Mittwoch, 30. Mai 2007


Labortagebuch #2



Der neueste Patient wurde uns am Wochenende überwiesen. Etwas über 30 Jahre alt, leicht angegraut, der Einstellknopf für die Weckzeit fehlt, ansonsten für sein Alter äußerlich gut in Schuß. Der Befund: Patient rührt sich nicht, Lebensader äußerlich beschädigt. Die Anamnese ergibt, Patient hat lange im Keller gelebt, ohne weitere soziale Kontakte oder regelmäßige Bewegung. Bezugspersonen zögern, einen Totenschein ausstellen zu lassen. Patient sei immer sehr "treu" gewesen.

Wir entschließen uns zu einer innerlichen Begutachtung, um eine bessere Diagnose stellen zu können. Nach Y-Schnitt und Lösen der Clavicular- und Sternum-Schrauben Öffnung des Brustkorbs. Die makroskopische Begutachtung ergibt degenerative Erscheinungen der Gelenke des Uhrwerks, Kalkinfiltration und staubige Ablagerungen. Sensorischer Befund der Vitalorgane ohne Temperatur. Gefäßwand der Hauptschlagader am Körpereingang (dorsal) porös.

Sektion der Ader, Einsatz eines Shunts zur Wiederherstellung der Stromzirkulation. Reanimation des Patienten ohne Erfolg. Augenkontrolle der Uhrwerkbeleuchtung ohne Ergebnis. Geräusche nicht wahrnehmbar. Meßgeräte zeigen keine Reaktion. Abschluß der makroskopischen Begutachtung.

In einer weiteren Operation sollen verschiedene Stanzbiopsien histologische Befunde vorbereiten. Versagen des Herzkranz-Systems kann derzeit nicht ausgeschlossen werden und gilt als wahrscheinlich. Verfügbarkeit eines Spenderorgans derzeit unklar, Prognose negativ.

Patient überführt auf die Wartestation. Terminsache.

gez. Dr. Frankenkid