Donnerstag, 20. August 2009


Fremde Städte, Potemkin-Version



Hamburg, so prahlen einschlägige Reiseführer, habe mehr Eisdielen als Venedig. Vielleicht sind es auch Brücken, mein Gedächtnis ist mittlerweile selbst ein morastiger Canal Grande, über den nur selten ein Steg nach Rialto führt. Gestern jedenfalls bummelte ich so durch die Lagunenstadt, einem Zwerg in einem roten Kapuzenmantel folgend, der mein Interesse geweckt hatte. Venedig, so heißt es im Country-Schlager, fängt ja gleich an der Außenalster an, so daß ich es nicht so furchtbar weit habe, will ich einmal den Tag gemütlich ausgondeln lassen. Derzeit nämlich sitze ich gerne am Wasser und lese Reiseführer, eine Lektüre, die wiederum dazu führt, mich kaum noch auf Reisen begeben zu wollen, in der irrigen Meinung, alles nun bereits zu wissen. Sicher kann man auch in Büchern reisen, aber den Geruch fremder Städte ersetzt das nicht.

Heute soll der heißeste Tag des Jahres werden. 37 Grad, was überraschenderweise nicht so ganz mein Wetter ist, außer es geht durch Staub zum Früchteschlagen. In Venedig, käme ich einmal dorthin, würde ich dann gern zu einem Aldi rudern. Ist sicher auch interessant, zumal, nähme ich eine blinde sehende ältere britische Dame mit an Bord. Und alle tippten sich wieder an die Stirne. Eine Bewegung aber, die man heute, angesichts der Hitze, besser auch vermeiden sollte.