Angels and Insects
Bekanntlich verliert mancher Schrecken seinen, öh, Schrecken, geht man einfach nur dicht genug heran. Mediziner kennen das, wenn die Wunde sich in Abstraktion verliert, Fotografen auch. B.A. Boisaya beherzigt diese alte Regel und rückt mit einer (kleinen) Großformatkamera den Kleinlebewesen auf den haarigen Pelz. Auf seiner Seite Angels und Insects kann man berückende Lith-Prints sehen - Aufnahmen von allerlei Faltern und Kerbgetier, die vielleicht nicht immer aussehen wie Engel. Aber dennoch eine ganz eigene Schönheit haben. Ach ja, und sie sind alle tot.
Verzeihung
Einladung: Bei mir hat gerade ein Stück Premiere. Würde mich interessieren, was Sie davon halten. Empfehle zuerst die Kommentare des Startseiten-Beitrags zu lesen und nicht sofort das Stück anzuklicken. Wenn Sie rüberschauen, werden Sie wissen, was ich meine.
Schöne Grüße
Schöne Grüße
kid37 -
Freitag, 4. Mai 2007, 20:34
Ich werde leider erst zum zweiten Vorhang heute abend dazustoßen können. Halten Sie etwas Premierengetränk für mich zurück.
Die bilder sind schön, geb ich zu.
Aber bei Nahaufnahmen von Insekten kommt meine feminine Seite raus.
Brrrrrrrr ist das eklig, nee brauch ich nicht echt nicht. Manche Sachen muss man nicht dokumentieren und für mich gehören tote Insekten definitiv dazu.
Kann der Fotograf nicht Bäume oder Katzen fotographieren, das war schau.
Aber bei Nahaufnahmen von Insekten kommt meine feminine Seite raus.
Brrrrrrrr ist das eklig, nee brauch ich nicht echt nicht. Manche Sachen muss man nicht dokumentieren und für mich gehören tote Insekten definitiv dazu.
Kann der Fotograf nicht Bäume oder Katzen fotographieren, das war schau.
kid37 -
Freitag, 4. Mai 2007, 20:33
Aber immerhin haben Sie den Versuch gewagt, das ist doch lobenswert. Ich finde diese Nahaufnahmen der Falter sehr schön, wenn man den pelzigen Körper im Gegenlicht sieht. Toll gemacht - und eine Welt, die die meisten gar nicht zu Gesicht bekommen mangels Reaktionszeit oder Interesse. Und - so vermute ich - tote Katzen stießen bei vielen auf sicherlich etwas stärkere Ablehnung.
au lait -
Freitag, 4. Mai 2007, 22:14
Bei Insekten aus nächster Nähe gebe ich mich unerschrocken. Und doch bin ich immer wieder erschrocken, dass auch mich Insekten aus nächster Nähe manchmal erschrecken und ihre Mandibelzacken, die befellten Abdomen, die blickleeren Facettenaugen und drakonischen Fühler mir seltsames Magenschlingern verursachen. Aber nur kurz. Denn gerade hier zeigt sich die im Alltag selten sichtbare, morbide Schönheit der beflügelten Vielbeiner.
livelb -
Sonntag, 6. Mai 2007, 01:01
Grad bei den Faltern schüttelt's mich besonders. Ich kann nicht mal erklären was es ist, vielleicht weil diese so fremd aussehen.
Und eien sanft entschlafene Katze in dieser Form ablichten kann schon entzücken. Muss ja nicht gleich vom Auto überfahren sein.
Und eien sanft entschlafene Katze in dieser Form ablichten kann schon entzücken. Muss ja nicht gleich vom Auto überfahren sein.
Mediziner kennen das...
Meine Erfahrung im Krankenhaus war entgegengesetzt. Die Wunde (Nekrose, Entzündung, whatever) als isolierte Tatsache ohne Kontext: schlimm und oft angst- und ekelerregend, so wie eine farbstichige Nahaufnahme in einem dermatologischen Lexikon. Dieselbe Wunde als Teil eines lebendigen Menschen: erträglich, behandelbar, anfassbar.
(Faszinierende, schöne Bilder.)
Meine Erfahrung im Krankenhaus war entgegengesetzt. Die Wunde (Nekrose, Entzündung, whatever) als isolierte Tatsache ohne Kontext: schlimm und oft angst- und ekelerregend, so wie eine farbstichige Nahaufnahme in einem dermatologischen Lexikon. Dieselbe Wunde als Teil eines lebendigen Menschen: erträglich, behandelbar, anfassbar.
(Faszinierende, schöne Bilder.)
kid37 -
Freitag, 4. Mai 2007, 20:38
Interessant. Wenn ich abends in der Pathologie durchs Labor mußte, berührten mich gerade die erkennbaren Präparate unangenehm. Je mehr sich Dinge (durch Wucherungen, Schnitt oder Stückelung) in die Abstraktion verloren, desto mehr fand ich die Formen und Oberflächen, nun ja, interessant. Jedenfalls konnte ich mich buchstäblich leichter nähern.
polkadot -
Freitag, 4. Mai 2007, 20:57
ich find sie schön, die toten insekten. bin aber doch ganz froh, dass sie in wirklichkeit viel kleiner sind als ich. irgendwie ein sicheres gefühl.
alles, was abstösst, ist interessant. als ich dem ersten toten schweinchen gegenüberstand, hab ich heimlich meine finger in seine nase gesteckt, wie in eine steckdose. es war traurig, aber faszinierend. fuck, ich glaub, ich bin ein freak
alles, was abstösst, ist interessant. als ich dem ersten toten schweinchen gegenüberstand, hab ich heimlich meine finger in seine nase gesteckt, wie in eine steckdose. es war traurig, aber faszinierend. fuck, ich glaub, ich bin ein freak
kid37 -
Samstag, 5. Mai 2007, 00:56
Ich will nicht die Ästhetik des Häßlichen bemühen, aber die Fotos belegen, wie sehr das Banale, das Dunkle, das Abstoßende einen ganz eigenen Reiz haben kann. Eine eigenen Schönheit. Finger im Schwein? Die Erfahrung haben Sie sicher den meisten voraus - und Sie sind die zweite, die sich hier als Freak bezichtigt. Alle nur her zu mir, hier sind wir richtig.
Sehr schöne Bilder. Die erinnern mich daran, warum ich eigentlich so viel Geld für Fotohardware ausgegeben habe ...
kid37 -
Samstag, 5. Mai 2007, 00:51
(Ich hingegen ärgere mich noch heute, daß ich die mir damals sehr günstig angebotene 4x5-Inch-Kamera ausgeschlagen habe.)
goetzeclan -
Samstag, 5. Mai 2007, 11:05
Sie haben ... ?
Naja. Trösten Sie sich damit, dass Sie heute kaum noch Polaroid-Material oder Filmblätter dafür bekommen. Ich mit meiner Rollfilmkamera kenn' da was von ...
Naja. Trösten Sie sich damit, dass Sie heute kaum noch Polaroid-Material oder Filmblätter dafür bekommen. Ich mit meiner Rollfilmkamera kenn' da was von ...
kid37 -
Samstag, 5. Mai 2007, 15:19
Material ist in Hamburg (noch) kein Problem, die Kosten schon eher ;-) Ich beschränke mich jetzt auf 6x4,5 und 6x6, das muß reichen. Wenn ich allerdings so schöne Prints vom Pola55 sehe wie auf der Angels and Insects-Seite... nun ja.
(Ich habe meine Rollfilme alle tiefgekühlt, da geht noch was. Maco in Hamburg verkauft übrigens die letzte Charge Rollei-Filme auf der alten Agfa-APX-Basis. Die haben noch einige tausend Stück, so weit ich weiß. Schauen Sie mal hier.)
(Ich habe meine Rollfilme alle tiefgekühlt, da geht noch was. Maco in Hamburg verkauft übrigens die letzte Charge Rollei-Filme auf der alten Agfa-APX-Basis. Die haben noch einige tausend Stück, so weit ich weiß. Schauen Sie mal hier.)
goetzeclan -
Samstag, 5. Mai 2007, 23:11
Kann ich irgendwo die belichteten Ergebnisse sehen? Wer so "groß" belichtet, macht sich nämlich Mühe.
kid37 -
Samstag, 5. Mai 2007, 23:46
I love the smell of Fixierer in the morning
Erwarten Sie da mal nicht zu viel. Ich gebe mir nur beim Lichtsetzen Mühe, alles andere muß ich beim Printen ausbügeln.
...ach, sie sehen aus, als ob sie schlafen...
kid37 -
Samstag, 5. Mai 2007, 00:57
Ich denke auch. Ich war wie so oft zu illusionsfrei pessimistisch.
Der Film war ebenfalls fein und behandelt dasselbe Sujet.
kid37 -
Samstag, 5. Mai 2007, 04:21
Wunderbar, ich lerne hier jeden Tag dazu. (Patsy Kensit!) Ich denke bei sowas immer an Ein Z und zwei Nullen, der mittlerweile auch auf DVD erhätlich ist.
gheist -
Samstag, 5. Mai 2007, 14:15
Sowieso mal eine Liste von Filmen mit entologischem Aspekt erstellen...wenn's ganz schlimm kommt kauft Ron Howard die Rechte zu Austerlitz. Oder der grosse Spielbergo oder einer von den Ideenschlachtern.
kid37 -
Samstag, 5. Mai 2007, 15:10
Sebald! Den lesen die nicht. Die Filmliste ist schnell aufgebläht mit B-Horrorschlock wie Bee-Girl oder Formicula und vielen weiteren (den grandiosen Phase IV nicht zu vergessen und...).
Nebenbei: Zwanzig Jahre nicht mehr gelesen, aber als recht beeindruckend und amüsant in Erinnerung behalten ist Stefan Themersons Prof. Mmaa's Vorlesung (sic!). Der Autor und seine Frau Franciszca geben sowieso ein sehr interessantes Paar ab, wie ihre Webseite belegt - sie sind auch (foto-)grafisch und filmisch aktiv gewesen.
Der Roman schildert eine "kriminalistische" Untersuchung aus Sicht von Termiten, die im Wald eine Leiche finden und sich als noch hochentwickelter herausstellen als wir eh schon wußten. Der Text ist gespickt mit Exkursen in Wissenschaft, Philosophie und Staatsführung - und ich glaube, ich muß das bald noch mal lesen.
Nebenbei: Zwanzig Jahre nicht mehr gelesen, aber als recht beeindruckend und amüsant in Erinnerung behalten ist Stefan Themersons Prof. Mmaa's Vorlesung (sic!). Der Autor und seine Frau Franciszca geben sowieso ein sehr interessantes Paar ab, wie ihre Webseite belegt - sie sind auch (foto-)grafisch und filmisch aktiv gewesen.
Der Roman schildert eine "kriminalistische" Untersuchung aus Sicht von Termiten, die im Wald eine Leiche finden und sich als noch hochentwickelter herausstellen als wir eh schon wußten. Der Text ist gespickt mit Exkursen in Wissenschaft, Philosophie und Staatsführung - und ich glaube, ich muß das bald noch mal lesen.
gheist -
Sonntag, 6. Mai 2007, 12:49
Toller Tip! Auch Themerson lesen will! Da muss ich ja mal richtig die Bibliotheksmühlen in Gang werfen, oben kommt Rummaulen rein, unten kommt Themerson raus...