Donnerstag, 9. April 2009


Fragmente



Man wacht auf, die Decke übersäht mit den Traumfetzen der Nacht. Was beim morgendlichen Schwung aus dem Bett aufgewirbelt wird, durch die Luft schwirrt wie eine Traube irregeleiteter Schmetterlinge, gilt es zu sortieren, einzuordnen. Nicht alles kann mit auf die Reise durch den Tag, kann sich den Platz in der schäbigen Aktentasche teilen mit Pausenbrot und Thermoskanne. Da sind die angedachten und halbfertigen Gedanken, Erinnerungen, gute, böse, ein paar unzüchtige, die bleiben natürlich zuhaus, eine bißchen Gram vielleicht, Ärger mit der Fiskalbehörde, dem Stromversorger, Fetzen von heiligem und auch unheiligem Zorn, den man besser zerhäckselt, zerreißt, vielleicht als Würze bewahrt, als kleine Dosis für ein besonders scharfes Mahl. Ein doofer Satz, wie eine häßliche Motte. Eine süße Erinnerung, ein sanfter Geruch, eine Melodie, die je wacher man wird sich in einzelne Töne verliert, ehe sie völlig auseinanderfällt, erst ein Klingelton, dann ein Nichts, auf keinen Fall eine Symphonie, kein Welthit mehr. Eine Vorstellung vielleicht, das Bild eines Strandes, das am Morgen immer grober wird, eine Kinderzeichnung, dann Gekritzel auf einer Tafel. Jeden Tag neues Gepäck, ein neues Sortiment, Begleiter, die man weise wählen muß.

Seine eigene Blogwortwolke kann man auch anders bestimmen, drehen und wenden. (Leider ist der RSS-Feed hier im hermetischen Café nicht richtig konfiguriert, es funkioniert nur mit der schlecht bestückten Außenstelle.)

via Wordle


 


Mittwoch, 8. April 2009


Freundinnen bleiben

- Hausmitteilung -

Abends zaubere ich schnell ein paar Putenstreifen, chilischarf, an roter Paprika. Dazu Ciabatta und Miles Davis im Radio. Man mag in der milden Luft bereits an den Sommer denken. Naked chefs in meiner Küche, ans Fenster hänge ich ein paar Lampions. Kochen wie die italienische Freundin, die zu Grabe getragen wurde. Der Flohmarkt in der Hamburger Heimat wird in einer makabren Synchronizität plötzlich zur Testamentseröffnung, das Erbe wird verteilt, strictly nur für Mitarbeiter. Taschen, Bücher der Starautoren, mit dem Namen des Projekts bedruckte schwarze Jacken. Schau, sag ich. Die könnte man zur Beerdigung tragen. Man will sich besser aufstellen, die Schlagkraft erhöhen, die Position ausbauen. Deshalb hat man es jetzt mal tot gemacht. Wie ein Osterlamm, das zuviel Gras fraß. Denk nicht drüber nach, es ist schon in Ordnung. Es sind nur Zeichen, die uns den Weg zum Ausgang zeigen.

Wir tanzen solange das Hasenballett.

Tentakel | von kid37 um 18:11h | 5 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 4. April 2009


T(o)uring

Während auf dem großen Kongreß in der noch größeren Stadt die allergrößten Namen der Szene darüber klagen, daß Blogs zu wenig originären Content produzierten, aber zu viel verlinkten, zitierten und überhaupt parasitär von den alten Medien bloß lebten (und dies von einem, dessen Erfolgsblog der Idee nach schon ein in diesem Sinne bloß abhängiges, parasitäres ist - und ich im übrigen dachte, da liest jemand wohl die falschen Blogs; ich lese solche, die voll sind mit Geschichten und Abenteuern und Erlebnissen, aber die sind den meisten möglicherweise einfach zu unspektakulär), fiel mir eine prima Geschäftsidee ein, die sich zu Nutze macht, daß so sehr viele Menschen unterwegs noch sind ohne ein tragbares Telefon mit Anschluß an dieses Internetz und schlicht auch nicht nachfragen möchten. Beim Mitmenschen. Ein Automat nämlich, eine Maschine, die überall steht, an großen Plätzen, wie ein Fotoautomat, in dem man unzüchtige Bilder macht oder etwas für ein Ausweispapier, und die nach dem Ja-Nein-Prinzip allerlei Fragen beantworten kann. Am Ende bekommt man eine kleine Karte ausgedruckt, gleich einem Beförderungsausweis - und das ist es schließlich auch -, auf der dann meinetwegen steht >>Sie sind blond<< nachdem man sich durch Verästelungen wie >>Ich habe Haar<< >>Es ist hell<< >>Es sieht aus wie bei Brigitte Bardot<< usw navigiert hat. Expertensysteme nannte man das früher, als Überlegungen zur künstlichen Intelligenz sehr en vogue waren. Was einem halt so einfällt im Morgengrauen nach einer langen Nacht und einem gleich sehr genial erscheint oder wenigstens folgerichtig. Es gibt einen Namen für solche Maschinen, aber ich komme nicht drauf. Die Antwort auf meine Frage gerade lautet: >>Sie brauchen jetzt mal etwas Schlaf<< Danke, es klingt am Ende immer so einfach. Gute Nacht.


 


Donnerstag, 26. Februar 2009


Warum ich alles ändern muß

Mich erreichte heute diese Videobotschaft, und sie hat mir sehr zu denken gegeben.



via Wurzeltod

(Und ja, ich weiß, es ist was virales, aber ich habe vor einiger Zeit den Piloten zu Breaking Bad gesehen und fand den super. Und ihr wollt es doch auch. Gebt es zu.

Tentakel | von kid37 um 16:01h | 7 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Freitag, 30. Januar 2009


...



Schade, daß wir uns nie wirklich getroffen haben, diese Gelegenheit habe ich verpaßt. Denn als ich auf ihn aufmerksam wurde, war er schon fast nicht mehr in Hamburg. Dort in seiner "Residenz", wo ihn einige besucht hatten, bin ich nie gewesen. Aber dann habe ich ihn rasch gemocht, seine Geschichten, seinen Witz, die derbe Komik, die Selbstironie, das Gespür für Traurigkeit. Da war jemand, der auf See alle Wetter erlebt hatte und das Wissen darum bewahrte. Der nicht den Geist einer Geschichte vergaß, wenn er eine Anekdote erzählte. Der von einem reichen Er-Leben erzählte, ohne Prahlerei und Arroganz. Der jünger war als viele, die es vom Alter eigentlich sein müßten. Der einen immer wieder überraschen konnte. Kurz, er nahm einen mit auf einen tollen Törn durchs Netz, der Edi.

Am Mittwoch ist er gestorben. Da hat er wieder alle überrascht.

Tentakel | von kid37 um 12:14h | ein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Freitag, 23. Januar 2009


Geh deinen Weg

Gerade lese ich, daß Diablo Cody auf der Berlinale für den Nachwuchspreis nominiert ist. Ein Porträt der Bloggerin, die für ihr Drehbuch zu "Juno" bekannt wurde, hat auch unser aller Lieblingsqualitätssender 3Sat verfasst.

Von ersten "Schreibuebungen" [sic] in Blogs ist die Rede, wozu sollten die Dinger auch sonst gut sein, und daß sie rasch einen Literaturagenten fand. Überhaupt alles ein wenig "Von Html-Rags to Riches", aber bitte, der Bericht stammt von vor der Krise. Wie es halt so ist, Blog aufmachen, super Schreibuebungen machen schreiben, Literaturagent, dann Hollywood-Produzent, schnell ein Drehbuch, Oscar, Spielberg usw. Alles prima. Aber der Titel dieses Beitrags? "Eine Bloggerin geht ihren Weg". Oh je. Das klingt nicht nach "Juno", das klingt nach Schreibuebung ARD, Freitagabend, 20.15 Uhr. Freunde, das könnt ihr besser.

Also, Diablo Lindström, geh deinen Weg!

(Ach so, sie arbeitete mal als Stripperin. Sonst klickt ihr das da oben ja nicht.)

>>> Bericht auf 3Sat


 


Freitag, 31. Oktober 2008


Schwermut

Süden, Osten, Norden und Westen.

Herr Schneck hat da eine wunderbar melancholische Befindlichkeitsstrecke zusammengetragen.

Tentakel | von kid37 um 22:00h | 3 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Montag, 1. September 2008


+++ Reklame +++



Bis kurz nach dem offiziellen Herbstanfang werde ich hoffentlich wieder rasiert und gekämmt sein - denn zu dieser Veranstaltung möchte ich gerne hin. Ich werde da einiges zu erzählen haben, so ganz unter uns. Vor allem freue ich mich aber über die charmante Isa, dem nicht nur literarisch Exquisites auftischenden Herrn Paulsen und den mit Herz und Dame gesegneten Merlix. Moderiert wird der Abend von Bov Bjerg, was allein schon das Kommen lohnt.

Im Anschluß gemeinsames Singen und gleich darauf zum Kaffee.Satz.Lesen. Müßt ihr machen.


 


Mittwoch, 18. Juni 2008


<< Fast Rewind

193 Seiten in etwas über 17 Minuten. Lesen kann es nicht sein, was hier gerade ein Besucher aus einer mir auch ganz gut bekannten Großstadt treibt. Hallo, und guten Abend. Irgendwie bin ich bei solch exzessivem Stöbern in den Archiven ja doch merkwürdig berührt. Einmal las sich jemand zwei Jahre zurück. Aber das war eine andere Geschichte. Das habe ich verstanden, auch wenn ich wußte, daß die Antwort nicht im Blog liegt. Fast hätte ich es damals laut geschrien. Fast.


 


Freitag, 23. Mai 2008


Kaffee.Satz #50

Der Werbung und der Erweiterung menschlichen Bewußtseins halber möchte ich kurz auf eine wichtige Information bei Herrn Paulsen verlinken. Es wird eine sportliche Herausforderung für Mensch & Material, wo am Ende wie so oft im Leben nicht Tempo, sondern Zähigkeit und Ausdauer den Genuß davontragen werden.

Dort, wo noch Menschen und keine Maschinen lesen, wird es auch ausgezeichnetes Essen geben. Sonntag, 25. Mai. Einlaß ab 10.00 Uhr, rechtzeitig zum Gottesdienst.

Tentakel | von kid37 um 13:50h | 6 mal Zuspruch | Kondolieren | Link