Mittwoch, 3. Januar 2007


Wir sind die Roboter

Das blecherne Herz schnurrt wie eine Katze.Den Menschen mag ich ferne stehen. Aber das ist nun zum Glück egal. Denn zu Weihnachten bekam ich diesen wunderbaren Freund ins Haus gestellt. Blechern und spröde, ein wenig hohl wohl auch in der Birne - wir sind für einander wie gemacht. Zwillinge, nach der Geburt getrennt und doch wiedergefunden. Gleich mir geht er ab, wenn man ihn nur ein wenig aufzieht. Die Wande hoch wie ich schafft er zwar noch nicht. Aber tapfer und unbeirrt wackelt er auf die vorhersehbarsten Abgründe zu, als hätte er es von mir gelernt.

Wir sind gleich per Du gewesen, ich besitze nun den Schlüssel zu seinem angespannten Herzen und lege bei ihm alle Schalter um. Eine Trommel wie sein Kollege hat er nicht. Aber die kann ich ja schlagen: Ping. Ping. Ping. So schnurrt es durch die Flure der Fabrik, in der die Schlagzahl, frohe Kunde für 2007, gleich mal etwas höhergelegt wird. Das soll für mich kein leichtes werden, nimmt man das Raunen der Sterndeuter zum Jahreswechsel für bare Münze. Aber mit meinem blechernen Freund an der Seite werde ich dem wohl gewachsen sein. Denken aus, Sehnen auch und mit zackigen Bewegungen den Brennofen bedient. Krach und Knirsch, so fährt die Stanze runter, ein Dutzend Mal am Tag. Die Gartenzwerge werden immer gleichförmiger (der Kunde verlange gar nicht mehr, versicherte man uns), die Kollegen um mich herum (die letzten Mohikaner) auch. Blecherne Kumpel, die abends nur noch leise mit verzerrter Stimme hallen: Es ist vollbracht!


 


Dienstag, 2. Januar 2007




 


Sonntag, 31. Dezember 2006


Haha, sagt der Clown

We are fireworks
Burning shapes into the night

(Siouxsie and the Banshees, "Fireworks")

Alle an Bord! Nur noch wenige Plätze frei!

Ihr könnt ja bleiben. Ich mache die Leinen los, ich hau' ab. Ich habe den Vulkanfiberkoffer an Bord geworfen, fünf Bücher und zwei Schallplatten. Das Paket mit der Schokolade, den Karton mit alten Briefen. Meine Bilder habe ich alle verbrannt, der Meldekartei einen Sprengsatz geschickt. Ich mach' mich fort, 2006 - Adieu!

Schlag Mitternacht, ein letztes Ritual. Da hör ich die Gruppe Siouxsie and the Banshees mit ihrem Liedbeitrag Fireworks (ein freundliches Angebot der Firma YouTube). Und läßt man im Wort "Liedbeitrag" das "d" weg, findet man... nun, schaut selbst. So ist das manchmal, wenn der Blick verstellt ist durch zuviel Gerümpel. Fast jedes Mal zum Jahreswechsel höre ich also pünktlich zum Gongschlag "Fireworks", betrachte das sprühende Licht am eiskalten Himmel... happily we shiver, happily we shake... kehraus, kehraus rauhe Nacht.

Warum bleibt man nachts sonst so lange auf? Marvin Bell stellt sich diese Frage in einem grandios publizierten Gedicht. Nicht zagen, nicht zögern – die Antwort auf die letzte Frage schreibt sich ohnehin mit Blut oder schmelzendem Eis. Neulich fand ich neben dem Altpapiercontainer eine alte Postkarte. "Alles Gute", hieß es da in ungelenker Schrift. "Vor allem für die Zukunft."

Alles Gute also. Vor allem für die Zukunft. Bis dahin schlage ich vor: ein Feuerwerk machen. Immer weitermachen.


 


Samstag, 30. Dezember 2006


Peace and Noise

60 Jahre. Gelebt, überlebt und davon berichtet. Patti Smith. Wunderbar.

Radau | von kid37 um 15:59h | 7 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Mittwoch, 27. Dezember 2006


Was man ohne Blume sagt

I saw this film in Sundance and enjoyed it tremendously. It is very short, and my husband wasn't thrilled by it. But my husband is a complete idiot.

Aus der Reihe: Die schönsten Nutzer-Kommentare in der Imdb.

Super 8 | von kid37 um 13:17h | 3 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 23. Dezember 2006


Hört! Die Engel singen

Foto via SwapatoriumMeine Schnuffelbären Lieben: Ich mache es mal kurz, ich wünsche Euch ein betrübliches besinnliches Fest, ein bekömmliches Mahl mit Eurem Qualzuchtgeflügel und die richtigen Geschenke.

Da ich nach der Lektüre von "The Gift of the Magi" von O. Henry immer gehemmt bin, selbst eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben, möchte ich auf eine ganz wunderbare, ergreifende, immer amüsante - und wenn man genau hinschaut auch ein wenig traurige - Weihnachtsgeschichte hinweisen von einer meiner Lieblingsbloggerinnen, bei der ich mich immer frage, wieso sie nicht jeder sofort heiraten möchte.

Eine schöne Zeit, mein schönstes Geschenk habe ich nicht auf dem Foto, sondern im Kommentar versteckt.

>>> Mehr Weihnachtsfotos ganz wie früher bei Swapatorium


 


Donnerstag, 21. Dezember 2006


Von der Höh' in die Tiefe

Ach, ach, ach - die Welt wird öder, Tag um Tag. Eine Nachricht, die einen Griesgram wie mich kaum erheitert: Eine von Hamburgs schönsten Buchhandlungen schließt zum Jahresende. In der Innenstadt fast einzigartig mit einem exquisiten Programm an Literatur, Kunst, Fotografie und Film, gibt man nun nach 25 Jahren auf. Offenbar wurde der Mietvertrag nicht verlängert, und die bereits etwas betagteren Besitzer wollten nicht noch mal von vorn anfangen. Im August 2007 wird wohl auch die Filiale mit dem modernen Antiquariat schließen und damit die City endgültig den Bestsellerverramschern der ortsbeherrschenden Großkette überlassen.

Bis dahin gibt die Buchhandlung Von der Höh (Große Bleichen 21) beim Ausverkauf Rabatt. Wer noch ein paar schöne Weihnachtsgeschenke sucht oder in seiner Socke etwas Geld gefunden hat - bis zum 30.12. ist Gelegenheit, die eigene Bibliothek aufzustocken. Ich war gestern schon da.

Und, nebenbei: Das Buch zu mindestens haltbar ist erschienen. Ein Jahr Texte und Bilder von tollen Leuten und sogar einer von mir. Läßt sich hier nachlesen oder dort kaufen. Kostet 11,90 Euro, sieht klasse aus - und ich bin am Erlös nicht beteiligt.