Montag, 25. Juni 2007


Kurz mal unter uns Kapitänen gefragt

Kennt sich jemand mit Pouch RZ 85 aus?

Kristof vielleicht?


 


Samstag, 23. Juni 2007


Abgestempelt



Getreu dem geflügelten Luther-Wort, "wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch auf einen Flohmarkt gehen", trotzte ich mit Freuden dem Schauerwetter und verregneten Silberfischchen, um einen meiner Lieblingsmärkte zu besuchen. Denn nichts ist so eine Lust und beschleunigt den Puls über alle Maßen wie das Wühlen in fremden Sachen. Dermaßen zu Unsinn aufgelegt, sagte ich diesem freundlich hallo und nutzte die vollgepladderte Stimmung der Händler zur günstigen Gelegenheit. Dieses Kleinkonvulut von alten Bürostempeln beispielsweise, das mir für "einsfünfzig" angeboten wurde. Groß war der Spaß, als ich für meine fünf um Rabatt bat und klar wurde, die sollte alle zusammen soviel kosten. Wir einigten uns dann auf zwei, schließlich bin ich nur im vorwerfen, nicht aber im nachwerfen lassen geübt.

Noch fehlt mir das U, jedoch ein X habe ich schon. Was ich vertraulich zur Ablage führe, wird man dann sehen, aber leider schreibt man sich heute nur noch eMails, keine Briefe mehr. Sonst könnte ich, sollte ich jemanden mal so richtig aufaddieren und abstempeln wollen, ein sattes "Diese Abrechnung wird nicht unterschrieben" daruntersetzen. Fast so gut wie der überaus praktische "I haven't got time to read this crap"-Stempel aus England.





 


Freitag, 22. Juni 2007


Heimdekoration

Was für wundervolles Geschirr, das Laura Zindel da macht. Gibt es wahrscheinlich wieder nicht im Haushaltswarengeschäft, ich als Kunde bin ja nirgendwo König. (Heute wollte ich Kaffee aus dem Betriebskaffeeautomaten kaufen und was war? Nur noch Uli-Stein- und Weihnachtsmotiv-Henkelbecher im Schrank. Behältnisse, in denen jedes Getränk zu Essig wird. Aber so fängt es an. Merkt euch meine Worte.)

Obwohl, die braunen Ränder gehen natürlich gar nicht. (Die blauen auch nicht.) Es ist eben nichts perfekt. Einigen wir uns also auf: wundervolle Motive.

Dazu passend vielleicht die schnieke Ameisentapete von GAMplusFRATESI. Belebt die Wände und camouflagiert geschickt womöglich lebendige Mitbewohner.


 



Strip to the Heart

Träumerische Zeiten, in denen nur die Hoffnung auf eine goldene Zukunft höher toupiert war als Haare. Eine Zeit aber auch, in der junge Damen noch nicht Netzwerke administrierten, sondern auf eine Weise Geld verdienen mußten, indem sie ihre körperlichen Attribute den lüsternen Blicken möglicherweise älterer Männer aussetzten. Ich rede vom anzüglichen Ausziehtanz! Nun hat eine Dame einen Fundus von knapp 400 Polaroids erworben, auf denen Ende der 60er Jahre Bewerberinnen für derlei Animierjobs in Südkalifornien posierten. Dankenswerterweise hat die Sammlerin ihren Schatz einer sehr bekannten Bilderbetrachtungsplattform anvertraut, so daß auch heute noch interessierte Augen sich der Schaulust hingeben können - einer rein dokumentarisch interessierten freilich.

Die Strip Polaroids sind relativ sicher für die Arbeit und sollten sogar in der deutschsprachigen Sektion der Fotosammelstelle zu sehen sein. Denn, und nun kommt der traurige Teil, die witzigsten und offenherzigeren Fotos wurden nach allzu geifernden Reaktionen von der Besitzerin selbst wieder gelöscht. Bevor jetzt jemand "Zensur" schreit. Respekt, also: Das sind faszinierende Dokumente einer Zeit, <TV-Doku-Voice-over>deren Hoffnungen und Träume nur Flitter waren wie die Pailletten eines engen Kleides - und bald in sich zusammenfallen sollten wie Bienenkorbfrisuren im Regen.</TV-Doku-Voice-over> Denn wie jeder Blogger weiß: Hinter glitzernden Kulissen wird auch viel geweint.


 


Mittwoch, 20. Juni 2007


Make the Putt or miss the Cut

Bekanntlich ist Hamburg nicht nur die Stadt der Reeperbahn, Musicals und übervollen U-Bahnen, sondern in erster Linie die der Einkommensmillionäre.

Weshalb die Bewohner hier alle Cabrio fahren, ab März keine Socken in den Schuhen tragen und eine Yacht im Sportboothafen sowie eine weitere auf Mallorca besitzen, die gleich neben der Finca vor Anker liegt. Daran ist, bis auf die Sache mit den Socken, im Grunde nicht viel auszusetzen, wäre die Stadt deshalb und wegen ihrer sprichwörtlichen Schönheit nicht so rappelvoll.

Dies wiederum wirkt sich nämlich auf den Raum, der jedem zu Verfügung steht, wenn er nicht gerade draußen bei Tötensen wohnt, und die Mieten aus. Ich zum Beispiel zahle dermaßen viel Miete, daß ich von meinen Einkommensmillionen überhaupt gar nichts bemerke. Nun haben sich manche neulich gefragt, wie man trotz Platzproblemen (nicht einmal ein Polo-Pferd könnte ich halten), ausgerechnet auf dem Golfplatz so erfolgreich sein kann?

Nun, die schönsten Dinge geschehen meist zu Hause - und so übe ich heimlich und still, aber enthusiastisch für mich (manchmal stehe ich sogar nachts auf und putte mir einen, beim Schein meiner Schreibtischlampe). Handicaps, so hat man es mir vor der Wiege gesungen, sind schließlich dazu da, überwunden zu werden.
So trainiere ich meine Birdies und Hole-in-Ones, um für größere Herausforderungen, größere Städte (und Plätze) gewappnet zu sein, sollten sie sich mir stellen. Und habe ich genug, dann klappe ich mein kleines St. Andrews zusammen und schiebe - jedermann sein eigener Caddy! - den Holzkoffer mit dem Ball-und-Schlägerspiel dezent unters Bett.



(Den tollen Kasten habe ich mal für eine spottende Summe - 4 Mark, glaube ich - einst auf dem Flohmarkt erworben. Ein kompletter Kurs, liebevoll gestaltet, gesägt und geleimt, sozusagen der Laptop unter den Golfanlagen. Das kleine Bild links oben kann man großklicken.)


 


Montag, 18. Juni 2007


Mein kleines Büro

Worauf ich ja unheimlich stehe, ich würde sagen, es hat fast etwas Sexuelles, wenn man für die Buchhaltung Dokumente kopiert und ein Kollege mit großgetellerten Augen - so daß ich in der Pupille gespiegelt das Abbild meiner Zahlen erkennen kann - auf die Kopienablage starrt und freudig ruft: "Steuer?"

Die Kopien meiner Tränen, die langsam auf die Glasplatte tropfen, behalte ich für mich.


 


Sonntag, 17. Juni 2007


Nur noch Filmstars

Und wie dann alles immer schon Vergangenheit ist. Der Blick hinaus in einen Regen, der sich träge und absichtslos in den Kanal ergießt. Abends dann eine kühle, feuchte Wand vor dem Fenster, in der Ferne die Hunde, dazu, leise nur, die Musik. Andere sind heute V.I.P., sie haben das Komplettpaket. Ich kann nur hören, nicht mehr viel sehen. Ich versuche, mich an diesen Film zu erinnern, an das Gefühl damals, als man zwanzig war.

Man nimmt zur Kenntnis. Das oder dieses auch hätte man bereits gehabt, erlebt, verkostet. Das oder dieses auch sei abgehakt. Sachte schließen wir Schubläden, in der Hoffnung, in der nächsten ebensoviele Geheimnisse und noch mehr Schätze zu entdecken. Der Vorteil an früher war ja, daß es damals noch ein später gab. Der Nachteil am jetzt, daß einem viele Wege schon bekannt erscheinen.

Weil ich nur noch reden kann und nichts mehr sehen, spüre ich, wie meine Worte nicht gehört werden. Ich forme mir einen Kuchen aus Klang, aus dem melancholischen Wimmern der dünnen Gitarre, lausche dem Echo eines Vierteltons, zusammengesunken am Ende der Theke (damals) und sinne über dem Unterschied von bleiben und zurückbleiben.

The Mercy Seat | von kid37 um 02:17h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 16. Juni 2007


Schule von Helsinki

Endlich wieder graue Farbe am Himmel, endlich ein Wochenende mit Regen und Kälte - und dann stellt man fest: Leider ist kein verdammt guter Kuchen im Haus! Man möchte so trüb werden wie das Wetter, mit aschfahlem Gesicht zum Bäcker wanken. Dort womöglich auf Angebotslücken stoßen und kurz überlegen, diesen Umstand zum Skandalon zu erheben.

Da hilft nur skandinavische Strenge und das visuelle Gerüst einer klaren Linie. Die Helsinki-School sorgt seit ein paar Jahren für kühlgrauen Charme in der Fotoszene. Ich mag diese runtergebrochenen, abgeschminkten Alltagsheldenporträts, die stummen Stadt- und Landschaftsbewanderungen zwischen Tristesse und Cool Shabby Chic. Existenziell wie der Kampf ums letzte Tortenstück.

Fotofinlandia 2006 stellt einige aktuelle Vertreter vor, darunter Anni Leppälä und Ville Lenkkeri. Spannend auch Eva Persson, ene Schwedin, die in Helsinki lebt und arbeitet. Unter "Projects" findet man drei ihrer bekannteren Serien.