Montag, 18. Oktober 2004


Fetisch

Geschenke unter Freunden sind eine schöne Sache. Persönliche Geschenke sind noch toller. Je intimer und persönlicher ein solches Geschenk ist, umso bedeutsamer wird es sein.

Eine Geste, die Sehnsucht, Begehren, Anerkennung und vielleicht auch ein wenig augenzwinkernde, verschwörerische Verbundenheit demonstriert.
Vor allem verschwörerisch. Nicht jeder versteht das. Kate Winslet schon.

Mir würde das auch gefallen.


 


Donnerstag, 14. Oktober 2004


Der Schlaf der Vernunft...

Da gibt es nichts zu lachen. Das ist weit verbreitet.
Zum Glück habe ich einen dicken Riegel an der Tür.


 


Donnerstag, 7. Oktober 2004


The Head Inside My Head

Über eines der faszinierenderen Phänomene von Verbrüderung kann man sich hier informieren.

Etwas für die Wunderkammer.

Man weiß, daß das Fötus-im-Fötus-Phänomen nicht so selten ist. Es gibt eine These, nach der unsere Sehnsucht nach dem "Zweiten Ich" genau daher stammt.
Aus der Suche nach dem toten Zwilling.

(Via Sick Girl.)


 


Mittwoch, 6. Oktober 2004


L'Age d'Or

Die begehrteste Frau ist immer gerade ein wenig außer Reichweite. Mal sind es ein paar hundert Kilometer, mal ist es nur eine emotionale oder, sagen wir, soziale Distanz. Mal ignoriert sie uns, mal gibt sie uns Geschenke, die in Wahrheit voller Gift sind, wenn wir sie entpacken.

Die begehrteste Frau ist eine idée fixe.

Das aber nur nebenbei. Denn heute war ich unter Brüdern. Zufällig in der Stadt, traf ich die Klitschkos, Wladimir und Vitali. Einmal im Leben war ich ohne irgendeine Kamera unterwegs, und nun das. Der jüngere der beiden (Wladimir oder Vitali) war noch deutlich von seinem letzten Kampf gezeichnet. Dunkel beschattete Augen, eine frischrote Narbe auf der Stirn, sah er aus wie ein Mann, den die Bratpfanne seiner Frau getroffen hatte. Der ältere (Wladimir oder Vitali) grinste freundlich in die Runde der TV-Kameras und fiependen Digiknipsen. Dann stiegen sie auf einen Tisch, wirkten noch größer als vorher schon, Wladimir oder Vitali hielt eine kurze Rede und dann signierten sie ihr Buch, das sie zwischen ein paar Sparringsrunden geschrieben und diktiert haben.

Ich glaube, diese Klitschkos sind ziemlich begehrt, obwohl sie wahrscheinlich kein Blog haben. Neben mir schmachteten nämlich auch ein paar Frauen. Einige wollten gleich die Wunden lecken verarzten, von Wladimir oder Vitali. Andere nur mal an den... den Oberarm fassen. Aber die Klitschkos, Wladimir und Vitali, standen oben auf diesem Tisch, hinter einem Wald aus Kameras, grinsten freundlich, stark und souverän und waren gerade eben so außer Reichweite.


 


Dienstag, 24. August 2004


Liebe Werbepsychologen, Teil 3

Immer wieder samstags trudeln einem ja die erstaunlichsten Dinge ins Haus. Als gut erzogener Konsument blättere ich alle Prospekte brav durch, denke "aha" und verklappe den Stapel in der Kiste mit dem Altpapier. Ab und an jedoch vermag das ein oder andere Produkt meine Aufmerksamkeit etwas länger zu beschäftigen. So auch bei dem hier links abgebildeten Aufmacher einer Baumarktkette.

Ich gebe zu, zuerst bei dem Wort "Blasfunktion" hängen geblieben zu sein. Loriot, Ehrendoktor übrigens meiner Alma Mater, hat ein ähnliches Gerät mit einer ähnlichen Funktion für die deutsche Literatur unsterblich gemacht. Hier aber sehen wir keinen "Heinzelmann" für Mutti, sondern Mutti mit einem "Zyklon 2000".
Leicht verklemmt trägt ein blondes, wie soll man es sagen, holdes Wesen eine irgendwie obszön wirkende, phallische Apparatur mit einem zu allem Überfluß, wie ich finde, braundeutschen Namen.

Nennen wir sie Heidi, nein Eva, und schauen, was sie dort vor dem Mutterschoß hält: Der "Zyklon 2000" überzeugt nicht nur mit seinem "Vorabscheider für 6-l-Grobgut" (was heißt das jetzt für die Igel?), sondern vor allem mit seinem imposanten "40-l-Fangsack". Ich denke, mit 30 Zentimeter gibt sich Eva gar nicht erst ab. Diese Frau weiß, wie man die Gartenzwerge mit ihrer Blasfunktion gefügig macht. Die kleine blonde Häcksel hat das dicke Rohr voll im Griff und Zeit dazu, den Nachbarn mit schiefgelegtem Köpfchen anzukichern.

Alles machbar, Herr Nachbar. Ich bin grün vor Neid. Ich will auch sofort einen 40-l-Fangsack. Und eine Blasfunktion.


 


Montag, 23. August 2004


Auch fast 40

früher war die einfach da und irgendwann weg, heute wird sie intellektuell seziert, bevor sie überhaupt an die tür klopft

(Via autofab)

Man kennt irgendwann das Ende auch schon.

Zwillingsforschung | von kid37 um 02:21h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Freitag, 20. August 2004


Bankgeflüster


 



VPL

Während der Mittagsexkursion in die Innenstadt war bedauerlicherweise wieder einmal Gelegenheit für gewisse stilpolizeiliche Ermittlungen. Die Jahreszeit mit den linden Lüftchen provoziert ja regelmäßig mit Ansichten, die wie blanke Reißnägel ins Auge fallen.

Offenbar ist für junge Damen diese Saison die Hosenfarbe Weiß angesagt. Kurz hintereinander marschierten gleich drei dieser Exemplare aus durchscheinender, wohlgefüllter Baumwolle vor mir her. Nun wäre ich der letzte, der etwas gegen die anmutige Bewegung runder Formen hätte. Aber wie sieht das denn aus? Durch diese transparenten Hosen sieht man überdeutliche nackte Hintern, über denen ein dreieckiger Stoffetzen dünne Strippen gerade noch zusammenhält. Meine Damen, wir sind doch nicht am Strand von Las Palomas!

Die Stringtrendfarben (sofern sie nicht aus echtem Leder sind, wie wir hier erfahren können. Ach so, waren gar nicht gemeint. Egal.) sind weiß (geht gar nicht), schwarz (geht immer) und blau mit etwas, was wie rote Punkte oder Blümchen aussah. (Zu sehr wollte ich nicht in die Hocke gehen, und ich hatte meine Stilpolizei-Marke nicht dabei, um eine eingehendere Untersuchung vornehmen zu können.)

Wie auch immer, das wissen wir nun. Vielen Dank. Nachdem ich gestern in irgendeinem Blog, das mir gerade nicht einfällt, was von "zerfetzten Höschen unterm kurzen Rock" gelesen habe, scheint sich ebenfalls anzudeuten, daß der Trend dieses Jahr eindeutig wieder zum "Ich trage Unterwäsche" geht. Das ist löblich, nicht immer aufregend, aber gut für die Blase.

An den Anblick minderjähriger Schnurwäscheträgerinnen, denen das Stoffdreieck irgendwo zwischen den Schulterblättern hängt, hat man sich ja schon gewöhnt. Man zuckt ja nur noch hilflos mit den Schultern. Aber transparente weiße Hosen bringen dieses Land, das ja sogar andere Probleme als die Rechtschreibreform hat, wie ich immer wieder lesen muß, nicht weiter. Zumal, und ich muß es leider sagen, es nicht immer nur lockende Ansichten sind, die einem da - freiwillig oder unfreiwillig - präsentiert werden.

Wenn das nicht bis morgen aufhört, ziehe ich kurze Pfadfindershorts an und schocke mit weißen, haarigen Beinen zurück. Oder probiere doch den Red Hot Chili Peppers-Look. That's official!


 


Montag, 19. Juli 2004


Übersprunghandlung

Seit Wochen habe ich Suchanfragen der Art

+ Armdrücken + mit + Frau

Zwei Worte dazu: Das kann mann nicht gewinnen und so sieht ein gleich Verlierender aus. (Oder worum geht es dabei?)


 


Freitag, 2. Juli 2004


Ich hab' da ein Auge drauf

" Batailles Begriff der Transgression bezeichne den Zustand jenseits von Moral und ethischer Grenze, jenseits - schließlich - von Gut und Böse", schreibt der geschätzte Herr Stiglegger in seinem Essay zu Sadomasochismus und Film. Wie kann "Transgression" ein "Zustand" sein? Ist es das, was manche Anhänger des französischen Vitalisten in die falsche Körperöffnung bekommen haben? Die Verbrämung eines grandiosen Mißverständnisses?

Eine Digression:

Was, wenn nichts mehr "aktiv und "positiv" an diesem "Zustand" ist. Wenn die Grenzüberschreitung kein blade running, sondern eben längst vollzogen ist, und vorerst kein Weg zurück erkennbar bleibt? Ach ja, ich vergaß. Die "positive, befreiende Utopie eines Transgressionsaktes" führt am Ende ja zur Reife.
Sexual Magick. Hippie-Denke. Heute sitzen sie in den Kulturbehörden und Außenministerien und tragen lange Bärte und machen eine andere Art von Gruppenwichsen.
"Es war doch bloß Sex, es hatte nichts mit uns zu tun." Das war der erste Satz, der in der Zivilisation gesprochen wurde. Eine körperliche Verrichtung. Genau. Die Liturgie zur "Reife"? Mit dem gleichen Ansinnen könnte ich mich Tag für Tag zur "Reife" pissen, wenn es danach geht.

Eine "höhere" Bedeutung gibt es also nicht. Gleichzeitig wird darin der Königsweg gesehen, den inneren Dämon zu besiegen. Beschränke dich nicht. Lehne alle Grenzen ab. ("Anders als die ander'n, so willst du sein." Family Five, "Im Leistungskurs des Lebens"). Eine Philosophie, die ein Höheres verneint, um ein Höheres zu erreichen. Schönen Dank. Was denn nun?
if integer=0; loop at infinity

Nun, es sind schon schlechtere Theorien zusammengefaselt worden, bloß um Uschi und Inge ins Bett zu kriegen. Damals, auf den Barrikaden. ("Du, wir müssen unseren Kopf befreien!")

Das Konzept "Utopie" ist das Opium des Pseudo-Hedonisten dieser Tage. Die simple Antwort ist: Es gibt keine Erlösung. Kein Ziel. Es gibt die Höhle, Feuer, Schatten an der Wand, die gleißende Sonne auf dem Marktplatz (Hawthorne) - und manchmal Vollmond. Und was man tut, muß man verantworten. Manchmal auch vor anderen. Alles andere könnt Ihr Euch sonstwo drannageln. Transgression ist Anrennen, Grenzverletzung. Klar hat das Energie. Wie Atomkraft.
Kann man Eier mit kochen - oder anderen Leuten die Eier mit kochen.

Und jetzt schön immer weitermachen. Und bitte keine Transgression im Alltag. Schenkt Euren Liebsten Blumen, keine Messer.

(Und morgen möchte ich bitte ausschlafen, danke.)

(Literatur: Jack Sergeant. Deathtripping: The Cinema of Transgression.)