Freitag, 12. Januar 2007


Dogstar Rising

Ein Gott wird an Schönheit und Kraft
und Klarheit
erkannt, aber ein Gott
wird nur durch Liebe
erfahren.
(Robert Anton Wilson)

Neues Jahr, neue Tote. Carlo Ponti, Yvonne de Carlo und - weitaus unbemerkter - der lange schon schwerkranke Schriftsteller Robert Anton Wilson ("Illuminatus!").

Erst relativ spät, ich war schon an der Uni, stieß ich auf sein umfangreiches Werk - und war eine zeitlang wie vergraben in Verschwörungstheorien (alle 23!), Mind-Mapping, Sufismus und Theoriewirbel, wobei ich nie sehr weit kam, weil ich schon damals immer nur Kamillentee trank (Safe as Milk!).

Seine Bücher waren imposante, wild-bizarre Reisen durch Wissenschaft, Geschichte und Mystik, die Einstein und Crowley an einen Tisch brachten, ein geheimnisvolles Unterseeboot auf die Reise nach Mu (Haha!) schickten und die Weltherrschaftsambitionen eines geheimen bayrischen Freimaurerordens untersuchten. Genau das Richtige also für ein Alter, in dem man endlos Zeit hat und schwer überzeugt ist, kurz vor dem Durchbruch zum Alleswissen zu stehen. Eine Welt zwischen Wissenschaft und Gott, beschrieben von Bach, Leonardo, Burroughs und Timothy Leary.

Nach dieser Phase begegnete mir RAW seltener. The KLF bedienten sich aus seinem Fundus, Eco verärgerte mit seinem "Pendel", irgendwann hörte ich von der brutalen und, so weit ich weiß, bis heute unaufgeklärten Ermordung einer seiner Töchter. Wilson verließ daraufhin die USA und zog nach Irland. Letztes Jahr berichtete Boing Boing, daß Wilson verarmt und schwer erkrankt im Sterben liege. Bald darauf meldete sich der Mann mit einem eigenen Blog zurück, in dem noch kurz aufblitzte, wie Neugier, Wissensdurst und schräger Humor ein Leben bis zuletzt reizvoll machen.

Heute dann die Nachricht von seinem Tod.

Danke für überaus anregende Stunden, Mr. Wilson! Wohin Sie auch reisen, nach Mu, zum Sirius - es wird geheimnisvoll, ekstatisch und transzendierend sein. Ich mache mir da keine Sorgen.

(Lieferbare Bücher)


 


Donnerstag, 21. Dezember 2006


Von der Höh' in die Tiefe

Ach, ach, ach - die Welt wird öder, Tag um Tag. Eine Nachricht, die einen Griesgram wie mich kaum erheitert: Eine von Hamburgs schönsten Buchhandlungen schließt zum Jahresende. In der Innenstadt fast einzigartig mit einem exquisiten Programm an Literatur, Kunst, Fotografie und Film, gibt man nun nach 25 Jahren auf. Offenbar wurde der Mietvertrag nicht verlängert, und die bereits etwas betagteren Besitzer wollten nicht noch mal von vorn anfangen. Im August 2007 wird wohl auch die Filiale mit dem modernen Antiquariat schließen und damit die City endgültig den Bestsellerverramschern der ortsbeherrschenden Großkette überlassen.

Bis dahin gibt die Buchhandlung Von der Höh (Große Bleichen 21) beim Ausverkauf Rabatt. Wer noch ein paar schöne Weihnachtsgeschenke sucht oder in seiner Socke etwas Geld gefunden hat - bis zum 30.12. ist Gelegenheit, die eigene Bibliothek aufzustocken. Ich war gestern schon da.

Und, nebenbei: Das Buch zu mindestens haltbar ist erschienen. Ein Jahr Texte und Bilder von tollen Leuten und sogar einer von mir. Läßt sich hier nachlesen oder dort kaufen. Kostet 11,90 Euro, sieht klasse aus - und ich bin am Erlös nicht beteiligt.


 


Montag, 18. Dezember 2006


Supersophen

Spielen Sie Ihre Karten mit Bedacht aus!


 


Donnerstag, 14. Dezember 2006


Autorenporträts

Auch eine fast vergessene Tradition im Zeitalter ubiquitärer (Digital-)Fotoapparate. (US-Amerikanische) Schriftsteller in den 40er Jahren - porträtiert - "so wie sie sich selber sahen" - vom spanischen Maler Luis Quintanilla. Darunter Richard Wright, John Dos Passos, Dorothy Parker, Lillian Hellman und Arthur Miller: eine eindrucksvolle Galerie.

Weitere Erläuterungen zum Hintergrund der Bilder.


 


Dienstag, 28. November 2006


Unter Schirmherrschaft

Ich habe neulich von den beiden konkurrierenden Literaturportalen gelesen, die derzeit im Netz etabliert werden. Das eine ist wohl auf Berlin zentriert, das andere wird vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach betrieben. Die haben dort auch eine Reihe Blogs verlinkt und sehr gute Empfehlungen darunter. Das unterstütze ich sofort. Wo aber sind Suna, Herr Fabe, Mequito und... und... und...?


 


Samstag, 28. Oktober 2006


Der gefundene Satz, 37

Herr Jesus Christus! Du hast alle Leiden Deiner Zeit auf Dich genommen. Doch von einem Leid wurdest Du verschont: Du hast nie die entseelte Arbeit am Fließband erlebt, in die ich unbarmherzig hineingestellt wurde. Aber Du hast in göttlicher Voraussicht meine Arbeit zugelassen. Gib mir die Gnade, daß ich bei dieser geistlosen Tätigkeit meine Seele nicht verliere. Wenn der Geist auch brachliegt, so laß mich um so mehr meine Seele zu Dir erheben und für meinen Bruder neben mir offen haben!

(aus: Pater Leppich. Mit Christus auf der Reeperbahn. 1956.)

(Und nein, man kann "Fließband" nicht einfach durch "Bloggen" ersetzen.)


 


Mittwoch, 11. Oktober 2006


Der erfundene Satz, 1

Jahrelang dachte ich, ich sei David Lynch. Bis ich feststellte, daß ich nur der Zwerg in der Garage bin.


 


Freitag, 15. September 2006


Berufsbilder



via BibliOdyssey


 


Donnerstag, 14. September 2006


Mia san wo eingladn

Zu dir ziagt's mi hin,
Wo i geh', wo i bin,
Hab' ka Rast und ka Ruah,
Bin a trauriga Bua.

(Volkslied)

Meinen liebsten Wien-Witz habe ich schon länger nicht mehr erzählt, hier also noch mal:
Warum ist in Wiener Cafés immer ein Stuhl frei?
Kloa, da sitzt d'r Selbstmord.

In Wien aber schlägt nicht nur oft ein letztes Stündchen, für Wien schlägt auch mein Herz. Weshalb man am 1. Oktober nicht erschrocken fragen sollte, für wen der Stuhl nun freigehalten wird. Es kommt nur ein grauhaariger Mann. Ich freue mich sehr, gemeinsam mit der mir auch bergisch-heimatlich verbundenen Frau Engl, der umtriebig bezaubernden Lyssa und dem tätowierten Herzen Südtirols, Punk-Charmeur Mek Wito, die ein oder andere Welle in einer Tasse Melange zu schlagen. Die Herbstlese (es ist nämlich endlich wieder so weit) wird naturtrübe Texte und heitere Tränen bringen - vielleicht auch ein wenig Tumult und fröhliches Schunkeln (Boid derrisch von da Musi), sollte ich wieder singen mich wieder vor Publikum mit allen überwerfen. Kurt Ostbahn würde sagen: Si auffian wia a Wüda / Saufen wia da Loch / Immer auf da Durchras / Und no imma zu nix brocht...

Ganz besonders aber freue ich mich auf die famose Frau Modeste, die diesen Stein ins Rollen brachte und selbst einige ihrer melancholischen Texte lesen wird. Wo wird es sein? Im Kulturgasthaus, natürlich in der Herbststraße. Nach der Nummer müßt Ihr nicht fragen, die ergibt sich von selbst. Schaut doch einfach herein.


 


Freitag, 4. August 2006


Der gefundene Satz, 35

"Ich denke ja gerne, ich sei ein Retter der Seele, aber manchmal sind die Filme, die wir machen, doch bloß eine Art Werbung für die Produkte, die um sie herum verkauft werden."

(Ang Lee. FAZ, 22.6.2006.)

Ex Libris | von kid37 um 15:13h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link