Samstag, 5. Februar 2005
Wenn Don Dahlmann mir den Ball zuwirft und ganz nebenbei seinen idiosynkratischen Musikgeschmack enthüllt, wer bin dann ich, dem Ruf nicht zu folgen? Ich werde ihn aber nicht wie erhofft überraschen, sondern ganz vorhersehbar antworten:
1. Wieviel gigantische Bytes an Musik sind auf deinem Computer gespeichert?
MP3s sind böse. MP3s machen Kopfschmerzen. Ich habe MP3s gerade erst entdeckt, haha. Ehrlich: (Nur) knapp 2 GB. Interessanter sind vielleicht die knapp 100 MB eigene Songs, die ich gerne mal Andrea Jürgens oder Nicole oder so verscheuern möchte, damit die später damit meine Rente sichern.
2. Die letzte CD, die du gekauft hast...
... waren gleich drei, weil ich einmal in meinem Leben auf dicker Maxe machen wollte (leider saß meine extremgepiercte Lieblingsfachverkäuferin, deren Nachnamen ich jetzt herausgefunden habe, nicht an der Kasse):
Múm - Summer Make Good
Minox - Downworks
Wire - Pink Flag (jajaja!)
3. Welches Liedl hast du gerade gehört, als dich der Ruf ereilte?
Under Byen - Det Er Mig Der Holden Trærne Sammen. Das heißt soviel wie: "Ich bin es, der die Bäume zusammenhält". Diese dänische Band könnt ihr euch eh mal merken. Beim ersten Mal klingen die furchtbar belanglos, so nach x-te Version von "Björk singt bei Múm oder Sigúr Ros". Aber das Album (erscheint Ende des Monats in Deutschland) ist sehr, sehr groß (durch glückliche Umstände - ja, auch ich habe manchmal Glück! - habe ich es schon). Das Video zum Baumzusammenhalter wird bei MTVIVA gespielt, dortselbst auch das von der formidablen Miss Monolog zuerst entdeckten Plantage-Video.
4. Fünf Lieder, die mir viel bedeuten oder die ich oft höre.
Ach, diese Ewigkeitslisten. Wir sind doch nicht bei High Fidelity. Wichtige Stücke?
Aus der Kategorie "Sie spielen unser Lied":
The Clash - London Calling
Aus der Kategorie "Kann man immer und immer wieder hören":
Joy Division - New Dawn Fades irgendwas
Aus der Kategorie "Spielt das auf meiner Beerdigung":
Bernadette Hengst - Der beste Augenblick in deinem Leben (ist gerade jetzt gewesen) (Wahlweise: The Beatles - I Should Have Known Better)
Aus der Kategorie "Wir waren doch auch mal jung":
Gang Of Four - To Hell With Poverty
Und letztlich aus der Kategorie "Lieder, zu denen ich meine Unschuld verlor": David Bowie - Oh, You Pretty Things "Lieder von Bands, die in Deutschland unterschätzt sind": Powderfinger - With Friends Like That (Who Needs Enemies?)
Oder irgendwelche anderen. Miles Davis habe ich natürlich auch. Und Musik von Leuten, die Drogen nehmen. Oder irgendwas interessantes. Oder gerade frisch wieder Pixies. Wenn ich meinen richtigen Namen und den von Kim Deal hier eingebe, erreiche ich 98 Prozent! (Aber ich müßte ihr erst das Kettengerauche abgewöhnen.) (Mein Gott, habe ich doch gerade vorhin erst geschrieben, schnarch.)
Ober eben so Geklöppel und Gehämmer. Also wie jeder hier.
5. Wem wirfst du dieses Stöckchen zu (3 Personen) und warum?
Ah, Kettenbriefe. Als erstem natürlich Axel K, dem heimlichen Syndikus idiosynkratischer Musik. Dann unser aller Gebenedeite Frau von der Sonne, weil die als Wiener Melange Saccharinsüßes mit Morbidbitterem zu verbinden weiß und Johnny Cash mag und gerne dann noch Herrn Deedee, der gerade als die weitgereiste Lisa 9 posiert und zusammen mit Frau Pink'n'Green die schönsten Musikgeschichten zu erzählen weiß.
Sonntag, 16. Januar 2005
Neulich war ja der Herr Axel K. bei mir zu Besuch. Vorher habe ich natürlich ein wenig gefeudelt, Altglas und -papier zum Container gebracht, die theologischen gegen die Fußballmagazine ausgetauscht, aber meine Lautsprecherboxen Quäkkistchen konnte ich nicht verstecken. Nun ist Herr Axel K. ein viel zu höflicher Mensch, mir im eigenen Heim lautstarke Vorhaltungen zu machen, aber jemand, der selbst so viel Wert auf klangliche Finesse legt, konnte nur peinlich berührt sein beim Anblick meiner Kirmesbudentröten.
Neulich berichtete ich nun wichtigtuerisch, ich hätte mir "neue Boxen angesehen", worauf mir - zurecht, zurecht - ein trockenes "nur gesehen oder auch gehört?" entgegnet wurde. Touché. Am Samstag nun sollte der große Tag sein, da ich mich zum hiesigen Elektrofachmarkt begab zu einer ordentlichen Hörprobe. Im extra abgeteilten Hifi-Zimmerchen strich ich um Gebilde von der Größe einer mittleren Pharaonengrabstätte herum und pfiff mir einen Fachberater heran.
Ich schoß ein paar aufschneiderische Fragen ab nach seiner Meinung zu supraleitfähiger Kabelage, Klangrasseln und schockgefrorenen Membranen zur Klangverbesserung, die er alle brav, aber irgendwie ausweichend beantwortete. "Na, dann lassen Sie mal was hören, junger Mann", meinte ich schließlich und ließ ihn zum NAD-Verstärker für € 4.500,- (reduziert von € 8.750,-) eilen. Er wollte schon seine "Whitney-We've-Got-A-Problem-Houston-in-Quadrophonic- Sound"-Vorführ-CD einwerfen, als ich ihm meine mitgebrachte Selbstgebrannte in die Hand drückte.
Und so kam es, daß ich mir "Schnappi das Krokodil" auf einem 4.500 Euro- Verstärker und Beryllium-Hochtontürmen anhörte. In beeindruckender Lautstärke. Ich war sehr begeistert, der Verkäufer geringfügig weniger. "Das hat Sound, was?" schrie ich ihn strahlend an. Er lächelte gequält. "Machen Sie mal mehr Bässe, das rockt!" Er lächelte eine Spur gequälter und schrie zurück:
"Geht nicht!" Was? Na, so ein Hochleistungsverstärker hat selbstredend keine Klangregelung, nur Laut und Leise.
Wie jetzt, Meister? 4.500 Schleifen und keine Klangregelung? "Muß man extra bestellen, was?" rief ich und klopfte ihm jovial auf die Schulter. (Bald tritt Karneval in die heiße Phase ein, da muß ich schon mal Leutseligkeit üben).
"Was ist denn, wenn es scheiße klingt?" - "Dann liegt es an der Aufnahme."
Oh, ok. Mp3 - alles klar, das kann man ja ändern. Ich nicht faul und hoch in die CD-Abteilung. Und was muß ich sehen, im Fach mit der Nummer eins?
Nix! Nada! Leere! Schnappi ist ausverkauft! Na schönen Dank, weltgrößter Elektrofachmarkt! Spontan beschloß ich, die Aktion abzubrechen und Lautsprecher Lautsprecher sein zu lassen.
An der Kasse wollte ich mir nur noch schnell meinen Parkchip entwerten lassen.
"Brauch ich nen Kassenbon", meinte der Spacko an der Kasse.
"Ich hab nix gekauft".
"Dann kann ich den Chip nicht entwerten", meinte der Fuzzy an der Kasse frech.
"Oh. Ich wollte "Schnappi" kaufen, das ist aber ausverkauft."
"Na, was ein Glück", meinte der Karnevalist an der Kasse.
"Ja, gut, aber was soll ich machen?"
"Bessere Musik kaufen", meinte der vorlaute Klugscheisser an der Kasse.
"Nächstes Mal nehme ich Blumfeld, aber nun hatte ich mich auf "Schnappi" gefreut und bin sehr enttäuscht."
"Na gut, ich habe ein Einsehen", meinte der freundliche junge Herr an der Kasse.
"Ach, das ist aber nett. Sie machen gerade einen traurigen Schnappi-Fan sehr glücklich."
Der extrem zuvorkommende Fachkassierer lächelte mich nachsichtig an und schob mir den Chip zu.
Im Parkhaus an der Kasse - und hier kommt nun endlich die Kurve zum Titel - dann der Schock: NEUN EURO hätte ich bezahlen müssen für meinen angeregten, wenn auch längeren Aufenthalt im Lautsprecherfachmarkt. Hätte - wenn nicht "Schnappi", das lustige Krokodil, gewesen wäre. So mußte ich nur drei Euro berappen. Schni, schna, schnappi machte der Automat, ich aber wußte nun, welche Macht gute Musik besitzen kann. Leider bin ich jetzt etwas unzufrieden. Seit ich "Schnappi" auf dieser Anlage gehört habe.
Nächste Woche gehe ich zu Bang & Olufsen.
Dienstag, 21. Dezember 2004
Wer mich demnächst luftgitarrespielend durch die Stadt marodieren sehen sollte, denke sich bitte nichts weiter dabei. Aus der Reihe "vorgezogene Weihnachtsgeschenke" habe ich mir dann doch mal einen dieser rundgelutschten Musikstifte zugelegt. Jetzt kann ich die Who Boys auch unterwegs hören.
Das tolle daran: Sollte mir mal jemand das Teil wegen enervierender Zischelgeräusche in den Hals oder sonstwohin stopfen wollen, so befindet sich ein praktisches Rückholbändchen daran.
Die Macher haben an alles gedacht.
Sonntag, 19. Dezember 2004
Sometimes, I feel I gotta get away
Bells chime, I know I gotta get away
And I know if I don't, I'll go out of my mind
Better leave her behind with the kids, they're alright
(The Who, "The Kids Are Alright")
Als ich noch jünger und energetischer war, fühlte ich mich wie The Who in den mittleren 60ern. Ich besaß zwar keine Vespa oder Lambretta, sondern nur ein Hollandrad, dafür konnte ich aber Luftgitarre spielen wie Pete Townshend. Ich schredderte auch keine Marshall- oder Orangeboxen kaputt, dafür aber die ein oder andere Hängelampe. Große Teenage-Revolution!
Lärm, Feedback und Aufbegehren! Bleichgesichtig, hypernervös und kurzhaarig in der Schule sitzen, während den Pink-Floyd-Fans um mich herum das Öl aus den schmantigen Spaghettizotteln tropfte. Sich natürlich unendlich überlegen fühlen. Und allein. Große Sache. Lange her. Jetzt nur noch allein. Egal.
Entzückt war ich daher, die "Tales of Townshend and Wilson" zu entdecken. (via MP3/Antville):
The Who Boys stricken ein wüstes D'n'B-Gemisch aus zwei der einflußreichsten Bands der 60er zusammen. Unter dem Motto: Come on, children of the apocalypse! Join in the destruction! This is the end of the world! gibt es jede Menge freie Downloads auf der Seite.
Anspieltips: Feedback & Destruction und Magic In My Eyes.
Freitag, 17. Dezember 2004
Meine Stimmung schwankt seit ein paar Tagen zwischen, sagen wir mal, Robbie Williams und, sagen wir mal, GBH. Deshalb höre ich lieber Nouvelle Vague, da ist alles drin, aber von allem weniger. Gut, GBH vielleicht nicht. Aber dafür Dead Kennedys und vor allem The Clash ("Guns Of Brixton"). Joy Division auch, XTC, Undertones (natürlich "Teenage Kicks", das nehme ich noch mal als Tribut für John Peel), The Cure... und noch so'n paar.
Das ganze Bossanova-Style, große Sache. Grande. Paßt alles gut, denn ich bin ein wenig Außer Atem diese Tage. Le Fou-mäßig, bißchen draußen von allen und allem. Am liebsten wäre ich allerdings Der Eiskalte Engel, denn ich habe noch ein paar auf der Liste.
Dienstag, 30. November 2004
Früher stand ich ja selbst gerne auf einer Klippe und verkündete das Absolute hinein in tosenden Sturm und aufgepeitschte See.
Die Süddeutsche mit einem hübschen Verriß zu einer angeblich neuen Platte von U2. Auf daß die Milch sauer werde.
Dienstag, 23. November 2004
So, der Zug fährt weiter. Gerade auch wieder bei Herrn Dahlmann, der gnadenlose Witze erzählt.
Da Mequito einen Beitrag über eine Zugfahrt von mir gelesen hat, greife ich das Thema auf und lese einen Text von Chill. Ich fürchte allerdings, meine leise, morbide-leiernde Stimme ("Herr Kid, haben Sie eine Drehleier verschluckt?") wird dem Text nicht gerecht. Aber nun ist ja auch November, und wer nicht hören kann will, soll halt lesen.
Eine Fahrt im Zug (MP3, 1,2 MB)
Weitere Texte + Töne bei Herrn Waldar.
Edit: Liste bei Herrn Woody.
Dienstag, 26. Oktober 2004
In den 70er Jahren konnte man in Nordrhein-Westfalen eigentlich nur einen Sender hören: BFBS, den Service der britischen Rhine-Army. Anders als der verschnarchte WDR, der über Mal Sondocks "Hitparade" nicht hinauskam, gab es bei den Briten cooles Top-40-Zeugs und garantiert keine deutschen Schlager. (Leider quasselten die Moderatoren immer in die Enden der Songs, so daß man zum Mitschneiden doch wieder auf Mal Sondock ausweichen mußte.)
Die Tatsache, daß es eben auch nur Top-40-Sachen waren, störte nicht, denn man kannte ja nichts anderes. Bis, ja bis auf jenen Abend als ich BFBS einschaltete, merkwürdig grummelnde Takte Musik hörte und dann diese Stimme, die man nie vergißt:
"Hello, my name is John Peel - and this is some of my music."
Und man sagt das so leicht und vor allem im Nachhinein, aber ich habe es damals sofort gespürt: Hier ändert sich gerade mein Leben. Zum ersten Mal hörte ich Musik, die mich wirklich elektrisierte, die unheimlich war und irgendwie gewalttätig und melancholisch und verzweifelt. Kurz, es war Musik wie ich selber war.
Es dauerte ein paar Tage - und dann noch ungläubige Wochen - bis ich kapierte, daß hier nicht Poltergeister aus meinem Weltempfänger lärmten, daß das ganze kein Versehen war. John Peel kam wieder, Woche um Woche.
Ich hörte Siouxsie, Buzzcocks, Wire, Joy Division, The "mighty" Fall, die Bunnymen und ab und an The Cure. Bekanntes wie die Slits, Cocteau Twins oder später dann die Smiths. Aber auch eher Obskureres wie Ausgang, X-Mal Deutschland oder They Might Be Giants. Später auch Farm Life, Jesus and Mary Chain und die Primitives. Viel Reggae auch und Dance-Hall-Dub und immer laut. Dazwischen erzählte John Peel von den Musikern, die er traf, den Fans, die ihm schrieben, von Sheila und den Kindern, von Reisen nach Jamaica, he got carried away, aber dann merkte er es, unterbrach sich, anyway, here comes... und weiter ging es weiter mit Hits und Misses.
Wochen um Wochen füllte ich billige Ferro-Kassetten aus der Kaufhalle (Stück 1,25 Mark), die schon nach zwei, drei Monaten dumpf wurden. Woche um Woche war John Peel's Music Gesprächsthema auf dem Schulhof; man diskutierte die Trends, die Songs und Bands, die er spielte, wunderte sich über die, die er nicht oder nicht mehr spielte.
Später, als die zeitgenössische Musik sich erneut in Experimente und Belanglosigkeiten, Tanz und Lustigsein vertändelte, verlor Peels Sendung auf BBC 1 für mich seinen Reiz. Techno und D'n'B gab es auch überall sonst. Für nostalgische Menschen gab es andere Geschenke: Die berühmten Sessions aus dem BBC-Studio erschienen auf EPs und LPs und später auf CD. John Peel als der George Martin der späten 70er und frühen 80er Jahre.
Ein tätiger Mensch - und immer ein Forscher, der auch als "Rock-Opa" viel Gespür für junge Bands und neue Trends besaß. Heute führte ich ein Telefongespräch, in dem ich viel von mir erklären mußte. Bei John Peel fühlte man sich immer verstanden.
Dafür Danke.
Donnerstag, 7. Oktober 2004
Das wollte ich schon immer mal vorstellen. Musik und Video wie eine Punktion aus meinem eigenen schredderigen Leben. Cette Fille Seule. Ganz groß. Der erste, der "Melancholie" sagt, zahlt 5 Euro.
(Aus dem Soundtrack zu Seven Lonely Girls.)
Donnerstag, 23. September 2004
Von Lichtern scheint es hell im Freudenhause,
Gewaltig tönt und singet das Clavier.
Auf einem Sofa sitzt der Cavalier,
Und öffnet einem Mädchen wild die Blause.
(Georg Heym. "Nachtgesang". 1911.)
Gestern baten im Molotow die Dresden Dolls zum Stelldichein. Im Publikum keine Absinth- oder Champagnertrinker, wie diese zwei mit ihren erotisch aufgeladenen Brecht/ Weill-Moritatenpunk vielleicht erwartet hatten. Immerhin wurden ein paar Homosexuelle gesichtet, damit wäre das Weimarer Kabarett-Klischee erfüllt. Herr Mequito war stilistisch wieder vorbildlich gekleidet. Nur Herr Sakanachan und Frau Malenita schützten kurzfristig anderweitige Verpflichtungen vor. Die fanden wohl nichts zum Anziehen. Otto Dix war nicht zum Malen da, stattdessen baten ein paar stadtbekannte Fotofuzzis zur Leistungsschau. Axel K. zeigte allen gleich, wer Herr im Ring ist. Mir ist nun auch klar, weshalb sich seine Kamera von Atlantikwellen nicht großartig beeindrucken läßt. Die ist salzhaltiges Schwitzwasser mittlerweile gewöhnt. Auch im lüftungsarmen Molotow wurden Mensch und Maschine wieder hart geprüft. Der kleine Starfotograf hingegen ließ vor lauter im Vorfeld induzierter Nervosität nicht nur seine Nikon fallen, sondern stellte daheim auch fest, daß er den guten alten Silberfilm vergeigt hatte. Äh ja. Bleibt hier also nur das übliche Digi-Geschredder. Immerhin: Die wirklich guten Fotos gibt es wie immer im Hamburger Restaurant.
Musik wurde natürlich auch gespielt. Amanda Plummer (Piano, Gesang), die früher wohl mal Boston, Ma. mit ihrem Joy-Division-T-Shirt erstaunte, und ihr Partner Brian Viglione (Schlagzeug) rockten sich durch schmerz-herzhaft-vertrackte Songs. Nervös-abgehacktes Tastengeklimper zu aufmunterdem, rhythmischen Geklopfe mit großer dynamischer Reichweite. Mal peitschend, mal treibend, mal wieder verzögernd oder streng unterbrechend. Wie guter Sex eben. Ist natürlich irgendwie Theatermusik, mehr arty als 1,2,3,4. Ich habe mir schon das ein oder andere Mal überlegt, wie man da jetzt mit einer Gitarre reinschreddern könnte, zumal der Drummer ja ab und an eine schwere Rockkapelle im Ohr gehabt haben muß. Aber das ist ja grad wieder der Witz. Die beiden Gotik-Turteltauben werden sicher die eine Interviewfrage besonders hassen, denke ich mir: "Werdet ihr oft mit den White Stripes verglichen?". Nur weil da ein Kerl und eine Frau und ein Schlagzeug und ein Instrument...
Ich habe ja ein gewisses Faible für Frauen in schwarzweißen Ringelstrümpfen, für das ich nur eine Ausnahme mache: rotschwarze Ringelstrümpfe. Das war schon hilfreich. Das schwarze Samthängerchen mit dem aufgestickten koketten "A" für Adulteress auch. Überhaupt Mode. Da ich während des Konzerts überraschend etwas geschenkt bekam, das ich mir sonst teuer hätte kaufen müssen (merci bien), hatte ich noch etwas Geld für ein T-Shirt übrig. Es gab sogar Dresden Dolls-Höschen. Sicherlich keine schlechte Idee, dann hat man auch bei unvermuteten Gelegenheiten immer was Originelles drunter. Aber man soll in solchen Dingen nicht gleich gierig werden. Die Dolls spielen wohl noch in Köln und in Berlin. Einfach mal was Geringeltes anziehen und hingehen.