Der Himmel überm Café
Jetzt wird es gottlob wieder kühler. Ich muß nicht mehr am Fenster stehen, den Weg der roten Sonne verfolgen oder den unruhigen Träumen der Tiere unten im Ufergebüsch lauschen. Jetzt lähmt die Nacht nicht mehr und nicht mal ihre Gedanken. Dafür liegt Gift in der Luft, brennt auf den Lippen, verklebt mir die Nase und macht die Augen schwer. Mit letzter Kraft werde ich eine Nachricht in meinen Schreibtisch kratzen. Hier faßte ich mir ein Herz - und es war nicht meines.
Endlich komme ich dazu, diese Zeitschriftenstapel, die Kisten mit den interessanten Artikeln, den Ausstellungsberichten, dem skurrilen Fund des Tages (zurückdatierend bis 2000irgendwas) mal auszumisten umzuschichten, den großen Stapel in kleinere Stapel zu sortieren, nur um dann alles wieder zu einem großen Stapel zusammenzufassen. Alles soll eins werden und dem Kleinen, dem Alltag, dem Banalen gehört gefällige Beachtung.
In Salzburg gibt es eine alte Villa, die ein begehbares Museum des Krempels ist. Sauber sortiert und beschriftet natürlich. Hundert Jahre Sammelwutlust. Sentimentales Erinnern, das Leben als Archiv, als Zettels Traum. Woher ich das weiß? Ich habe den Artikel aus der Süddeutschen ausgeschnitten und aufgehoben. Boltanski! mag man rufen, aber ich, ich habe alles im Griff.
Denn mit letzter Kraft würde ich natürli
Hier schnell
ein Herz zum Anfassen, Herr Kid.
Damit sie nicht von Stuhl fallen...
Und schmeissen sie ja nichts weg, was man noch gebrauchen oder verbloggen kann... :-)
Hm, jetzt bekomme ich Hunger. Sammeln hat ja viel mit Kartoffeln gemeinsam: man steckt eine in die Erde und kann dann sieben neue ernten. Die Fastenzeit dehnte ich diesmal auf Flohmärkte aus, nachdem es mit der Schokolade nicht so recht klappte. Und natürlich wird alles über mein Bratkartoffel-Blog verdaut. Käsebrot, wollte ich sagen. Ich glaub, ich muß jetzt in die Küche. Mit letzter Kraft.
das foto ist jedenfalls scharf! :-)
Wie man so hört (und sieht) ist Buntheit neuerdings Trumpf ;-)
Neuerdings? Von wegen, Herr Kid, von wegen.
Huh? ... letzte Kraft...??
Ich hab' die Kraft der zwei Herzen, so schlimm kann es nicht sein. Und gegen giftgrüne Schwaden hilft notfalls eine Maske. Aber, he, manche Tage sind schwerer als andere.
Hmmm, stümmt. Dann kommen Sie einfach in meine Bar, da ist es schön bunt und Paul serviert Ihnen einen von den guten Rotweinen. Dann gehts Ihnen gleich wieder besser. Sie können da auch ganz ruhig hinten in einer der stilleren Ecken sitzen und dem Trubel zusehen, ganz wie Sie mögen. Achja, Käseschnitten haben wir natürlich auch.
So lob ich's mir. Ich werde auch nur selten laut aus meinen Zeitungsschnipseln zitieren.
Wir können das gern als Event ... äh... einplanen. Also, nun, zur Not... ähm... Schnittchen?
So spät am Abend trinke ich nur noch... öh... Wasser. Sie wissen ja, Wein predigen, Wasser trinken - so rum fährt es sich besser.
natürlich, Herr Kid, natürlich, ähm, Paul wird Ihnen dann "Ihre" Flasche "Wasser" immer bereit halten, kein Problem.
Mir gefällt das Bild. Wenn ich es richtig sehe, ist es eine überarbeitete Fassung eines der Fotos aus der Serie vom 15. April, oder? Haben Sie das übermalt, oder kam da die Wunderwaffe iPhoto zum Einsatz? Oder gehört das zu den Blog-Betriebsgeheimnissen?
Denke ich auch, großes Tor. Schöne Fotoreihe übrigens, Herr kid! Diesmal Cézanne-esque.
Sachen mit "i" vornedran kommen mir nicht ins Haus. Die Wunderwaffe hieß hier Gimp, dessen Umständlichkeit mich mehr und mehr betört. Man geht ja heutzutage nicht mehr unbearbeitet durch die Welt.
Cézanne! Genau! Der Name fiel mir gestern Nacht nicht ein. So schauts aus. Wie den alten Cézanne in das tiefe Nacht-Blau des deutschen Spätexpressionimus getaucht. Fehlt nur noch eine abgebrochene Magritte auf der Fensterbank, und das Ding wär reif fürs kunsthistorische Museum.
schönes bild, das fenster ist voller überraschungen!