Donnerstag, 4. März 2004
"Übrigens, ich habe neulich den Song Anarchy in the UK gehört. Der ist ja ziemlich gut, was?"
(Vivienne Westwood in einem Gespräch Mitte der 80er-Jahre. Zit. n. Jane Mulvagh. Vivienne Westwood: Die Lady ist ein Punk. 1999.)
An mir geht auch das ein oder andere vorüber. Heute war so ein Tag, der die Flexibilität prüft. Bis zum Mittag hatte ich schon Magenschmerzen. Dann wurde es langsam besser. Im Supermarkt schenkte mir meine Lieblingskassiererin ein Lächeln. Nachmittags eine bessere Nachricht als der Vormittag vermuten ließ. Dennoch.
Dann auf St. Pauli fast auf die Fresse gelegt. Dann aber eine interessante Geschichte in einem kleinen, schmuddeligen Laden gehört. Davon später sicher mehr.
Freude an den kleinen Dingen. Zu-Behör. Ältere Menschen wie ich haben so etwas früher gebraucht. Bei meinem Umzug sind ein paar Sachen verschwunden. Möglicherweise sogar gestohlen worden. Darunter auch meine beiden Pucks. Nun bekam ich einen solchen zum Ersatz geschenkt und dazu einen Stern.
Nun kann ich wieder hören. Sogar "Anarchy in the UK".
Donnerstag, 26. Februar 2004
Bei der Mad Tea Party wird T. S. Eliot zitiert. Ein schöner Beitrag zum Aschermittwoch. Ich war heute in St. Petri.
Es gab aber keine Aschekreuze.
Gun Club
Dies aber zeigt mir, daß bessere Zeiten anbrechen. Dieses Lied IST meine Jugend. Ich meine, als ich blutjung war und Pogo noch was mit Expression und nicht mit sinnentleerter Brutalität zu tun hatte. Heute kennt das ja sowie keiner mehr. "We can fuck forever, but you will never get my soul". Hört sich vielleicht etwas unromantisch an. War aber ein Statement. Ne me touche pas. Dazu gehört auch Charles de Goal mit "Rock de Jeune". Ich werde demnächst noch Harald Staun zu diesem Thema zitieren, finde nur den Schnipsel nicht. Ganz groß. Danke, Tom Paul. Danke, Gun Club!
Mittwoch, 25. Februar 2004
Gerade las ich im Terminal Pub eine kleine, aber empathische Eloge auf Naked Lunch. Die Kärtner Briten, sollten sie noch in London wohnen, waren vor ein paar Jahren mal für kurze Zeit, das "neue, heiße Ding". Ich war verknallt in ihr Album "Superstardom", das ich einem Kollegen erst aus dem Kreuz zu leiern versuchte, ehe er es mir freiwillig abtrat mit den Worten, "na wenn es Dir so gut gefällt". Später trat er mir sozusagen noch seine Geliebte ab, wenn man das so sagen darf, aber das war weder ihm noch mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt bewußt. Tatsächlich habe ich es erst vor einem Dreivierteljahr erfahren, und da spielte es keine Rolle mehr. Jedenfalls was Naked Lunch anging.
Ihr anrührendes Sparks von "Superstardom" hat mich nun an eine Zeit erinnert, als vieles noch vor mir lag, was nun hinter mir liegt.
Now listening to Naked Lunch. "Stay".
Samstag, 21. Februar 2004
Man soll sich nie von einem Kaffee beeindrucken lassen.
"Ich stieg auf Berge und ging durch Täler, unter Brücken und über Gräber. Ich sah sie kommen, und sie sahen mich gehen. Ich wollte immer nur verstehen, wo geh ich hin, und wo gehst du her, denn dieser Unterschied ist sehr genau. Entweder ist der Sinn das Ziel oder der Weg dorthin."
(Bernadette Hengst, "Immer noch ich")
Erdbeeren aber gibt es zu dieser Zeit nur in Wien .
Vielleicht gibt es dort auch ein Etap-Hotel.
Freitag, 20. Februar 2004
Heute morgen waren es schon wieder 25°C in meiner Wohnung. Der Fluch der Südseite. Angenehme 20°C hingegen in meiner Dunkelkammer. Nicht nur für mich, sondern auch für die Fotochemie die optimale Arbeitstemperatur. Von der Sonne habe ich folglich wenig mitbekommen. Aber die strahlt ja eh in meinem Herzen am hellsten. Da konnte mich selbst die seltsam danebene eMail eines ehemaligen guten Freundes nicht stören. Der versteht nichts, und ihn versteht auch keiner. Nicht einmal die Dame, um die es dabei auch geht.
So weit ich es bislang beurteilen kann, hat auch der größte Feind des Fotografen - Staub, böser, böser Staub! - nicht übermäßig stark zugeschlagen. Zufriedenheit also. Da Funkenmariechen nicht freiwillig in Dunkelkammern suchen, messe ich dem Umstand, heute ungebützt ins Bett gehen zu müssen, keine persönliche Bedeutung bei. Hamburg ist Diaspora, was gewisse Dinge angeht. Entweder Zurückhaltung oder Hardcore, dazwischen ist es schwer.
Jetzt noch ein wenig in der Plattensammlung stöbern. Die "Creatures" doch bei eBay verkaufen? Der Spaß ist ein wenig vorbei. Andererseits haben die alten Dinge ihren eigenen Wert, egal wie sehr sie durch die Umstände der Zeit besudelt sein mögen. Und schließlich haben sie ihre LP ja damals nicht ausschließlich für mich gemacht. Warum gibt es eigentlich jede Menge Neo-Punk-Mist, nicht aber mein Lieblings-T-Shirt "Where were you in '77?"
Quark waren da wohl die meisten, nicht mal das wahrscheinlich. Meine liebste Neo-Punk-Exfreundin ist Jahrgang 1970. Und ich glaube, sie war damals in der Grundschule schon dabei. Ihr verzeihe ich alles.
Jetzt lasse ich mich von Bernadette La Hengst beduschen. Sie habe ich einmal in einem Interview sehr böse gemacht. Dabei habe ich noch nicht einmal über Gott mit ihr geredet. Sie erwähnt das sehr oft. Zweimal habe ich sie böse gemacht. Einmal während dieses Interviews und einmal, als ich ihr im Hamburger "Logo" aus Versehen im Gedränge ein eiskaltes Bier in den Rückenausschnitt drückte. Das tut mir alles leid.
"Im Aufrechnen war ich immer schon schlecht", singt sie gerade. Das beruhigt mich. "Immer noch ich". Ein sehr großes Lied.
Und sehr wahr.
Sie hat noch eine andere Botschaft, die manche bedrückend finden werden:
"Der beste Augenblick in deinem Leben, ist gerade eben jetzt gewesen."
Macht was draus!
Dienstag, 17. Februar 2004
Ich kann's nicht mehr hören.
Echt jetzt.
Bald gibt es bestimmt das erste "Das Buch zum Hörbuch".
Dienstag, 10. Februar 2004
So, das gibt hübsche Google-Referrer. Wo man bei bosch.de schon "ironische Sprüche" hier sucht. Ha! You wish! Irony is over, babes at bosch.de.
Glaubt mir das.
Zum Thema: Die österreichischen Thronfolger sind eigentlich Schotten, kommen aus Glasgow, sehen aus wie ich vor 20 Jahren und machen ungefähr auch solche Musik.
Franz Ferdinand also, deren langgehyptes Debütalbum am 16. Februar erscheint (auch auf Vinyl übrigens).
Heute lief auf der besten täglichen Sendung im deutschen Fernsehen, Kulturzeit auf 3SAT nämlich, ihr Video zu "Take Me Out". Das ist sozusagen ein Song von XTC, die damals aber "FF" drunter geschrieben haben... und das könnte auch Feine Freunde heißen. Get it? Wahrscheinlich nicht, so berühmt waren die nicht.
Egal, also Franz Ferdinand. Die haben eine eher uninspirierte Webseite, wenn man mal berücksichtigt, daß die Jungs wie alle britischen Popmusiker von der Art School kommen. Die Menschen, die ihr Video zu "Take Me Out" gemacht haben, sollten sich ganz ungehemmt auch mal dieser Seite annehmen. So kurz vor dem Karrieredurchbruch sollte man da nicht sparen. Nicht die hier. Die wollen sich nur an den Hype dranhängen.
Also. Ihr kauft jetzt alle am 16. dieses Album. Oder ein altes von XTC. English Settlement meinetwegen. Kommt aufs gleiche raus. Und wer's noch nicht hat, kauft auch endlich die YeahYeahYeahs (und hier gibt es noch das Video zum groß-großartigen "Maps", mit dem ihr euch gaaaanz langsam das Herz rausschneiden könnt, wenn ihr mögt* (leider mit Werbung).
"Wait - They don't love you like I love you".
PS: Ach ja: Ich möchte auf diesen Verweis nicht wieder eine eMail bekommen "They don't love you like I hate you". Um es mit den Smiths zu sagen: "That joke isn't funny anymore." Danke. Also: "Wait - They don't love you like I love you.")
Oder spielt wenigstens ein altes Buzzcocks-Album - und zwar langsamer.
Hier wurde übrigens schon darüber gesprochen. Bei "Darts of Pleasure" gibt es auch Mädchen zu sehen. Zu dem Song läßt sich auch was provokantes sagen. Ich hoffe, hier liest jetzt nicht gerade eine mit, die regelmäßig auf dem Père Lachaise an einem bestimmten Grab getragene Höschen und bittere Zähren hinterlegt. Ich finde nämlich, "Darts of Pleasure" hört sich ein wenig so an, als coverten die frühen XTC einen Song der Doors.
* "This song has enough emotional oomph in place you’d have to be a brick wall or Jet not to blub like an Oscar winning Gwynnie. The power of love, and all that." (NME)
Mittwoch, 4. Februar 2004
Nur, um mal zu erklären, wie das funktioniert. Nein, nicht neu erfinden. Weder visuell, noch musikalisch, noch inhaltlich. Selbst strukturell gilt immer noch die alte Zeichensetzung. Ein dünner Junge mit einer elektrischen Gitarre (der darf sich auch Patti Smith nennen)... nimmt die alten drei Akkorde ("So you want to be a Rock'nRoll Star")... und die altbekannte Energie, aufgefrischt durch den Zorn seiner jungen Jahre ("My Generation")... und dann macht er elektrischen Sex auf offener Bühne, stellt sich bloß ("Rock'n'Roll Nigger")... und wenn er nicht sexy genug ist... dann läßt er ein junges, verletzliches, melancholisches Mädchen singen ("Dancing Barefoot")... und sexy sein. Und aus einem sehr samtenen Untergrund schwillt ein jugendlicher Klang... über einem simplen Rhythmus... ein kontrolliertes, leidendes Feedback... eine weggetretene, wimmernde Gitarre ("'xcuse me, while I Kiss the Sky")... ein paar hingehauchte Worte... von Sehnsucht und Einsamkeit... an bestimmten Wochentagen ("Sunday Morning")... ganz schlicht, ganz einfach.
Ich glaube, ich traf sie zuletzt in Paris. Sie machte nichts Neues.
Aber für mich war sie neu.
Samstag, 24. Januar 2004
In diesem jungen, elektrisch beleuchteten Magazin gibt es ein Interview mit den Ärzten.
Wir behaupten: Viele Rockstars singen von Einsamkeit, aber haben gar keine Ahnung davon.
[...]
Bela: Aber Elvis war wirklich einsam.
Rod: Und Hank Williams.
Farin: John Lennon auch. „Help“ war ein deutliches Zeichen. Bei den meisten ist es aber Pose, behaupte ich.
[...]
Farin: Aber wenn Johnny Cash „Hurt“ singt, das er noch nicht mal selbst geschrieben hat, dann nehm ich ihm jede Zeile ab: „I hurt myself today to see if I still feel“
Nur, um mal zu zeigen, zu welcher Monotonie ich neige.
Gibt es hier eigentlich auch mal neue Themen?
Ok ok, vielleicht. Wenn ich morgen aus der Boltanski-Ausstellung komme. - "Aber die hast du doch schon gesehen?" Egal, ich geh ja nicht allein.
Donnerstag, 22. Januar 2004
... kann natürlich Hass erzeugen. Oder Neid. Oder was auch immer.
Björk-Hasserinnnen schauen hier. Sehr lustig!
Björk ist übrigens sehr schlagkräftig.