Montag, 5. Juli 2004
Der in Paris lebende Amerikaner Paul (Marlon Brando), ist nach dem Selbstmord seiner Frau ein gebrochener Mann. Bei einer Wohnungs- besichtigung trifft er die junge Französin Jeanne (Maria Schneider). Die beiden gehen spontan eine rein sexuell geprägte Beziehung ein. Keine Namen, keine Details, lautet Pauls Bedingung. Als er dann doch versucht, eine tiefere Bindung zu Jeanne aufzubauen, steuert die Beziehung auf eine Katastrophe zu...
Nach über dreißig Jahren ein immer noch bewegendes Drama über Liebe und Einsamkeit. Zwei Grenzgänger stoßen in einem kargen Raum aufeinander, ineinander, stolpern schließlich übereinander. Bis zur Implosion aller verdrängten Gefühle und Ängste. Opfer der Begierde und Täter doch zugleich.
Genauso ist es und genau so wird es immer enden.
Ultimo tango a Parigi. (Italien / Frankreich 1972). Regie: Bernardo Bertolucci.
Mittwoch, 2. Juni 2004
Zum 15. Mal findet dieses Jahr das internationale Filmfestival Emden - Aurich - Norderney vom 2. bis 9. Juni statt. Das kleine, aber sehr feine Festival hat sich im Laufe der Jahre ein beachtliches Renommée erarbeitet und glänzt mit seinen Spezialreihen aus dem Bereich des jungen deutschen und britischen Kinos. Da ich der Festivalleitung auf nachgerade erstaunliche Weise privat verbunden bin, darf ich hier gerne einen Hinweis machen.
Über 180 Veranstaltungen stehen dieses Jahr auf dem Programm. Darunter ein Stanley-Kubrick-Special und ein Porträt über Maria Schrader mit sechs Filmen. Zu sehen sind unter vielen anderen Ken Loachs neuer Film "AE Fond Kiss" (GB 2003), Stephen Frys "Bright Young Things" (GB 2003), Hermine Huntgeburths "Der Boxer und die Friseuse" (D 2004), der Gewinner des diesjährigen Max-Ophüls-Preises, Marcus Mittermeiers Film "Muxmäuschenstill" (D 2004), und Richard Linklaters Fortsetzung zu "Before Sunrise" (USA 1994) "Before Sunset" (USA 2003) mit Ethan Hawke und July Delpy.
Ein hochinteressantes Kurzfilmprogramm weckt weiteren cineastischen Hunger. Im Rahmen des Festivals wird der Bernhard-Wicki-Preis 2004 verliehen.
Montag, 31. Mai 2004
Ok, Donnie ist wirklich verrückt. Mit Beginn des Films ist Donnies Krankheit gegeben. Ihre Ursachen bleiben im diffusen Hintergrund. Donnie wird medikamentiert, befindet sich in Therapie. Seine Therapeutin ist - nicht untypisch - leicht überfordert. Aber auch nicht völlig inkompetent. Am Ende ahnt sie immerhin die Gefahr.
Ok, Donnie imaginiert einen unsichtbaren Freund. Der ist ein Hase, heißt nicht Harvey, sondern Frank. Der verrät Donnie, daß die Welt in 28 Tagen untergehen wird, pünktlich zu Halloween. Zeit also, noch ein paar Dinge zu erledigen. Bösewichte zum Beispiel.
Ok, „Donnie Darko“, der Film, ist ebenfalls verrückt. Eine verschobene, verschrobene Geschichte, die harmlos beginnt wie David Lynchs „Blue Velvet“. Das Grauen lebt im sonnendurchfluteten Suburbia. Die Sonne scheint, und Echo and the Bunnymen singen „The Killing Moon“. Es ist 1988 in Middlesex, Virginia. (Memo: Synchronizität? Middlesex? Virgin Suicides?) Damit haben wir einen netten kleinen Coming-of-age-Film, dessen Protagonist daran scheitert, seine Initiationsreise ins Erwachsenwerden zu bestehen. Kommt vor.
„Dabei wirkt „Mad World“ wie eine musikalische Madeleine, die Bilder aus der eigenen Jugend hervorruft“, schreibt Harald Staun* in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. (Und in welchem blog habe ich vor ein paar Tagen etwas über „musikalische Madeleines“ gelesen? Alles Proust-Leser hier? Synchronizitäten?) Der Song, der nie auf meiner persönlichen Liste stand, gehört tatsächlich untrennbar dazu. Dennoch ist „Donnie Darko“ kein nostalgisches Drama, kein „Quadrophenia“ für die 80er.
Der Film könnte jederzeit spielen und dann wieder nicht. „Donnie Darko“ ist ein Echo auf die 80er Jahre, weil er das aufgreift, was damals, vielleicht erstmals, das „Lebensgefühl“ hieß. Donnie Krankheit ist die Krankheit der 80er. Das schizophrene Jahrzehnt. Zerrissen, kaputt, immer einen Schritt am Weltuntergang. Die Rede ist natürlich nicht von der unsäglichen, sogenannten „Generation Golf“, sondern der (geburtenstarken) Jahrgänge davor, der „No-Future“-Generation. Jugend und Todestrieb, nur ein scheinbarer Widerspruch in diesem zerrissenen, widersprüchlichen Jahrzehnt. Die Symbole waren das Dreieck, das ZickZack-Muster, die diagonale, zerschneidende Neonröhre. Die etablierte Welt blieb skeptisch – und produzierte ungehemmt noch größere Schizophrenien.
Nato-Doppelbeschluß. Aufrüsten um abzurüsten. Hat man etwas Gespalteneres je gehört? Doppelzüngiges Neusprech wie in Orwells „1984“. Ähnliches Dichotomien durchzogen andere gesellschaftliche Diskurse und Reizthemen wie die Atomkraft (selbst ein Spaltungsprodukt) und Anti-Atomkraft-Bewegung. Harte Bruchkanten, Kalte-Kriegs-Szenarien, Nein-danke-Antwort im Standardrepertoire. Zum Abitur gab uns unser Schuldirektor mit auf den Weg: „Euch braucht man nicht. Ihr seid zuviele.“ Bitte, Danke, Wiedersehen.
Geistig-moralische Wende, und die „Rente war sicher“. Das Jahrzehnt der zynischen Lüge. Das Jahrzehnt des Zusammenbruchs, wenn man den Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung als Endmarke akzeptiert.
Allgemeiner Sinnverlust, also. Thatcher, Reagan und Kohl: Abbruchbirnen. Ich gegen das System. Die Illuminaten schlagen zurück. Die Zeit der Verschwörungstheorien. Der Synchronizitäten. Robert Anton Wilson. Karl Koch, Hackerkönig. „23“ hat mit Donnie Darko einiges gemeinsam, aus dieser Warte betrachtet.
Fickt das System, hieß, penetriert, infiltriert die Herrschafts- und Lügenstrukturen. Träume oder Datennetze. Steuert oder laßt euch steuern. Alles ist Manipulation, ist Traum. Ein „Tanz der Teufel“, so die Anspielung in „Donnie Darko“. „Und im Gegensatz zu einigen Blumenkindern vor ihnen sind die damals gerne als „Null-Bock-Generation“ bezeichneten Zeitgenossen nicht auf dem Kindlichkeitstrip hängengeblieben, sondern irgendwo am Wegesrand, wundervoll schlecht gelaunt und chronisch zynisch. [...] Im Umgang mit trostlosen Zeiten sind sie geübt: da fängt man wegen einer kleinen Wirtschaftskrise nicht gleich das Jammern an“ (Harald Staun).
Das Problem der Politik mit unserer Generation: Wir haben den Weltuntergang überlebt. Lasst ruhig Turbinen auf unser Haus fallen.
"...and I don't care." (Pistols).
"A nuclear error, and I have no fear." (Clash)
"Vielleicht solltest du dich mal fragen, warum Frauen keine Kinder mit dir haben wollen."
Das ist nicht die Frage. Das ist die Antwort.
Der Film ist Zitatkino. „Donnie und wie er der Welt sah“ (das abstürzende Flugzeug eine Reminiszenz an „Garp“), „Mein Freund Harvey“, der eingeübte Kanon an Horrorklassikern, die David-Lynchianische Entblößung, Abschälung der sauber lackierten Oberfläche bürgerlicher Vorstadtexistenz. Wann konnte man sagen, einen Film gesehen zu haben, in dem Patrick Swayze eine gute Figur macht? Abgesehen von "Waking Up In Reno"?
Noch was?
Ja, Hasen sind wirklich böse. Träume manchmal auch. „And I find it kind of funny. I find it kind of sad. The dreams in which I'm dying are the best I've ever had.“ (Tears for Fears, „Mad World“)
(USA 2001, Regie: Richard Kelly)
(* Harald Staun, „Wer will schon erwachsen werden?“ Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.1.2004. Dem Autor möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich für seine angebotene Hilfe für das Finden der Zitate danken. Aber ich habe meinen Zettelkasten aufgeräumt und den Artikel doch noch gefunden.)
PS: Für die Quizfans: "Which Donnie Darko Character Are You?"
Mittwoch, 5. Mai 2004
Die Geschichte des jüdischen Klaviervirtuosen Wladyslaw Szpilman (Adrien Brody), der nur durch unwahrscheinliches Glück das Warschauer Ghetto überlebt.
Kritiker warfen Regisseur Roman Polanski, selbst Überlebender des Holocaust, vor, den Film merkwürdig distanziert inszeniert zu haben.
Dabei ist gerade dies seine Stärke. Kaum vorzustellen, dies wäre eine Hollywoodproduktion gewesen. So schwebt über den grauenvollen Ereignissen eine gewisse Lakonie, einem chronologischen Bericht näher als eine rührselige Verdichtung.
Die historischen Fakten sind bekannt. Meint man. Und erkennt erst als zur Stille verdammter Beobachter eines Einzelschicksals die wahren Dimensionen der Ereignisse zwischen 1939 und 1945. Die beinahe beiläufige, völlig willkürliche Gewalt der SS, die auch den Zuschauer ganz unvermittelt trifft. Interessant das Sound-Design. Während die Waffen in Hollywoodfilmen in jaulenden Querschlägern pfeifen, in Subwoofer-forderndem Krachen explodieren oder als sanftes, schallgedämpfes Ploppen ejakulieren, bellen die Pistolen der Waffen-SS wie nervöse deutsche Schäferhunde kurz vor dem Kollaps. Ein unangenehmer, beißender Klang, der beunruhigend echt wirkt.
Die Atmosphäre brutaler Abgestumpftheit, der nahezu unbeteiligt wirkenden kaltblütigen Morde, wird selten durchbrochen. Fast wirken die Auspeitschungen des Aufsehers wie ein merkwürdig verschobenes comic-relief Element, so deplaziert mutet die Szene in ihrer Groteskheit an. Thomas Kretschmann als musisch interessierter Wehrmachtsoffizier - ein deus ex machina. Aber die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Möglicherweise auch die irritierende, allegorische St.-Martin-Episode am Ende. Völlig deprimierend aber schleicht sich die Hoffnung ein: Szpilman, nach Jahren im Versteck krank, erschöpft und halb verhungert, bekommt zu hören: "Sie müssen nur noch ein paar Wochen durchhalten."
Keine Minute länger, möchte man rufen. Aber man ist - zum Glück - nur Zuschauer.
Großes Kino.
Der Pianist. (GB/F/D/Pol./NL 2000). R: Roman Polanski.
Montag, 3. Mai 2004
"Du denkst, Liebe bedeute, eingesperrt zu sein. Und Du willst Dich nicht einsperren lassen. Du suchst die Freiheit, dabei trägst Du den Käfig schon längst um Dich."
(sinngemäß nach "Frühstück bei Tiffany". Wie schon vermutet, taucht diese Stelle im Buch wohl nicht auf. Das Ende wurde ja auch grob verdreht. Ist natürlich trotzdem ein toller Film und eine sehr rührende Erzählung. Es geht um die Angst des Zulassen-könnens. Und die Angst vor der Angst, natürlich. Aber ebenso wie in Bonjour Tristesse (großartig verfilmt von Otto Preminger) gibt es eben kein happy end. Das Durchbrechen des endlos geflochtenen Bandes ist ... schwer. Wer den Schmerz nicht erträgt, verdrängt ihn mit Tempo. Go lightly. )
Sie lächelte - dies freudlose neue, gezwungene Lächeln. "Aber was wird aus mir?" sagte sie flüsternd und erschauerte wieder. "Ich fürchte mich so, mein Junge. Ja, endlich. Weil das ewig so weitergehen kann. Nicht wissen, was einem gehört, bis man es weggeworfen hat. Das rote Grausen, das ist gar nichts. Das fette Weib, gar nichts. Dies jedoch - mir ist der Mund so trocken, daß ich nicht spucken könnte und wenn mein Leben davon abhinge."
(Truman Capote. Frühstück bei Tiffany. 1958.)
Freitag, 23. April 2004
Da hat Tim Burton ja mächtig was am Haken gehabt. Aber anders als die beinahe einhellig begeisterte Kritikerschar, finde ich nicht, daß er seinen Fang auch an Land hieven konnte.
Ein Film vergißt sein Publikum. Burton verzettelt sich in seinen Ideen, die alle nur oberflächlich angerissen werden, aber schon deshalb zusammenhangslos bleiben, weil auch der eigentliche Grundkonflikt zwischen Vater und Sohn recht nebulös bleibt.
Der Sohn ist am Ende eine genauso blasse Schablone wie zu Beginn. Ein deplaziert und fehlbesetzt wirkender Stichwortgeber. Sicher, Finney ist großartig - aber viel hat er auch nicht zu tun.
Ästhetisch enttäuschend dieses 70er-Jahre Flair. Burton reduziert die Fotografie auf Gelb- und Brauntöne und übertreibt es mit diffusen Gegenlicht- und Weichzeichneraufnahmen. Ein Film ohne Kontraste. Die Computereffekte (vor allem die Stimme des Riesen) - ein Grauen. Das wirkt nicht traumhaft, sondern eher billig.
Ein Film, der seine Möglichkeiten verschenkt. Die Zirkusszenen verlieren sich in Halbtotalen, obwohl hier Gelegenheit für opulenten Ausstattungswahn und wirkliche Bizarrerien gewesen wäre. Die siamesischen Zwillinge? Ein running gag, mehr nicht. Es reicht doch nicht, bizarre Charaktere in die Landschaft zu stellen und mit ihnen nichts anzufangen. Was soll diese sehr dissonant wirkende Banküberfallgeschichte? Wieso werden die Papiere des Vaters durchsucht, obwohl er noch nicht tot war? Danny DeVito und Jessica Lange sehen aus, als warteten sie die ganze Zeit auf das Startsignal des Regisseurs. "Ok, Tim, wir haben jetzt ein wenig geprobt und auch gedreht - aber wann geht er denn nun los, der Burton-Film? Where's the Magic?"
Möglicherweise war Burton während der Dreharbeiten mit seiner eigenen Vaterwerdung so beschäftigt, daß er hormonell bedingt ein wenig weich in der Birne wurde und den Faden verlor. John Irving hat es ja in den besseren seiner Romane geschafft, viele Fäden aufzuknüpfen und am Ende doch noch "glaubhaft" zusammenzuführen. Hier bleibt vieles nur unverbundene Episode. Schade. Als Fan der Filme von Tim Burton (sieht man mal von Mars Attacks! und Planet der Affen ab) bin ich enttäuscht. Dieser Fisch kann nicht wirklich schwimmen.
Big Fish. USA 2003. Regie: Tim Burton
Dienstag, 20. April 2004
Bady Minck war mir entschlüpft. Nun taucht sie mit ihrem Film
"Im Anfang war der Blick" wieder in meinem Blickfeld auf.
Sieht äußerst vielversprechend aus.
Der Film.
(via Baronesse (die mit den ergreifend langweiligen Filmen, denen man stundenlang zuschauen möchte).
Sonntag, 11. April 2004
"Nemo" war gestern. Und ist ja auch nett. Wer aber das Skurille liebt, wird sich vielleicht eher noch mit dem ganz wunderbaren "Das große Rennen von Belleville" anfreunden können. Bemerkenswert altmodisch am Zeichentisch entstanden, wirkt der erste Langfilm von Regisseur Sylvain Chomet wie eine nostalgisch charmante Adaption eines literarischen französischen Comix. Eine wohltuende Variante zum rehäugigen Kuschelappeal US-amerikanischer Produktionen.
Warum Marco Dettweiler* im Spiegel allerdings den englischen Titel eines französischen Films bemühen muss, um sich über die "Triplettes" auszulassen, ist mir nicht ganz ersichtlich. Ein Blick auf die offizielle Seite des Films könnte als Titel-Recherche genügen. Aber möglicherweise ist der generell etwas uninspiriert klingende Artikel lange im Voraus geschrieben worden.
Und für eine Schlussredaktion fehlt ja überall das Geld.*
Das aber nur als aside. Auf der Seite (unbedingt Ton einschalten) gibt es neben Fotos und Trailern auch eine wunderhübsche "Memo"-Variante** mit Madame Souza.
Les Triplettes de Belleville (F/GB 2003). Regie: Sylvain Chomet.
[* Edit: Ich hab's mal gecheckt: "Rendezvous" war der ursprüngliche Verleihtitel von 2003. Macht ja nix.
** Und hieß "Memo" nicht eigentlich "Senso"? Ich hatte das Spiel nie, wer weiß es?]
Montag, 29. März 2004
Die Millionenfrage hätte ich gewußt.
Aber wahrscheinlich all die Fragen davor nicht. Also spielt es keine Rolle.
Nutzloses Wissen kann auch ein Reichtum sein.
Donnerstag, 25. März 2004
Was für ein deprimierender, niederschmetternder Film.
Fotolaborant Sy (das reimt sich nicht von ungefähr auf "Eye" und "I") ist ein Einsamer wie Travis Bickle in Taxi Driver. Er ist ein Jedermann, ein Durchschnittstyp, für den selbst die Klamotten aus dem Walmart zu stylish wären. (So jedenfalls bezeichnete es die Kostümdesignerin des Films, Arianne Phillips.)
Seine Unfähigkeit, wirkliche Beziehungen zu anderen Menschen aufzunehmen, bewirkt seine Flucht in ein perfektionistisches Streben. Seine sozialen Beziehungen holt er sich über Fotos von Fremden. Er eignet sich auf verschiedene Weise die Familienfotos anderer Leute an, um daraus eine eigene "Geschichte" zu schaffen. Er kopiert sich die Bilder einer fremden Familie, um sie ins eigene Wohnzimmer zu hängen. Der einzige Schmuck in seiner karg möbilierten Wohnung. Sy konstruiert seine Welt. Und wird eins mit der Illusion.
Als die Perfektion, die er sich erdacht hat, zu zerbrechen droht, bleiben ihm nur noch die Fotografie und die Gewalt als letzte Ausdrucksformen. He can simply not relate. Leider finde ich keine guten deutschen Worte dafür.
Sy ist der fleischgewordene, oftmals flüchtige Gedanke, den jeder ab und an hat. "Der Stein ist ein Stein; er ist nicht ich!" schrie angeblich die fünfjährige Sylvia Plath, als sie das erste Mal spürte, daß eben nicht alles eins ist. Daß alles getrennt von einander existiert. Wie du. Und wie ich.
(USA, 2002). Regie Mark Romanek, der auch das tolle Video zu "Hurt" von Johnny Cash gemacht hat. Der Fotograf gönnte sich übrigens einige Injokes als er für Nebenrollen Namen wie "Yoshi Araki", "Mrs. von Unwerth", "Mr. Siskind" und "Paul Outerbridge" wählte.