Labortagebuch #2



Der neueste Patient wurde uns am Wochenende überwiesen. Etwas über 30 Jahre alt, leicht angegraut, der Einstellknopf für die Weckzeit fehlt, ansonsten für sein Alter äußerlich gut in Schuß. Der Befund: Patient rührt sich nicht, Lebensader äußerlich beschädigt. Die Anamnese ergibt, Patient hat lange im Keller gelebt, ohne weitere soziale Kontakte oder regelmäßige Bewegung. Bezugspersonen zögern, einen Totenschein ausstellen zu lassen. Patient sei immer sehr "treu" gewesen.

Wir entschließen uns zu einer innerlichen Begutachtung, um eine bessere Diagnose stellen zu können. Nach Y-Schnitt und Lösen der Clavicular- und Sternum-Schrauben Öffnung des Brustkorbs. Die makroskopische Begutachtung ergibt degenerative Erscheinungen der Gelenke des Uhrwerks, Kalkinfiltration und staubige Ablagerungen. Sensorischer Befund der Vitalorgane ohne Temperatur. Gefäßwand der Hauptschlagader am Körpereingang (dorsal) porös.

Sektion der Ader, Einsatz eines Shunts zur Wiederherstellung der Stromzirkulation. Reanimation des Patienten ohne Erfolg. Augenkontrolle der Uhrwerkbeleuchtung ohne Ergebnis. Geräusche nicht wahrnehmbar. Meßgeräte zeigen keine Reaktion. Abschluß der makroskopischen Begutachtung.

In einer weiteren Operation sollen verschiedene Stanzbiopsien histologische Befunde vorbereiten. Versagen des Herzkranz-Systems kann derzeit nicht ausgeschlossen werden und gilt als wahrscheinlich. Verfügbarkeit eines Spenderorgans derzeit unklar, Prognose negativ.

Patient überführt auf die Wartestation. Terminsache.

gez. Dr. Frankenkid

Homestory | 13:11h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
wuestenfloh - Donnerstag, 31. Mai 2007, 11:39
Kombiniere: Netzteil?

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kid37 - Donnerstag, 31. Mai 2007, 13:15
Klein und widerspenstig. Am Wochenende wird seziert.

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diagonale - Donnerstag, 31. Mai 2007, 11:51
Reden Sie ihm nur gut zu! Vielleicht befindet der Patient sich in einem Koma mit nicht wahrnehmbaren Lebensfunktionen, da diese nur sehr stark eingeschränkt sind? Geben Sie ihn bitte nicht zu früh auf!

Wobei... die Besten sterben immer zuerst...

*leisewein*

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kid37 - Donnerstag, 31. Mai 2007, 13:14
Am schlimmsten trifft es die immer die Angehörigen. Dem Patienten bleibt noch die Palliativ-Station. ich werde Ihre Anregung aufgreifen und ihm Musik vorspielen. Vielleicht erinnert er sich.

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fishy_ - Donnerstag, 31. Mai 2007, 15:20
Sind noch OP-Termine frei?

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kid37 - Donnerstag, 31. Mai 2007, 20:18
Mit oder ohne Chefarztbetreuung?

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mark793 - Donnerstag, 31. Mai 2007, 16:04
Privatpatient?
Eine manuelle Neuwicklung der Herzkranzgefäße werden die Kassen nicht zahlen, fürchte ich.

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kid37 - Donnerstag, 31. Mai 2007, 20:25
Die Verwaltung ist da sowieso knallhart. 30 Jahre raus, wahrscheinlich keine Beiträge bezahlt... Mal sehen, ob wir da was... unter der Hand. Oder, he, mit dem holländischen Fernsehen! Wo es Nieren zu gewinnen gibt, wird doch wohl ein Herzblatt drin sein.

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wuerg - Donnerstag, 31. Mai 2007, 22:08
Das erinnert mich an eine alte Beschreibung der Neurochirurgie: Verglichen mit einem Radiotechniker zieht der Neurochirurg mit einer Zange irgendeinen Widerstand heraus. Beginnt das Gerät dann zu pfeifen, behauptet er voller Stolz, offensichtlich das Pfeif-Unterdrückungs-Zentrum gefunden zu haben.

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kid37 - Donnerstag, 31. Mai 2007, 22:24
Das eröffnet mir ganz neue Möglichkeiten! Derzeit habe ich nur das Elektrosmogunterdrückungszentrum gefunden...

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zettel - Freitag, 1. Juni 2007, 01:20
Patient auf alle Fälle retten
Offensichtlich ist der Patient eines der selten gewordenen Exemplare bei denen man noch mauell Sender suchen konnte. Oh glückliche Zeiten. Kein gedrücke auf Knöpfe. Kein digital ist besser Geraunze aus dem Hintergrund, auch wenn man seinen Sender ums Verrecken erst in den letzten Sekunden eines schönen Liedes optimal einstellen kann. Einfach Radio hören. Welche Geschichten könnte uns dieser Patient erzählen. Helft ihm!!!

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kid37 - Freitag, 1. Juni 2007, 11:40
Die ganze Intensivstation bibbert mit. Wir werden kämpfen!

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