Mittwoch, 20. Juli 2005
Wenn es jetzt alle machen, will ich mich auch ins Halbdunkel vortasten. In nächster Zeit werde ich meine Wohnung bei Tageslicht eh kaum noch sehen.
Und ihr sowieso nicht.
Die Ärztin fühlt meinen Puls.
"Was haben Sie denn da für Narben am Handgelenk?" fragt sie und schaut mich forschend an.
"Fremdeinwirkung. Eine ehemalige Freundin wollte mich am Verlassen der Wohnung hindern."
"Macht man das neuerdings so?"
"Ihr Freundeskreis hielt das, glaube ich, für normal. Möglich ist das also schon."
"Was sind denn das für Leute?"
"Sie glauben an die Philosophie des Freien Willens. Allerdings meinen sie damit offenbar nur ihren eigenen. "
"Ja, die eigene Freiheit legt andere in Ketten." Sie lächelt mich an.
"Ich denke, es sind auch nur Getriebene. Von eigenen Verletzungen verstört. Insofern handeln sie ja gar nicht frei."
"Und", meint Sie, läßt meinen Arm los und macht sich Notizen. "Was machen die Narben in Ihnen drin?"
"Ach", sage ich. "Wissen Sie, da schaue ich gar nicht mehr hin."