Freitag, 7. Juli 2006


Der gefundene Satz, 34

Deshalb versteht Bodo sofort, was Theo ihm im zweiten Orakel mit Musil sanft radebrechend eintrichtert: "Menschenhirn hat Dinge zwar glücklich geteilt, doch Dinge haben Menschenherz geteilt." Das ist nie wieder gutzumachen, auch mit Suff und Sex nicht.

(Edo Reents über Frank Schulz' Das Ouzo-Orakel. FAZ, 17.6.2006)


 


Freitag, 30. Juni 2006


Kippfigur

Och nö. Jetzt auch noch der Gernhardt.


 


Mittwoch, 21. Juni 2006


Todesfugen

Autumn waters
of this world wake me
from my drunkenness.

Japanische Poesie zum Thema Tod: Haiku Death Poetry. (Zweisprachig.)


 


Donnerstag, 15. Juni 2006


Der gefundene Satz, 33

I always wanted to write about Denham Fouts. Truman Capote called him "the best kept boy in the world"; Gore Vidal, an "Homme fatal"; Christopher Isherwood, "Satan". He was an improbable literary muse ("Sophie" in Maugham's The Razor's Edge), and a male courtesan who bewitched both sexes, had a scorpion tattooed on his groin and body odour so divine that people fought over his handkerchiefs. His benefactors ranged from King Paul of the Hellenes to a multi-millionaire guano importer. Even Dylan Thomas found him "very beautiful" and Aldous Huxley confessed to dreaming about him. He died on a lavatory seat in Rome aged 34. What a story. Except that none of it is true.

(Robin Muir, Curator. "The Book I wish I'd written". Vogue, ca. 2005.)


 


Montag, 29. Mai 2006


Der gefundene Satz, 32

"Diese Verzweiflung. Die muß doch für etwas gut sein. Es gibt so verdammt viel davon."

(René Pollesch, Heidi Hoh II: Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr. 2000.)


 


Montag, 15. Mai 2006


Kath. Gesangbuch, 717 (Ach, wie flüchtig...)

Sie sitzen strickend an der Wand entlang,
Mützen aus Ruß dem nackten Schläfenbein,
Zur Marseillaise, dem alten Sturmgesang.

(Georg Heym, "Berlin III". 1910.)

Och nee, nicht der schon wieder. Doch, doch. Die dritte Station meiner kleinen Lesetournee führt mich also in die ewig heitere Stadt. Berlin, du dumpf brüllender Moloch, Heimstadt moribunder Menschen... Äh, ja.
(Sorry, got carried away.)

Die geschätzte Frau Modeste hat geladen und so ist es mir eine Freude, die Arbeit an den doppelköpfigen Kälbern kurz beiseite zu legen und in drei Wochen mit den Herren Burnster und Ole aus Absurdistan total wahre Geschichten, strammnüchterne Berichte sowie aus Beipackzetteln garantiert rezeptfreier Kräutermischungen zu lesen. Wie immer nehme ich auch die Beichte ab, kuriere Zahnleiden und schwindsüchtige Tiere und schwitze biblische Motive in mein T-Shirt. Spontane Seligsprechungen vor Ort nach Absprache. Um freundliche Anteilnahme wird gebeten, außer, Herr Burnster plant etwas anderes.
Wir sind bis dahin flitzegespannt.


 


Freitag, 5. Mai 2006


Und von der Stirne heiß...

Als Blumfeld noch Blumfeld waren, kafkaesk und dicht und keine schmusigen Barden (Laß mich ein Blumenfeld sein), da also sprach Distelmeyer:

"Dich interessiert doch nicht, was du erlebst, nur das, was du davon erzählen kannst!" ("Aus den Kriegstagebüchern")

Das war immerhin 1992, Jahre vor Blog-Mania und Hyperzwang. Der Wunsch, Teil einer Dings zu sein, kommt Samstagabend im Gesamtpaket. Da lesen alte Kämpen und charmante Diven, jeder nur 37 Sekunden, bis ich allen die Luft abgedrückt die Luft alle ist. Wird sicher total geil heiß, weshalb ich vorschlug, die Queen Mary 2 in diesem Laden zu parken, auf daß es voll wird, was mir aber egal ist, denn ich habe einen Platz.

Ich lese auch was vor oder foppe A-List-Blogger oder zweifle und weine und zeige meine Stigmata tote Tiere. Man kann mir auch einfach in der hohen Disziplin des Kunstschwitzens zuschauen, wenn ich in fünf Minuten drei T-Shirts durchnässe. Vielleicht gibt es auch wieder Trikottausch mit Bin ich denn aus Düsseldorf? Lu. Vielleicht. Wird. Auch. Alles. Anders.

Sagt doch einfach hallo. Ich bin der mit dem Käsebrot.


 


Donnerstag, 13. April 2006


Der gefundene Satz, 31

Die Süße Traurigkeit wird man in einem gewissen Alter wohl nicht wiederfinden.
Ich glaube, die Süße Traurigkeit ist der angenehme Anfangsschauer gewesen der bitteren Traurigkeit.

(Dieter Roth. Da drinnen vor dem Auge - Lyrik und Prosa. Frankfurt/Main, 2005.)


 


Freitag, 7. April 2006


Der gefundene Satz, 30

Die Technischen Universitäten wurden soeben angewiesen, ihre Diplomstudenten zum Lehramt zu überreden. Ist auch zeitgemäßer, Techniker verstehen wenigstens was von Handys. Und vom Innenleben der Sicherheitsschleusen, die demnächst eine Private Bavarian Security Agency anbieten wird, deren Personal sich aus ehemaligen Sportlehrern rekrutiert, die wegen Burn-out-Syndroms den Schuldienst verlassen haben - und sich jetzt mal richtig gegenüber den Schülern positionieren können.

(aus der Frankfurter Allgemeinen, 3.4.2006.)


 


Montag, 20. März 2006


Der gefundene Satz, 29

Dürfte in Hessen Deutscher werden, wer auf Frage 16 der Landesregierung antworten müßte, es seien fast nur unverbesserliche Antisemiten, die den Holocaust als Märchen bezeichneten, aber sie sollten das Recht haben, diese Meinung auch in Deutschland zu äußern?

(Patrick Bahners über das "Geschichtsbild des hessischen Fragebogens" in der FAZ, 17.3.2006)

Ex Libris | von kid37 um 22:20h | ein Zuspruch | Kondolieren | Link