Sonntag, 30. Dezember 2018


Selber Baumhaus




Als der Herr Cabman vor Jahren ein Baumhaus baute, war ich ja schon ein wenig neidisch. So was hätte ich als Kind ja auch gerne gehabt. Wir aber waren so arm - wir hatten keine Bäume. Nun heißt erwachsen werden ja auch, sich seine Kindheitsträume einfach so erfüllen zu können, also oft, ohne bei Eltern betteln oder sich vorm Weihnachtsmann rechtfertigen zu müssen. Also habe ich dieses Jahr, denn wann, wenn nicht jetzt?, ein Baumhaus gebaut. "Kann ich selber!" war mein Motto, und es hat auch nur fast so lange gedauert, wie das echte, denn Material wollte sortiert, kleingedruckte Nummern gefunden und störrische Teile in Form gebracht werden. Jetzt steht aber alles, mit Eichhörnchen und Schneemann und genügend Platz, daß jemand, der oder die kleiner ist als ich darin Bücher lesen kann. Perfekt.

Als nächstes werde ich darin einen kleinen Lautsprecher installieren, um beim Lesen ein wenig Musik hören zu können. Ein Klavier paßt leider nicht hinein und vor allem nicht die Leiter hoch. Sonst könnte ich das als Studio nutzen, so wie Meredith Monk in dieser hübschen Haustour, in der sie durch ihr Studio in Tribeca in New York (das ist eine große Stadt in den USA) führt, in dem sie mit ihrem Klavier und ihrer Schildkröte lebt.

Ich bin derzeit sehr angetan von Meredtih Monk, die mir früher sicher zu "hippiesk" oder anstrengend vielleicht vorgekommen wäre. Seit ich mich stärker für Minimal und Neue Musik interessiere, gefallen mir ihre Arbeiten aber sehr gut. "Be here - and don't waste your life", sagt sie am Ende, und das gefällt mir in meiner embryonalen Ruheposition auf dem Sofa, auf dem ich mit regelmäßigen Atemzügen nach der Arbeit meiner Zen-Meditation nachgehe, sehr gut.

Nachdem ich neuerdings das Klavier gut meistere, werde ich mich nun abstrakten Gesangstechniken zuwenden, um Energie ins Zwerchfell zu pumpen und vom Fenster meines Baumhauses aus die Elemente anzusingen.

>>> Geräusch des Tages: Meredith Monk, Songs Of Ascension