Samstag, 6. Juni 2009
Als ich heute beim Lebensmittelmarkt war, gingen mir - neben der zur besseren Erinnerung in Reimform gehaltenen Einkaufsliste - zwei Dinge durch den Kopf. Der Satz "Der Tag, an dem ich bereit war für einen Einkaufsshopper" nämlich, den ich bei Nothing - Ein Weblog über den Ekel über den eigenen Verfall einstellen würde, gäbe es das Blog noch, und dann die Melodie von "Surabaya Johnny": "Und sagtest, ich solle mit dir gehen/Du kämest für alles auf." So stand ich zwischen Dosenregalen mit Erbsen fein und mit Möhren gemischt und Ständen mit frischen Erdbeeren aus heimischen Anbau und summte "...warum bist du so roh?"
Und auf dem vollgepackten Rückweg, bislang allerdings weiterhin ohne Einkaufsshopper mit acht Segeln, dachte ich weiter summend und schwitzend ("Und du gehst, ohne etwas zu sagen/Und dein Schiff liegt unten am Kai"), daheim vor Reede könnte ich ja mal wieder meine Lotte-Lenya-Platte hören.
Daheim aber, noch weit vor Birma also, war die gar nicht so leicht zu finden. Ich wühlte durch meinen immerhin überschaubaren Stapel ("Hinauf und hinab durch den Pandschab/Den Fluß entlang bis zur See") und fand dabei allerhand und auch allerhand vergessenes (die ganzen Bowie-Platten, der Karajan, sieh an, Pink Floyd, meine Güte, der ganze Kanon einer Kindheit in den Siebzigern), aber nicht die Lenya. Und mit Nothing im Kopf dachte ich, wie ich wohl verspottet werden würde, wüßten nur die jungen Leute davon, wie ich da hockte vor meinem Plattenstapel, auf Knien über den Teppich rutschend, leise grummelnde Signale der Ungeduld austoßend. Diese jungen Leute würden ebenso ungeduldig sagen, Mensch Alter, dabei lässig und zackzack mit dem Auswahlrad ihres MP3-Abspielgeräts rotierend, da, die Lenya! auch die obskuren Aufnahmen! Oder sie würden sagen, Mensch Alter, schaust du hier, Youtube, oder DingsFM, zackzack, ein Mausklick. "Du hast kein Herz, Johnny/Du bist ein Schuft, Johnny", summte ich dann. Mag alles sein. Aber die Dave-Brubeck-Platte und die "Dancing à la Discotheque" mit den schönen bunten Cocktail-Fotos auf dem Cover und - "Nimm die Pfeife aus dem Maul, du Hund" - die "Still"-Doppel-LP hättet ihr dabei nicht entdeckt. Und ihr wärt auch nicht über die Frage gestolpert, aus welchen verborgenen Gründen Miles Davis neuerdings direkt neben Public Image Ltd. steht.
Montag, 18. Mai 2009
Am Samstag auf dem Flohmarkt erst eine hübsche Strecke erlegt, alte Fahrräder beschnüffelt und noch ältere Schränke dazu, eine skelettierte Leiche entdeckt, die gemeinsam mit ihrer Handtasche begraben wurde, ein paar Bücher durchstöbert, etwas gekauft. In der Tasche meine DVD von Wild at Heart gehütet, ein Film, den man mag, wenn man romantisch ist und aus der Zeit, als Nicolas Cage noch ein Schauspieler war. Leider habe ich keine Schlangenlederjacke gefunden.
Später beim famosen Herrn Krüger die Installation von Simon Hehemann und Stefan Vogel ("Ach scheiße, da komm ich gerade her") bewundert, die unser aller Lieblingsgalerie mit über 300 Autoreifen in eine Gummizelle verwandelt haben. Imposant, aber auch der Geruch, weshalb dieses Kunstrennen etwas früher zum Boxenstopp mußte als geplant. Anschließend dann Feinkunst Kaffee & Kuchen serviert auf einem echten Passfeld. Das, liebe Feuilletonfreunde, muß man erst einmal nachmachen. Das ist wie Frühstück im Grünen auf einem echten Monet.
Abends dann Schlager-Grand-Prix-Party mit einigen hochbekannten Bloggern, frohgelaunten Speisen und, man kann es ruhig zugeben, Alkohol. Für die Musik war ja gesorgt. Dachte man. Bereits nach den ersten Einlassungen des neuen Moderators wurden Stimmen laut, die Wir wollen unseren Peter Urban zurück riefen. Aber man muß ja auch den Wandel seine Chance geben. Dann aber hieß es einstimmen auf die Vielzahl der Länder, darunter Gebiete, von denen man - seien wir ehrlich - nach wie vor nicht sicher ist, ob sie nun vor oder hinter den Ural auf der Landkarte zu plazieren sind.
Die hochbekannten Blogger fingen bald alle an zu twittern, meine erste Begegnung mit diesem Phänomen im offen geführten Feldexperiment. Ich muß sagen, diese Pest interessante Technik ist nichts für mich. Namen anderer ehemals hochbekannter Blogger wurden verkündet, wenn deren Gezwitscher auf dem Minibildschirm mitgeführter Mobiltelefone auftauchte, und man versteht, wo die alle geblieben sind. Die gelungensten 140 Zeichen wurden jeweils mit Applaus und Gelächter honoriert, @xy - Douze Points! Ich denke, ein bißchen ist das ja wie schneller Sex auf der Bahnhofstoilette, ein Thema, von dem ich ebenfalls keine Ahnung, aber dreckig, zügig und gemein leuchten jedem ein. Wenn die das wenigstens mit dem Mund oder mit dem Fuß machen würden, die Twitterer jetzt, so liebevoll und rührend wie diese Karten aus Bethel, die man zu Weihnachten immer kauft. Aber es ist Daumenarbeit, eine Metapher, die ich mir selbst noch nicht ganz erschlossen habe. Oder wie Tim Frühling, der Mann, der den Grand Prix moderierte, meinte: Das ist Norwegisch, da kann ich ihnen jetzt auch nicht helfen. Ich glaube, für die Könige des Kalauers ist das aber eine tolle Sache, wir hatten auf Klassenfahrten auch immer solche mit an Bord. Die beherrschten manchmal so kleine Zaubertricks wie der Sänger aus Litauen, der den Sangesreigen eröffnete und den ich ad hoc auf den letzten Platz prognostizierte. Flämmchen in der Hand, wie putzig. Die großflächigen Bühnenfeuerwerke der nachfolgenden Auftritte ließen den Lituehnen wie einen Hütchenspieler erscheinen, der sich ins Vorprogramm von Copperfield gemogelt hat. "Die Ironie haben Sie jetzt hoffentlich gemerkt", wie Herr Frühling viel später nach einer auffällig deviant vorgenommenen Punktevergabe launig in die Runde warf.
Die Portugiesen versuchten es mit Fado-Polka, das war schön bunt und gefiel mir gut. Die Armenier schickten Lene Lovitch ins Rennen, leider ohne Erfolg, denn die kennt keiner mehr. Über Island und Schweden und all die anderen Musical-Lieder, und das gilt insbesondere und erbarmungslos für England und auch für Malta, das mit einer Paula Potts verblüffte, sonst aber nicht, möchte ich mich nicht weiter äußern. Grauenhaft, falls ich doch ein Wort sagen muß. Der Einfluß von Modern Talking in Osteuropa wird unterschätzt, überhaupt gab es viel Euro-Trash und Kirmes-Techno, Hannelore Elsner sang für Rußland, und ein kleines Land schickte einen grünen Goblin ins Rennen, der zu Discounterdiscoklängen an einer Minderjährigen herumfummelte. Wenn schon, dann so richtig billig wie die Ukraine mit ihrem Mad-Max-Orchester oder Moldawien, das mit Balkandisco im Glitzerkleid für Stimmung sorgte. Der Norweger, meine Güte. Das war klar, daß der gewinnt. Ein Nils-Holgerson-Schönling mit frech angestrubbelten Haar im Terzett mit zwei rosagekleideten Barbies - so eine Art jüngerer Bruder von David Garrett also, auch so ein Fall, Geige spielt der ja auch. Zurecht Platz eins.
Der deutsche Beitrag hingegen. Alles falsch. Man erinnert sich, Texas Blitz (das ist deutsch, und Sie haben hoffentlich die Ironie erkannt), da dachte man auch, och, Ditsche, den mag jeder, und die Musik von Truck Stop sorgt auf jedem Sommerfest für Stimmung. Dann stellen wir noch einen übergroßen Kaktus auf die Bühne - und schon fragt sich halb Europa, Deuschland, Moment, liegt das jetzt vor oder hinter Arizona? Ein derart erfolgserprobtes Rezept läßt sich natürlich übertragen. Nahm man also diesmal Swing und statt eines Kaktus eine stadtbekannte US-Stripperin, die der Herr Manson, ein ebenfalls stadtbekannter Sänger, möglicherweise unlängst nicht ganz zu unrecht in die texanische Wüste geschickt hat. Ich kenne Leute, die Dita mal kennenlernten und für "sehr nett" befanden, das glaube ich gern. Sie rührt bekanntlich sehr gute Martinis, ich persönlich aber halte sie in gewisser Beziehung für ebenso festgezurrt wie die Schnüre ihres Mieders. Ich mag mich aber gerne täuschen, besser wäre es. So oder so, was für eine dämliche und überaus durchsichtige Idee, den deutschen Musikbeitrag durch einen solchen Gaststar aufpeppen zu wollen (Meine Mutter, die es nicht gesehen hat: "Da hat wohl so eine Dame getanzt."). Man lernt das bei der Journaille (Ist das Heft mal nicht so toll/mach es vorn mit Titten voll), aber übertragbar ist das nicht. Viel mehr, und ich mache jetzt mal das Fenster auf, um mich ein wenig rauszulehnen, hätte man auf die beiden feschen Damen im BDM-Look setzen sollen. Das war doch mal ein genuin authentischer Folklorebeitrag! Blonde Gretchenzöpfe, sexy Kniestrümpfe und eine Sauerkrautgesundheit, die sogar das grelle Wasalicht des schwedischen Beitrags überstrahlte. Aber diese Perlen im bühenperformatorischen Schatzkästlein wurden überhaupt nicht erkannt. Zurecht landeten unsere Mädels Jungs ganz hinten.
Anders als ich. Da ich mit meinen tendenziösen Einschätzungen mehr Recht hatte als all die hochbekannten Blogger erhielt ich einen Wahnsinnspreis (Danke Isa!): Die Single (das ist die "kleine Platte" für die älteren von uns) "Fantasy Dreams" von Ami Aspelund, was - ihr wißt das natürlich alle - 1983 der finnische Beitrag für den Grand Prix war. Großartig? Das finde ich auch. Am Ende war eine wirklich lange Strecke erlegt. Törö, Schlager tot.
Sonntag, 26. April 2009
Es ist eine ausgesprochen milde Nacht im noch so frühen Jahr. In der Luft der Geruch vom kommenden Mai, eine Nacht voll Blütenpollen, würden Allergiker klagen, mir scheint, ich rieche noch etwas anderes; Zeit, Lichter zu gucken, an Touristen vorbei, den Koberern, durch die Nacht kreuzen. In der Hasenschaukel feiert das Komakino-Label, zwei kurze Sets von Eerie und Miss Alaska. Der Winter ist vorbei, denke ich, aber ich bringe ein bißchen Herbst mit.
Miss Alaska ist charmant, das Publikum weniger, viele junge Leute, die sich für ihr Leben nicht entscheiden können, ob sie lieber drinnen oder draußen sein wollen. Türen klappern, an Tischen wird gelacht, ein Mann will Rosen verkaufen. Miss Alaska bleibt tapfer, wechselt zwischen Laptop, Geige, Gitarre, Melodica und Klavier, man muß sich immer wundern, wie so kleine Frauen so viel Musik auf die Bühne bringen können.
Menschen lungern seitwärts in den Straßen. Betrunkene vorm Tingeltangel, Federboas kleben an feuchten Hälsen, Bierschweiß strömt aus dem Störtebeker, die Plätze, Stufen und Winkel sind bis zum Hafen runter eng besetzt. Es ist weit nach Mitternacht, doch ein Thermometer sagt 19 Grad. Man kann die ganze Nacht so am Wasser sitzen, ein Bier trinken, vielleicht zwei, den Sound der fernen Party-Barkassen hören, zwei, drei Gedanken fassen, ins Wasser spucken. An dich denken.
>>> Webseite von Komakino
Dienstag, 24. März 2009
Genau so. Nicht lange reden, kein man könnte mal oder irgendwann oder sonst eine Form des ungefähren später, sondern einfach machen, unterm Arm packen, mitnehmen. Danke noch einmal, ich bin sehr entzückt. In letzter Zeit war ich wiederholt angenehm überrascht, wenn alte Helden ihre kleinen Auftritte haben. Neulich die (leider live verpaßten) Buzzcocks, nun eben Wire. Da gesellen sich drei ältere Herrschaften neben einer jüngeren Gitarristin auf die kleine Bühne im neuen, alten Hafenklang und zeigen, was mir an Typen wie, nehmen wir, David Byrne nicht gefällt. Während letzterer ein alternder prätentiöser artsy-fartsy Bohemien im Kaschmiranzug geworden ist, demonstrieren Colin Newman und Co wie man in Würde der Rente entgegenlebt. Die Briten sehen nämlich aus als würden sie unter der Woche die Werkstattleitung bei Autohaus Schmidt & Sohn versehen. Oder die Gemüsetheke im Rewe an der Ecke.
Was ja nicht heißt, daß man nicht eine Menge Lärm machen kann. Während Axel K. mit ruhiger Hand seine Kamera ins Getöse hält, andere, ich sah es genau, mit einem gewissen Schmelz in den Augen die Oberarmmuskulatur des Schlagzeugers betrachteten, ließ ich mich eine Wolke aus Geräusch hüllen, ein Outdoor Miner auf dem Weg in den Postpunk-Bergbau. Wire trugen Schicht um Schicht ab, räumten den Schutt beiseite, das tumbleweed, das die Vorband hinterlassen hatte (die so eine Art Indianer-Prog-Country-Rock auf Peyote machten, was - ich trank mir das schön - notenweise an die Stimmung im Pink Room erinnerte. Es tanzten aber weder Zwerge über die Bühne noch haben Mädchen Kirschstengel im... nun ja, wir waren ja wegen Wire da).
Immer kurz, präzise, zwei, drei Minuten Stakkato, Practice Makes Perfect, gern hätte ich noch Heartbeat gehört, aber Fly in The Ointment und andere Hits fehlten ebenso. Dafür vieles vom neuen Album Object 47 ("Willst du dir das T-Shirt kaufen? Kannst du in zehn Jahren tragen.")
Im Publikum die ein oder andere Genußmittelproblemgestalt aber auch meine ehemalige Lieblingsfernsehmoderatorin, damals, als sie nachts bei Tele5 die ganzen Punk- und Indie-Videos moderiert hat. Ein Abend ohne Schnickschnack, bloß zum Schluß eine aufondolierte Version von 12XU, Gedanken, die man schon mal hat, wenn man wütend ist.
Wenn man aber mit Frau Grey anschließend nachts am Hafen spaziert und den Lärm aus den Ohren schüttelt, wie kann man da noch wütend sein? Es sind diese Momente, die man mitnimmt. Leichtes Gepäck und sehr gewichtig.
>>> Offizielle Webseite von Wire
Montag, 9. März 2009
Ihr werdet es alle gelesen haben. Der wunderbare Konzertkanal Fabchannel schließt seine Pforten. Letzte Gelegenheit also, sich aktuellere Auftritte neuer und alter Helden anzuschauen - in einer Qualität, bei der man fast die Konzertkarte zu sparen sich geneigt fühlen könnte.
Zum Beispiel die älteren Herren von den Buzzcocks hier, die ich dummerweise bei ihrer letzten Stippvisite in Hamburg verpasste. Sie sehen zwar aus als arbeiteten sie unter der Woche bei Elektro-Schmidt - aber in Begleitung von zwei ansonsten dankenswerterweise unauffälligen H&M-Punks in der Rhythmus-Sektion schrebbeln die Helden meiner Jugend mit lockerer Hand die schönen Hits von früher™ runter, daß man die Füße kaum unterm Schreibtisch halten mag. Und wenn sie dann "Nostalgia (For an Age yet to come)" singen, kann das nur augenzwinkernd gemeint sein. Denn spätestens dann ist man dem sentimentalen Gedenken an damals® wie unbedeichtes Land ausgeliefert.
Donnerstag, 5. Februar 2009
Jetzt ist er hin, der letzte große Müllmann des Rock'n'Roll. Immer verläßlich wie die Männer in den orangefarbenen Westen hat er die geschätzten letzten hundert Jahre den Dreck aus zerschundenen Trash-Mythen gekratzt und in einem großen Ascheimer unter lautem Dengeln und Röhren so lange verrührt, bis das Publikum zu Teenager- Werwölfen wurde. Lux Interior wurde gerade mal 62.
>>> The Cramps, You've Got Good Taste
Sonntag, 1. Februar 2009
Damals lag No Future noch vor mir.
Samstag, 24. Januar 2009
As though I'm moving to the end.
(The Duke Spirit, "The Step And The Walk")
Schwermut, schwereres Blut. Unter dem Pflaster Kopfstein, quer. Unverrückt bleibt alles hier. Ich aber gehe ins Wochenende.
>>> The Duke Spirit. The Step And The Walk.
Donnerstag, 4. Dezember 2008
Heute durfte man bei Isa ein wenig über das traurigste Lied sinnieren. Ich kenne mich ja mit Traurigkeit nicht so aus, weil ich mehr so der lebenslustige Typ bin, wie meine Ärztin, die aus Berlin stammt, und ich heute feststellten, während wir meine Werte besprachen und dabei gemeinsam das Brandenburg-Lied von Rainald Grebe summten. Das allerdings ist aber nur bedingt traurig.
Es gibt auch einen feinen Unterschied zwischen echter Traurigkeit und, nun ja, Gejammer. "The Drowning Man" von The Cure beispielsweise ist natürlich ein ziemlich tränen- und wassernasser Runterzieher. Aber traurig ist es nicht, es ist Gejammer. Hingegen "Easter Sunday" von Patti Smith, das ist traurig.
Richtig traurig aber ist "Wichita Lineman" - aber nur und ausschließlich in der Version von Johnny Cash, dem Mann mit dem man gern über ein oder zwei Dämonen hinweg ein, zwei Sätze gesungen hätte. Das Stück, ursprünglich von Jimmy Webb und bekannt geworden durch Glenn Campbell, ist im Grunde ein Liebeslied. Das sind viele traurige Lieder, aber bei diesem Liebeslied ist von vergangener Liebe erstmal gar nicht die Rede. Vordergründig schwebt hier nur die Wehmut durch die dürren Zeilen, die die Arbeit eines Typen beschreiben, der die elektrischen Überlandleitungen in der Ödnis von Kansas überprüft. Simple Dinge, draußen sein, Drähte flicken, das Wetter beobachten. Würde es regnen, könnte er auch mal eine Auszeit nehmen. Und natürlich, da lügt der Text, keine kleine. Und dann ist da schließlich auch noch etwas anderes. Die Stimme, die er hört, wenn die Drähte summen. Aber er muß ja seinen Job machen.
"And I need you more than want you/And I want you for all time", das, Freunde, muß man auch erstmal von der linken in die andere Herzkammer transportiert bekommen. Oder auf dem Klavier spielen für jemanden, wenn man dort nicht verscheucht wird. Ist aber auch wahrscheinlich wenig Zeit für, wenn man pflichtbewußt ist, denn The Wichita Lineman is still on the line. Man muß ja immer weitermachen.
Samstag, 22. November 2008
Ein Gefühl von lazy sunday, dabei ist erst Samstag. Die Sonne ergießt sich durch die Fenster, alle Vorhänge auf, Schnee drüben auf den Dächern, aber es glänzt wie ein Silberstreif.
Vom knisternden Dual die Musik einer Zeit, die nicht unschuldig war. Aber ich.
Wie ich auf nackten Füßen sonntags morgens ins Wohnzimmer stapfte, die Likörreste in den Gläsern probierte, den Deckel des Plattenspielers öffnete und auf Start drückte. Vater hatte es mir gezeigt.