Samstag, 21. August 2004


Fuck



I can simply not relate.


 


Freitag, 20. August 2004


Mauerdurchbrüche

Man muß natürlich auch vorsichtig sein.


 


Donnerstag, 19. August 2004


Stille im Stroh

Das ist ein alter Beitrag, der vor längerer Zeit seinen Weg zu Flokati fand. Dort passiert aber leider schon lange nichts mehr. Und weil er gerade hierzu paßt, hole ich ihn heim.


Als Kind war ich in den "großen Ferien" immer bei meiner Großmutter, die in einer schleswig-holsteinischen Backstein-Kate direkt neben einem Bauernhof wohnte. "Hausen" würde man heute wohl sagen, denn es gab nur ein Plumpsklo, das sich in einem gemauerten Schuppen gegenüber des Häuschens befand. Wasser gab es nur aus einer Pumpe auf dem Hof. Morgens wurden zwei Eimer geholt - einer für Trinkwasser, der andere für Brauchwasser zum Waschen. Die Eimer wurden in der Küche auf zwei alte Stühle platziert, und dann nahm man sich zum Waschen etwas davon in eine Schüssel. Vor dem Häuschen gab es eine kleine Rasenfläche und einen kleinen Weg, der aus grobem Kopfsteinpflaster bestand. Hinter dem Haus befand sich der Nutzgarten. Dort standen ein paar alte Kirsch- und Apfelbäume und Beete, in denen Mohrrüben und Kartoffeln wuchsen.
Ich fürchte, das Ganze war alles ein wenig schäbig. Aber als Kind was es das Größte. An der Kate befand sich noch ein alter Kuhstall, der aber nicht mehr genutzt wurde und voller Gerümpel stand. Hier, fürchte ich, haben noch richtige alte, antike Schätzchen gelegen. Perdu.

Das aufregendste aber war der Bauernhof nebenan. Dort wurde die Milch gekauft. Ein gefährlicher, großer Hund lag an einer langen, klirrenden Kette, von der man nie genau wußte, wie weit genau sie reichen würde. Vorsichtshalber sind wir Kinder immer ganz flink an ihm vorbei und haben uns in die Ställe geschlichen. Hier haben wir nach den Kälbern geschaut oder die Fütterung der Schweine beobachtet. Manchmal waren wir auch häßlich zu den Hühnern oder spielten mit der einäugigen Katze. Ein wenig unheimlich war auch der "Verrückte". Die Bauern hatten einen behinderten Sohn unbestimmten Alters, der sich in unartikulierter Sprache mit uns zu verständigen versuchte und ansonsten seinen geheimnisvollen Geschäften nachging. Als Kinder waren wir grausam genug, ihn hinter seinem Rücken zu hänseln - auch wenn ich immerhin zugeben kann, daß mir das als nicht "ganz richtig" vorkam. Aber die Dorfkinder neigten auch dazu, sich vor mir als "Städter" als besonders abgebrüht und weltläufig zu produzieren.

Mit Vorliebe wurden mir auch die grausamen Geschichten erzählt. Wie sich Kinder im Getreidefeld versteckten, um ihren Vater zu überraschen, der mit seiner riesigen Erntemaschine das Getreide mähte. Die meterlange Messertrommel glänzte böse im Sonnenlicht. Und natürlich hat er im infernalen Lärm seiner Maschine die eigenen Kinder nicht gehört und ihnen mit der Mähmaschine die Arme abgeschnitten.

Dann spielten wir immer Verstecken im Stroh. Im Nachhinein war das wohl gefährlicher als sich während der Ernte im Getreide aufzuhalten. In der Scheune lagerte das Stroh meterhoch. Wir sprangen von wackeligen, gepressten Ballen hinunter ins Heu und wühlten uns durch labyrinthische, enge Tunnel, die manchmal zwei, drei Meter steil nach unten führten. Es war heiß und stickig in der Tenne und die Strohhalme pieksten uns in die Arme und bohrten sich durch unsere Hemden. Wir wären wahrscheinlich jämmerlich erstickt, wenn die Strohballen über uns zusammengefallen wären. Aber daran haben wir nie gedacht.
Einmal habe ich einen verdorrten Hühnerfuß im Stroh gefunden. Ich habe nie herausbekommen, ob den die einäugige Katze oder der verrückte Sohn dort hineingelegt hatte. Oder ob das dumme Huhn während der Ernte im Getreide herummarschierte.


 


Sonntag, 15. August 2004


Nachts manchmal später

Ausgang. Nachtwandelnd durch Gewerbegebiete, monotones, industrielles Grundrauschen. Versprechen im fahlen Licht einer Verkehrsunterführung. Eine Straßenlaterne zum Trunk einladen. Sieche Tiere. Wäre der ganze Körper doch aus Rost. Metallischer Zerfall. Berstende Schweißnähte, grünspanbewucherte Zähne aus schartigem Messing. Sich mit den zu dreckigen Sporen geformten Fingernägeln ein nächtliches Tier reißen. Rostiges Wasser aus brackigen Pfützen trinken. Wir schleichen rund um die Krankenbaracke und schlagen uns mit der blechernen Suppenkelle auf die rasierten Schädel. Die Tonsur für die Elektroden. Nicht mal das Stroboskoplicht direkt vor unserem Auge weckt uns aus mechanischem Halbschlaf. Eine aufgestörte Fliege jagt in verzweifelter Flucht in meinen Mund. Ein Kadaver der Landstraße. Glaubst du es diesmal? "She says all the things that make you sick/But do you believe her when she says she loves you?" (The Raveonettes, "Do You Believe Her?")
Unsere rostigen Körper schleifen über die Straßen, schreddern aneinander. Zerfetztes Metall. Man meint, es sei die Krankheit, doch im Institut haben sie nichts für mich. Wir werden nichts mehr glauben müssen.


 


Freitag, 13. August 2004


Wochenbericht

In den letzten Tagen ungefähr 300 Pferde, 500 Samurai, tausende Menschen und Menschenähnliche mit schlechter Haut und starkem Unterbiß sterben gesehen. Kleinwüchsige notorische Barfußläufer dabei beobachtet, wie sie mit gestohlenem Schmuck durch unwirtliche Landschaften ziehen, mit technischem Schnickschnack aufgebohrte Taxis über Skipisten donnern gesehen, einen verrückt-spielenden Mafiaboss Songs aus "Westside Story" singen hören und einen Architekten um seinen kleinen Sohn kämpfen sehen, nachdem die Ehe im Arsch war, während gleichzeitig eine russische Kofferatombombe in Miami für jede Menge Ärger sorgte (muß man sich erst einmal vorstellen!). Dann war da noch ein schwerbewaffneter, schwarzgewandeter Mann, der so gut Gitarre spielen konnte, daß einem ehemaligen Piraten, der nun beim CIA angeheuert hatte, die Augen rausfielen. So konnte er den Kalender mit den netten, nackten, älteren Damen nicht sehen. Ein anderes Pferd, das ich oben vergessen habe mitzuzählen, fiel in Panik von einer Fähre. Das war aber nichts im Vergleich zu dem, was sich dann rund um den Leuchtturm und in dem alten Brunnen abspielte. Und wenn jemand am Telefon sagt, "noch sieben Tage" - dann sollte man das verdammt ernst nehmen.

Soll noch mal jemand sagen, Fabrikarbeit sei eintönig.


 


Dienstag, 3. August 2004


Kein Kaufstadt

Mal so ganz schlicht gesagt: Ich hasse es, wenn in Hemden, die ich kaufen will, kein Warenetikett eingenäht ist. Ich hasse es auch, wenn ich dringend in der Stadt Fotokarton kaufen muß und dort nur welcher angeboten wird, auf dem auf einer Seite ein Barcode aufgedruckt ist. Schon mal gehört, daß es Leute gibt, die Fotokarton beidseitig benutzen können wollen?

Ich hasse es am allermeisten, wenn die überdies reichlich fehlplaziert und unengagiert wirkende "Fachverkäuferin" meinen Hinweis auf die Unbenutzbarkeit ihrer Ware mit "Ist von ganz oben angeordnet" kommentiert. Dann sagen Sie denen ganz oben mal, daß hier ganz unten Kunden stehen und maulen.

Aber nachher wieder in der Zeitung jammern, daß keiner mehr was kauft und deshalb die Wirtschaft lahmt. Ganz schlicht.


 


Freitag, 30. Juli 2004


Du bist nicht allein

Als altmodischer Mensch besitze ich keinen MP3-Player. Ich habe schon öfter einen dieser rundgelutschten Stifte in der Hand gehalten, hin- und herüberlegt, aber die Sache dann doch als zu teuer verworfen. Ich besitze aber einen alten Walkman, einen mit Radio und der Möglichkeit aufzunehmen, und den habe ich mir heute umgeschnallt. Premium Content war eine alte Mix-Kassette und mir fiel wieder auf, daß wo andere Menschen Jeanette Kübelböck und Britney Aguillera hören, mein Guter-Laune-Mix über Smashing Pumpkins und New Order nicht hinauskommt. Der Rest liegt stimmungsmäßig weit darunter.

Überrascht war ich daher von einem echten ditty, einem Jahre alten peinlichen Lieblingssong, der mir aus den Ohrstöpseln entgegenblecherte. Die Rede ist von Olive, "You're Not Alone". Dieser kleine abgefeimte Tanzhallenschlager nutzt geschickt alle Kniffe, die es für eine ehrsame Discoschnulze braucht. Hypnotische Drums, Wehmut, künstliche Geigen, harmonische Mollakkorde - und ein paar widerhakenbewehrte Textpassagen, die die richtigen Sehnsuchtsknöpfe der Scheidungskindergeneration drücken. "It is the distance/That makes life a little hard/Two minds that once were close/Now so many miles apart" - zu solchen Zeilen läßt es sich wunderbar auf dem plüschtierverwucherten Bett im Kinderzimmer ein wenig traurig vor sich hin pubertieren. Ich stelle mir einsame Gestalten im Licht der örtlichen Techno-Rave-Tanzdiele vor und schüchtern vorgetragene Sätze wie, willste noch 'ne Coca?

"You're not alone, I'll wait till the end of time for you."

Ich habe auch einmal lange gewartet. Und mir fällt auf, daß so etwas auch wie eine Drohung klingen kann. "Das ist ja auch nicht normal", mußte ich mir sagen lassen. Von jemanden, der selbst nicht lange fackelte. Aber eben auch schlecht allein sein konnte. Das zu allerletzt.

"I will not falter though/I'll hold on till you're home/
Safely back where you belong/And see how our love has grown."


 


Donnerstag, 22. Juli 2004



Heute ist ein besonderer Tag.


 


Montag, 19. Juli 2004


x-no archive: yes


Jetzt ist es da. Bald ist es weg.

Nicht alles ist natürlich so weg, wie es sein sollte. Irgendwo gibt es bestimmt einen Durchschlag, und dann taucht es bei eBay, dem Flohmarkt oder im Google-Cache wieder auf. Wenn das die Stasi schon gewußt hätte! Aber auf diese Weise erfahre ich, daß das Hermetische Café auf Platz eins im Google-Ranking unter "auswärts essen" ist. Dabei stehen hier nur Butterbrote auf der Karte.
Ich bin schwer begeistert.

Wie schon gesagt, war der eigentlich offiziell gelöschte Beitrag wenig originell, aber Google speichert ja jeden Müll. Vor allem montags, wenn der Cache aktualisiert wird. Montags ist ja auch Berichtstermin, da gibt es dann ja wieder einiges zu erzählen. Wieviel einfacher wäre doch ein RSS-Feed!

Halb Hamburg ist heute eher nicht arbeiten. Weil nämlich dieses große Schiff im Hafen liegt. Über nacht sind dort Fischbuden und Boogie-Woogie-Klaviere aus dem Boden gewachsen und hundert oder hundertzwei Menschen recken dort den Kopf in die Höhe. So groß sieht es erstmal gar nicht aus - bis man das SAP-Gebäude daneben sieht.

Zuhause dann auch schön. Eine liebenswürdige Dame hat mir ein Päckchen geschickt. Und während ich - so wie jeden Montag - meine Ellbogen in Zitronenwasser badete, überlegte ich voller Vorfreude, was darin wohl sein könnte. Getragene Unterwäsche? Schokolade? Gute-Nacht-Tee? Was immer es auch wäre, es würde Glückhormone ausschütten, so viel war sicher.

Und das hat es nun auch, vielen Dank! Sehr schick, sehr motivierend.

Homestory | von kid37 um 16:56h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 10. Juli 2004


"O, wie so trügerisch sind Weiberherzen"?

Cornelia Remi a.k.a. Real-Icon klärt nachhaltig darüber auf, daß popkulturelles Wissen allein zu wenig ist, um Fernsehwerbung goutieren zu können.

Homestory | von kid37 um 15:03h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link