Freitag, 2. Juli 2004
" Batailles Begriff der Transgression bezeichne den Zustand jenseits von Moral und ethischer Grenze, jenseits - schließlich - von Gut und Böse", schreibt der geschätzte Herr Stiglegger in seinem Essay zu Sadomasochismus und Film. Wie kann "Transgression" ein "Zustand" sein? Ist es das, was manche Anhänger des französischen Vitalisten in die falsche Körperöffnung bekommen haben? Die Verbrämung eines grandiosen Mißverständnisses?
Eine Digression:
Was, wenn nichts mehr "aktiv und "positiv" an diesem "Zustand" ist. Wenn die Grenzüberschreitung kein blade running, sondern eben längst vollzogen ist, und vorerst kein Weg zurück erkennbar bleibt? Ach ja, ich vergaß. Die "positive, befreiende Utopie eines Transgressionsaktes" führt am Ende ja zur Reife.
Sexual Magick. Hippie-Denke. Heute sitzen sie in den Kulturbehörden und Außenministerien und tragen lange Bärte und machen eine andere Art von Gruppenwichsen.
"Es war doch bloß Sex, es hatte nichts mit uns zu tun." Das war der erste Satz, der in der Zivilisation gesprochen wurde. Eine körperliche Verrichtung. Genau. Die Liturgie zur "Reife"? Mit dem gleichen Ansinnen könnte ich mich Tag für Tag zur "Reife" pissen, wenn es danach geht.
Eine "höhere" Bedeutung gibt es also nicht. Gleichzeitig wird darin der Königsweg gesehen, den inneren Dämon zu besiegen. Beschränke dich nicht. Lehne alle Grenzen ab. ("Anders als die ander'n, so willst du sein." Family Five, "Im Leistungskurs des Lebens"). Eine Philosophie, die ein Höheres verneint, um ein Höheres zu erreichen. Schönen Dank. Was denn nun?
if integer=0; loop at infinity
Nun, es sind schon schlechtere Theorien zusammengefaselt worden, bloß um Uschi und Inge ins Bett zu kriegen. Damals, auf den Barrikaden. ("Du, wir müssen unseren Kopf befreien!")
Das Konzept "Utopie" ist das Opium des Pseudo-Hedonisten dieser Tage. Die simple Antwort ist: Es gibt keine Erlösung. Kein Ziel. Es gibt die Höhle, Feuer, Schatten an der Wand, die gleißende Sonne auf dem Marktplatz (Hawthorne) - und manchmal Vollmond. Und was man tut, muß man verantworten. Manchmal auch vor anderen. Alles andere könnt Ihr Euch sonstwo drannageln. Transgression ist Anrennen, Grenzverletzung. Klar hat das Energie. Wie Atomkraft.
Kann man Eier mit kochen - oder anderen Leuten die Eier mit kochen.
Und jetzt schön immer weitermachen. Und bitte keine Transgression im Alltag. Schenkt Euren Liebsten Blumen, keine Messer.
(Und morgen möchte ich bitte ausschlafen, danke.)
(Literatur: Jack Sergeant. Deathtripping: The Cinema of Transgression.)
Samstag, 8. Mai 2004
Jetzt kommt sie nicht mehr raus.
Sehr geehrtes Fräulein Alice: Es ist schon mal vorgekommen, daß man beim Versuch, das Lebenswerk eines anderen zu zerstören, das eigene gleich mit aufs Spiel gesetzt hat. (Edit: Frau auch.)
Mit geneigten Grüßen
Donnerstag, 6. Mai 2004
Aus der Reihe, zehn Situationen, in denen du merkst, daß deine Beziehung im Arsch am Ende ist:
2. Welcher Mann kennt das nicht? Kommunikationsentzug und Katzenentfremdung bei häuslichen atmosphärischen Störungen.
Manchmal hilft Katzenminze. Schlaue oder ganz miesepetrige Kätzchen aber durchschauen das.
Freitag, 30. April 2004
Wegküsser stehen hier Schlange. Meditation über Verletzlichkeit, Zartheit und Beschützerinstinktreflex. This should not go unattended.
Freitag, 16. April 2004
Die altehrwürdige Karstadtfiliale an der Mö(nckebergstraße) überrascht mit einer neuen Schaufensterdekoration. Kaum war Ostern vorbei, flogen die dicken Eier und scharfen Häschen raus. Nun gibt es die neugelistete Dessouslinie von "May B." zu bestaunen, die mir neulich schon in der Damenwäschabteilung auffiel. (Ja, ich ziehe mich zum Spülen immer schick an.)
Dazu ganz fachgerecht andekoriert passende Utensilien. Parfümflakons, biegsame Dirigierstäbe für Pferde, ergonomisch geformte Vibrationsalarme (nun sogar in schrillen Mustern, aber ohne Wechselschalen)... die Kundschaft staunt. "Ja, sind wir denn auf St. Pauli hier?"
Frühling, du bist's!
Montag, 22. März 2004
"It doesn't take a lot to confuse me
I'm not aware of the passing of time
And I'd like to say to those who accuse me
Could you do it while you looked in my eye"
(New Order, "Primitive Notion")
Erde, Salz, Muschi, Blut. Das klingt poetisch.
Das klingt nach Anna Magnani, Bitterem Reis, nackter Wirklichkeit und italienischem Neo-Realismus.
Dahinter steckt aber nur der verzweifelte Hilfeschrei des Neo-Liberalismus. Das Alphamännchen möchte sich die Zigarre an einem uneingelösten Scheck anzünden. Freudianer verstehen die Symbolik dahinter.
Die Selbstentäußerungen klingen nach weiteren Hilfeschreien. Verbrämt hinter vermeintlichen Erfolgsgeschichten - success stories, natürlich. Natürlich. Er hat den Durchblick, alle Jobs der Welt und die Frauen dazu. Er verachtet die Blutleere in blogger-country.
Er ist der Junge, der in unserer Klasse immer auf der rechten Seite saß. Links waren nämlich die Fenster. An denen saßen wir. Sahen hinaus und träumten.
"Well I've been driving in the wrong gear
It's been a long and lonely ride
It's been winter for a whole year
But you couldn't hurt me if you tried"
Im Blut der Wiccas auch.
Und jede Wette: Er weiß gar nicht, wie Salz wirklich schmeckt.
Montag, 15. März 2004
Wie feige.
Donnerstag, 11. März 2004
Wer Belladonna nicht braucht, betreibt vielleicht nur Nabelschau. Das wußte jedenfalls Ilmaja zu berichten. Die schönste Nabelschau aber findet hier statt.
Vielleicht sollten Donnabella-Jäger und Brotspinnen einfach ein wenig gemeinsam Fussel suchen und sich vertragen?
Dienstag, 9. März 2004
Oder sollte ich sagen, Püschologen? Ich bin ja nicht der einzige, der den Kopf schüttelt. Ja, genau, Ihr Campagneros für West. "Gleiches Recht für alle", headlined Ihr bundesweit. Egalité! Agit-Advertising. Dazu dann ein Foto, daß unglaublich witzig... sein soll. Eine, der man ansieht, daß sie sagte, "ha, das ist ja witziiiig!" darf sich in den Busch hückeln und dabei eine Zichte halten. Ehrlich: Das ist ja gewagt, ihr Kreativbombenleger!
Ehrlich: Man merkt, daß die Kreativtussen bei Euch so was im Leben noch nicht gemacht haben. Und die Kreativtypen von so was immer nur in ihren feuchten Bettchen träumen.
1. Gibt frau in aller Regel die Zigarette dem (!) Nächststehenden, wenn sie hinter den Busch will. Die ist nämlich einfach nur hinderlich und nicht "cool" oder ein Zeichen für Frauenpower.
2. Hockt sich eine nicht gerade komplett alkoholbedingt weggetretene Frau nicht so in den Busch, daß sie sich unweigerlich in den Rock pinkeln würde. Hallo?
Den zieht man hoooooch. Höschen runter, Rock hoch. So ist gut, braves Mädchen. Und nun entspannen.
Zum Entspannen eignet sich dann wohl dieses Spielzeug aus Vollgummi. Angeblich für den Hund gedacht, keimt in mir der Verdacht, dies ist, was der Rock verbergen soll. Jaja, bei Pedigree spielt da der Hund mit. Bei der West sitzt da jemand drauf. Gleiches Recht für alle eben. Das immerhin leuchtet mir ein.
Wer sich aber notorisch die Oberbekleidung einnäßt, der muß ab und an unter die Dusche. Und sollte aufpassen, ob er nach links oder nach rechts zum Shampoo greift.
Ich muß dazu sagen, daß Foto ist von Luise McKenzie, der schottischen Künstlerin. Von daher kann ich mich im Moment nicht dafür verbürgen, ob diese rechtsgerichtete Flasche echt ist. Wundern würde es mich aber nicht.
Wer weiß, daß in Kreativmeetings eben nicht nur feine Kekse gereicht werden, wundert sich sowieso über nichts mehr. Wer jemals durchgeknallte Art Directorinnen auf Fotosets erlebt hat, auch nicht.
Na, das ist ja gaaaaaaanz neu.