Sonntag, 29. Juli 2018


NYC #4 - We Float

Somehow I lost touch
When you went out of sight
When you got lost into the city
Got lost into the night

(P. J. Harvey, "We Float")





Auf dem Weg zur Murray Street, wo die Geräuschgruppe Sonic Youth 2001 ihr Studio hatte und ihr später nach dieser Straße benanntes Album aufnahm, stolpere ich eher zufällig über das 9/11-Memorial. Tatsächlich ist das sehr ergreifend, in seiner schlichten Form und schieren Wucht seiner Dimensionen. Die Stille hier. Die in der Umrandung eingravierten Namen. Und in der Mitte dieses bodenlose Loch.




In der Nähe der Murray gibt es übrigens einen wunderbaren Public Restroom, falls jemand so was mal sucht. Es gibt in dieser Metropole nicht übermäßig viele davon, man geht in ein Hotel, in einen Schnellimbiß oder zu Barnes & Noble. Hier ist es hübscher. Geräumig und nicht überlaufen.



Abends dann zu einer Fotoausstellung im wunderbaren Slipper Room. Ich habe mich verfranzt und bin zu spät, dann aber doch erster und kann ein wenig mit den Betreibern plaudern. Die haben ein ganz tolles Programm, Variéte, Burlesque-Tanz, Bauchredner und Zauberer, Filme und Musik. Ich stelle meine neue Idee für ein Bühnenprogramm vor, wo ich mit dem großen Apfel jongliere, den ich die Tage gekauft hatte wegen des Wortspiels. Man sagt, dies sei ein wirklich interessantes Konzept, originell sicher auch, aber ob ich nicht noch etwas anderes könne? Nie ist eben irgendwas genug. Eine junge Frau unter den Anwesenden hat mal eine Zeit in Hamburg gewohnt und ist sehr begeistert, mir auf ihrem kleinen Telefon Sightseeingpunkte zu zeigen, die ich mir unbedingt anschauen solle. Die haben dort sogar "St. Pauli"-Bier mit einem Matrosenmädchen drauf. Das trinke ich dann.



Man sitzt rum, dann werde ich ins Kino verschleppt. Ich war schon Jahre nicht mehr im Kino, aus verschiedenen Gründen. Dies hier ist eisigkalt und zeigt Chloé Zhaos The Rider, der wirklich gut ist. Die Figuren sind alle lädiert, damit kann ich mich identifizieren. Es ist spät jetzt, aus Versehen steigen wir in einen Express-Train Richtung Downtown, ich sage, ist egal, vielleicht fährt er durch bis Coney Island, da gibt es Mermaids. Hin, her, hin, her, im Wetter ist schon wieder Spannung drin, Licht zuckt ab und an über den Himmel. Es ist schwierig gerade, weil die Dinge sind, wie sie sind. Dann Stille. Es ist tiefe Nacht. We float.

>>> Geräusch des Tages: P. J. Harvey, We Float