Samstag, 30. Oktober 2010


Merhaba!



"In welcher Welt leben wir eigentlich?" fragte der Hamburger "Kultursenator" Stuth in einer wie von einem trotzigen Kind im Senat vorgetragenen Verteidigungsrede seiner radikalen Kürzungsbeschlüsse. Er verwies auf die angeblichen Verhältnisse in Großbritannien, Polen und sogar Bayern. Übersetzt heißt diese von den Grünen freundlich abgenickten Hamburger Kulturvernichtung wohl, in einer Welt der Spekulations- und Mißwirtschaftssubvention, nicht aber eine, die sich der Kultur verpflichtet fühlt. Es verblieb (ausgerechnet, möchte man meinen) einem Abgeordneten der Fraktion der Linken, dem Hamburger Pfeffersacksenat Nachhilfe in Sachen Kultur und (Hamburger!) Geschichte zu geben.

Meine Welt hingegen war diese Woche die der europäischen Kulturhauptstadt 2010, die, man mag eine wohlbedachte, wenn auch bittere Ironie dahinter vermuten, nicht einmal in der EU liegt. "Crossing the Bridge" heißt dort das Motto, ich selbst überschritt diese dann auch wieder einmal für mich selbst:

Pünktlich zu meinem Geburtstag jedenfalls (dort eine Stunde früher) setzte ein großer Regen ein, so daß ich dachte, das von Madame Modeste beschriebene Unwetter aus Lissabon hätte es in der Zeit quer über das Mittelmeer bis nach Istanbul geschafft. Es regnete und regnete, und die Einwohner machten dafür den Ausbruch des Eyjafjallajökull verantwortlich, dessen Aschewolke das Wetter irrwitzig verändert habe, und empfahlen einen weiteren Tee.

Die Türken blieben derart entspannt, daß sie das große Feuerwerk zu meinem Geburtstag um einen weiteren Tag ins Trockene verschoben und in quasi orientalischer Verklärung einer plumpen Lüge behaupteten, dies geschehe zu Ehren des Nationalfeiertags.

Meine Ausbeute aus Konstantinopel ist lange nicht so opulent wie bei Hollister Hovey, dafür aber echt - strictly made for tourists, kein Grund für mich also, "19. Jahrhundert" davorzudichten.

Wieder daheim dann halbgute Nachrichten: das Altonaer Museum bleibt nun doch (erstmal) erhalten, vorausgesetzt, alle assoziierten Museen amputieren sich einen Arm, das Finanzamt möchte die erwartete größere Summe von mir, meine Bank hingegen wünscht mir "alles Liebe, Gute und vor allem Gesundheit für das neue Lebensjahr" und rät, "genießen Sie Ihren Ehrentag". Balik ekmek, sage ich nur. Fisch & frisch vom Bosporus.