
Freitag, 30. Januar 2009
Schade, daß wir uns nie wirklich getroffen haben, diese Gelegenheit habe ich verpaßt. Denn als ich auf ihn aufmerksam wurde, war er schon fast nicht mehr in Hamburg. Dort in seiner "Residenz", wo ihn einige besucht hatten, bin ich nie gewesen. Aber dann habe ich ihn rasch gemocht, seine Geschichten, seinen Witz, die derbe Komik, die Selbstironie, das Gespür für Traurigkeit. Da war jemand, der auf See alle Wetter erlebt hatte und das Wissen darum bewahrte. Der nicht den Geist einer Geschichte vergaß, wenn er eine Anekdote erzählte. Der von einem reichen Er-Leben erzählte, ohne Prahlerei und Arroganz. Der jünger war als viele, die es vom Alter eigentlich sein müßten. Der einen immer wieder überraschen konnte. Kurz, er nahm einen mit auf einen tollen Törn durchs Netz, der Edi.
Am Mittwoch ist er gestorben. Da hat er wieder alle überrascht.

Donnerstag, 29. Januar 2009
via ffffound

Montag, 26. Januar 2009
Ich glaube, das größte Abenteuer des Wochenendes war die Fahrt in einem Aufzug, dessen Beschilderung die Jahreszahl 1927 aufwies. Man versicherte mir "neue Technik", aber da ich keine Flugangst habe, traute ich mir auch eine Propellermaschine zu. Eine ganz wunderbare Erfahrung; faszinierend dabei, wie der stumme Zeiger der analogen Etagenanzeige lautlos herumwanderte. Man könnte so den ganzen Tag Vertikalreisen. 8 Miles high, alles ohne Netzanschluß, alles ohne Doppelbödigkeit.
Andererseits, schaue ich mir ja gerne auch die horizontale Landschaft an. So weit die Docs mich tragen, heißt das. Ein eigener Traum, wie das elegante Paar durch die Welt der Wunderkammern reist, eine Grand Tour quer durch Untergrund und Sammlerkabinett. Beim Bummeln durch anderer Leute Reiseberichte neulich, habe ich den kleinen Koffer gleich gepackt, Hut, Stock, Regenschirm. Ein Käsebrot, die Thermoskanne, die Reiseapo dann aber los. Grubenlampe vielleicht noch, manchmal hat man gern die Hände frei. Es ist Rezession, Baby, und wer jetzt kein Abenteuer sieht, findet später keines mehr.
Das Meer wäre gut. Ich hätte gern dein Salztattoo.

Samstag, 24. Januar 2009
As though I'm moving to the end.
(The Duke Spirit, "The Step And The Walk")
Schwermut, schwereres Blut. Unter dem Pflaster Kopfstein, quer. Unverrückt bleibt alles hier. Ich aber gehe ins Wochenende.
>>> The Duke Spirit. The Step And The Walk.

Freitag, 23. Januar 2009
Gerade lese ich, daß Diablo Cody auf der Berlinale für den Nachwuchspreis nominiert ist. Ein Porträt der Bloggerin, die für ihr Drehbuch zu "Juno" bekannt wurde, hat auch unser aller Lieblingsqualitätssender 3Sat verfasst.
Von ersten "Schreibuebungen" [sic] in Blogs ist die Rede, wozu sollten die Dinger auch sonst gut sein, und daß sie rasch einen Literaturagenten fand. Überhaupt alles ein wenig "Von Html-Rags to Riches", aber bitte, der Bericht stammt von vor der Krise. Wie es halt so ist, Blog aufmachen, super Schreibuebungen machen schreiben, Literaturagent, dann Hollywood-Produzent, schnell ein Drehbuch, Oscar, Spielberg usw. Alles prima. Aber der Titel dieses Beitrags? "Eine Bloggerin geht ihren Weg". Oh je. Das klingt nicht nach "Juno", das klingt nach Schreibuebung ARD, Freitagabend, 20.15 Uhr. Freunde, das könnt ihr besser.
Also, Diablo Lindström, geh deinen Weg!
(Ach so, sie arbeitete mal als Stripperin. Sonst klickt ihr das da oben ja nicht.)
>>> Bericht auf 3Sat

Donnerstag, 22. Januar 2009
Absichten des Doktors von neuem an. Heute hat er ganz neue,
nicht benutzte Äxte, Sägen und Hämmer auf die in den Garten
führende Veranda gestellt. In meinem Schlafzimmer und im
Korridor werden außerdem zwei Gewehre, ein Revolver und eine
Menge Äxte aufbewahrt, die viel zu groß sind, um im Haushalt
gebraucht zu werden.
(August Strindberg. Aus meinem Leben.)
Ein trittfest mit Abfall und Angespültem gepflasterter Weg, ein Pochen an der Tür. Die Heimwerker-Saison steht dort, scharrt auf der Fußmatte, ein Lied auf den Lippen zwischen denen ganze Reihen silbern glänzender Nägeln stecken, bereit für die große erneuernde Frühlingstat. Dieses Jahr (Danke Mars!) wird das Jahr der Durchbrüche, Neuverschraubung, Heimauskleidung. Binford-gepushed, ToniToniToni!-getrieben und Meiklokjes-gedengelt werde ich spachteln, und drillen und kleben und fugen, ein Werk gilt es zu schaffen. Das Haus soll schöner werden, wenn die neuen Freunde kommen. Und am Ende malt mir Bob Ross eine hübsche BergSeelandschaft ins Eck.

Mittwoch, 21. Januar 2009
"Aber ich weiß auch, daß es lächerlich ist, eine verzweifelte Existenz zu führen, auch nur die Feststellung zu machen, man führe eine verzweifelte Existenz, ist lächerlich, wie ja der Gebrauch des Wortes "Verzweiflung" an sich schon lächerlich ist.... und wie, wenn man es überlegt, alle Wörter, die man gebraucht, auf einmal lächerlich werden..."
(Thomas Bernhard, "Jauregg")
