher aus dem Chemiebaukasten stammen. Er färbt sich leicht trüb, ich glaube aber nicht, daß wirklich viel Anis dadrin ist. Aber für 20 Euro die Flasche darf man dieser mallorcinischen Spezialiät nicht allzuviel abverlangen.


 


Freitag, 23. Januar 2004


TV-Terror

"Dessous oder Dessert?"
In der Nachtschiene werden neuerdings Fragen gestellt, die Depressionsgeschwächte vor arge Entscheidungsschwierigkeiten stellen.
"Dessous oder Dessert?"
Having one's cake and eating it...
Das Publikum zu befragen gilt jetzt nicht. Ein 50/50-Joker macht bei der Frage keinen Sinn, soweit blicke selbst ich durch. Wen aber soll man um diese Uhrzeit anrufen? Nehme ich das Dessert, gelte ich als Erotikverächter, nehme ich die Dessous, bin ich ein Triebtäter, der gutes Essen nicht zu schätzen weiß.

Im Geiste notieren: Unbedingt endlich das Rauchen anfangen, um solche Fragen philosophisch zu Ende zu führen.


 


Donnerstag, 22. Januar 2004


Kindchenschema

... kann natürlich Hass erzeugen. Oder Neid. Oder was auch immer.
Björk-Hasserinnnen schauen hier. Sehr lustig!
Björk ist übrigens sehr schlagkräftig.

Radau | von kid37 um 04:43h | 4 mal Zuspruch | Kondolieren | Link