There are still traces of me in your veins

The beauty spot was borrowed
Now my sweet knife rusts tomorrow
On my confession that is waiting to be heard

(Marilyn Manson, "Spade")

Der dunklere Zwilling lacht sein groteskes Lachen, Zähne frei, beiß gleich rein, hier mein Arm. Ruchlos, reuelos, mit Stolz sogar, von sich berauscht, stumpf.
"Man sucht sich diese Menschen", sagt sie und weiß das besser als ich selbst. Was also lernt man, braucht man, was sind die Nullstellen, die Löcher, die gefüllt werden müssen ausgerechnet durch solche Menschen. Die Intensität, das Drama, die "Reibung", sagt sie. Sie erzählt von sich. Gemessen daran, war ich auf einem Waldspaziergang. Aber Schmerz ist nicht teilbar, nicht vergleichbar. Wir sind hier nicht zum Wettkampf, kein Stierkampf, zum Glück. Wir sitzen hier nur so.

The Mercy Seat | 03:11h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
arboretum - Dienstag, 12. April 2005, 03:27
Die Intensität, das Drama, die "Reibung".

Dieser Schmerz, diese Verzweiflung zählen zu den stärksten Gefühlen, die man haben kann. Vielleicht werden sie deshalb so leicht mit Liebe verwechselt.

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kid37 - Dienstag, 12. April 2005, 03:38
Ja. Ich fürchte auch, man erliegt zu leicht diesen Verwechslungen. Es ist eben eine Substitutionsgesellschaft.

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marie__ - Dienstag, 12. April 2005, 12:13
Irgendwann mußte ich mir mal sagen lassen, daß man sich diesen "Thrill" als eine Form von Energie sucht, die man bei sich selbst vermißt; und auch die Energie in einer Paarbeziehung kann gerade durch Dramen extrem angefacht werden. Bei einigen funktioniert das eben nur im Negativen und Destruktiven. Es gibt Paare, die leben dieses Extrem aus sich Zerfleischen und sich Versöhnen über Jahre, ohne es überhaupt nur in Frage zu stellen, doch man kann ebenso daran zerbrechen, endgültig.

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kid37 - Dienstag, 12. April 2005, 14:24
Da ist viel dran. Ich bin ja ein eher langweiliger und lethargischer Mensch. Brandbeschleuniger erscheinen da manchmal ganz hilfreich. Aber permanente Verunsicherung und Unberechenbarkeit sind dann doch nicht das, was ich mir fürs Leben vorstelle. Nunmehr sind es ja nur noch dunkle Erinnerungen, die von Zeit zu Zeit ihr schlafendes Haupt heben.

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modeste - Dienstag, 12. April 2005, 14:48
Es lebt sich ja auch jahrelang nicht schlecht auf der Messerschneide zwischen hysterischem Drama und tränenreicher Versöhnung, und fühlt sich viel lebendiger an als diese Gräber aus Höflichkeit und Harmonie, in denen andere Leute heiraten und Kinder kriegen und Windjacken im Partnerlook durch öffentliche Parks tragen. In der bunten Galerie der lustigen Lebensentwürfe fehlt es bedauerlicherweise an einigen Modellen.

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wise.up - Dienstag, 12. April 2005, 14:51
Danke Frau Modeste!

Ich sollte vielleicht doch einen Nähkurs machen. Eigene Entwürfe sind gefragt.

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mark793 - Dienstag, 12. April 2005, 15:10
Die Gräber
aus Höflichkeit und Harmonie sind aus der Nähe betrachtet oft gar nicht so tot. Für Drama und Versöhnung ist Platz in der kleinsten Hütte, da beißt das staatlich sanktionierte beiderseitige Nutzungsrecht an den Geschlechtorganen des Zugewinngemeinschaftsteilhabers keinen Faden ab (wie die Scheidungsstatistik hinlänglich dokumentiert).

Grundsätzlich schließe ich mich Ihrem Appell nach mehr Modellvielfalt an. Ich hab mal spaßeshalber (als Nichtjurist) versucht durchzudenken, wie man die Lebensabschnittspartnerschaft als GmbH & Co.KG ausgestalten könnte. Hat sich aber keine Gesellschafterin gefunden, die dieses familienrechtliche Neuland mit mir explorieren wollte. Und so hänge ich nun doch im Standardmodell fest;-)

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kid37 - Dienstag, 12. April 2005, 15:24
Viele betreiben das als AG, wo Anteilseigner wie Liebhaber, die Clique und Anverwandte regelmäßig Mitsprache und Einflußnahme fordern. Da werden manchmal gleich Tochtergesellschaften gegründet, ohne den Vorstand zu informieren (aber den Aufsichtsrat).

Ich bin da zu altmodisch für und mit meiner letzten solchen Start-up-AG glorios gescheitert. Nachher kaufe ich mir eine unauffällige Windjacke. Vielleicht setzt die mal die richtigen Signale. Ich denke noch über weitere Modelle nach.

Vielleicht eine Ich-AG als Hagestolz.

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blue sky - Dienstag, 12. April 2005, 15:27
Das Standardmodell ist immer noch das mit der unbeschränkten Haftung. Bitter, aber anders würde ich es nicht haben wollen.

(Staatlich sanktioniertes beiderseitiges Nutzungsrecht an den Geschlechtsorganen des Zugewinngemeinschaftsteilhabers - sehr schön :-)

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kpk - Dienstag, 12. April 2005, 16:11
Schitt !!! Grad' gestern noch wanderten wir als harmonisches Grab mit Partnerlook-Windjacken umher. Beiderseitiges Nutzungsrecht an Geschlechtsorganen haben wir auch vereinbart. Verdammt, ich werd' gleich depressiv! Mein Leben vermodert in Normalität und Anpassung. Aber nein, wir weichen doch vom Standardmodell ab: Ehevertrag! Keine Zugewinngemeinschaft! Und na sowas, Kinder auch nicht. Wenn's nicht doch schon so verbreitet war', wär's revolutionär :-)

Ist übrigens ein ansprechender Aufenthaltsort hier! Ein echter Lichtblick.

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mark793 - Dienstag, 12. April 2005, 16:29
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Hach, Hagestolz (btw: ich mag dieses Wort). Die Ein-Personengesellschaft mit voller (Boden)Haftung. Grundsolide Anlage, wenn auch mit wenig Wachstumsphantasie.

In der Schublade weitere Modelle fänden sich auch Offshore-Investments, bei denen das EU-Aufenthaltsrecht für die Dame integeraler Bestandteil der Transaktion ist. Hab diese Option auch mal vage geprüft, aber festgestellt, dass ich dafür dann doch zu romantisch veranlagt bin.

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