Donnerstag, 1. März 2012
Achtung, Achtung. Aus der Hals-Maul-Opfas-Klinik sind verschnupfte Menschen entflohen. Sachdienliche Hinweise bitte an die Rechtschreibverfolgungsbehörden. Der leitende HMO-Arzt empfiehlt präventiv weiterhin Schal und Mütze.
Freitag, 17. Februar 2012
... am Grab des Elektrolahundes
und der Nachrichtensprecher
trägt ein ehrliches Gesicht.
Die Tragödie und ihre Wiederkehr als Farce. Die letzten Koordinaten des Ernsthaften liegen verborgen und tief in der eigenen Knochenhaut. Tage zurückerinnern, als die Erde noch stillstand, Atem halten, die Höhe der Fahnen auf ihren Masten kontrollieren. Heute im verfratzten Grand Guignol, burlesken Kasperletheater nur noch die Kermit-Show ("Applaus! Applaus! Applaus!"). Das Unerhörte vom Umzugswagen eines Karnevals geworfen, ein schunkelndes Land auf Anfang, ein einstürzender Neubau (die tanzenden Türme!).
Bereitstehen, wenn et Trömmelche jeht.
Freitag, 29. Juli 2011
Irgendwie ja auch skurril, wenn sich Stefan Niggemeier auf die "Recherchen" von BILD beruft, um die "Methoden" von RTL zu beschreiben. (Q, derzeit nur für Abonnenten)
Ich mag so was. Irgendwie.
Neulich habe ich auf dem Fleetinselfestival eine Vertikalseilartistin gesehen, die sich ganz hochgehangelt hat und zur Musik von "Cabaret" einen beeindruckenden Spagat zeigte. Dieser Eindruck einer paradoxen Schwerelosigkeit.
Donnerstag, 7. Juli 2011
Die Stadt ist durchgewaschen und hängt sich zum Trocknen aus. Die US-Amerikanerinnen spielen derweil in einer Art weißem, transparenten Kittelhemd, durch das verschiedenfarbige Büstenhalter zu sehen sind. Schwesternhelferinnen gleich, die flott über glanzpolierte Krankenhausflure hetzen, rennen sie fahrig und leicht verschwitzt die vorgegebenen Laufwege rauf und wieder runter, während die Schwedinnen, ebenso entkräftet, nur zwei Gedanken hegen: den an den Schlußpfiff und einen weiteren an die komplizierte Choreographie ihres auf dem Rasen gemeinsam aufgeführten Abschlußtanzes, ein seit Generationen wie siebente Siegel an die Jungfrauen des Dorfes nur flüsternd weitergereichtes geheimes Ritual, das ursprünglich den Jagdtod stattlicher Elche feierte, nun aber das Entkommen vor den Blutabnahmekanülen und Katheterschläuchen der nordamerikanischen Krankenschwestern.
Dienstag, 31. Mai 2011
Peter Richter gratuliert dem Berliner Hauptbahnhof kritisch zum fünften Geburtstag und weist zurecht auf eine Vielzahl von Mißständen hin. Ich lese und nicke, während ich möglicherweise mit dem Flugzeug haarscharf an nämlichen Gebäude vorbeifliege. Dann aber schreibt Richter: "Wie Schiffbrüchige über den Sand sich herbeischleppende Fußgänger. Zusammen mit den orientierungslos Umherirrenden aus der Bahn machen sie den Ort zu einem einzigen täglichen Jammertal." Einige Zeilen vorher bereits verweist er auf die Ähnlichkeit der Treppen und Fluchten mit den von Piranesi dargestellten Gefängniswelten. "Das ist die Wahrheit", schreibt Richter ganz ohne unangebrachte Scham, versteigt sich aber gleich darauf zu der Behauptung: "Und warum muß ich der Erste sein, der sie aufschreibt?"
Bitte, liebe Leute von der FAS, die ihr Bücher schreibt mit Titeln wie "Hier spricht Berlin" und das "ich" in euren Texten Spazieren führt. Solche Kritik wurde nun wirklich schon zur Zeit der Eröffnung durch einen vielstimmigen Nabucco-Chor aus Bahnreisenden, Architekturkritikern und Blogs laut. Ich schrieb damals über ein Purgatorium für Bahnfahrer, über ein undurchsichtliches Treppen- und Gängelabyrinth.
Erster soll ein Mann sich nur mit Vorsicht nennen.
Das ist mal die Wahrheit. Bitte. Danke.
Samstag, 14. Mai 2011
Daß der Eurovisionswettbewerb des Hochleistungsschlagersingens ohne Japan auskommt, liegt natürlich nicht nur an den geographischen Verhältnissen, sondern auch schlicht am Neid. Denn was das fröhliches Maunzen junger gutaufgelegter Sängerinnen angeht, so steckte die jüngst so gebeutelte Nation locker alle in den Sack.
Die meisten können sicher nicht so gut Japanisch wie ich, deshalb übersetze ich mal kurz den Refrain dieses munteren Liedes:
Hey, alter Sack/
glotz uns nicht so an/
Du könntest unser Vater sein/
wärst du nicht schon im Altersheim.
Hey, alter Sack/
glotz uns nicht so an/
Die Strümpfe tragen wir zur Show/
und nicht wie Du zum Stützen.
So im wesentlichen (wer es nicht glaubt, frage Isa, die kann das). Eine alte Blogger-Unart indes treibt sicher viele wieder dazu, das Lied gleich wieder auf sich zu beziehen, dabei sind wie immer eigentlich nur die anderen gemeint. Ich jedenfalls werde heute abend mit einer Delegation des Fördervereins Lena e.V. toitoitoi ganz seriös die Daumen drücken, wenn es um die Krone des Kulturpreisträgers 2011 geht.
(Anm.: die Anwendung der maskulinen Form schließt die feminine mit ein.)
Freitag, 29. April 2011
(Royale Aktionsgruppe God Save The Queen.)
Donnerstag, 28. April 2011
(Ich habe eigentlich überhaupt keine Zeit und ganz viel zu tun, weshalb ich als allererstes, sozusagen zum Warmwerden und Fingergelenke beweglich machen, so ein Mad Men-Bildchen erstellen mußte, auch wenn das jetzt wieder Zeit gekostet hat, die ich eigentlich nicht habe. Das Gemälde heißt: "Warte, ich wollte doch noch unser Lied spielen!" und stammt aus meiner frühen, von Roy Lichtenstein und vielen Niederlagen geprägten Zeit. Herr Prieditis kann das besser.)
via Mad Men Yourself
Montag, 4. April 2011
Atom, Atom, ick hör dir schon: Weil unser Land ja so kernkraftsicher ist, sorgt eine nukleare Lappalie derzeit für ein wenig Aufregung. Aus der ehemaligen Kernforschungsanstalt in Jülich nämlich werden 2285 Graphitkugeln vermißt. Bei den Mittelstrahl-emittierenden Bällen handelt es sich um "ausgebrannte" Brennelemente aus einem dieser Kugelhaufenreaktoren, die mal als große Zukunft galten, bis man feststellte, daß der große Plan 9 der Energiegewinnung seine Tücken hatte.
Nun, ein knappes Vierteljahrhundert später, stellt man also fest, nanü, da fehlen ja gut und gerne 2000 von diesen etwas über tennisballgroßen Kugeln, wo sind sie nur, wo sind sie nur, Kurt, hast du die vielleicht in den Keller...? Nicht? Ah ja, hier müssen irgendwo Papiere sein, wo habe ich sie nur... oder doch in dieser großen Kiste, Dieter, erinnerst du dich noch an die Graphitkugeln, die hier immer rumlagen... können doch nicht weg sein... gestern waren die doch noch... Na ja, man kennt das - man sucht und sucht und am Ende sitzt die Brille die ganze Zeit auf der Nase.
Die schwarzen Graphitkugeln werden jetzt im Zwischenlager vermutet, ganz genau weiß man es wohl nicht. Nun dränge ich mich ungern ganz nach vorne, aber vielleicht könnte ich hier weiterhelfen. Vielleicht nämlich wurden die einfach hier und da eingesteckt.
Anfang der 1980er Jahre nämlich verschleppte uns unser Geografielehrer auf Exkursion in besagtes Kernforschungszentrum. Der Herr Lehrer war ein überzeugter Schüler der "Alles sicher, vor allem in Deutschland und selbst wenn etwas passiert, wird es sofort vermeldet"-Sekte und beseelt davon, etwas von diesem wahren Glauben auch auf uns junge Menschen herabtropfen zu lassen, die wir allzu häufig in Diskussionsrunden von sogenannten "Gefahren" und "Zweifeln" sprachen. Die Erinnerungen an diesen Ausflug sind zugegebenermaßen spärlich und verwischt, ich träumte bei diesen regelmäßigen Fahrten zu irgendwelchen Chemiewerken oder Kläranlagen meist vor mich hin, holte im Stehen Schlaf nach oder schaute im Bus auf die Felder links und rechts der Autobahnen und dachte, hoffentlich halten wir nie an, so könnte ich endlos weiterfahren.
Jedenfalls wurde unsere in der Mehrzahl in schäbige olivgrüne Parkas gekleidete, vor sich hinpubertierende Truppe von den Herren Kernphysikern in die Wunder der Hochtechnologie eingewiesen, die Vorzüge eines Kugelhaufens gegenüber Siedewasser erklärt und die kleinkindsichere Ungefährlichkeit der Kernkraft auf eindrucksvolle Weise demonstriert. Da lagen nämlich tatsächlich einige von diesen schwarzen Nuklearkugeln herum und der Herr Oberkernphysiker erklärte, wenn die ausgebrannt seien, dann seien die quasi "leer", die Radioaktivität also weg, futsch, was zurückblieb, sei harmlos wie eine Bocciakugel. Leider ist meine Erinnerung an die konkreten Erklärungen ebenso futsch, ich weiß aber noch wie ich versuchte, auf meiner Stirne mittels Faltenwurf ein Fragezeichen zu formulieren.
Dann wurden wir aufgefordert, eine solche Kugel ruhig mal anzufassen, es wurden (eine? mehrere?) in die Gruppe gereicht, die Bälle wanderten von Hand zu Hand, einige machten die üblichen Faxen, taten so als wären die ungeheuer schwer oder würden ihren auf den Boden fallen, es wurde gegrinst und gescherzt und "Aha" gemacht, und ich sagte, als die Reihe an mich kam, diesen Kelch setze ich mal aus, ich faß' die Dinger nicht an. (Ein Satz, den man im Leben in allen möglichen Situationen gebrauchen kann.)
Heute denke ich natürlich, daß alles tatsächlich so harmlos war, wie es auch unser Lehrer immer und immer wieder erklärt hat. Es waren sicher Dummys oder eine von diesen angeblich "tauben" Bällen, die dazugemischt wurden, vielleicht kann das einer der mitlesenden Kernphysiker etwas besser erklären. Andererseits, es waren ja Physiker, und wenn jene die Erwachsenenversion unserer Leistungskursler darstellten, deren unbekümmerte Experimentierfreude von einer gewissen pubertären Lebensverachtung geprägt war, die nur von der Nachlässigkeit ihrer Frisuren übertroffen wurde, dann... weiß ich es auch nicht.
Jedenfalls, zurück zu den 2285 Kugeln. Ich weiß wirklich nicht mehr, ob wirklich alle rumgereichten Kugeln den Weg zurück nach vorne fanden. Ich meine, wir hatten ja damals nichts, wir bekamen noch nicht einmal Kugelschreiber oder Notizblöcke, Buttons oder Schlüsselbänder zur Erinnerung an diesen aufregenden Tag im Kugelhaufen - was, wenn Schulklasse um Schulklasse sich andere Andenken mitgenommen haben? Jetzt nur mal so. In den Raum gestellt.
Freitag, 1. April 2011
...ich hab' gar kein Blog.