Samstag, 16. Juli 2005
Hier, sagte sie. Ich schenke dir etwas.
Was denn, beschwerte sie sich. Du hast es angenommen.

Wie alle schlauen Menchen haben sie es immer schon gewußt. Wie alle guten Menschen berauschen sie sich selbst an ihrem Edelmut.
Um das Gruppengefüge zu stabilisieren, muß ein Außenstehender geopfert werden. H. Slominski
File under Femegericht

Freitag, 15. Juli 2005
Kollege K. trägt heute das schickere Hemd. Erwäge kurz, mich mit einem klebrigen Getränk neben ihn zu stellen. Ungeschickt zu sein.
Verwerfe diesen Gedanken aber als niederträchtig.

Mittwoch, 13. Juli 2005
Die Menschen stehen vorwärts in den Straßen. Die Betonung liegt auf "stehen". Beim Aussteigen aus der U-Bahn, auf Rolltreppen, die Menschen haben viel Zeit.
In der Fabrik geht es zu wie in einem Zombiefilm. Erst wollen sie einen Arm. Dann auch noch ein Bein. Jetzt wollen sie meinen Urlaub.
Heute morgen ein interessantes Gruppenexperiment gesehen. Eine Horde Kindergartenkinder. Alle mit orangefarbenen Mützen und blauen Leibchen bekleidet. Staksig auf streichholzdünnen Beinchen. Dann mußten sie sich in einer Reihe aufstellen und an einem langen blauen Seil festhalten, ehe sie losmarschierten zu Planten und Blomen.
Idee für ein interessantes Gruppenexperiment bekommen. Alle Blogger mit orangefarbenen Mützen ausstatten, in einen Raum sperren und mit einem blauen CAT-5-Kabel verlanen. Dann den Kontakt zur Außenwelt kappen.
Abwarten a) wann sie es merken. Abwarten b) was passiert.
Das neue Tank hat wieder schöne Strecken. Leider teuer. Dafür an einer weiblichen Person ein durchscheinendes schwarzes Tank-Top gesehen, mit blauem BH darunter. Bin unentschieden.
Blau gemacht: Supersnazz verpaßt. Großen Ärger verspürt. Werde jetzt die Luft anhalten, bis ich blau anlaufe.
Nachtrag: Die Hitze unterm Dach treibt meinen Rechner immer häufiger zu Bluescreens. Das ist doch alles kein Zufall.

Dienstag, 12. Juli 2005
Die letzten Sargnägel schlagen die guten Freunde ein.

Samstag, 9. Juli 2005
It was not a fear or dread. It was a nothing that he knew too well. It was all a nothing and a man was a nothing too. It was only that and light was all it needed and a certain cleanness and order. Some lived in it and never felt it but he knew it all was nada y pues nada y nada y pues nada. Our nada who art in nada, nada be thy name thy kingdom nada thy will be nada in nada as it is in nada. Give us this nada our daily nada and nada us our nada as we nada our nadas and nada us not into nada but deliver us from nada; pues nada. Hail nothing full of nothing, nothing is with thee. (Ernest Hemingway, "A clean well-lighted place". 1934.)

Das Organische im Anorganischen, gewunden wie Gedankenknäuel oder die Tentakelarme eines fortpflanzungsverzückten Oktopus'. Die Anordnung der Dinge findet im Zufälligen seine Form. Mehr gibt es auch zu Blogs nicht zu sagen. Links führen in die Tiefen einer absichtslosen Welt. Wie Perlboote umhergleiten, tasten, existieren, vergehen. Stelle einer seine Forderungen an einen Tintenfisch.
"Gesellschaftlich gesehen ist die bildende Kunst ein wichtiger, inhaltlich aber unterschätzter Teil unserer Kultur. Die Gesellschaft ist sich der daraus resultierenden Verantwortung immer weniger bewußt..."
(Interview in der Photonews 7/05 mit Vladimir Spacek, Professor für Fotografie an der Akademie für Bildende Künste, Mainz)
Alles soll verwertbar sein, höheren Zwecken dienen. Doch: Die Reste des toten Vogels waren heute wieder aus meiner Regenrinne verschwunden. Flüchtige Zeichen. Hier gibt es keine Erwartungen, keine Antworten. Nicht mal einen Keks. Der Sinn ist: es gibt keinen. Und jeden. Einatmen. Ausatmen. Vielleicht ist es nur eine Polymelie. Der Wurmfortsatz irgendeiner Ästhetik. Und wenn schon.
(File under Kryptozoologischer Brückenbeitrag)

Freitag, 8. Juli 2005
Wenn einen die Mitarbeiter in der Fabrik morgens mit "Schön dich zu sehen, Gordon Freeman" begrüßen, ist Vorsicht geboten.
Die Aliens haben die eisernen Besen ausgepackt. Ein Drittel unserer Abteilung hat es in der ersten Welle dahingerafft. Rauch steht über dem Gebäude. Problem: Die überfluteten Gänge sind von funkenschlagenden Hochspannungs- synergiekabeln verstellt. Ich versuche den Weg durch den Lüftungsschacht.

Montag, 27. Juni 2005
casakidmoosgrundsaftim
grünfließDUwollenSEXzunge imXschrundigHELLe freude
pferdpühgrind grindgrind
AUGenlid
37

Sonntag, 26. Juni 2005
Wenn das Charles Manson noch hätte erleben dürfen. "Hol dir Helter Skelter als Klingelton!" Aber ich vermute, Charles Manson hat gar kein Mobiltelefon.
"Led Zeppelin waren ja die ersten, die ihre Gitarren auf der Bühne zerschlugen", behauptet die Musikindustrie im Namen von Thomas Stein oder umgekehrt.
Die Wer? möchte man da nicht fragen, sondern imperativ rufen. "Maximum R&B", manche werden das Poster noch haben, ich bin jetzt zu krank, um davor zu posieren.
Im Fiebertraum hat man die merkwürdigsten Eingebungen. Einer sagt "Pöbel", und ich rufe "Typecasting". Versteht ihr nicht, denkt gar nicht erst darüber nach. Dazwischen schieben sich "Pictures of Lily", aber die sexuellen Sachen lasse ich lieber weg, sonst muß ich wieder bei Frau Gaga auf die Couch, und das strengt mich jetzt zu sehr an. Ab morgen wird das große Zerfließen beginnen. Literweise Schleim, Phlegm und Schweiß werden mir entströmen, da müssen sich nicht noch Blut und Tränen dazumischen.
Offensichtlich - man beachte das Datum! - bin ich ein Kandidat für die Sommererkältung. Das kommt davon, wenn man vor dem 15. Juli den Schal wegläßt. Immerhin sind alle Finger noch dran, und, fast noch besser, der Kopf auch. Danke für die guten Wünsche, das weiß ich zu schätzen. Ich kannte mal eine Frau, die hat mir bei Krankheit um fünf Uhr morgens Geschenke vor die Tür gestellt, damit es mir rasch besser wird. Das fand ich sehr rührend. Bis ich merkte, daß es meine eigenen waren. Ich wurde trotzdem gesund. Denke ich.
Mein Kopf, heißer als eine Backkartoffel und größer als ein Fesselballon muß nun zurück zwischen die weißen, kühlen Laken. Ich denke, ein verrunzeltes Männchen möchte, wie bereits gestern Nacht, meinen Schlaf damit begleiten, mir mit einem silbernen Hämmerchen rhythmisch auf die Stirn zu schlagen.

Samstag, 25. Juni 2005
So, gerade habe ich mal eine kleine Mitternachtstrunde um den Block gedreht und dabei das Freibad gegenüber ausbaldowert. Da ist um diese Tageszeit fast soviel los, wie nachmittags. Wenn das Bäderland schlau wäre, würden die Mitternachtsschwimmen ganz offiziell anbieten. So klettert man halt über den Zaun und spart ein paar Euro.
Ist eine lustige bunte Truppe dort versammelt. Ein wenig muß man sich vor undisziplinierten Quer- und Seiteneinsteigernspringern in acht nehmen. Aber ich habe mir die Jungs gleich mal, wie es meine Art ist, herangepfiffen und ein paar Regeln eingeführt. Turmsprünge jetzt also nur noch im Viertelstundentakt und vor allem, Mädchen links im Becken, Jungen rechts.
Da es sich in der Mehrzahl um junge Russen und Mitglieder anderer Nationalitäten handelte, taten sich ein paar Sprach- und Verständnisbarrieren auf. (Lost in Translation, sage ich doch.) Ein wenig war mir sogar, als wolle man mir bedeuten, jetzt besser mal Leine zu ziehen. Deshalb bin ich auch so schnell wieder hier. Aber das ist normal, Lernerfolg stellt sich nicht auf einmal ein.
Tolle Sache. Ich möchte behaupten, daß meine Wohnung nun auch über einen extendieren Pool verfügt. Sagt es aber keinem weiter.
