Dienstag, 20. Mai 2008
Wie das mit dem Auto war und das mit dem Telefon. Drei Tage, eins, zwei, drei, wie angezählt. Vielleicht eine Störung. Irgendwo in der Stadt war eine Party, irgendwo in der Stadt war etwas... wortreiches. Ein Schauspiel vielleicht, ein ausgefallener Vorname. Die Packen Eis aus dem Kühlschrank, wollen wir kühl sein, lockeres Humpeln von Teppich zu Teppich. Es hat damals nicht mal Knacks gemacht. Der Rest, gewiß, gewiß, verweht mit Leichtigkeit.
Shhhh. Ganz ruhig sein.
Donnerstag, 24. April 2008
Take it all or leave me alone
(Duffy, "Stepping Stone")
Die Tage, an denen einen selbst die Sonne nur noch trauriger macht. An denen man sich wie Stein fühlt, karg, hart, rauh und unbeweglich. Wenn sich nach all dem Schönen und Herzlichen das Gemüt verdunkelt, wie in der Stille nach einer rauschenden Party, wenn das Licht angeht und die herumliegenden Flaschen und Kippen und verlorenen Schuhe zeigt. Die heruntergelaufenen Flecken einer Flasche Mayonnaise, die sich selbst aus dem Kühlschrank stürzte.
Manchmal bringt diese Zeit auch Mißerfolge. Davon sollten Sie sich zwar einerseits nicht allzu sehr bedrücken lassen, doch gilt es andererseits, zu erkennen, daß ein Lebensexperiment nicht geklappt hat. So können Sie auch wieder ein ganz neues Vorhaben beginnen.
Die Frau mit dem Schirm würde sagen, muß man neuen Salat machen. Immer wieder was anrichten nämlich, sich gewollt machen und nicht ungewollt. Und man steht da, die Scherben dieser dämlichen Flasche in der Hand, die Reste, die langsam heruntertropfen, auf die Hose, die nackten Füße, man starrt auf den Boden, den festen Stein, weil ja alles wankt, weil ja alles seinen Halt verloren hat. Weil ja alles wenig Würde noch und keinen Sinn mehr hat und soviel Kraft kostet. Und man setzt sich, irgendwohin, ist ja egal, weint vielleicht oder auch nicht, denn auch das kostet Kraft, sieht die Geheimnisse, die vor einem verborgen blieben, die Reste... weil man nur Gast war und niemals zuhause.
Es bleibt immer soviel Häßliches, wenn das Licht angeht. Darum muß man das Leben und das Schöne gestalten. Und die Abschiede auch.
Freitag, 4. April 2008
Daß das, was war, nicht mehr da ist.
(Die Sterne, "Wahr ist, was wahr ist")
Als nach einer langen Zeit der Regen wieder fiel, wusch er erst Flitter und Glitzer hinweg. Bald aber Farbe und Putz, das Stroh aus den Wänden, den Lehm. Ließ zurück nacktes Holz, ein Gerüst für Träume, Nägel und Seilschaften. Ließ zurück das Nichts, regnete weiter und spülte am Ende das Gesagte, Gedachte oder still auch Erhoffte die Hänge hinunter.
Wie alles immer weniger wird. Wie die Dinge, die erinnern, entfernt, abgenommen, versteckt werden. Wie man geht, weil man irrt, es gebe ein Bleiben, ein Halten, ein Dennoch. Wie aber nichts passiert. Weil es eben nie genug ist. Und wie man merkt, das was so groß hätte sein sollen, verschwindet, sich löst, zerfranst, zerfasert, bis am Ende die Gleichgültigkeit bleibt, ein leerer Tisch in einem Café. Wie alles nichts wird.
[aus meinem Buch: Pastis und Pathos. Zuviel ist nicht genug]
Dienstag, 18. März 2008
Und dann höre ich diesen Satz, von dem ich denke, daß er irgendwo gefunden wurde. Aufgeschnappt, gelesen, und man sagt ihn, weil man hören will, wie er klingt, wie er sich anhört, laut, wie es sich anfühlt, nah. Eine gesummte Melodie wie ein aufgeschnappter Klingelton.
Zurück dann zum Schiff namens Unverdrossenheit. Hammer, Nägel, ein bißchen Holz. Das muß reichen, vielleicht geht es ja nicht weit hinaus. Den Geschmack noch auf den Lippen, das viele Blut im Mund, mühsam mit den tauben Händen an der Winde, Anker hoch und weiter dann. Was man will, nimmt man sich besser selber. Raubt es notfalls, kapert, stiehlt. Auf milde Gaben wollen wir nicht hoffen, jedermann sein eigenes Schiff.
Raus aus der See der Unverbindlichkeit. Das Gerede nicht mehr hören, den aufgesexten Glitzerquatsch. Der nachts nicht wärmt und nicht im Winter, selbst wenn er im Kamin verbrennt. Meine Träume, sag ich, sind schöner als deine. Du weißt nur nichts davon, du hast nie gefragt.
Dienstag, 4. März 2008
Mittlerweile zu müde für irgendwas. So als wäre mein Kopf unter Wasser gedrückt, zu lange vielleicht, so als läge mir trübes Blei in den Augen. Zu müde zum Atmen, zum Weinen und lange schon zu müde zum Hoffen. Wann alles anfing, wann alles endete. Die Finger tasten nach den glitschigen Wurzeln, suchen Halt und festeren Grund. Schwimmen, Kriechen, Straucheln, es geht ja immer weiter, raus aus der Kälte, du holst dir was weg, Kind, sei doch vernünftig. Durch einen Sumpf nun aus verletzter Eitelkeit, entfesselten Gewisper und dem inszenierten Ich. In die Rinde eines Baums hat jemand ein Herz geschnitten. Das aber, immer nur das, ist das einzige, was zählt.
Das Pflaster, lehrt uns die Vernunft, muß ab, bevor es eitert. Sonst bleibt am Ende nur die Axt. Wir werden noch den Abspann schauen, nicht mehr die entfallenen Szenen. Später vielleicht, so denkt man, irgendwann, soll das angeblich lustig sein, die verpatzten Einsätze und vergessenen Dialoge. Sage aber keiner, selbst die Strümpfe wären bis dahin zu wenig heiter.
via The Anatomy of Anxiety
Freitag, 29. Februar 2008
When semantics won't do.
[...muss man einen Punkt machen.]
Donnerstag, 21. Februar 2008
Es ist gut, daß manche Texte hier derzeit unveröffentlicht bleiben. Weil dort Worte vorkommen - in einem Zusammenhang, in dem ihnen jede positive Konnotation genommen ist.
[aus meinem Buch: Der Tag, an dem dem Hund die Kette brach]
Freitag, 1. Februar 2008
Man lernt hier im Institut Benjamenta Verluste empfinden und ertragen, und das ist meiner Meinung nach ein Können, eine Übung, ohne die der Mensch, mag er noch so bedeutend sein, stets ein großes Kind, eine Art weinerlicher Schreihals bleiben wird.
(Robert Walser. Jakob von Gunten. 1909.)
Am Ende, also später dann, geht es alleine hinaus in den Schnee. Ein letzter Spaziergang vielleicht, den Mantel um den müden Körper festgezurrt, den Zeichenstift vergessend, und Schuhe, die Fußstapfen unbestimmter Größe hinterlassen. Wenn man hinaustritt und plötzlich alles weiß, dann, in kristallklarer Nacht.
>>> Ladytron, Destroy Everything You Touch
Dienstag, 29. Januar 2008
Zagen zwischen dem trotzigen Immer noch und der Angst der Fragezeichen, der Zweifel, der Schrecken um das Verlorene, gleich einem Koffer, zu dem man nur noch den Gepäckschein in den Händen hält. Eine schmerzhafte Erinnerung, die erst nach und nach enthüllt, was alles in ihm war und wohin man hätte Reisen können. Die Stille auch, mitten im Donnerhall, daneben das Kreischen der Sturmvögel mit ihrem heiseren, zynischen Loslassen! Loslassen!, für die ich Verständis wenig, ein bißchen, besitze, eher jedoch eine Schrotladung, ein Jagdgewehr (natürlich nur mit Salz geladen) - und Hände, die auch dafür zu sehr zittern.
Wir wir auf der Brücke in der warmen Sonne standen und den Flug der Libellen beobachteten. Sie betrachtete die glitzernden Flügel, und ich sah ihre Augen, wie sie sahen, versunken, und das Licht der Sonne zurückwarfen.
Ergeben die Hände gehoben, dann manchmal schlucken, den Atem anhalten, kaum weiterlesen können, wenn sie es beschreibt, diesen Zustand, mit einer verzweifelten Wucht, als sei sie die Ghostwriterin meines Lebens. Wo sie doch ein eigenes hat.
Bitte leise eintreten, das ist kein Krawallblog dort.
Sonntag, 27. Januar 2008
Geht gut - Geht gar nicht
Die Neigungsgruppe Kummer & Trunk informiert. Angeblich, so behauptet das Rückenetikett, geht das Rezept vom "Klosterbruder" auf einen Mönch zurück, der aus Liebeskummer näher zu seinem Herrn kommen wollte. Nachdem er aber diese geheime Kräutermischung getrunken hatte, war er geheilt. Wir geben kund: Daran mag etwas Wahres dran sein. Denn möglicherweise verklebt diese ölig-süße Pampe Spitzentinktur aus ostdeutscher Tradition (ein Land, dem Liebeskummer sicher unbekannt war) nicht nur den Mund, sondern auch sämtliche empfindsamen Herzgefäße. Wir hier von der fluffig-lockeren Sozialexperimentalfront traten jedenfalls schnell den Rückzug an. Minimalste Dosis, möchte ich raten. Minimalste Dosis.
Der Samstag brachte nach der sturmflutbewegten Lesung und fabelhaften Scampi-Spießen (<----> so groß) viele weitere Delicatessen und die Erkenntnis: Gemeinschaftliches Trinken sogenannten Kreuz-und-Quer-Alkohols (Wodka, Bier und Rotwein, um nur mal ein paar Zutaten zu nennen) ist in Maßen durchaus eine gangbare Alternative, sofern von schönen Strümpfen und einem gewissen Flair flankiert.
Versprechen gibt es keine. Es gilt, sich selbst zusammenzuhalten und über das du und das ich nachzudenken.