Montag, 19. Februar 2007
Die nihilistischen japanischen Gangster- und Jugendfilme aus den 50er und 60er Jahren sind im Westen wenig bekannt. Kinji Fukasaku ("Rage", "Battle Royal") ist einer der berühmteren Namen für solche Yakuza- und Teenage Rebellion-Werke. Sie mischen im Gewand westlicher Genrefilme klassische Stoffe und Pop-Mythen und setzen keine zwei Yen auf die Zukunft.
Wenn ich mir die Berichte über Filme wie die düstere Ödipus-Variante Funeral Parade of Roses anschaue, möchte ich der Welt gleich alle Farbe ausdrehen. Was bleibt, sind Schwarz und blitzblanker Stahl.
Hintergründe auf Cinema Strikes Back und hier.
Einen Trailer gibt es auf Youtube
Montag, 5. Februar 2007
Es gibt einen Ort, der heißt "Im Leben". Das ist keine Kneipe, und ist überhaupt auf keinem Stadtplan verzeichnet, doch begegnen einem dort absonderliche Gestalten und Geschehnisse, die man besser nicht alle als "echt" wahrnimmt, steckt doch nicht hinter jeder Großmutter mit großen Ohren auch ein böser Wolf. Allgemein gilt, je bunter jemand verkleidet ist und je lauter jemand etwas tut, desto mehr heißt es an den seligen Herrn Tur Tur denken! Nicht beeindrucken lassen, denn wenn jemand etwas ernsthaft tut, dann besser leise, fest und schlicht. Denn da normalerweise aufmerksamkeitserregend und von viel Gelärm begleitet, ist das Spektakel seiner Natur nach wenig geeignet, Zähneknirschen zu präsentieren - ein Laut, den man hinter den Kulissen weitaus besser hören kann.
Wie wunderbar verständlich! werden nun manche rufen. Aber wenn merkwürdige Tiere im Wald Ringelstrümpfe tragen, ist garantiert etwas Kurioses im Gange. Mäuse, die sich an Bluttee berauschen, wunderschöne Puppen, die Herzen durcheinanderbringen - es ist wie, siehe oben, im richtigen Leben, würde man morgens jedenfalls das Aufwachen vergessen. Warum sich aber lange wundern, wenn man simpler einfach staunen kann?
Christiane Cegavkse hat 13 Jahre an ihrem in jeder Hinsicht fantastischen Märchentrickfilm Blood Tea and Red String gearbeitet - nun kann man ihn kaufen oder hier den Trailer sehen. Was ich dringend empfehlen möchte, denn das ist ja fast wie eine Therapie.
>>> Webseite von Christiane Cegavkse
via Substrom
Donnerstag, 11. Januar 2007
Wenn heute viele Kinogänger mit dem Führer in die Badewanne gehen, sollten sie vielleicht das Shampoo nicht vergessen. Der Seitenscheitel streicht sich damit rechtig glatt.
Das Foto stammt übrigens von einer schottischen Künstlerin, deren Namen ich bedauerlicherweise vergessen habe.
Mittwoch, 27. Dezember 2006
I saw this film in Sundance and enjoyed it tremendously. It is very short, and my husband wasn't thrilled by it. But my husband is a complete idiot.
Aus der Reihe: Die schönsten Nutzer-Kommentare in der Imdb.
Donnerstag, 7. Dezember 2006
Sönke hat da einiges falsch gemacht. Er hat zum Beispiel seinem eigenen Stoff nicht vertraut, dabei wird er nie einen größeren bekommen. Die Musik (diese Musik!) machte auch viel kaputt. Aber nun gut und trotzdem Danke. Das sind jetzt halt die Bilder, die wir haben. Danke auch dafür, noch einmal deutlich gemacht zu haben, was für eine pomadige Type Ballack ist. "Wie, erst Stuttgart, dann zurück nach Berlin?" nölte er sinngemäß. "Totaaaal anstrengend."
Aber das muß man denen zugutehalten, was konnten die aus ihrer Binnenperspektive wissen, wie die Stimmung in 'Schland gewesen ist in all den Wochen? Ich selbst habe übrigens zum ersten Mal überhaupt Bilder "von außen" gesehen von diesem Spiel in Stuttgart, von der berauschten Menge vor dem Spielerhotel. Was das überhaupt für ein Abend war, wurde mir vorhin noch mal so richtig klar. Ist ja immer erst echt, wenn es im Fernsehen ist, McLuhan, Kittler, Klinsmann. Oder gebloggt wird.
Ja, man kann immer noch viel dagegenhalten. Fahnenmeer, Verdrängung, Besinnungslosigkeit. Immerhin: Eine junge Multikulti-Truppe (sogar ein Kölner war dabei!) hat ihre Füße entrümpelt und vier Wochen lang eine Menge Menschen begeistert. Man sollte sich nicht alles madig machen.
Samstag, 2. Dezember 2006
Hier noch schnell ein TV-Tip für Daheimgebliebene. Um 21.15 Uhr zeigt der Bayrische Rundfunk (also werbefrei!) Otto Premingers Bonjour Tristesse, nach dem Roman von Françoise Sagan.
Top besetzt (Jean Seberg, Deborah Kerr, David Niven, Juliette Gréco), mit Schwächen natürlich auch, aber dafür mit genialem Kniff toll fotografiert: je mehr die Handlung ins Düstere sinkt, desto farbenfroher wird das Bild. (Und die Côte d'Azur als Kulisse schadet überhaupt nicht!)
Natürlich ist das allergemeinstes Teenager-Melodram: Eine fiese Göre, oberflächlich wie eine neonbeleuchtete Pfütze auf den verregneten Pariser Straßen, spinnt eine finstere Intrige mit tödlichem Ausgang. Ein teuflisches Rotzblag wie sonst nur Holly Golightly, ein Schmetterling, so böse und hohl, daß man schon deshalb weinen möchte.
Taschentücher - das gehört sich für ein echtes Melodram - sollten also bereitliegen, wenn die frivole Sonne im Süden Frankreichs von Melancholie verdeckt wird.
(Bonjour Tristesse. GB 1958. Regie: Otto Preminger)
Freitag, 20. Oktober 2006
"Tote Tiere! Hunderte davon! Das ist nicht gut, Leute."
(aus: The Descent - Abgrund des Grauens. GB 2005. Regie: Neil Marshall.)
Donnerstag, 28. September 2006
Na gut. Bewerben kann man sich ja mal. Auch wenn das bedeutet, zusammen mit Liv Tyler drehen zu müssen.
(Ich wünschte, mir stünde ein größeres Budget zur Verfügung. Ich könnte ein wunderbar nostalgisch-opulentes Kostümblog ausstatten.)
Freitag, 11. August 2006
Has Chewed & Spit Out my Heart
Unlock my Blood Pump
Unlock My Blood Pump
(Guitar Wolf, "Midnite Blood Pump")
Wie jedermann weiß, bin ich ein großer Freund gitarrengetriebener Energiemusik. Nur gepflegt muß sie sein, ist klar. Wie jedermann weiß, stehe ich auch gewissen japanischen Subkulturen nahe, ist ja keine Schande. Nun knüpft sich eins zum anderen, wenn man nur Guitar Wolf ins Haus läßt, sozusagen die Leningrad Cowboys Japans oder die Männerversion der 5, 6, 7, 8s. Mitsamt Kautschukkamm, Lederjacke und Link-Wray-Gitarre geben sie dem Rock das Roll zurück, und zwar selbst dann, wenn die Zombies kommen.
Der Film Wild Zero ist eine entsprechend launige Trash-Offenbarung und mixt ungeniert alle möglichen B-Film-Genres zu einem rasanten Motorrad-Kino-Fest. (Teenie-)Horror, Zombiefilm, Rock'n'Roll-Highschool, Gangstermovie, Ufo-Attacken aus dem All - du nennst es, du bekommst es. Unter der Regie von Tetsuro Takeuchi (gewieft als Musikclip-Regisseur) entpuppen sich die drei Jet-Generation-Rocker Guitar Wolf, Drum Wolf und der im letzten Jahr verstorbene Bass Wolf in slicke R'n'R-Helden, die bald die Welt vor übellaunigen Zombies retten müssen. Woher die kommen? Nun, eines Tages landet eine Armada fliegender Untertassen (Ed Wood läßt grüßen) und hinterläßt strahlende Meteorite mit fataler Wirkung. Das anschließende Geschlurfe, Gestöhne und Gesplatter ist für genreaffine Zuschauer sattsam bekannt, aber zum Glück mit abstrusen Storylinien unterfüttert, daß man gerne so lange ausharrt, bis sich der nächste Rocker lässig die Haare kämmt. Zur Hilfe eilt alsbald eine Art Burberry-Akimbo-Girl, das selbst unter der Dusche die Knarre nicht vergißt. Be prepared! - falls einmal nicht Norman Bates' Mutter, sondern blaugesichtige Zombies kommen. Sauber geduscht, frisch gekämmt, allzeit bereit - gegen solche Pioniertugenden können auch die Eltern nichts haben.
Dazwischen rocken Guitar Wolf immer mal wieder eine exaltierte Tanzschuppenmenge, schütteln das Riff zu Link Wrays "Rumble" aus dem Ärmel und schießen wütende Feuerstöße aus Mikrofone und Auspuffrohre. Großer hirnloser Spaß. Ganz wie im richtigen Leben also, denke ich bei mir, wenn ich abends noch schnell zur Nachttanke nebenan schlendere, um dort einen letzten Becher Kefir zu kaufen. Dort lungern sie dann oft herum, die Zombies an den Zapfsäulen, Kippe im Mund, Pulle in der Hand. Oder stehen mit ausdruckslosen Augen vor dem Kühlregal, mühsam die Aufschrift auf den bunten Umverpackungen buchstabierend. Sie sind unter uns und lange schon. Überleben kannst Du nur mit einem Taschenkamm und einem dreckigen Rock'n'Roll-Riff.
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(Wild Zero. Japan, 2000. Regie: Tetsuro Takeuchi. Vertrieb: Rapid Eyes Movies)
>>> Guitar Wolf krachen mit Japan-Space-Age-Rock'n'Roll auf YouTube.
Mittwoch, 28. Juni 2006
Mashen, Mixen und Modden: Was mit Musik geht, macht auch mit Filmen Spaß, wenn auch vielleicht keinen Sinn. Auf Modfilms gibt es Filmmaterial unter Creative Commons-Lizenz (z.B. "Sanctuary" von Michela Hedwidge) zum Runterladen, Rummachen und Rausgeben.