Montag, 19. März 2007


Niemals, aber

... und nun zu etwas ganz anderem

Nach dem etwas in Vergessenheit geratenen Motto, Blogger lesen Blogger, habe ich meine knisternde Soundkarte bemüht: Der erste Text "Niemals, aber" stammt von Ole aus Absurdistan, der zweite "Chili-Mandel-Ginseng" von Miriam von K. von Marmelade auf der Schulter. Die abgehackte Intonierung stammt von mir.

Niemals, aber [mp3, 1.5 MB]

Chili-Mandel-Ginseng [mp3, 2.7 MB]


 


Freitag, 16. März 2007


Wenn der Lesefluß vorzeitig stoppt

Ich rauch jetzt keine Zigarette,
denn sonst schimpft die Klimarette
und läßt mich ohne Auto steh'n.

Dabei möchte ich sagen: Ich bin da völlig d'accord. Autos raus aus der Innenstadt, Tempolimit, generelles Rauchverbot - letzteres klappt ja selbst in Ländern wie Irland und Italien. Nur über die funzeligen Energiesparlampen möchte ich noch reden.

Wenn mir dann noch die unter Rot/Grün gestohlenen Rentenjahre zurückgegeben werden, wäre es ja fast schon eine glückliche Welt.


 


Donnerstag, 15. März 2007


War da nicht ein Licht, das niemals ausging?

Seltsam, wie zu Menschen manchmal nach Jahren der Draht abreißt. Plötzlich und unerwartet. Man blickt sich an, sieht ein fremdes Gesicht, liest einen Satz, den man nicht versteht, hört einen Witz, den man nur noch peinlich findet. Was gestern noch nett und sympathisch erschien, ist einem heute öde und fad.

Weil das Rad sich weiterdreht, das Licht die Dinge anders bescheint. Weil Kredit verbraucht ist, die Sprache sich ändert. Weil man Gedankengänge auf einmal nicht mehr nachvollziehen kann. Weil man nichts Persönliches, nur noch die jährlichen Firmenaussendungen erhält. Mit Sinnsprüchen für alle Welt.

Vielleicht nach zehn, zwölf, fünfzehn Jahren. Vielleicht ein halbes Leben lang. Du fährst Auto, ich nehm die Straßenbahn. Und eines Tages werden auch diese Erinnerungen verloren sein. Wie in unserem Lieblingsfilm.

Wie Tränen im Regen.

The Mercy Seat | von kid37 um 23:41h | | Link

 



Dein Haar sieht heute abend schön aus

Zeit, mal wieder beinahe zusammenhangslos Blondie zu zitieren, denn ich möchte einen kleinen Film vorstellen, der vielleicht nicht dem Atomzeitalter geschuldet ist, aber dafür auf zum Nukleus komprimierten Raum Action, Schauwerte und Rawumm vereint: Kaboom ist ein Kleinod aus der wunderbaren Sammlung von PES - ein schräges Minimalfilmkombinat mit beschwipsten tollen Ideen und Spaß nach Ladenschluß. Natürlich machen die auch Werbung, aber das ist ihr Job. Kunst allein macht nur wenige satt.

Super 8 | von kid37 um 23:23h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Dienstag, 13. März 2007


Schlucken oder Spucken?

Wie jeder weiß, läßt sich mit dem menschlichem Körper allerhand anstellen, was dem menschlichem Verstande zunächst ungewöhnlich scheint. Spontanreflexe, Ohrenwackeln, auch den Verzehr von Billigwurst möchte ich dazu zählen. Alles, was ich sonst noch weiß, stammt aus dem wunderbaren Buch Menschenkunde und Vererbungslehre von Harry Garms, das nicht nur Sätze wie "Nervöse sollten früh zu Bett gehen; sie dürfen im Bett nicht lesen, keinen starken Kaffee trinken, nicht rauchen und sich nicht aufregen" und andere höchst vernünftige Ratschläge enthält. Auch wer sich für Gehirnwassersucht interessiert, ist bei Harms gut beraten, ehe man zum Pschyrembel und dann zu schwererer Kost greift. Menschenkunde von 1954 (meine Ausgabe stammt von 1965) war ein Schulbuch für die Mittel- und Oberstufe und regt zu allerhand lustigen Experimenten an. Ich kenne das noch aus Physikbüchern aus dieser Zeit - Wir bauen uns eine Türklingel etwa war das Gesellenstück nach etlichen lehrreichen Versuchen, einen Elektromagneten zu winden.

Nun ist mir als jemand, der mindestens fünfmal durchs Physikum gefallen wäre, hätte er je das Studium der Medizin etwas ernsthafter verfolgt, wenig Menschliches fremd. Es reichte dann nur zu den Geisteswissenschaften. Aber vollkommen unnütz war diese Kombination nicht: So kann ich zum Beispiel Arschlöcher reden hören. Eine andererseits nicht immer nur angenehme Fertigkeit, zumal man meist unverhofft in solche Situationen gerät und dann aus allerlei sozialen Gründen auch nicht gut auftrumpfen kann mit Sie reden wie ein Arschloch!

Freundschaften schließen sich nach solchen Einleitungen nämlich nur schwer, was auch umgekehrt gilt, wenn man etwa auf den Einfall käme, selbst wie ein Arschloch zu sprechen. Gelegentlich macht es aber Spaß, etwa auf Partys, wenn andere mit ihren auf Safari erworbenen Kisuaheli-Kenntnissen prahlen. Da lege ich gern nach und sage: "Und ich kann ein Arschloch hören, wenn es spricht!" Was aber - seltsamerweise möchte ich sagen - nicht mit ähnlich freundlichem Interesse aufgenommen wird wie "Jambo!" oder andere Brocken exotischer Sprachen.

Schweigsam kommt man manchmal eben weiter und applaudierend sowieso. Andererseits sollte man nicht immer alles runterwürgen, obwohl man sich dazu auch auf den Kopf stellen kann. Denn dieses Experiment - und hier schlage ich den kleinen Bogen zurück zur Menschenkunde - mag jeder gerne einmal daheim probieren: Im Prinzip kann man in mancherlei Lage eine Menge schlucken.

Aber Achtung: Irgendwann muß alles wieder raus.

>>> Harry Garms. Menschenkunde und Vererbungslehre. Biologisches Unterrichtswerk, Band III. 8. Auflage. (Braunschweig: Westermann, 1965.)


 


Montag, 12. März 2007


Kommt jetzt alle rein, bitte



So einen Samstagabend kann man auf verschiedenste Art und Weise begehen. Man wünscht sich hin, man wünscht sich fort und ist doch stets an welchem Ort? In Gedanken jedenfalls oft da, wo man gerade nicht ist. Einen dieser Gedanken hat Thorsten Passfeld bei Feinkunst Krüger ausgestellt.


Es macht sich in solcher Umgebung gleich ein Hauch von Ahnung breit, hier richtig und unter Gleichgesinnten zu sein, während anderswo nur Gleichgesinnte völlig falsch liegen. (Kann mir noch jemand folgen?) Obwohl vom Hafen mit seinen derzeiten elektrischen Attraktionen nicht weit, war es zwischen hölzerner Kunst und schönen Menschen, unter denen ich die minderjährigen berückenden Gefährtinnen verkrachter Kunststudenten besonders hervorheben möchte, deutlich attraktiver, schon allein, weil einem ab und an der selbstredend völlig unschuldige Gedanke, mit einer dieser berückenden, völlig normalen Frauen in Ruhe nach Hause zu gehen, um dort auf eine ebenso gelassene wie einvernehmliche Art miteinander zu schlafen, von einer Herzkammer in die andere rollte (dortselbst wird nämlich immer noch gedacht). Aber das ist natürlich ebenso virtuell wie ein, nehmen wir ein willkürliches Beispiel, Autorennen auf einer Spielkonsole.

Zurück aber zur Kunst. Ich bin ja gerne bei Herrn Krüger, der immer wieder mit kleinen skurrilen Dingen überrascht, aber diesmal war es nun wirklich fantastique. Wo andere mit der Laubsäge nur Fleißarbeit bezeugen, hat Multitalent Passfeld, den ich hier ruhig loben kann, weil wir persönlich nicht miteinander bekannt sind (sonst wären wir wahrscheinlich verstritten), dem Betrachter eins in Kopf und Herz assembliert, daß man zwischen Ach ja und Hach ja schwer herausfindet. Ob aus Holzeinzelteilen nachgebildete allerweltliche Fertigungsmaschinen (Nähmaschine, Tonbandgerät), Signalträgerraketen namens "Doofheit" oder angesprochene Wort-Bilder - kurzundknapp: toll!

Leider reichte der Etat zum Ankauf nicht, diese Prekariatsbloggerei hat also auch Nachteile. Doch immerhin, der Arsch bleibt selbstgerettet. Und gelacht haben wir auch. Sich in neugeschaffenen Räumen einen neuen Raum verschafft.

("Kommt jetzt alle rein, bitte!" bis zum 7.4.2007 bei Feinkunst Krüger, Hamburg.)


 


Samstag, 10. März 2007


You feel like somebody!

A craze that is sweeping the nation.

Geh weg, Hollywood! Da sitze ich seit einiger Zeit an einem atmosphärischen Drehbuch voller Gewalt, Leidenschaft, Eifersucht und Emotionen, um den ersten echten Blogger-Film zu realisieren - und was ist? Es ist alles schon gesagt, geschrieben und projiziert worden auf die seidigen Leinwände des amerikanischen Kinos. Ich bin 37 47 Jahre zu spät!

>>> The Bloggers - Trailer auf DailyMotion.

Super 8 | von kid37 um 14:20h | 7 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Donnerstag, 8. März 2007


Bruder Jakob

Nachts greifen mich die rostigen Arme. Nachts höre ich das Glucksen der Regenrohre, das Husten der Männer im Treppenhaus. Sie kommen von der Schicht, kleine Männer mit roten Augen und zerbeulten Hüten, die aschgraue Schatten über ihre Gesichter werfen.

Ich gehe nicht raus, ich verweile in meinem Schlummer. Ich höre nicht die Glocken. Ding Dang Dong. Die alten Türen öffnen sich schwerer mit der Zeit. Draußen summen die hutzeligen Männer ihr Lied. Nein, man kann nicht zwei Melodien gleichzeitig pfeifen. Schreibt das bitte auf.

Morgens schleiche ich mich zum harten Brot. Das Augenpaar im Kühlschrank folgt argwöhnisch jeder meiner Bewegung. Licht an, Licht aus - da drin wird nicht geschlafen. Manchmal, wenn all das Eis aus dem ***-Fach nicht reicht, meine Schläfen zu beruhigen, denke ich, gut, es ist wohl an der Zeit.

Sich als junger Mann verkleiden, runter, raus, tänzelnd aus dem Treppenhaus. Den Schlurfern ins Gesicht geschrien, den Trödlern einen Tritt. Das Leben im Mobilgerät, Hab und Gut verschenkt. Dann einfach eine Klingel gedrückt, Guten Tag, ich zieh jetzt ein.

Oder immer weiter.