Mean Girls



Während die Tage wie so eine keuchende Dampflok auf schlüpfrigen Steigungen durchschnauft werden wollen (heute Arbeit am heiligen Vormittag diskutiert als wären wir Last-Minute-SOS-Geschenkverkäufer), sitze ich abends im dehydrierten Dämmerzustand vor Sendungen wie "So schmücken WDR-Redakteure ihre Weihnachtsbäume oder reinigen nach dem Gänsebraten ihren Backofen" (Tamina Kallert: "Das macht mein Mann.") und blättere mich durch Kindheitserinnerungen.



Wenn ich in den Spiegel sehe, weiß ich nämlich, daß ich irgendwie auch keine 37 mehr bin. Dabei sah die Zukunft früher so... futuristisch aus. Auch gefährlich, natürlich. Atomangst, Monsterangst, Kommunistenangst, Extraterristenangst. Und offenbar auch Frauenangst, wenn man das wirklich ganz großartige Buch von Ryan Heshka durchblättert.



Seine "Mean Girls" zeigen eine B-Filmwelt aus bösen Banditinnen ("Red Beaver Bandit"), ambitionierten Heimfilmern mit fischigen Angeboten, handfest ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten am Sonderangebotsstand und dazu Roboter, Flugmaschinen und schnittige Acht-Zylinder-Autos.



Der Künstler stammt aus Manitoba und Winnipeg, hat als besondere Auszeichnung schon mehrfach bei Feinkunst Krüger in Hamburg ausgestellt und macht unter anderem auch hübsche (und leider schwer erhältliche) Kinderbücher. Seine Fatales sind ein schöner Überblick übers - fatalistische, aber bonbonbunte - Werk.



Ich habe gestern gelesen, Reportagen sind immer dann am besten, wenn in ihnen Musik erwähnt wird. Ich denke, zu Ryan Heshka läuft im Hintergrund entweder droniger Twin-Peaks-Jazz oder aber The Cramps. Dazu haut man sich einen beim Tanztee erbeuteten Stiletto auf den Kopf und trinkt ein toxikologisch schrillfarbenes Getränk.



David Lynch sagt: "I absolutely love your work" (er meint Heshka), Guy Maddin: "It's a great book!" Kid37 meint: "Stunning!"

>>> Webseite von Ryan Heshka

(Ryan Heshka. Fatales - The Art of Ryan Heshka. Paris: Cernunnos, 2017.)

Ex Libris | 20:56h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
samojede - Donnerstag, 20. Dezember 2018, 22:43
Will mal wissen: Wenn Sie in diesem #besinnlichen Tagen# in den Spiegel sehen, also Spiegel als Teekesselchen gemeint, was | wie denken Sie darüber¿

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kid37 - Donnerstag, 20. Dezember 2018, 23:29
Spiegelt leider den falschen Leuten in die Hände. Dann denke ich: Da hätten die auch gleich Blogger einstellen können! Bei mir stimmen auch nicht alle Geschichten. (Zum Glück habe ich etwas an mir, daß mir niemand auch nur das Geringste übel nehmen kann.)

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 00:17
Denke mal, ist komplexes Thema, wo man so und so und so sehen kann. Hab selbst mal beim Spiegel |Kicker | FAZ| Gala gearbeitet ,aber bin dann entlassen worden ( wegen Pöbeleien).

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kid37 - Freitag, 21. Dezember 2018, 00:30
Ich dachte, weil die Ihnen den Redaktionshund nicht erlauben wollten. Ich bin ja kein Intellektueller, denke aber, vielleicht ist das alles auch so ein Schwanengesang. Gut kann das nicht sein, egal, wie man zu den einzelnen Objekten steht.

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 00:42
Richtig, im Grunde & Kern ging es gegen meinen Hund, das mit Pöbelei wurde nur offiziell vorgeschoben. Hab aber natürlich geklagt und auch den Hund auf wen gehetzt. Will aber die Vergangenheit ruhen lassen.
_______

Find's auch ungut. Liest sich auch alles ungut. Ich werde es erstmal weiter b e o b a c h t e n. 👀

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kid37 - Freitag, 21. Dezember 2018, 00:55
Wir müssen auf der Arbeit ja Schutzkleidungtragen. Vergangenes muß ruhen. Ich habe in meinem Leben immer nur nach vorne geschaut und bin gut damit gefahren.

Ja. Erstmal alles aufarbeiten lassen. Das Gekreisch aushalten.

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 11:16
Will folgende Gedanken noch offenlegen, denn wenn einer davon sich in den nächsten Wochen als WAHR herausstellt, kann ich sagen: SIEHSTE . Hab mir überlegt vielleicht ist auch

1.) 1 Geschichte (erfunden) vom Spiegel und den Journalisten gibt es gar nicht in echt. Stichwort: GeschichteinderGeschichteinderGeschichte
2.).. , dass der Journalist selbst irgendwie selbst daran geglaubt hat, was er schreibt. Wenn ich zb einen Zamonien-Roman lese, denke ich auch, ich bin 1 Buchling. & wenn ich mir das Spiegel Gebäude | Kantine angucke, ist ja auch wie 1 andere (Parallel-)Welt.
3.) jeder auf jeder sauer | wütend und muss mal alles auf eitle | intellektuelle Umwege raus

?¿

/Will hier nicht den Rahmen sprengen, aber ist interessantes Thema.\

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kid37 - Freitag, 21. Dezember 2018, 11:54
Ich denke, Eitelkeit und Gefall- und Erfolgssucht haben ein Karussell in Gang gesetzt, immer noch einen drauf zu setzen, nachdem die erste Reportage sehr gut ankam. Dann gibt es einen Preis und noch einen und schon gibt es Allmachtsgefühle... Ist aber alles Küchenpsychologie. Vielleicht ist es auch eine Art Shutter Island, und andere haben dem Mann vorgespielt, ein großer Journalist und rasender Reporter zu sein - bis hin zu Zeremonien und Preisverleihungen. Als Therapie. So eine Art Goodbye, Lenin!.

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 12:21
Find guter Gedanke(ngang) mit Shutter island! Diese Art der *Therapie* kann man auch so und so sehen wie zb , wo mir gleich dazu in den Sinn kommt, auch Scheinbushaltestellen bei Demenzerkrankten. Wie gesagt, interessantes Thema mit vielen Nebenthemen und weiterführenden Themen. Irgendwie auch... ´schön´, dass im Endeffekt der Spiegel auf diese Art & Weise dazu beiträgt kritsche,weitreichende, vielfältige Diskussionen anzuregen ... ..

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fritz_ - Freitag, 21. Dezember 2018, 12:49
"Nichts Sensationelleres gibt es in der Welt, als die Zeit, in der man lebt!"
Es gibt ja von Kisch die Beschreibung, wie er dabei half, einen Flussdampfer von Prag nach Pressburg/Bratislava zu schaffen für den Hafenbau.

Moldau und Donau kommen sich bis auf <50 km nahe. Mit dem Schiff muss man einen kleinen Umweg nehmen. Die Moldau runter, die Elbe runter, über die Nordsee in die Weser, erstes tschechisches Schiff in der Nordsee, großes Hurra, über Kanäle und Schleichwege in den Rhein, den Main und ist schon so gut wie in der Donau.

Manchmal denke ich, Kisch war gar nicht dabei, das Schiff gab es nie, und die Hälfte der Flüsse und Orte sind erfunden. Wilhelmshaven, Ems-Jade-Kanal, Ruhrort, Westfalen. Das sind doch alles ausgedachte Namen.

Nach sieben Monaten steckte man in Frankfurt fest, weil der Main zu wenig Wasser führte. Man überlegte noch mal scharf und dann nahm man die Abkürzung.

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kid37 - Freitag, 21. Dezember 2018, 13:05
Ich glaube, Reiseberichte, egal wie akkurat und akribisch, sind immer eine Spur Karl May. Da gleiten Kanus ruhig über Seen, die es so gar nicht gibt - oder voll sind mit Touristen, und nicht mit Indianer-Spähern. Andererseits haben Flußfahrtberichte ein anderes Gewicht als solche aus Kriegsgebieten. Mir gab mal ein Prof mit auf den Weg: "Wenn Sie mal ein Buch veröffentlichen, machen Sie da nie alleine! Suchen Sie sich immer einen Mitherausgeber." Da ist schwer was dran.

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fritz_ - Freitag, 21. Dezember 2018, 15:28
Otto Protzen, zwar kein Herrenreiter, aber ein Herrensegler, ist während des Weltkriegs 1917 die Donau hinabgepaddelt, von Donaueschingen, quasi die Quelle, bis ins Delta an die rumänische Front.

Oder einmal im Ruderboot auf allen möglichen schlecht erschlossenen Gräben und Kanälchen von Berlin zur Oder und durch Mecklenburg. Der muss Indianer zum Rudern dabeigehabt haben, sonst ist das nicht zu schaffen.

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 18:30
/\
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*Interessanter* Intellektueller Exkurs (Lieb gemeint). Können Sie |sie | wer 1 Faden zu Käpt`n Blaubär💙 spannen?

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kid37 - Freitag, 21. Dezember 2018, 21:16
Sie meinen die Wiedergeburt der Münchhausiade im Gewand der Nachrichtenmagazinreportage? Demnächst als Buch: Spiegels tolldreiste Geschichten.

(Leider bleibt ja Unbehagen, denn hinter dem Lustigen lauert gleich das Fatale. Es kann nicht gut sein, Nachrichten und Reportagen fortan durch die Folie der erfundenen Begebenheit zu lesen. Dieser Vertrauensverlust fällt uns noch allen auf die Füße.)

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 21:35
Hab noch 1 Frage,wo mich ernsthaft interessieren würde. Ich bin als sporadische Spiegel-Leserin durchaus bereit das Ganze aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen,unterhaltsam ist es ja auch irgendwie. Ich würde mir irgendwann den Spiegel auch wieder ernsthaft kaufen, ich schließe kein Blatt aus (Stichwort: IMMERFAIR) aber ich hab jetzt die Sonderseiten/Richtigstellung oder was das sein soll dazu überflogen und ich finds 1 Frechheit hoch sieben. Dadurch fühle ich mich r i c h t i g verrascht. Soll das alles ironisch sein? Zb, dass ein Herr Chefredakteur(!) seinen eitlen Sülz zur *Glaubwürdigkeit der Medien*(!!) gibt mit Foto in einem Büro, wo ein Foto von IHM selbst(!!!)steht. Wer berät bitte den Spiegel oder wollen die ihre Leser*innen komplett vergraulen?!
Warum müssen überhaupt die Journalisten immer und überall ihre Visagen zeigen und Senf dazu geben, macht mich richtig sauer und so schlage ich den Bogen zum Blaubär-Erfinder💙 . Den würde ich gerne erkennen können, um ihn zb bei 'Allwörden' voller Bewunderung anstarren zu können (unaufdringlich). Gut, aber ich schweife ab.

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fritz_ - Freitag, 21. Dezember 2018, 21:55
@kid37 20:16 Zum Zeitpunkt jetzt sehe ich keinen Vertrauensverlust, alles wie immer. Es war ein leichter Klaps auf den Hinterkopf beim Business as usual des Journalismus | Lesers | Käpt`n Blaubär.

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 22:15
Warum schreiben Sie so arrogant und allgemein? Ich hab über mich mein Empfinden geschrieben.

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fritz_ - Freitag, 21. Dezember 2018, 22:31
Ich habe noch das nötige "@kid37 20:16" hinzugefügt.

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samojede - Freitag, 21. Dezember 2018, 22:48
@fritz_ - Freitag, 21. Dezember 2018, 21:31 : Achso. dann Entschuldigung

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kid37 - Samstag, 22. Dezember 2018, 00:12
@samojede: Der, auf den Sie anspielen, ist ja nun nicht für seine uneitle Art bekannt. Das Foto ist natürlich schon... bemerkenswert. Ich hingegen würde mir gern Ryan Heshkas "Red Beaver Bandit" ins Büro hängen - aber das darf ich sicher auch nicht. Der "Demuts"-Offenbarungsartikel vom Spiegel wurde bereits ausführlich von mehreren Seiten kritisiert. Emotionalisierte Reportagen im Stil einer emotionalen Reportage zu beantworten, ist schlüpfriges Terrain - zeigt aber vielleicht, warum diese Textform so begehrt und so erfolgreich war. Wie ich bereits sagte: Man hätte gleich Blogger einstellen können. Dennoch - bei aller Häme muß man auch bestürzt sein. Vielleicht ist "Vertrauensverlust" zu hoch gegriffen und idealistisch. Daß die Schwurbelköpfe vom "Lügenpresse"-Verein jetzt so ein triumphales Totschlagargument geliefert bekommen haben, ist dennoch fatal.

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fritz_ - Samstag, 22. Dezember 2018, 01:00
Im Sinn der bei vielen Großbloggern angemahnten Medchenkompetenz, "denkt selbst", müsste man mit dem Klammerbeutel gepudert sein, um mit langweiligen Kategorien wie Vertrauen/Verlust desselben seine Zeit zu verplempern.
Gesunde Skepsis, Fernhalten von Ideologien, auf den eigenen Brechreiz achten.

Wieso auf Journalisten, egal, wie albern sie tun, besonders vertrauen und nicht auf die Gebrauchtwagenhändler? Ja, bei Gebrauchtwagenhändlern gebietet es der gesunde Menschenverstand.

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samojede - Samstag, 22. Dezember 2018, 01:05
@kid: Wäre aber ein schönes Bürobild. Bei mir hängt 1 Glied uff Arbeit (abstrakt)

Alles schlüpfriges Terrain.

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kid37 - Samstag, 22. Dezember 2018, 13:30
Natürlich, wir sind als olle Zyniker kompetent genug fürs wohlwollende Mißtrauen gegenüber... na ja, letztlich allem und jedem. Ich sage ja, als Totschlagargument kriegt man den Brocken vom Sppiegel aber kaum vom Stammtisch. Mir wäre ein durchdachter und entspannter Konsens in der Gesellschaft schon ganz lieb.

@Samojede: Ich habe bei mir alle Ehrungen und Urkunden aufgehängt. Zweiter Platz beim DSVGO-Wettbewerb, Arbeiter der Woche, usw.

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fritz_ - Samstag, 22. Dezember 2018, 14:15
Vom Sockel fallen kann etwas nur, wenn es vorher jemand draufgestellt hat. oder? - Ich kann übrigens mit Zynismus (aktiv) nichts anfangen, das ist nicht meine Baustelle, ich habe kein Verlangen danach. Mit 'kein Fanatismus' ist alles abgedeckt.

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samojede - Samstag, 22. Dezember 2018, 14:34
@ kid: Hab bei mir auch kleine Rahmen mit Schwimmabzeichen stehen. Ist meine Art zu zeigen, mein Kopf bleibt immer über Wasser.-->Metaebene

@fritz_ - Samstag, 22. Dezember 2018, 13:15: Will auch mal so abgeklärt & zynisch (lieb gemeint) schreiben können/lernen . Bieten Sie workshops an?Is ja bald Weihnachten.

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fritz_ - Samstag, 22. Dezember 2018, 15:28
Meh. Ihnen könnte ein Workshop 'Wie wird man Klischeevorstellungen los' den Durchbruch bringen.

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samojede - Samstag, 22. Dezember 2018, 16:16
Pfft.

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fidibus - Freitag, 21. Dezember 2018, 10:08
Ein Jahrzehnt lassen Sie mich im Glauben, Sie wären 37. Und dann so eine Enthüllung in einem lapidaren Nebensatz?! ... Lug & Trug, wohin man schaut. Davon können auch die schönen bunten Bilder nicht ablenken.

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kid37 - Freitag, 21. Dezember 2018, 11:10
Tja. Willkommen im Westen, kann ich da nur sagen. Hier läuft viel über äußeren Schein. (Innere Werte natürlich tiptop.)

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fritz_ - Freitag, 21. Dezember 2018, 12:07
Seit 28 Jahren höre ich den Witz, "Wieso braucht man im Westen ein Jahr länger bis zum Abitur?" Sie kennen die Antwort. :-)

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kid37 - Freitag, 21. Dezember 2018, 12:59
Der ist von Frau Hildebrandt. Und ist sehr, sehr wahr. (Ich profitiere von dieser Zusatzausbildung aber bis heute.)

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kid37 - Samstag, 22. Dezember 2018, 00:58
Ergänzung
Bei Messy Nessy gibt es passend zu Ryan Heshkas Arbeiten einen Artikel mit vielen Bildern zu Fred G. Johnson - The Picasso of Circus Art.

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