Sonntag, 23. September 2007


Liisa von Charming Quark, die bereits einen Tick früher (haha) auf Brian Dettmer hinwies (es kann sich nur um ausgeschlafene Minuten gehandelt haben), ruft seit einiger Zeit zum Frühstücks-Projekt auf. Hier also auch für andere der Weckruf, ein bißchen Zeit bleibt noch.
Morgens, das sei verraten, gibt es hier kein Käsebrot. Die Marmelade, auch dies sei verraten, ist selbstgemacht. (Nicht von mir, ich kann nur Früchtchen sammeln und, wie das Foto verrät, in der Sonne stehen.)

Donnerstag, 20. September 2007
Wir waren richtig ein bißchen radikal.
(Don Pascal, "Bloggen war nicht mein ganzes Leben".)
Heute morgen, als ich gerade von meinem Frühstück am Büdchen zurückkam, hörte ich im Radio von einer kleinen Sensation. Howard Carpendale arbeitet an seinem Comeback! Viele werden da vielleicht mit den Achseln zucken - mir hingegen wurde wehmütig klar, warum ich dieses Jahr im Urlaub in einer ebenso instinktiven wie nostalgischen Anwandlung die Nähe der Ostseebäder gesucht hatte. Ich war ja nicht immer so!
Bevor ich nämlich ein berühmter Maler wurde, drängte es mich in jungen Jahren als Sänger auf die großen bis mittelkleinen Bühnen - eine wilde Zeit und richtig eine kleine Karriere, an die ich nun schon lange nicht mehr gedacht habe.
Damals hatte ich unter dem Künstlernamen "Don Pascal" einen gewissen Erfolg. Mutig sang ich auf einer Talentprobe in Köln eines meiner selbstkomponierten Lieder ("Mädchen, um mich mußt du nicht weinen") und wurde prompt entdeckt. Neider spotteten zwar, damals wäre jeder, der drei Haare auf der Brust besaß und ein Mikrofon halten konnte, von einem Label unter Vertrag genommen worden, aber so war es bei der Gloriola nicht. Die suchten echte Künstler mit "einer eigenen Note", wie Wim Slooterhuijs, der große Produzent und mein erster Manager, mir immer wieder bestätigte.
Und eine Note hatte ich in der Tat! Ich war nämlich mit meiner wilden blonden Mähne so ein wenig verrückt, also ein bißchen flippig, und den kleinen Produktionskostenzuschuß für meine erste Single "Lass uns wilde Sachen machen" zahlte ich gern, denn viele Branchenberater sagten mir, daß es auf jeden Fall und schnell bergauf gehen würde. Und tatsächlich, bald ging ich auf Bädertournee und bespielte in den Kurhotels von Bad Breven bis Westerstede die Bühnen, die für viele die ganze Welt bedeuten. Damals hatte ich gerade den nur wenigen Leuten bekannten, augenzwinkernd gemeinten Hit "Mein Auto ist auch nur gelieh'n" im "Gepäck", wie man in der Branche sagt, und landete damit erstaunliche Erfolge. Wenn ich mich vom Rand der Bühne in der Konzertmuschel hinunter ins Publikum schwang, einer der meist recht stark gebauten Damen dort tief in die Augen blickte und die Zeile "Mädchen, um mich mußt du nicht weinen" heraushauchte - nun, dann wurde wirklich manches Auge feucht, und ich zog schnell ein fliederfarbenes Taschentuch, das ich eigens für diese Belange mit mir führte und in großer Stückzahl günstig von einem holländischen Im- und Exportunternehmer erwarb. Einer der vielen kleinen Tricks, ohne die ein Bühnenkünstler in der harten Welt des Schaugeschäfts nicht überleben kann.
Aber es gab auch Schattenseiten. Nach den Konzerten, allein in der Garderobe, überfiel mich oft eine düstere Stimmung, die alle Blumensträuße der Welt nicht aufhellen konnten. Diese Leere, die ich da spürte, nachdem der letzte Applaus verklungen war... manchmal habe ich geweint. Ich schrieb ein sehr persönliches Lied ("Ich bin nur ein trauriger Clown"), aber Wim war der Ansicht, es passe nicht zu meinem Image als junger, unkomplizierter Typ, mit dem man "dufte Sachen" machen könne. Ich habe dann manchmal heimlich getrunken.
Obwohl es noch heute gern zititerte Titel wie "Komm, du willst es doch auch" oder den kleinen Schmunzler "Wir können gute Freunde bleiben" erstmals vereinte, lief es mit meinem Debütalbum "In den Augen eines Träumers" ebenfalls nicht so gut. Die Plattenfirma, man muß es im nachhinein so sagen, unterstützte mich da leider nicht richtig. Wim war am Telefon oft nicht zu erreichen, Werbung wurde gleich gar nicht mehr gemacht, und auch ein versprochener Auftritt bei der Internationalen Funkausstellung platzte kurzfristig. Auch der Zusammenhalt mit den Kollegen aus der Schlagerszene zerbrach. Nun ja, Menschen kommen, Menschen gehen. War halt alles ein bißchen unglücklich.
Rückblickend kann ich also sagen, der Howard und ich, wir haben die Höhen und Tiefen dieses mörderischen Geschäfts kennengelernt. Wenn man auf der Bühne steht, so lautet eine alte Künstlerweisheit, ist es, als schaute man in den Rachen eines Krokodils. Aber, so hatte mir Wim, mein großer Mentor, immer gepredigt, man darf keine Angst vor dem Publikum zeigen. Man muß es beherrschen und zähmen - wie einen Freund.
Von meiner Langspielplatte wurde das mit einem modernen Discopolka- Rhythmus unterlegte Lied "Küssen, Knutschen - Kalamitäten" wohl in einigen Diskotheken auf Mallorca häufiger gespielt. Ein Bekannter schrieb das meiner Mutter. Aber leider kam es nicht mehr zu einer Tournee durch die spanischen Urlaubsorte. Ich bin sicher, es hätte meiner Karriere den letzten Schwung gegeben, denn Wim stand zu der Zeit, wie er mir immer versicherte, gerade mit Dieter Thomas Heck in sehr gutem Kontakt. Und so fiel es mir heute morgen wieder ein, wie ich fast gemeinsam mit Howard Carpendale in der Hitparade aufgetreten wäre. Von Kollege zu Kollege wünsche ich also viel Glück. Denk immer daran, Howie: Das Publikum ist ein Krokodil, aber du darfst den Rachen nicht fürchten!
(Ich widme diesen Beitrag meiner Mutter, die immer zu mir gehalten hat.)

Montag, 10. September 2007
Ich würde ja behaupten, Garantien gibt es im Leben für gar nichts. Und wer auf dem Kiez unachtsam mit seiner Geldbörse umgeht, wird auch auf der Reeperbahn nach Zuneigung Sex lange suchen.
Noch eine Erkenntnis: Die kurzfristige Absichtserklärung, als Alleinreisender noch ein Stück von der Welt oder vorzugsweise einfach nur Sonne zu sehen, erfordert Entschlußkraft, Stamina im Nehmen ästhetischer Hotelzimmerhärten und mehr noch den furchtlosen Griff zum Portemonnaie - spätestens, wenn das böse Wort "Einzelzimmerzuschlag" fällt. Ein Zauderer wie ich eignet sich nicht mal mehr zu Last Minute, der bleibt gleich ganz zu Hause in der schönsten Stadt, wie die Einwohner hier zu jeder Jahreszeit behaupten. Mehr Brücken als Venedig! (Dafür hat Wuppertal mehr Treppen, wie ich in meinen ersten Jahren hier noch mutig einzuwerfen pflegte, unverständige Blicke erntend.) Ich könnte mir natürlich eine Expedition sponsern lassen, aber wie Neil Young betonte ("I don't sing for nobody/Makes me look like a joke"), steht das nicht jedem gleich gut zu Gesicht.
Auf dem Flohmarkt heute bei den Mädels vom Immenhof noch mal nach dem skurrilen Kinderbuch gesucht, das ich dort einst mit Frau Grey entdeckt, unverständlicherweise aber nicht gekauft hatte. Liebesmüh, file under: vergebens! So ist das mit Gelegenheiten, man ergreife sie beim Schopfe oder gar nicht, denn ein zweites Mal wird selten gefragt, egal mit welchen Scheinen man winkt.
Mein Vater lockt mit der Terrasse in der Stadt der Treppen, aber ich fürchte, er sucht bloß jemanden, der ihm den Rasen mäht. Es wäre aber andererseits schon die halbe Strecke bis Paris, um nur mal ein Beispiel für andere schöne Orte zu nennen. Die Stadt der Liebe lockt zwar nicht direkt mit Sex, wohl aber in der Foundation Cartier mit Rock'n'Roll. Mal sehen. Es sind ja noch ein paar Tage bis zum Harvest Moon (Youtube). Man kann schließlich vieles planen. Nur Garantien, die gibt es für nichts.

Samstag, 8. September 2007

Um der gleichsam wie die derzeitigen Regenschauer ("Einen Schirm brauchen Sie heute nicht", NDR info) auf- und abziehenden Schwermut ein Schnippchen zu schlagen, verbringe ich viel Zeit an der sogenannten frischen Luft. Gelegenheit, ein kleines Gerät zu testen, das sich vollmundig "Kamera" nennt, vielleicht Dienste als kleines digitales Notizbuch leisten könnte, aber wohl dennoch am Montag zurück zum Händler geht. Als ob das jetzt interessant wäre, aber ein kleines Lamento wird wohl erlaubt sein. Sowieso formt sich in mir zusehends die Meinung, im Zeitalter ubiquitärer visueller (Selbst-)Überwachung ist Bilderlosigkeit das neue Schwarz. Es wäre einen Versuch wert.
Straßenfest in und auf St. Pauli, unter wasserschweren Plastikfolien sind nicht viele Schätze zu erkennen, in einem aufgeweichten Pappkarton schwimmen Plüschtiere. Niemand kann ihr Klagen hören, und ich hoffe, Scharli und seine Leude hatten insgesamt mehr Glück bei ihren Geschäften.
Ich komme jetzt in ein Alter, so höre ich, in dem auch bei Männern die Themen "Faltenbildung" und "Hauterschlaffung" um hochkonzentrierte Aufmerksamkeit heischen. Als führte das Problem "Versorgungslücke" nicht schon genug zu allgemeiner Erschlaffung geistiger und körperlicher Art. Man sollte nur noch französisches Vulkaneifelwasser trinken, ohne Trauben, ohne Prozente. Überhaupt sollte ich strenger zu mir sein; zu anderen natürlich auch. Eine flotte Freizeitidee wäre es andererseits, sich mit viel sehr viel Alkoholika in ein Wochenende zu sperren, im zerschlissenen Bademantel auf dem Sofa zu hocken und sich überhaupt mal so recht gehen zu lassen. Bis an den Rand der Verwahrlosung, sagen wir mal, oder jedenfalls bis das Haar strähnig herabhängt. Vielleicht nicht gerade bis zur Selbsteinnässung, auch wenn, man mache sich nichts vor, diese endgültig schlaffen Jahre für jeden irgendwann kommen.
Dann, ich schlage jetzt den Bogen in die Gegenwart und zu echten Problemen zurück, wäre ein Platz in der ersten Mannschaft bei Scharlis Leuden unwahrscheinlicher als die Rückeroberung der Stammposition unseres Torwarthelden bei seinem Heimatverein. Man nutze also die Zeit, wasche sich täglich, halte sein Haar gekämmt und immer etwas Kleingeld bereit.

Freitag, 7. September 2007
Kommst du mir böse
kommst du mir frech
wart nur ein weilchen
ob ich mich nicht räch'
(ich brech dirs Genick
knick knick)

Montag, 3. September 2007
So you say.
(Joy Division, "New Dawn Fades")
Zum Glück bin ich kaum noch zu erschüttern, wie ich meine. Kaum. Nicht nicht zu erschüttern, aber man härtet halt ab. Heute habe ich nämlich zu allem Überfluß meinen digitalen Fotoapparat geschreddert. Einmal Trude noch, dann ging nicht ich, sondern nur er zu Boden, etwas was Kameras allgemein und digitale im besonderen so gar nicht mögen.
Ich habe aber nicht viel dazu gesagt, denn dieses Jahr sah schon einige Schäden, das wird dann ja irgendwann auch langweilig. Jetzt sind zudem die Bilder irgendwie eigenwilliger, das immerhin muß man zugeben. Der Fokus steht auf ungefähr 3 Zentimeter, was ja noch zu vertreten wäre. Muß man halt mal richtig nah rangehen, dann wird das schon. Aber die Streifen sehen nach beschädigtem Sensor aus, da nimmt man besser mit ernster Miene die Kopfbedeckung ab und blickt stumm in den Himmel oder gleich in die Grube.
Ich glaube, deute ich die Zeichen richtig, da löst sich gerade meine Urlaubskasse auf. Schlimmer noch: das aktuelle Angebot an der Immer-dabei-Kameras gefällt mir entweder optisch, ergonomisch oder wegen der technischen Daten nicht. Ihr werdet mich also länger nicht sehen. Andererseits, ein kleiner Zeichenblock und ein Paket Buntstifte kosten nicht die Welt. Ich könnte mir die Knarre meines Nachbarn leihen, der nachts immer auf die Enten anlegt, in die Telefondose schießen, eine Badehose anziehen und mich in meinem Zimmer in einen ruhigen Palmengarten träumen. Improvisieren kann ich schließlich gut.
Nicht zuletzt wäre mit ein wenig Urlaub wohl auch die Fallsucht bald gebannt. So ein Strand heitert schließlich noch die trübste Tasse auf, selbst Keith Richards ist nicht einfach so von einer Palme gefallen. Das ist ein hart rollender Stein, der kein Moos ansetzt. Bei Nachtlicht betrachtet ist es vielleicht auch so: Ich war viel zu lange nicht tanzen so wie früher.
Es ist gut, daß der Herbst kommt. No Love Lost.
(Alle Clips von Youtube, vor allem dieser, der ist großartig.)

Freitag, 31. August 2007

Knackende Knochen, schwarzgrindiges Geschick, Staub frißt meine Haut. Immer wieder droht es, der Ofen sei bald aus. Vielleicht droht auch nicht es, sondern das Über-Ich, das mag dem aber egal sein, der in kalter Asche stochert. Als ich heute in der U-Bahn mit dem Rücken zur Fahrtrichtung fuhr, sah ich, wie die Tunnelwände in einem dunklen, schmutzigen Braun, das aussah wie getrocknete Blutklumpen, aufeinander zu rückten, zusammenstürzten, schnell und immer schneller. So als wäre ich rückwärts ins Meer gefallen und sänke hinab, während die Wellen, das Wasser, alles eben über mir zusammenschlüge und ich hinabwirbelte, in einem teilnahmslosen Sog, bis hinab an den Grund.
Bevor ich also, viel zu schnell auftauchend und japsend nach Luft schnappend, verzweifelt vielleicht, in einer Sylvia-Plath-Gedächtnisaktion den Kopf in den Ofen stecke, werde ich lieber kürzertreten. Batterien aufladen, endlich daheim bleiben, ein oder zwei herbstliche Eindrücke sammeln, nur wenig an die Kollegen denken, die hoffentlich gut, aber bitte nicht zu gut ohne mich auskommen. Im Zweifelsfall kann ich sowieso länger die Luft anhalten.

Dienstag, 28. August 2007
Keine Zeit für gar nix, kein Wort fällt mir ein. Noch fünf Tage, dann aber stelle ich mich ans Fenster und atme tief durch. Wenigstens einmal. Noch fünf Tage. Dann startet ein neues Programm, zu Wasser, zu Lande und vielleicht auch mit etwas Luft. Wie Ben Becker derzeit werde ich auch ohne Chefarztbegleitung in mich gehen und weniger dunkle Lieder brummen.
Doch halt, keine Tränen für die Gestalten der Nacht: Vollmond kündigt sich an, fett schlich er gestern bereits etwas schwankend übers Wasser hinterm Haus. Ein guter Tag zum Haareraufen, ein guter Tag für Erinnerungen. Ein guter Tag, dich zu finden oder wenigstens etwas. Alte Fotografien aus Argentinien vielleicht. Verlassen, verloren und wiedergefunden. Treibgut der Straße, sag dem Fremden Hallo.

Dienstag, 21. August 2007
here with me now
(New Order, "In A Lonely Place")
Während ich meine harten, im Krankenhaus zerstochenen Venen massiere, über das Konzept "Urlaub" nachdenke und mit kurzem irren Lachen der Idee Raum gebe, einfach sieben Tage nach Mauritius zu fliegen, obwohl ich doch lieber ins nebelverhangene... Na egal. Jedenfalls, ließ sich eine Woche auch schon mal besser an, selbst am Montag. Am Wochenende wieder diese Schlägereien in meiner U-Bahn, am Wochenende wieder diese Messerstechereien auf dem Kiez, nicht lange, nachdem ich just dieselbe Stelle passierte, mit einem Wort: es nervt.
Kein gerader Satz wird heut entbunden, mir fiele nicht mal eine theatralische Wendung ein und wollte ich schnell noch was in meinen Unterarm ritzen. Was ich heute schaffte, neben der Fabrikarbeit natürlich? Etiketten raustrennen. Ja genau. In den 70ern ein Anlaß für die Rasterfahndung, rausgetrennte Etiketten, sehr verdächtig, ist heute hoffentlich nur eine Marotte. Ich mag meine Leibwäsche halt befreit von solchen Dingen. Wie sieht das auch schon aus? Ich bin ja jetzt auch doppelt sensibilisiert. Hieß es früher, trag schöne Unterwäsche, du könntest deiner Traumfrau begegnen, kontere ich heute, trag vernünftige Unterwäsche, du könntest unverhofft ins Krankenhaus kommen. Was waren das noch für Zeiten, wo man so was gar nicht kannte, Unterwäsche. Und Krankenhäuser sowieso nicht, denn man war ja kern & gesund. Aber schäbige Webetiketten? Niemals nein.
Neulich habe ich Tracey Emin einen Brief geschrieben, aber die Antwort steht noch aus. Die kennt sich aus. Derweil denke ich über die beiden nach, eine Geschichte, auf die mich Saxana gestoßen hat. Auch irre, in jeder Wendung. Noch habe ich nicht alles verfolgt und lese gerade ein wenig im Blog von Theresa. Endlich passiert mal was, möchte man denken. Nicht immer nur phoney mahoney, sondern richtiger 4/4-Takt. Dieses Gequatsche nämlich immer.
So viele Arten. Fast so viele, wie es Liebe gibt.

Dienstag, 14. August 2007

Heute dann wurde mir klar, das es ja immer weitergehen muß. Heute fiel mir wie derzeit nur der langsam abbröckelnde Wundschorf aus den Haaren ein Brief vor die Füße. Die schöne Sternentätowierte schrieb aus dem Krankenhaus und möchte nun Geld für jeden mitleidigen Blick aus ihren trostspendenden Augen. Ich sei Zuzahler erfahre ich, denke aber im Stillen, bin ich nicht eigentlich viel eher Draufzahler, wenn man mal ganz ehrlich ist? Sie jedenfalls tut unschuldig, ihr seien die Hände gebunden. Aber auch das hätte ich, wenn schon, lieber selber erledigt.
Den Brief zu erfassen, erfordert mehr Mühe als sonst schon unangenehme Nachrichten. Um Mißverständnisse auszuschließen, versuche ich mich derzeit aber angestrengt in der Re-Alphabetisierung. Als Youtube-Patient liest man mir immerhin Edward Goreys A-B-Weh. Die Gegenprobe liefert die ebenfalls deutliche Buchstabierhilfe vom - Achtung, jetzt kommt's - Head Injury Theater.
Die Urlaubsplanung hingegen gibt sich als widerspenstige Freundin. Mal brauche sie "noch Zeit", mal habe sie schon Besuch. Mal lockt sie mit einladender Geste, reagiert aber beleidigt, wenn ich nicht sofort springe, und droht mit regenverhangener Miene, abweisender Kühle oder Hingabe an den Nächstbesten. Vielleicht brenne ich einfach durch mit meinem Kumpel, dem Job.
