Freitag, 7. Januar 2005


In den Orkus gebrowst

Hm. Blogger kennen das Problem mit dem Internet Explorer. Man tippt und tippt und tippt an einem Beitrag oder Kommentar, hat irgendwelche Daten vergessen oder wurde hinterrücks ausgeloggt, erhält eine Fehlermeldung, blättert mit dem Browser eine Seite zurück - und weg sind Text und Frucht langer Arbeit.

Dann schimpft man auf Bill G. und Microdingens, surft fortan mit Mozilla und in Frieden, bis der Hype kommt und alle Welt den Firefox empfiehlt. Der speichert Dateien zwar immer noch tausendmal langsamer als der IE, läßt dafür aber auf gewohnte Weise Texte verschwinden. Wie eben festgestellt. Na toll.

Also, ich bleib jetzt bei Mozilla. Safe and sound. Dürfen sich andere gerne mit den Kinderkrankheiten beschäftigen.


 


Donnerstag, 6. Januar 2005


Lady Lazarus

Herr God, Herr Lucifer
Beware
Beware.
Out of the ash
I rise with my red hair
And I eat men like air.

(Sylvia Plath, "Lady Lazarus". 1963.)


Hoffnungen hatte ich schon mit diesem Projekt verbunden, zumal ich Gwyneth Paltrow seit Beziehungen und andere Katastrophen (The Aniversary Party) als Schauspielerin ernster nehme. Zumal Die Glasglocke eines meiner zahlreichen Lieblingsbücher ist.

Zumal ich die amerikanische Schriftstellerin Sylvia Plath für komplex, verrückt und in Person und Werk interessant halte. Seit ihrem Freitod im Jahre 1963 stand die Rezeption ihrer Arbeit immer auch unter dem Versuch einer Suche nach ihrem "inneren Ich, erfüllt von Gewalt und Zorn, das sie unter ihrer scheinbaren Ausgeglichenheit und Effizienz verbarg" (Anne Stevenson über Sylvia Plath).

Wer also ein bißchen Interesse für diesen Themenkomplex besitzt, muß sich darüber ärgern, wie wenig davon dieser Film aufbringt. Er hangelt sich an den hinreichend kolportierten Episoden einer Künstlerehe entlang und sollte vielleicht schon deshalb eher "Sylvia & Ted" heißen. Wir sehen Fragmente und Anekdoten: Wie Sylvia bei ihrem ersten Treffen Ted die Wange blutig beißt, wie sie später aus Wut und Enttäuschung seine Manuskripte im Garten verbrennt, wie sie, die Tochter des deutschen Vaters Otto, am Ende das Gas als Ausweg nimmt.

Wir sehen eine extrem talentierte, extrem engagierte Frau, die literarisches, akademisches und hausfrauliches Leben unter einen Hut bringen will und dabei an ihren Ansprüchen scheitert. Ihr Perfektionismus, ihr Wahrheitsfetisch, ihre skorpionische Eifersucht - in diesem Koordinatensystem bewegt sich diese Film-Plath, über die wir nach diesem Film genau so schlau sind wie vorher.

Ihr Leben, ihre Kreativität, der Prozeß des Kunstschaffens - alles ausgeblendet. Ach ja, sie kritzelt auf ein Blatt Papier, zerknüllt es und wirft es in die Ecke. So sieht er aus, der dichterische Schaffensrausch. Zeitzeugen wie der Literaturkritiker Al Alvarez, der im Film selbst auch nicht allzu gut wegkommt, haben sich bereits vorsorglich von dem Werk distanziert. Der Film klebt am Anekdotischen, geht über seinen Stoff aber niemals hinaus. Er wagt keine Analyse, bezieht keine Position, bietet schicke Bilder (sehr, sehr stimmiges Set-Design) und viel hübsches Zeitkolorit - seiner Hauptperson oder gar dem künstlerischen Werk der Plath jedoch kommt er nicht nahe. Ihre Ausbrüche, ihr symbolisches Ausagieren (der Blutfetisch, die Suche nach dem "verlorenen Vater", der Wunsch nach Inkorporation und "Eins-sein") - alles nur angerissene Szenen einer Ehe, Stoff einer Seifenoper zwei berühmter Künstler.

Und warum eigentlich heißen Filme über Frauen (zumal, wenn sie Ikonen der Frauenbewegung sind) immer "Frida", "Evita" oder eben "Sylvia", die über die Männer aber "Columbus", "Pollock" oder "Picasso"?

Ein weiteres Übel rückt den Film gar in die Nähe einer TV-Schmonzette, denn offensichtlich vertraut er weder seinen Zuschauern noch seinem Stoff: Jedesmal, wenn die Hauptpersonen, immerhin zwei der bedeutendsten Dichter des 20. Jahrhunderts, sich zum Eigentlichen, dem Wort nämlich, erheben, schlägt leider gnadenlos das Gefiedel und Gegeige von Gabriel Yared, der schon den "Englischen Patienten" zerdudelt hat, zu. Der nächste Film dieser Reihe? Ich darf mal raten: "Zelda und Scott".

Sylvia (GB, 2003). Regie: Christine Jeffs.

Super 8 | von kid37 um 22:35h | 8 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Mittwoch, 5. Januar 2005


Unglaublich!

Pausen, Rückzug - alles schön und gut. Aber wenn man gebraucht wird...

Heute habe ich mir (endlich, endlich) die Unglaublichen angesehen. Und wie erwartet, habe ich mich amüsiert, wie lange nicht mehr. Pixar plünderte wie schon in Monster AG amerikanische Träume und die Alltagsutopien einer prosperierenden Ära und kreuzte sie erneut mit family values. Diesmal treffen amerikanische Superhelden das Swinging-Sixties-Kino des britischen Superhelden James Bond. Wie man hört (weil ich es heute vorschlug) wird "Die Unglaublichen" demnächst mit Sean Connery, aber ohne "Posh Spice", real verfilmt.

Nach dem, was ich die letzten zwei, drei Tage erleben durfte, war schnell klar, daß es sich eigentlich um einen Bloggerfilm handelt. Der Titel "Die Unglaublichen" deutet es schon an. Wir sehen eine Gruppe von auf den ersten Blick merkwürdigen Gestalten mit oftmals besonderen, manchmal auch rein selbstverherrlichenden Fähigkeiten, die größtenteils inkognito mit teilweise absurden Pseudonymen (nom de guerre) sich anschicken, das Böse zu bekämpfen und die Welt zu retten. Daheim haben sie Probleme wie du und ich: Frauen, Kinder, Hobbykeller. Und die größten Superhelden sind dazu verdammt, bei einer Versicherung zu arbeiten.

A-Bloggern wird ordentlich heimgeleuchtet: Behandeln sie ihre Fans nicht aufmerksam und nachsichtig genug, kehren diese Jahre später als Superschurken zurück, und dann beginnt ein heißer Tanz. Blogwar auf Blofelds vulkanischer Insel, Labyrinthe, Sicherheitsschergen, skurille Geheimwaffen und vor allem: Computer!

Ich muß noch erklären, warum das mit der Gartenzwergfabrik immer nur ein Vorwand - manche würden sagen: eine dreckige Lüge - war. Niemand sollte wissen, daß ich mich auf meine älteren Tage gelegentlich ins Superheldenkostüm zwänge. Obwohl es dafür mittlerweile Zeugen gibt. Nun ist es raus, egal. Es gibt Leute, die wissen noch schlimmere Dinge über mich. Und es gibt Leute, die scheuen sich nicht, das auch zu sagen. Unglaublich, eigentlich. Aber flashig und elastisch und irgendwie unsichtbar wie ich bin, sorge ich dafür, daß hier nichts untergraben wird. Und wenn doch, dann geht es ab ins Superhelden- Schutzprogramm.

Die Unglaublichen (USA, 2004). Regie: Brad Bird.

Super 8 | von kid37 um 02:11h | 9 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Montag, 3. Januar 2005


Primat der Gestaltungsfreiheit

I could live a little better with the myths and the lies,
When the darkness broke in, I just broke down and cried.
I could live a little in a wider line,
When the change is gone, when the urge is gone,
To lose control. When the caring's gone.

(Joy Division, "She's Lost Control")


Gefangener des Hermetischen Cafés seit 379 Tagen*

Eigentlich liegen hier ein paar Beiträge auf Halde (in der Pipeline, auf Neu- deutsch), darunter z.B. eine Betrachtung des wunderbaren Films Sylvia, der so gar nicht gelungen ist, aber hübsch anzuschauen. Nachdem ich aber im wahren Leben schon links und rechts schauen muß, ehe ich das Haus verlasse, gehen mir die "Angriffe" und Vereinnahmungsversuche gegen meine Person, mein Blog oder die jeweiligen Projektionen darauf mittlerweile gehörig auf die Eier.

Wenn Html-Herausgeforderte darangehen, mein Layout inklusive Fehler (haha) zu klauen übernehmen, ein paar Rubriknamen ändern und zwei, drei Links herauswerfen, das für "Eigenleistung" halten und dann, wenn sie ertappt werden, eher nicht zerknirscht, sondern verwundert tun - nun, das mag dann einfach nur nerven. So was kommt vor.

Wenn mich aber - so wie gestern - verschiedene Menschen anmailen, mir Beiträge oder Kommentare vorhalten, darin "Botschaften" lesen oder mir Beteiligungen in bloggerverschwörerischen Vereinigungen unterstellen, dann reicht es irgendwann (lies: jetzt).

Was ist los? Post-Feiertags-Psychosen? Pluto im vierten Haus? Atmosphärisches Vor-Gewitter-Dräuen? Leute: Ich stehe auf niemandes Seite, nicht einmal auf meiner eigenen. Laßt mich da raus.

Ich solle mich nicht mehr mit Blogger A abgeben, sonst rede Blogger B nicht mehr mit mir. Sowas habe ich zuletzt im Kindergarten erlebt, in der Sandkiste, wo mir andere Knirpse erklären wollten, mit wem ich zu spielen hätte. Sonst Förmchen ins Gesicht und Schaufel über'n Kopf, zackzack.
In diese Altersgruppe gehört das auch hin, und ich verrate noch was: Bei mir hat das damals schon nicht geklappt.

Ich hatte und habe eine Abneigung gegen Cliquen, die manche Soziologen nicht zu unrecht für einen Hort protofaschistoiden Verhaltens halten. Ein soziales Konstrukt, das einen unglaublichen Zwang und Druck auf seine einzelnen Mitglieder ausübt, darüber wacht, welches Jeansfabrikat man trägt, welche Musik gutzufinden ist - und mit wem man sich abzugeben hat.
Ich war nie in einer Clique, und werde jetzt in meinem Alter erst recht nicht mehr damit anfangen.

Ich möchte mir auch nicht vorschreiben lassen, wann ich wo was kommentieren darf - und schon gar nicht, auf welche Weise. Diese ganze biografische Exegese von Blogs, meinem jedenfalls, ist sowieso Schwachsinn. Sicherlich durchweben sich "reale" Erlebnisse und Begebenheiten mit fiktionalen Konstrukten, aber genauso wie dem Letzten mittlerweile klar sein dürfte, daß ich nicht in einer Gartenzwergfabrik arbeite oder einen Aufsitzrasenmäher besitze, genauso dürfen auch andere Beiträge mit einer Prise Salz oder der Zunge in der Backe gelesen werden. Noch was: Auf dem Weißen Album haben die Beatles nirgendwo "Charlie, kill them for us!" gesungen.

Wenn hier Menschen, die ich noch nicht einmal oder flüchtig nur kenne, "Botschaften" und "Hinweise" rauslesen, meine Spuren durch die Blogosphere verfolgen (habt ihr alle nichts zu tun?!?), kann ich denen nur raten: Lest das Blog sträwkcür - dann findet ihr endlich die ganzen satanischen Botschaften!
Am besten, ihr setzt dazu eine Sonnenbrille auf.

Es gibt wichtigeres als Bloggerkriege. Zum Beispiel die Kalkablagerungen in meinem Bad. Das ist der Luxus meiner eigenen Probleme, in denen ich jetzt schwelge. Deshalb ist hier erst einmal Pause. Denkt aber an den alten Spruch der modernen Kunst: Das Schweigen Marcel Duchamps wird überbewertet.
Bis dahin. Weitermachen.


(* Mixed-Media-Assemblage, Mensch mit Laubsägearbeit vor Rauhfasertapete, 2005. Privatbesitz.)

| von kid37 um 15:11h | | Link

 


Freitag, 31. Dezember 2004


4, 3, 2, 1... 05!

His fuel is our frustration
and dreams begin to ache
and all the while we wear a party smile
and happily we shiver
happily we shake
Oh shake, shake, shake

We are fireworks -
slowly, glowing bold and bright

(Siouxsie and the Banshees, "Fireworks")


Was immer ihr heute abend macht, ob ihr die Tischgrille aus dem Keller holt oder die Gutscheine für die "Millenniums"-Party endlich einlöst oder euch auf eine schlichte anonyme Orgie begebt - wenn es um Mitternacht heißt, "bereit, wenn ihr es seid", dann seid bereit und macht was draus.

Einen guten Rutsch und alles Gute für 2005!


 


Donnerstag, 30. Dezember 2004


Hicks!

Ihr seid doch alle betrunken.


 


Mittwoch, 29. Dezember 2004


Geiz ist ungeil

"Aktion Deutschland hilft"
(das ist ein Zusammenschluß von zehn Hilfsorganisationen)

Bank für Sozialwirtschaft
Konto 10 20 30, BLZ: 370 205 00
Stichwort: "Seebeben Südasien"

Weitere Adressen stehen bei der Lu.

Update: Wer sich über einzelne Organisationen genauer informieren möchte, kann dies auf der Seite des Deutschen Zentralinstituts für
soziale Fragen/DZI
tun. Dort gibt es auch spezielle Informationen zum Bereich Seebeben in Südostasien.

| von kid37 um 14:30h | | Link