Montag, 23. August 2004


Peer-to-Peer

In diesem Leben werde ich kein Netzwerktechniker mehr. Die Kommunikation zwischen Geräten unterschiedlicher Provinienz, male/female- Steckverbindungen, Sprachversionen, Update-Histories ist in dieser Plug&Play- verwöhnten Welt ein diplomatisches Kunststück, komplexer als die Tanzfiguren einer Quadrille.

Grad wenn man nichts Böses denkt, alles irgendwie im Fluß ist, ist es wie auf der Autobahn: Da zieht einer mit 240 davon und bremst dann den anderen aus.

Ich erinnere mich, mal ein Meister der Improvisation gewesen zu sein. Schnell ein paar Strippen ziehen, aus 'nem Korken mit dem Taschenmesser einen Generalersatz schnitzen, Schnur drum - und dann hält das schon. Erstmal. Aber das Unterfangen nun wurde reichlich naiv von mir angegangen. Ich meine zwar kurz, sehr kurz, einen Bootscreen gesehen zu haben. Aber vielleicht war das nur die Spiegelung eines Photonenblitzes auf der eigenen Netzhaut. In Wahrheit stehen da nur kryptische Fehlermeldungen. IP- und DNS-Einträge scheinen richtig zu sein. Garantiert hat einfach jemand die Benutzerfreigabe verbaselt.

Na ja. Ich bin eh mehr so der Typ für Gartenarbeit. Bißchen Rasen machen, Unkraut und so. Vielleicht ein Mäuerchen ziehen. Solche Sachen.


 



Mystery of Love - Mystery of Death

Wenn man über Miss Monolog dem Link zu Lucy folgt, kann man mal Pause von diesem oder jenem machen.

Videos vom Internationalen Filmfest 2002 in Rotterdam. Spike Jonze, Michel Gondry, Chris Cunningham, Jonathan Glazer et al. waren dort vertreten. Ich wußte nicht, daß Inez von Lamswerde auch Videos dreht. Gelernt.

Abgesurft wurde hier mehr die Radiohead/Pumpkins-Welle. Ich bin ja immer wieder vom "Karma Police"-Clip fasziniert. Ist es nicht eine schöne Metapher auf alles Zwischenmenschliche? Bei "4 Ton Mantis" von Amon Tobin (Regie: Floria Sigismondi, erkennt man sofort) kann man sehen, wie meine nächste Wohnung aussehen wird.

Super 8 | von kid37 um 13:08h | 2 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 



Auch fast 40

früher war die einfach da und irgendwann weg, heute wird sie intellektuell seziert, bevor sie überhaupt an die tür klopft

(Via autofab)

Man kennt irgendwann das Ende auch schon.

Zwillingsforschung | von kid37 um 02:21h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Montag, 23. August 2004


Venceremos!



What Famous Leader Are You?
personality tests by similarminds.com



 



Backup

Backup Datum: 23.07.2003
Alten Zustand wiederherstellen?


Um Gottes willen!

Ich fand noch eine Registry und ein paar Systemdateien vom letzten Monat. Nun ist er wieder halbwegs auf den Beinen. Mit Krücken. Fragil. Scheint, als wäre mehr verloren gegangen als nur der Communicator und ein Mailaccount. Die Katzenbilder sind alle noch da, auch die von den exotischen. Alle 700 MB. Auch die 2 MB Entwürfe für die Fabrik, für die ich den Rechner ja habe, sind erhalten.

Aber ein paar Kid-Updates sind wohl fragmentiert. Das ist sehr bedauerlich, trugen sie doch dazu bei, daß das System in den letzten Wochen insgesamt wesentlich stabiler lief. Die Stereo/Mono-Umschaltung scheint ebenfalls Schaden genommen zu haben. Ich hoffe, es ist nichts dauerhaftes.

[Edit: Quickspace immerhin laufen wieder. "Don't give up". Was sonst. Firewall läuft auch wieder. Man muß sich schützen in diesen Zeiten.]


 


Samstag, 21. August 2004


Fuck



I can simply not relate.


 


Freitag, 20. August 2004


Mauerdurchbrüche

Man muß natürlich auch vorsichtig sein.


 


Freitag, 20. August 2004


Bankgeflüster


 



VPL

Während der Mittagsexkursion in die Innenstadt war bedauerlicherweise wieder einmal Gelegenheit für gewisse stilpolizeiliche Ermittlungen. Die Jahreszeit mit den linden Lüftchen provoziert ja regelmäßig mit Ansichten, die wie blanke Reißnägel ins Auge fallen.

Offenbar ist für junge Damen diese Saison die Hosenfarbe Weiß angesagt. Kurz hintereinander marschierten gleich drei dieser Exemplare aus durchscheinender, wohlgefüllter Baumwolle vor mir her. Nun wäre ich der letzte, der etwas gegen die anmutige Bewegung runder Formen hätte. Aber wie sieht das denn aus? Durch diese transparenten Hosen sieht man überdeutliche nackte Hintern, über denen ein dreieckiger Stoffetzen dünne Strippen gerade noch zusammenhält. Meine Damen, wir sind doch nicht am Strand von Las Palomas!

Die Stringtrendfarben (sofern sie nicht aus echtem Leder sind, wie wir hier erfahren können. Ach so, waren gar nicht gemeint. Egal.) sind weiß (geht gar nicht), schwarz (geht immer) und blau mit etwas, was wie rote Punkte oder Blümchen aussah. (Zu sehr wollte ich nicht in die Hocke gehen, und ich hatte meine Stilpolizei-Marke nicht dabei, um eine eingehendere Untersuchung vornehmen zu können.)

Wie auch immer, das wissen wir nun. Vielen Dank. Nachdem ich gestern in irgendeinem Blog, das mir gerade nicht einfällt, was von "zerfetzten Höschen unterm kurzen Rock" gelesen habe, scheint sich ebenfalls anzudeuten, daß der Trend dieses Jahr eindeutig wieder zum "Ich trage Unterwäsche" geht. Das ist löblich, nicht immer aufregend, aber gut für die Blase.

An den Anblick minderjähriger Schnurwäscheträgerinnen, denen das Stoffdreieck irgendwo zwischen den Schulterblättern hängt, hat man sich ja schon gewöhnt. Man zuckt ja nur noch hilflos mit den Schultern. Aber transparente weiße Hosen bringen dieses Land, das ja sogar andere Probleme als die Rechtschreibreform hat, wie ich immer wieder lesen muß, nicht weiter. Zumal, und ich muß es leider sagen, es nicht immer nur lockende Ansichten sind, die einem da - freiwillig oder unfreiwillig - präsentiert werden.

Wenn das nicht bis morgen aufhört, ziehe ich kurze Pfadfindershorts an und schocke mit weißen, haarigen Beinen zurück. Oder probiere doch den Red Hot Chili Peppers-Look. That's official!


 



Stille im Stroh

Das ist ein alter Beitrag, der vor längerer Zeit seinen Weg zu Flokati fand. Dort passiert aber leider schon lange nichts mehr. Und weil er gerade hierzu paßt, hole ich ihn heim.


Als Kind war ich in den "großen Ferien" immer bei meiner Großmutter, die in einer schleswig-holsteinischen Backstein-Kate direkt neben einem Bauernhof wohnte. "Hausen" würde man heute wohl sagen, denn es gab nur ein Plumpsklo, das sich in einem gemauerten Schuppen gegenüber des Häuschens befand. Wasser gab es nur aus einer Pumpe auf dem Hof. Morgens wurden zwei Eimer geholt - einer für Trinkwasser, der andere für Brauchwasser zum Waschen. Die Eimer wurden in der Küche auf zwei alte Stühle platziert, und dann nahm man sich zum Waschen etwas davon in eine Schüssel. Vor dem Häuschen gab es eine kleine Rasenfläche und einen kleinen Weg, der aus grobem Kopfsteinpflaster bestand. Hinter dem Haus befand sich der Nutzgarten. Dort standen ein paar alte Kirsch- und Apfelbäume und Beete, in denen Mohrrüben und Kartoffeln wuchsen.
Ich fürchte, das Ganze war alles ein wenig schäbig. Aber als Kind was es das Größte. An der Kate befand sich noch ein alter Kuhstall, der aber nicht mehr genutzt wurde und voller Gerümpel stand. Hier, fürchte ich, haben noch richtige alte, antike Schätzchen gelegen. Perdu.

Das aufregendste aber war der Bauernhof nebenan. Dort wurde die Milch gekauft. Ein gefährlicher, großer Hund lag an einer langen, klirrenden Kette, von der man nie genau wußte, wie weit genau sie reichen würde. Vorsichtshalber sind wir Kinder immer ganz flink an ihm vorbei und haben uns in die Ställe geschlichen. Hier haben wir nach den Kälbern geschaut oder die Fütterung der Schweine beobachtet. Manchmal waren wir auch häßlich zu den Hühnern oder spielten mit der einäugigen Katze. Ein wenig unheimlich war auch der "Verrückte". Die Bauern hatten einen behinderten Sohn unbestimmten Alters, der sich in unartikulierter Sprache mit uns zu verständigen versuchte und ansonsten seinen geheimnisvollen Geschäften nachging. Als Kinder waren wir grausam genug, ihn hinter seinem Rücken zu hänseln - auch wenn ich immerhin zugeben kann, daß mir das als nicht "ganz richtig" vorkam. Aber die Dorfkinder neigten auch dazu, sich vor mir als "Städter" als besonders abgebrüht und weltläufig zu produzieren.

Mit Vorliebe wurden mir auch die grausamen Geschichten erzählt. Wie sich Kinder im Getreidefeld versteckten, um ihren Vater zu überraschen, der mit seiner riesigen Erntemaschine das Getreide mähte. Die meterlange Messertrommel glänzte böse im Sonnenlicht. Und natürlich hat er im infernalen Lärm seiner Maschine die eigenen Kinder nicht gehört und ihnen mit der Mähmaschine die Arme abgeschnitten.

Dann spielten wir immer Verstecken im Stroh. Im Nachhinein war das wohl gefährlicher als sich während der Ernte im Getreide aufzuhalten. In der Scheune lagerte das Stroh meterhoch. Wir sprangen von wackeligen, gepressten Ballen hinunter ins Heu und wühlten uns durch labyrinthische, enge Tunnel, die manchmal zwei, drei Meter steil nach unten führten. Es war heiß und stickig in der Tenne und die Strohhalme pieksten uns in die Arme und bohrten sich durch unsere Hemden. Wir wären wahrscheinlich jämmerlich erstickt, wenn die Strohballen über uns zusammengefallen wären. Aber daran haben wir nie gedacht.
Einmal habe ich einen verdorrten Hühnerfuß im Stroh gefunden. Ich habe nie herausbekommen, ob den die einäugige Katze oder der verrückte Sohn dort hineingelegt hatte. Oder ob das dumme Huhn während der Ernte im Getreide herummarschierte.


 


Mittwoch, 18. August 2004


Der gefundene Satz, 6

"Jeden Tag trifft irgendwo jemand die Entscheidung, jemand anderen zu zerstören."

Adaption (USA 2002).

Super 8 | von kid37 um 14:33h | 10 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Dienstag, 17. August 2004


Die weiße Haut

Ein frankokanadischer Ausflug in die Welt der Succubi. Der Student Thierry lebt mit seinem schwarzen Freund Henri (Thierry - Henri - soll das witzig sein?) in einer WG. Thierry mag keine Rothaarige, und der Film macht nach vielen unnötigen Schleifen ins öde Hierhin und Dorthin (Studienprobleme, abgebrochene Spontanumzüge) auch klar, warum er recht daran tat. Denn kaum schleppt er doch mal die rothaarige Claire ab, entpuppt die sich als Succubus. Die beiden hampeln dann etwas unkoordiniert auf Thierrys Bett herum (manche würden dazu wahrscheinlich sagen "leidenschaftlich", aber mir wäre das entschieden zu hektisch), dann macht sie etwas, was man wohl als kinky bezeichnen könnte. Aber warum auch nicht? Nur Henri schöpft gleich Verdacht.

Dann passiert erstmal wieder nichts, dann will der Film doch lieber eine Komödie sein, dann gibt es bißchen Blut. Der Film endet als Komödie, hinterläßt ein paar Tote und jede Menge Logiklöcher.

Die Botschaft war nun schon in der Eröffnungssequenz klar, wenn Thierry seine Abneigung gegen Rohaarige bekennt. Warum er sich dann doch eine krallt, wird sein Geheimnis bleiben.

Die Gefährlichkeit von Rothaarigen war mir hingegen schon lange klar, und ich habe auch Beweise dafür. Dennoch habe ich ein Faible für Rothaarige und irgendwie auch für Frauen, die ein klein wenig gefährlich sind. Wobei sich die Betonung mit zunehmendem Alter immer mehr auf "klein" und "wenig" verschiebt. Mein persönlicher Succubus saß im Publikum, mit weißer Haut und roten Haaren. Das muß ja nun nicht sein, habe ich erneut festgestellt. Wenn auch nur am plötzlichen Durchstrom hochkonzentrierten Adrenalins. Und an der Stimme, die plötzlich flüsterte: "Haben Sie schon mal über eine Beschäftigung im Ausland nachgedacht, Herr Kid?"

Ich habe nach wie vor Schwierigkeiten, gemeinsam mit dem Succubus in geschlossenen Räumen zu sein. Deshalb meide ich auch bestimmte Orte. Man weiß nie, von welcher Seite der Leinwand das Blut dann spritzen wird.

Und zu sagen gibt es ja nichts. Der Succubus ist auch nicht so dumm und würde fragen. Wozu auch. Das war schon vor Jahren nicht anders. Es ist auch nicht die Zeit, einen "Kaffee" zu trinken. Es ist auch nicht die Zeit, wortlos gemeinsam auf dem Klo zu verschwinden, um dort dann, hektisch womöglich, Dinge zu tun, die vielleicht ein wenig kinky sind. Ich bin dafür zu schüchtern, und der Succubus hat gewiß blutvollere Opfer.

Wie man einen Succubus befriedet und heilt? Man mache ihm ein Kind und spiele sein Spiel. Für diese Antwort hasse ich den Film.

Den andererseits sicherlich netten Film Octane heute abend habe ich mir nun vorsichtshalber gespart. Obwohl die "erotischen Fänge einer Sekte gut gekleideter Bluttrinker" sehr verlockend klangen. Für heute aber reicht es an Succubi.

La Peau Blanche (Kan. 2004). Regie: Daniel Roby

Super 8 | von kid37 um 22:09h | 13 mal Zuspruch | Kondolieren | Link