
Mittwoch, 28. Oktober 2009
Picture me and then you start watching,
Watching forever, forever,
Watching love grow, forever,
Letting me know, forever.
(New Order/Joy Division, "Ceremony".)
Heute übrigens hat Stephen Morris Geburtstag, der Schlagzeuger, über den sein Bandkollege sagte, er sei "daft as a brush". Das mag ihm egal sein - was wurde nicht alles schon über mich gesagt - und er schließlich spielte in zwei der einflußreichsten Bands der jüngeren Rockgeschichte. Gut, besagter Kollege auch, aber das lassen wir mal beiseite. Stephen Morris also, der immer eher wie ein stoischer Arbeiter an der Werkbank wirkt, immer ein wenig entrückt, so als bediente er eine gefährliche Maschine und spielte nicht in einer Band, kein Mann für Girlanden also, mehr so für präzise-unverdrossene Uhrwerksmechanik, feiert heute seinen 52. Auch so ein Ding. Ich seh' uns noch wie damals.
>>> Geräusch des Tages natürlich: Ceremony
Und dann die Party.

Dienstag, 27. Oktober 2009
An der U-Bahn-Station unter dem MQ begegne ich dem Wondratschek. Wir tauschen Blicke, mustern uns zögernd, nicht ganz sicher, ob wir einander erkennen, er geht weiter, schließlich, auch weil er sich nicht traut, mich anzusprechen.
[Aus: Wir zeigen dem Tag nicht mehr diese Schußwunde]

Montag, 26. Oktober 2009



Den ersten oder letzten schönen Herbsttag zum Auslaufen genutzt, Durchlüften, Einatmen, Kind Of Blue, dann hin zu Polke, dritter Teil des Ausstellungszyklus'. Diffuse Kindheitserinnerung, die politischen Jahre, der Pulsschlag aus Düsseldorf, Kapitalistischer Realismus, so hieß das also, Beuys, die Akademieunruhen, überhaupt, diese Unruhe zwischen ausge-x-ten Fahndungsplakaten und dem Busenterror der QuickRevue. Ratinger Hof dann, Charley's Girls, die Katharina Sieverding ("Deutschland wird deutscher"). Heute steht einer vor ihren Fotos und sagt "schöne Brüste". Ein Raum weiter dann wieder Polkes Pornocollagen, Seitenhiebe gegenfür SexismusMachismusMilitanterFeminismusWasweißichmus - die Bilder sind sehr bunt und die Schwänze sehr groß. Vielleicht wurde damals wirklich mit dem Kopf gedacht, heute nickt man mit demselben nur, stehe ich da, also wir Kleinbürger, und sage jaja, was wahr ist, muß wahr bleiben, und wirklich schöne Brüste.
(Sigmar Polke: "Wir Kleinbürger!". Hamburger Kunsthalle. Bis zum 17.1.2010)

Sonntag, 25. Oktober 2009

Wenn man so als Internaut ziellos durch die Wellen surft, begegnet man ja den unmöglichsten aller Dinge, den unbekannten auch oder denen der Vorstellung entzogenen. Bekanntlich hüten dabei gerade die japanischen Seiten oft Schätze von selten bizarrer Pikanterie. In meinen jahrelangen Reisen in diesen oft ausgefallen oder auch bloß wenig bekleideten Gestaden möchte ich sagen, ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. [...] All diese Momente werden verloren sein für die BKA-Server, so wie Tränen im Regen. [Q]
Die Zeit bleibt mir aber noch, das schönste, schmutzigste, berührendste und vollendetste Aktfoto der japanischen Fotografie zu präsentieren. Wenn Erotik das Verborgene ist, das, was man hinter dem Schleier vermutet, also eigentlich in der Absenz und in der Erwartung liegt, dann kann es kaum besser dargestellt werden als es hier gelang. Leider ist mir der Schöpfer dieses Fotos unbekannt. Ein Meister. Laßt uns staunen.

Samstag, 24. Oktober 2009
Ich bin entzückt. Da fliegt jemand über den Atlantik, stolpert dort über einen Button und kann dann bis in die Heimatstadt zurückdenken! Das gelingt manchen ja nicht einmal über kürzere Entfernungen. Frisch aus New York (man muß auch mal andere Städte erwähnen) also erhielt ich diesen wunderschönen Button, mit einem Text, der runtergeht wie ein leckeres Käsebrot. Toll. Danke. Und praktisch: Etwas für die Ausgehuniform oder wenn man sich mal nicht erklären möchte. Ein Fingerzeig auf den Button, und wer dann noch meine Nähe sucht, darf auch Hallo sagen. Kurzsichtige Damen dürfen ruhig noch einen Schritt näher herangehen. Die Karte gehörte jetzt nicht dazu, die bekam ich von jemand anderem, sagt aber dennoch, was ich denke. Schwäche muß einem wirklich nicht peinlich sein, dieses "Ich bin Sieger!"-Geschrei schon eher. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der letzten Zeit: Wie sehr manches auch Angst machen kann. Und wie man plötzlich ganz mutig ist. Take pride in your fears, ihr Wochenendgestalter.
>>> Geräusch des Tages: The Duke Spirit, My Sunken Treasure

Freitag, 23. Oktober 2009
Ein wichtiges Buch, ein gutes Buch. Müßte ich noch ein weiteres Buch schreiben, ich würde dieses nehmen. Aber nun gibt es das ja bereits. Das Tumblr-Projekt 1001 Rules for my unborn Son macht genau das, was im Titel steht, und stellt einen modernen Katechismus aus linealklaren Leitlinien zusammen, für die Gelegenheiten, in denen man nicht Mutti fragen kann. Oder den Vater. "Let's get some things straight before I get old and uncool", die Zeit läuft einem ja unerbittlich davon und manchmal sogar hinterrücks.
Ob es darum geht, wenigstens ab und zu einen Helm zu tragen, oder worauf man achten muß, wenn man eine Gang gründen will - an diesen Ratschlägen gibt es nichts zu deuteln.
Länger mußte ich über das Gebot zu akzeptablen Kopfbedeckungen nachdenken. Ich bin quasi Rheinländer, und einmal, ich gebe es zu , habe ich heimlich einen anprobiert. Die Farbe stand mir nicht, aber vielleicht war es doch der Hut.
Ihr könnt all dem ruhig widersprechen, aber wundert euch nicht über meine Reaktion: Never respond to a critic in writing.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Naturgemäß fragen alle nach der Rubrik Kulinarisches, wenn man aus dem Urlaub kommt. Ob man sich denn artgerecht versorgen könne in fremden Landen? Nun, wie so manche Dinge im Nachbarland sehen auch die Käsebrote in Wien für Deutsche erst einmal fremdartig aus. Manche werden unglaublich dünn und fein ausgewalzt, anschließend paniert und gebraten und mit einer Zitrone garniert. Andere bestehen aus sehr ursprünglich angerichtetem neapolitanischem Teig, werden gebacken und mit Büffelmozzarella belegt. Seltsame Sitten, aber sehr schmackhaft.

Als genügsamer Gast aber sage ich zu allem Ja, denn im Urlaub kann man ruhig mal probieren, wie es andere mit den Stullen so halten. Überhaupt kenne ich in der Hinsicht kaum einen aufgeschlosseneren Reisenden als mich (Eigenlob ist bekanntlich Bloggerzier), andererseits bin ich aber selten in wirklich exotischen Orten unterwegs. Beim Meinl hole ich mir morgens mein Frühstück, das machen da alle so, nur die Tasse kalter Kaffee mit einem Schuß Zigarettenasche, die man in den Existentialistencafés am Montparnasse so liebt, sucht man vergeblich.
Kein Grund aber, traurig zu werden, es gibt Dinge, die selbst ich wie ein Sissy großer Junge ertragen kann. Die Tatsache beispielsweise, daß es dort Milch zu kaufen gibt, die nicht "länger haltbar" ist, sondern frisch. Oder Produkte, die ausweislich "gentechnikfrei" produziert werden. Da muß man sich erst einmal tüchtig umstellen, tapfer zugleich und möglichst ohne Kommentar.
