Mittwoch, 20. Januar 2016


Leben ist Leben




Wie schön, wenn man nach so viel zwangsharmonischer Heißverklebung der letzten Zeit auch mal politisch unkorrekt die Lautstärkeregler voll auf die Zwölf drehen kann, wenn die nationenweit bekannte Unterhaltungskapelle Laibach in einem Hamburger Kuschelclub aufspielt. Gerade noch in Pjöngjang, nun schon wieder in der Hansestadt. "Resistance Is Futile" heißt die Botschaft, und schon knattert Blitzkrieg mit einem brachialem Tieffrequenzgewitter von der Bühne, daß einem die Hosenbeine und Hemdknöpfe schlottern. Umsichtig habe ich eine Auswahl Schmutzwäsche mitgebracht, aus der derart schallbehandelt der Staub nur so schleudert und die im Anschluß (!) blitzsauber und bügelfertig in den Schrank gelegt werden kann. Die Lunge vibriert, jede Körperzelle tanzt, wie es in einem bekannten Lied heißt, und wer an "Detoxing" glaubt, spürt hier förmlich die böse Schlacke von den Zellwänden platzen.

Es folgt ein kurzes, knarzendes Militaria-Set, unterlegt mit Projektionen von Marschstiefeln, pornografischen Sequenzen und später auch wie mit der Konditorenspritze hingemalten kawai-Zuckergußbildchen von My little Ponys, Propagandasequenzen mit asiatischen Schuluniformmädchen, allerlei Blumen und Gezitter und Laufschriften mit allerletzten Todeswarnungen. Hoho! sagt man auf dem Total-Theater, die ironische Brechung immer gleich mitgesprochen. Laibach sind vielleicht so eine Art Krampusfest, handfester Schabernack und Austreibung von allerlei Bösem.



Nach einer Pause folgen im zweiten Teil des Abends hymnische Pop-Lieder wie Edelweiß, verhältnismäßig gefällig wird es dabei schon, ein bißchen beliebig vielleicht, der Witz ist schnell genossen. Etwas von The Human League würde jetzt nicht wundern, Singesingesing, es ist der "Kumbaja"-Moment des Abends. Fehlte noch, irgendeine blutjunge, schwarzuniformierte Industrial-Gestalt aus dem Publikum hakte sich zum Schunkeln bei mir unter.



Völlig an mir vorbeigegangen war, daß Laibach eines meiner liebsten Lieder von Bob Dylan gecovert haben. Die durch Pennebakers Filmclip zu "Subterranean Homesick Blues" ikonografisch gewordenen Cue-Cards wie hingespuckte Milch auf den Hintergrund projiziert, haben Laibach den Klassiker Ballad Of A Thin Man völlig dekonstruiert, zersägt und neu zusammengeklebt. In Hamburg als schönes Brett serviert, mein persönlicher Höhepunkt des Abends. Nur so kann man das covern, das gitarrenschrammelige Lagerfeuer austreiben, das Brennholz noch mal kleinerbrechen, Fackeln binden und ausgebrannte, trostlose Kellerlabyrinthe damit erhellen. Wo eben was Seltsames passiert, nackte Gestalten herumliegen und Unverständliches brabbeln. Man weiß eben verfickt nochmal nicht, was da geschieht. Oder weißt du es, Mr. Jones?

>>> Geräusch des Tages: Laibach, Ballad Of A Thin Man

Radau | von kid37 um 11:00h | 24 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Sonntag, 17. Januar 2016


Ch-ch-changes



Ich höre gerade das aktuelle Album von Julia Kent. Asperities gefällt mir ausnehmend gut, es schreit mich nicht an, rüttelt nicht an meinen Nerven durch Besserwisserei, verfirlefanzt sich auch nicht mit kitschig gewundener Zuckercouleur. Können auch Erwachsene hören, oder gerade diese. Ich sortiere dazu Zeitungsausschnitte und Erinnerungen. Hier muß ja mal aussortiert werden, gleich mir selber ist hier in den letzten Jahren einiges liegengeblieben. Meine Ärztin, die gute Frau Sorge, machte mich vergnügt darauf aufmerksam: "Ihre neue Gesundheitskarte druckt ja ihren zweiten Vornamen mit aus. Den kannte ich gar nicht!" Ja, antwortete ich, Autarkie heißt der. Nach dem Heiligen, der es gar nicht gut mochte, sich von anderen helfen lassen zu müssen. Nun mußte ich das in den letzten Jahren ab und an in Anspruch nehmen, und stelle fest, das hat auch zwei Seiten. Zumal manch einer dann Rechnungen präsentiert.

2016 müssen also wieder Zügel in die Hand, hü-hott und ab. Der Arbeiter arbeitet, und David Bowie könnte einem darin ein Vorbild sein. "It's too late - to be late again". Ich habe ihn leider nur einmal live gesehen. 1983 war das, die Serious Moonlight-Tour, man hätte mich ja quasi im Tragetuch reinschmuggeln können, so jung war ich. Sein Humor und seine Höflichkeit blieben mir in Erinnerung und die vielen Fans, die in verschiedene Bowie-Epochen hineinfrisiert waren. Klare Aussagen, Let's Dance, aber bitte nicht mit anderen Männern und mich blöd in der Landschaft stehenlassen. In unserer Discothek, wie die musikanbietenden Betriebsstätten damals hießen, lief immer "Station To Station" in voller epischer Länge, dieses mit allerlei melancholischer Emotion, Brüchen und Brücken unterfütterte musikalische Hyperion-Klippengespringe. Dann aber nur Stillstand im Leben, bequemliches Schicksalswarten, zauderndes "Vorsicht, Vorsicht"-Gezischel und untätige Eckensteherei. Wobei, so untätig war ich gar nicht. David Bowie - oder "Herr Jones", wie ihn Alt-Berliner nennen - jedenfalls hat geackert bis zum Schluß, dann ab in die Raumkapsel und nachgeschaut, wie das wirklich so ist mit dem Life On Mars. Bislang gibt es von dort ja kein zurück.



Bei Herrn Krüger ein Bild abgeholt. Dabei die erstaunliche Schau von Daniel M. Thurau entdeckt, von der ich zuerst dachte, najo, ist das nicht irgendwie... ist es aber nicht. Räumt eure Vintage-E-Gitarrensammlungen und Filmposter von den Wänden und macht Platz für diese mit allerlei melancholischer Emotion unterfütterte, nur scheinbar heimelige Malerei, die uns zeigt, wie wir in unseren zurechtgehipsterten Augenscheinwohnungen in sterndeuterischen Nächten von wild wuchernden Gedanken und Sätzen umrankt Welt durch Geräte wahrnehmen. Könnt ihr mal drüber nachdenken! Herzl., euer Kid37.

(Daniel M. Thurau: "Utopia Now". Feinkunst Krüger, Hamburg. Bis 30.1.2016.)


 


Samstag, 9. Januar 2016


Abgründe des Herzens



Ab und an, eine innere Stimme redet mir zu, ob gut oder böse gemeint, man weiß es ja nicht, versuche ich es mit Kontaktanbahnung auf einer näheren, durchaus auch persönlich gemeinten Ebene. Dabei habe ich allerdings immer wieder mal Körbe erhalten, die ich immerhin, das ist die andere Seite, denn jedes Phänomen hat bekanntlich zwei davon, ganz prima zur Aufbewahrung von Zwiebeln, Kartoffeln und Altpapier benutzen kann. Insofern ist nichts vergebens oder ohne Nutzen auf dieser Welt. Andererseits denke ich, ebenfalls ab und an, Single - das ist doch auch immer nur dasselbe Lied, so eine B-Seite, eine jedes Ding hat doch wohl zwei Seiten, wäre schön.

Nun sind meine Strategien einerseits sehr ausgefuchst. Da zeige ich meine tierliebe Seite (mehr. Bildbände ü. taxidermische Kunst vorh.) oder mein von unlauteren Trieben befreites viels. Interesse an geistigen Gesprächen (mehr. Bildbände ü. Sektionspräparate vorh.) - allein, gebracht hat es außer kritischer Aufmerksamkeit nichts. Manchmal auch einen Lacher, so als habe ich einen guten Witz gemacht.

Dann höre ich seit einiger Zeit konkrete Musik. Konkrete Musik ist sehr anspruchsvoll, auch wenn es sich mitunter anhört, als stimme dort jemand sein Kurzwellenradio ab oder säße im Inneren eines Staubsaugers. Das ist komplex und läßt mich ebenso erscheinen und - wie Polizist Dietmar Schäffer sagen würde - "Ist auch wichtig!" Ich sitze dann, höre also aufmerksam meine Schallplatte mit elektronischem Gefiepe oder dissonanten Maschinengeräuschen, lasse alsbald meine Augen durch die gute Stube wandern, entdecke vielleicht einen Spinnweb (wirklich nur einen) oder einen einsamen, vertrockneten Krümel auf dem Teppich und denke, ich weiß nicht, wie ich ausgerechnet in diesem Moment darauf komme, Staubsaugen könnte ich ja auch mal.

Dann sauge ich ein wenig Staub, auch richtig bis in die Ecken rein und nicht die Abkürzung in der Runde, stelle die Saugkraft auch gleich mal etwas höher denn da läuft ja noch diese konkrete Musik damit es auch richtig sauber wird. Und dann bin ich - dank der konkreten Musik - im Anschluß sehr glückl.: Ernsth. Kunstinteresse und auch tatkräft. im Haush. Ich möchte das empfehlen, einerseits.

Andererseits macht konkrete Musik nicht sexy. Es ist so: Alles, was ich über Menschen weiß, habe ich aus Westermanns Monatsheften, von denen ich ein nicht wirklich aktuelles, aber doch sicher zeitloses Exemplar auf dem Flohmarkt erstanden habe. "Möchtest du mitkommen, Staubsaugermusik hören?" ist kein Sager, der gut und vor allem aufrichtig verstanden werden würde. Menschen ziehen einzelne Augenbrauen hoch, schauen auf ihr elektronisches Mitnahmegerät, seien ja noch irgendwo zum "Coffee-to-go" verabredet, leider, leider... es ist nicht einfach. Manchmal, dank Westermanns Monatshefte weiß ich, wie man sich benimmt und Freunde gewinnt, überrasche ich Menschen mit einem Strauß Blumen und meinem tragbaren Phonokoffer, um mit ihnen konkrete Musik zu hören. Ich habe natürlich keinen Beweis, Menschen reden - anders als eine gewisse Musik - häufig so unkonkret. Aber es scheint als seien diese Menschen nicht nur froh über mein Kommen.

Am Ende bleibt das Inserat. Um nicht allein mit meinen verwitterten verwitweten Gedanken zu bleiben, formuliere ich schlichte Herzenswünsche, verweise auf meine Expertise als preisgekrönter Foto Photograph mitunter kurvenreicher Landschaften und appelliere an die herzensg. und haushaltsnahen Wünsche junggebliebener, unbemalter Nichtraucherinnen. Wie ein guter Geist könnte ich "Sie" nebengedankenfrei und modern mit meinem Staubsauger umwienern. Ganz konkret zu guter Musik. Ganz herzl.

>>> Geräusch des Tages: Rune Lindblad, Thermonuklearreaktion


 


Freitag, 1. Januar 2016


Fast Forward



Weiterhin gehe ich die Dinge ja strukturiert naiv an, nein, ich gebe es zu: unfreiwillig naiv. Das führte 2015 dazu, daß ich Antworten auf Fragen erhielt, die ich gar nicht gestellt hatte. Während andere Dinge, die im letzten Jahr zu klären ich mir vorgenommen hatte, immer noch im Unentschieden schweben. Kann ich machen, kann ich auch lassen, kann ich vielleicht anders machen, kann man mal sehen. Die unerwarteten Antworten andererseits erfüllten am Ende dann auch einen Zweck. Schaut man also ab und an über die Schulter, weiß man einfach mehr, auch wenn es nicht so angenehm ist.

Diese Ermittlungsmethode habe ich gleich auf das Silvesterfeuerwerk angewandt. Nachts, die Katzen sind grau, die Lichter aber nicht, mag das ja recht hübsch und recht hübsch aufgespreizt dazu daherkommen. Bei Tag jedoch sind auch alle Feuerkörper grau. Vorläufiges Motto leitet sich daraus ab: Milde lächeln, den Reisenden viel Glück wünschen, sich selbst in sicheren Gewässern halten und einfach auch mal akzeptieren. Wat fott es, es fott, wie es so schön im Rheinischen Katechismus heißt. Jeder jetzt seine eigene Trümmerfrau und was Neues gebaut, etwas anderes. Es müssen nicht immer gleich Kathedralen in den Himmel ragen.

Gesund bleiben, höre ich, sei erstes Gebot. Ein Jahreshoroskop in diesem Internet gibt mir den Tipp: "Eine Kampfsportart wäre ideal für Sie." Ich bin nicht sicher, ob ich schon so entspannt bin. Rudern, ruhig auch gegen den Strom, scheint mir weiterhin angebracht.


 


Donnerstag, 31. Dezember 2015


Mirror, Black Mirror



Meine Liebe zu den Arbeiten Camille Rose Garcias ist ja internetbekannt. Nach längerem Hin und Her (die Editionsgeschichte ist vertrackt, verschleppt und auch wieder vergessen) habe ich mir als schönes Weihnachtsgeschenk ihren aktuellen Band Mirror, Black Mirror unter den Baum gelegt. Er gibt einen Ausstellungsüberblick der letzten Jahre, etwa ab 2008, nachdem Garcia stadtflüchtig wurde und mit Mann und Maus "in die Wälder" zog. Nicht mehr so bunt-brutal wie frühere Zyklen wie Ultraviolenceland, dafür detaillierter, subtiler, süßlich vergifteter und in feinere Abstufungen zerlegt. Wir finden immer noch die bösartigen, verschlagenen Disneyprinzessinnen aus dem Kanon der Südkalifornierin, die gekippten Sumpflandschaften und mörderischen, knallfarbenen Kinderüberraschungen mit ihren vitriolgetränkten Tenktakeln, Arsenbonbons und Wunderlandperversionen. Eher nichts für die Kinderzimmertapete, aber eine klebrige Venusfliegenfalle für ältere Liebhaber. Kunstliebhaber, meine ich.

Ein schauriger Leuchtraketenhimmel, ein schwarzer Spiegel, den ich gerne dem Jahr 2015 entgegenhalte. Nimm das, Zuckerstück. So siehst du in Wahrheit aus.

(Camille Rose Garcia. Mirror, Black Mirror. San Francisco: Last Gasp, 2015.)

>>> Beitrag mit Interview zu Mirror, Black Mirror auf KQED.


 


Mittwoch, 23. Dezember 2015


Abplatzende Lackspuren



Neues aus der Eremitage. So langsam geht es zu Ende, dieses ramponierte Jahr. Allerlei Korbgeflechte habe ich gesammelt, Absagen, manche amüsant, manche nicht so. Differenzen der Meinungsbildung und -vermittlung an vielerlei, nun ja, ich möchte den Begriff "Fronten" benutzen, Wenn man aus seinen Niederlagen lernt, dann habe ich 2015 das ein oder andere Examen bestanden. Vielleicht habe ich auch einfach deutlich an Substanz zurückgewonnen und das nicht nur im sogenanten Wampenbereich.

"Mach die Ente, laß es abperlen", höre ich es aus der Ahnengalerie mahnen. Freunde reden plötzlich irritierend dünkelhaft über meinen Broterwerb, so wie mit spitzen Fingern angefaßt. Nun arbeite ich ja zum Glück nicht in einem Bereich, von dem jemand erwartet, daß ich ihm oder ihr dort Türen für eine Karriere öffnen könnte. Devotes Anbiedern ist also völlig überflüssig und gar nicht erwünscht. Für Freunde der erhabenen Kultur ist das nachvollziehbar alles nichts, wenn ich Tag für Tag meine Präparate von links nach rechts schiebe, ein wenig daran herummale, den Staub mit dem Pinsel entferne und in eine schöne neue Form gebe. Gebrauchsarbeiten sind das. 2016, so die vorweihnachtliche Überraschung, werden die Karten eh neu gemischt und es ist dann Zeit für den Honigschein, eine kleine Imkerei in den unerschlossenen Wäldern von - ja wo eigentlich? "Salzwiesen in Norddeutschland!" ruft ein Kollege, derzeit ebenfalls mit der B-Planung beschäftigt.

"Wenn ich mal in Hengasch bin" wird der Titel meines nächsten Punkrockalbums lauten, das ich mit Jens Rachut aufnehmen will, so die Überlegeung. Der alte Haudegen hat nämlich in einer Folge bei "Mord mit Aussicht" mitgespielt, was ich gerade am heimischen Filmabspielgerät rekapituliuere. Am 28.12. zeigt die ARD den Kinofilm, eine launige Anspielung auf den Klassiker Rashomon, wenn man so will, für Nichtkenner der Serie vielleicht nicht ganz die Offenbarung, aber wirklich sehenswert. Wenn ich dann also mal in Hengasch bin, werde ich eine Scheibe einschlagen (Punkrock!) und mich von Sophie Haas erst verhaften und dann die ganze Nacht befragen lassen. Das Punkrockalbum danach heißt es übrigens "Wenn Muschi kocht" und hat noch viel mehr Hits.

Sophie Haas hegt ja auch einen gewissen Dünkel, gestrandet in der Provinz aus der gewissen Metropole Köln. Wie ihre Lebensträume nach und nach abhanden kamen, hat sie gar nicht realisiert, die gewisse Traurigkeit, die die Erzählung dieser Serie grundiert, rührt aber daher. Die Zeit vergeht darüber, und es bleibt die Frage nach der Zugehörigkeit. Das mag viele von uns beschäftigen, andere haben es nur noch nicht gemerkt.




Klare Schnitte sind manchmal notwendig, selbst im Kleinen. 2015 habe ich mich detailliert mit Mikroverschönerung im Heimbereich beschäftigt. Nach dem hilfreichen Motto, "geht es auch mit mir bergab, sollen wenigstens die Vorhänge gut sitzen". Versteht natürlich keiner, wenn man plötzlich über Tischporzellan nachdenkt oder Orchideenzucht oder die richtige Wahl der Küchenmesser. Schöne Schuhe sind auch immer ein gewisses schönes Thema, machen einen schlanken Fuß und ein ebensolches Portemonnaie. Jedenfalls, Marottensammler aufgepaßt, mußte ich mich aus ebensolchen heimhygienischen Überlegungen von meiner Ausgabe der Kurzgeschichten Miranda Julys trennen, weil ich entdeckte, daß auf der hinteren Umschlagseite ein Zitat aus der Rezension eines Typen abgedruckt war, der mir, wenn auch nur privat, extrem zuwider ist. Dahinter steckt ein Zuviel an - ebenfalls privater - Information, und am Ende hat es mich, in einem gewissen Sinne natürlich nur, traurig gemacht. Also: Weg damit, neu, und sowieso lieber die Originalausgabe, die auch von der Aufmachung perfekt zu Miranda Julys Roman paßt. Wie heißt es so schön in meinem preisgekrönten Debütroman Auslösung der Höhenkontrolle? "Wie bei den Küchenmessern habe ich es gerne einheitlich, diese zusammengeclutterten Studententage sind nun wirklich vorbei."

Sollte jemand noch ein Weihnachtsgeschenk für mich suchen, ich hätte wirklich gerne diese Pilzlampen von Yukio Takano. Ich mag keine Pilze, die mir im Munde zerfallen wie modrige Wörter, aber diese Lampen berühren mein Herz.


 


Sonntag, 22. November 2015


Jetzt bist du klein, jetzt bist du groß



Mein neues Thema ist ja die Bienenfotografie. Es handelt sich bei diesen Wesen zumeist um bedrohte Völker, es liegt also schon auch ein Stück Sozialarbeit darin. Fotografie soll ja die Geister bannen, aber auch neue Erinnerungen schaffen. So sitze ich also an meinem kleinen Arbeitstisch, korrigiere hier was am Stativ, dort was am Balgengerät (kauft euch ein vernünftiges, meins ist echt kein Meisterwerk an Feinmechanik), genehmige mir ab und an einen Kaffee oder ein Glas Wasser, und stelle mir Fragen über das Leben an sich.



So lautet eine Frage, warum die einen Honig ernten, und mir nur tote Bienen bleiben. Ist das gerecht? War mein Einsatz zu gering? Daß es auch lebendiger geht, beweisen andere Leute mir zum Vorbild. Titeldesigner Gregory Herman etwa. Insektenfilme, das große Ding mit kleinen. Wenn ich mal Zeit habe, stelle ich Shakespearedramen mit denen nach. Oder adaptiere Bücher von Ian McEwan. Warum nicht? Andere machen das mit Lego, ich dann mit sechs Beinen.