Samstag, 24. November 2018


Da muß Leben rein



Meine jahrelange Beschäftigung mit der Bienenkultur hat mich zum besorgten Wissenschaftler gemacht. In meinem geheimen Geheimlabor forsche ich derzeit an Wespen, die widerstandsfähiger zu sein scheinen. Denn niemand sprich von einem "Wespensterben", oder aber die Presse schweigt sich wieder einmal notorisch darüber aus. Dort wurde zuletzt die Züchtung einer genetisch veränderten und nunmehr selbstötenden Mücke gefeiert. Wovon Fische leben sollen, fragt dabei keiner. Die Wespe werde ich mit der Biene zu einer Bespe oder Wiene kreuzen. Widerstandsfähig gegen Varroa, und statt Glyphosat fressen die nur Pflaumenkuchen von weißen Tellern. Kultiviert und widerstandsfähig. Ich warte nur noch auf ein prometheanisches Gewitter, um genügend Elektrizität zu haben, mein Flügelwesen zum Leben zu erwecken.

Widerstand zeigte heute auch ein Mann vor mir im Supermarkt. Dort mußte ich nach Einbruch der Dunkelkälte noch hin, um für weitere fotochemische Experimente auf den letzten Drücker Gelantine zu besorgen. Der Typ stand vor mir an der Kasse und rührte sich auch nach dem Bezahlen und einem freundlich gehauchten "Verzeihung?!? nicht weiter, so daß meine Waren unerbittlich vom Transportband weitergefahren und vor seiner mit lebensermunternden Sprüchen bedruckten Einkauftasche in die Höhe gestapelt wurden. Dabei hatten mich einige zum sogenannten und frenetisch gefeierten "Black Friday" erhaltene eMails eindrücklich zum "Zuschlagen" aufgefordert. Das mache ich allerdgins nur nach Dienstschluß unten am Hafen (aber immer fair!), ungern aber im Supermarkt.

Der schließt. Zuviele Kassenblockierer, zu wenig Umsatz. Zu selten die Frische vorgezogen, zu lieblos Angebot und Präsentation. Ich hätte die Belegschaft ja mit Bienen gekreuzt, um sie immenemsig durch die Regalreihen schwirren zu lassen, Ablaufdaten kontrollieren, Schilder hübsch nach vorne drehen und Schlurfer und Blockierer ordentlich anstacheln. Oder mit Elektrizität, gewonnen aus Gewitterblitzen, aus dem Laden zu treiben.