Samstag, 12. März 2011
Es sind dies auch Tage, an denen nicht nur die Hochtechnologie, sondern auch die Popkultur an Grenzen stößt. Grad wenn man denkt, jetzt könne nur noch Godzilla helfen, wird klar, daß man mit ironischer Brechung keine Stahlmäntel wird bauen können und Zynismus niemals kalt genug sein wird, ein Kühlaggregat zu ersetzen.
Popkultur wird also nicht den Untergang verhindern. Im Unterschied zu vorkulturellen Zeiten haben wir aber den schöneren Soundtrack dazu. Solange der Strom läuft, jedenfalls.
>>> Geräusch des Tages: Kraftwerk, Radioaktivität
Dienstag, 15. Februar 2011
Bis ich den Schlüssel zu meinem Blog wiedergefunden habe, solange vielleicht der Beitrag zum Superwahljahr*. Mit dem Schlüsselbund nämlich sind tiefe Furchen in den Beton gekratzt, 140-Zeichen-Botschaften für den parfümierten Aufstand auf dem Rathausvorplatz."They talk about taking action while wearing their Diesel-Tees" singt Gustav ins vom Meta-Gequatsche verengte Gewissen, für ein 'Ho und noch ein 'Ho und ein Tschitti-Tschitti-Bang-Bang.
"The Revolution will not be televised" wußte Gill-Scott Heron noch zu bemerken**, um so argwöhnischer stimmen die großmedial verbreiteten Behauptungen, sie finde heute bei Twitter statt. Oder eingebettet in Fahrzeug-, Telko- oder Eventkulturwerbung. Sie wird nicht präsentiert von Apple oder HTC. (Bestellt Revolution heute bis 17.00 Uhr und bekommt ein neues System am nächsten Tag per Overnight Express. Kunden, die sich für Revolution interessierten, kauften auch...)
>>> Geräusch des Tages: Gustav, We Shall Overcome
* Die Post-Wahltagsparty findet übrigens am 27.3. live im Hamburger Docks statt.
** ARD/ZDF scheint das bewußt.
Freitag, 28. Januar 2011
Bacchus Racchus - The What from Lucas Revolution on Vimeo.
Monsieur Charlie macht ja wieder Unsinn, andere gehen zum Campen in den Dschungel. Ich finde, man sollte diesen entruderten Exzessen etwas Sinnstiftendes entgegensetzen, zu Musik und Tanz im klassischen Hain. Dort wird es Traubensaft geben und jugendgefährdende Spiele die Blogrolle hinauf und wieder herunter. Vielleicht die ein oder andere dioxinfreie Ekelprüfung - nur zum Spaß natürlich. Irgendein Schelm wird Schurken vorschlagen oder Ausrechner, die meinen, in fremden Gärten graben zu können, nur weil der Hausherr kurz nicht daheim war. Genau, einfach mal locker sein, rufen wir dann ins Feuer und schunkeln zu dem populären Lied "Man-kann's-ja-mal-versuchen/Ist-ja-nichts-dabei".
Am Ende dann aber Sonne und Lautenklänge, man verlinkt sich gegenseitig, wer mag, auch an ungenannten Stellen, dann gibt es noch mehr Traubensaft und Äpfel und Brot, spätrömische Dekadenz ein ganzes Wochenende lang, ein Zeppelin wird über die Landschaft fliegen und alles filmen für die Daheimgebliebenen, freche Lieder später dann am Lagerfeuer, falsche Komplimente und echte natürlich auch. Angeliska hat zu ihrem Geburtstag die Winterversion zelebriert. Nur mit netten Menschen und verzauberten Feen.
Dienstag, 4. Januar 2011
...oder: Warum die Bloggerbewegung scheitern mußte.
Während man das weiße Hemd wieder ordentlich zurück auf den Bügel fummelt (der kleine Rotweinfleck fällt nächstes Jahr noch nicht auf), den Zylinder und die Handschuhe in die Schachteln räumt, anderswo Strumpfbänder und extravagantes Schnürschuhwerk mühsam unter Jahreswechselbetten hervorgezerrt werden, man also den ganzen Operettenschwindel zurück hinter die Uniform für den Alltag räumt und dabei ohne Rang und weitere Würde sich im Spiegel nackt betrachten kann, fragt man sich, warum man, den Schwung des einstigen alles, alles besser und alles sofort-Anspruchs nicht genutzt hat, um jetzt als ehemalige Vorhut der besseren Welt so wie ein Politiker der Grünen ganz vorne mit dabeizusitzen.
Nicht, daß mich derlei Dinge noch den warmen Lufthauch interessieren, der sich in den goldenen Ornamenten meiner Brokatvorhänge fängt, aber wenn dann doch noch einmal die Frage auftaucht, wieso das dauert mit diesem Etablieren und warum sich die anderen nicht in uns, sondern immer nur wir in den anderen etablieren, werfe ich einen Blick in das Köchelverzeichnis der sogenannten besseren Gesellschaft. Die Haute volée weiß seit Jahrhunderten wie man die Dinge zelebriert und zementiert, sich gegenseitig zitiert, hofiert (verlinkt und verblogrollt) und keine Scheu vor dem Mucki, Micki und Mausi hat - während Blogger allzuschnell zaudern, ihr Mäusemänchen67 oder Blumenzupferin82 ins Stolze einer Ehrenbezeichnung zu wenden.
Schauen wir in die Gästeliste einer mittelbedeutsamen gesellschaftlichen Veranstaltung und achten wir auf die Berufs- und Standesbezeichnungen: Nicht nur "Maler", sondern auch ein "Malerfürst" sind anwesend, eine "Hellseherin" ebenso, aber auch ein "Ehemann und Journalist" (darüber hinaus noch ehemaliger Chefredakteur mehrerer bekannter Titel), dazu eine Menge von und zu und Grafen und Professores. Aber liest man irgendwo "Blogger"? Selbst als "Miss Ferrari" hat man besseren Zugang zu den erlauchten Kreisen.
Beim Kampf um die Erbhöfe der Aufmerksamkeit darf man nicht zaghaft sein. Früher war mehr Lametta, heißt es. 2011 wird das Talmi-Jahr, es soll Auszeichnungen und Preise regnen, Ehrentitel und bunte Bänder, Bloggerfürsten und Hellblogger, Träger von Orden, Rängen und Begleiter von Missen. Einen Ball soll es geben, auf die wir ehemalige Chefredakteure laden, und Landsitze für jedermann. Und eine Kutsche hätte ich gern.
Dienstag, 17. August 2010
Das wird er sein, der Tag, an dem die Stopp-Streetview-Initiative Erfolg hatte:
Dabei wollen sie nur spielen, und wenn das Experiment schiefgehen sollte, nun, sie haben noch andere Optionen. So singen sie den body electric, aber sie dichten nicht. Sie verherrlichen die Maschine, sie beten zu der Maschine, sie stürzen sich voll glühendem Eifer in das Räderwerk.
Diejenigen, welche heutzutage Dinge benutzen wie Telephon, Grammophon, Eisenbahn, Fahrrad, Motorrad, Ozeandampfer, Luftschiff, Flugzeug, Kinematograph und große Tageszeitungen, denken nicht daran, daß diese verschiedenen Kommunikations-, Verkehrs- und Informationsformen auch entscheidenden Einfluß auf ihre Psyche ausüben.
(Filippo Tommaso Marinetti. Die drahtlose Einbildungskraft. 1913.)
Montag, 2. August 2010
Schiff-o-Gramm für die Lu.
Freitag, 25. Juni 2010
Ja, das ist schon traurig alles. Aber wie heißt eine brutale Wahrheit so schön: Lieber Dritter als Petze, und lieber weiterstolpern als gar nixe arbeiten. Selbst die schauspielerischen Darbietungen, sonst eine kardinaltugendhafte Grundfertigkeit der transalpinen Fußballthespen, ließen dieses Jahr zu wünschen übrig. Und was waren wir froh, nicht beim Italiener gelandet zu sein.
Die Dänen dann spielten so hölzern wie es der Kommentar im ZDF war ("Die Japaner haben eine doppelte Führung", "dem klebt das Nicht-Torschuß-Gen am Schuh"). Zurecht zurück in die Dünen. Die unermüdlichen Trickschützen hingegen nahmen die Geschenke des Gegners dankend an und waren einfach gerne auf dem Platz.
So wie man jetzt gerne draußen sitzt, zwischen ernsten und leichten Themen, dem fispelnden Tröten und dem warmen Summen der großen Stadt, in der die Fassaden bereits spürbar Sonne gesaugt haben. Ab Achtelfinale heißt es nicht mehr Punkrock oder Klagenfurt. Da heißt es Punkrock und Klagenfurt.
Donnerstag, 24. Juni 2010
Schon wieder Endspiel, verschminkte Schlaaandmädchen, Podolski-Prinzen und andere Lahme schweinsteigern in die U-Bahnen, auf dem Weg zu den öffentlichen Zuschauplätzen. Ich hingegen steige hinab in den Musik- und Wortspielkeller, dort, im Starclub-Cavern, wo Delling & The Netzers ihre Hamburger Gehversuche neben alten Beatlesplakaten, gleich neben einem Gretsch-Schlagzeug starten. Das mal für die Geschichtsbücher.
Qualm, Bier, weitere Schlaaandmenschen, die ständig "Make Schau! Make Schau!" brüllen, denn im Spiel, ein weiterer Wortspiel-Dur-7-Akkord, ist irgendwie keine Musik drin. Stolpern, schachern, Ball verspringen - aber wie sagte der englische Philosoph Gary Lineker einst: "Fußball dauert 90 Minuten, und am Ende gewinnen die Deutschen."
Ein Migrationsspieler haut Schicksal-, Scham- und Schande-Schlagzeilen von den Titelseiten, erspart unserem Knabenchor das Tingeln durch Ostseebäder und über Sommerfeste und schießt die Kapelle weit an den Les Bleus vorbei in die Top16. Mit Özil zum Hit.
Weiteres Bier, Tuuut-tuuut und Tröööt-tröööt auf den Straßen und hinter Fahnengardinen hervor, und dann schiebt glücksstrahlend eine junge Farbige im schwarzweißen Deutschland-Trikot an uns vorbei, ruft begeistert "Ghana, yeah!" und trötet befreit in ihre Vuvuzela. Das sind dann diese kleinen Momente, wenn sich der ganze Nationalitätenirrsinn für einen Moment verwischt, wie Fab-Four-Musik im Remix.
Samstag, 12. Juni 2010
Mich macht das irre.
Abhilfe: Ton aus und Atmo hören. Wer Kommentare braucht, kann sich hier welche rauspicken.
Freitag, 21. Mai 2010
Nun, da sich so langsam verläßliches Zweiradwetter herauskristallisiert, stellt sich erneut die regelmäßige und regelmäßig Verzweiflung erzeugende Frage nach der richtigen Bekleidung. Über Tweed Cycling habe ich ja bereits berichtet, aber nun habe ich (s. Foto) endlich ein passendes, geringeltes Outfit gefunden. Da steht ihr mit offenem Mund und wagt es vor Erstaunen kaum, Beifall zu zollen. Ich weiß, ich weiß.
Wer dies aus Zurückhaltung eventuell übertrieben findet und weitere und vielleicht andere, möglicherweise dezentere Anregungen sucht, wird sicher hier fündig: Riding Pretty, ein Blog zum Sehen, Staunen und nostalgischem Träumen, Lovely Bike - ebenso verehrend und modisch bekehrend, Girls & Bicycles zeigt wunderbare Beispiele, ähnlich wie Velo Vogue, ein Blog, das sich ganz auf Tragbares und Untragbares auf zwei Rädern spezialisiert hat. Und wie sieht es normalerweise aus? She Rides a Bike gibt Auskunft.
Foto via Riding Pretty