Zu Haus bin ich schüchtern
Your "sell-by date" expired,
So you had to be sold
(Marilyn Manson, "Saint")
Ich finde das nicht unsympathisch. Besser als daheim den Maulhelden in Monsterpuschelpantoffeln zu spielen, den Brüllaffen, den Freizeitmandrill. Aber draußen, auf Teer, Asphalt und Eisengleisen, nur duckendes Grau, fettige Schuppensträhne statt gesträubtem Fell. Denn entgegen der weitverbreiteten Meinung im Volksmund trainiert lautes Schreien nicht das Rückgrat.
Daheim, da macht es nichts. Da schaue ich nicht mal selbst mir zu. "Ich zieh' mich nur noch im Dunkeln aus/Und schau' nicht an mir herab", sangen Armutszeugnis früher, in den goldkranzumwundenen Zeiten. Morgens beim Bäcker immer die Altbrötchen mit echtem Mutterkorn, nicht wegen der Alkaloide, sondern wegen des Wortes Mut darin.
Schüchtern, wenn man vor lauter Worten keines mehr herausbekommt. Nackt, bloß, ein Wurm vielleicht. Und manchmal gar ein Würmchen. Offene Haut, kein Panzer, nichts derbes wie ein Elefant. Ach schüchtern, alles Quatsch, setz dich einfach her zu mir.
Im Grunde bin ich auch unheimlich schüchtern. Das glaubt mir nur keiner merkt man nur nicht sofort.
den alten Joke mit der Introvertiertheit, die ich nicht so nach außen zeigen kann, nochmal aus der untersten Schublade zu holen. Aber ich weiß, was Sie meinen, Frau Klugscheißer. Mir glaubt das auch kein Mensch, wenn ich sage, dass ich eigentlich eine schüchterne Natur bin. Der Punkt ist halt der, dass es mir immer wieder gelingt, die Schüchternheit zu überwinden - oder zumindest so zu tun als ob. ;-)
Zumindest dann nicht, wenn Sie wie die abgebildete Dame trotz aller Schüchternheit nackend vor der Kamera sitzen. (Das kann wohl kaum gemeint sein mit "offene Haut", nicht wahr, Herr Kid?)
Überhaupt: Wer ist die Dame?
Ich dachte, bei dem Wetter zur Zeit sitzen wir doch alle nackt vor unseren Blogmaschinen. (Also ich gerade nicht, ich habe Kollegen, die mich anstarren, da werde ich dschenannt.)
Diese "Traumfrau ganz privat" begegnete mir übrigens auf den Straßen von Stuttgart. Die lag da, wie aus einem Magazin namens Sexy (unbedingt wie "seggsi" aussprechen!) gehüpft.
nackend? wer? wo?
(ich kann besser gucken als lesen)
Scheinbar kann ich besser lesen als gucken. Was nichts heißen soll. Ist denn diese Claudia Cardinale da oben auf der Zeitungsseite etwa nicht nackend?
Für ein Magazin namens "Seggsi" ist der optische Gesamteindruck der Seite allerdings wohl erstaunlich. Erinnert eher an die Süddeutsche Zeitung. Mit "Bild"-Material.
Mir selbst gehts übrigens wie dem Herrn Kid: Die Umgebung erfordert unbedingt Kleidung. Auch oder gerade vor der Blogmaschine.
Frau Gaga erkundigte sich wohl nach den Nudisten unter den "Wir", die ich oben ansprach. Ich habe ja immer meinen Leopardenfellstring an, da bleibe ich konsequent. Manche haben ja auch Webcams - nachher sehen die mich.
Dieses Magazin war wohl ganz alte Schule. Keine Ahnung, woher das plötzlich rund um die Stuttgarter WM-Fan-Meile auftauchte. Da flogen noch einige Seiten rum, leider habe ich nicht alles eingesammelt - ich bin manchmal etwas langsam, wenn es heißt ZUPACKEN!
Heute erstmals darüber nachgedacht, dass in Mutanten Mut und Tanten stecken. Bislang noch keinen Reim darauf gefunden. Aber einmal mehr begeistert den Text hier mehrfach gelesen.
schön geschrieben. und so treffend. irgendwo habe ich einen alten text, der in eine ähnliche richtung zielt...
Mehr als einmal? Das ist toll. Ich habe den auch mehr als einmal geschrieben, ehe ich ihn online stellen mochte. So schüchtern war ich.
Ich bin zu schüchtern, um meine Schüchternheit zu zeigen.
ich bin so schüchtern, dass ich ganze 3 minuten überlegt habe, hier einen kommentar zu hinterlassen
Ich bin so schüchtern, dass ich hier normalerweise gar nicht kommentiere.
Das Thema scheint ein Volltreffer zu sein.
Prima Titel für zukünftige Radio-/Podcastshows: Ich gestehe!
Das hermetische Radio. Wird morgen sofort beim Patentschutzamt angemeldet. Jeder Anruf nur 49 Cent.
Ähm--- Ich bin nicht schüchtern, nur scheu, wie ein Rehkitz.
Ich glaube, wenn sich manche Menschen treffen, wird schnell mal Schüchternheit mit Zurückhaltung verwechselt. Ich würde mich nämlich eher zu den Zurückhaltenden zählen, statt zu den Schüchternen.
Letzteres ist meistens angeboren oder Produkt einer schlimmen Kindheit (Scherz *fg*), auch ohne Kindheitstrauma aber zumindest eine Form der Unsicherheit, während die Zurückhaltung angelernt und manchmal ein Schutzmechanismus ist. Für viele auch der Inbegriff der Nuhrschen Lehre: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten" ;)
An alle schüchternen Kommentierer, die ich extra nicht direkt mit Namen anspreche: Gut, daß Sie sich nicht zurückgehalten haben!
Letztes Jahr, etwas präpotent vielleicht, man ahnte ja noch nicht, was kommen würde, schrieb ich bereits über
nackte unschüchterne
Automobilisten.
Sind das dort eher Schnappschüsse aus dem Urlaub im FKK-Camping? Oder die konsequente Fortsetzung der beliebten Serie mein Haus, mein Auto, mein Boot Körper?
Jedenfalls: Die erdrückende Normalität der Szenen lässt mich dann wieder lächeln. Biedermann-Häuser in Biedermann-Vierteln, Biedermann-Autos und Biedermann-Wohlstandskörper. Der Einzelne als Persiflage der Menschheit. Wir sind alle so durchschnittlich.
Endgültig steht jetzt fest: Es wird keine Webcam-Schüsse von der nackigen Schickse geben. Noch nicht mal kopflos. Und um mich nicht meiner Illusionen zu berauben, verzichte ich auch auf den Herrn Kid im Tigerstring Nachtrag: Leopardenfellstring, selbst wenn es schwer fällt.
Hat jetzt nichts damit zu tun, dass ich schüchtern oder prüde wäre.
Die Fotos machte die Künstlerin
Rabea Eipperle, die in Hamburg studiert hat und heute in Berlin lebt. Bei ihr geht es permanent um
Körperlichkeit, Nacktheit & Kleidung, Rollen- und Geschlechtermodelle, Selbstinszenierung.
Hier noch ein
Artikel zur Ausstellung.
Ich finde es schön, daß Sie im letzten Satz noch einmal auf das Eingangsthema angespielt haben. Zu leicht läßt man sich treiben, mäandriert und irrt, schweift ab wie Tristram Shandy und kommt vom
Hölzken aufs Stöcksken. Das mit dem Leopardenfellstring bleibt aber unter uns, ich bin da ausnahmsweise mal schüchtern.
scheint jedenfalls nicht zu den Charaktereigenschaften von Frau Eipperle zu gehören. Amateur-Models per Flugblatt anwerben? Ich würde im Boden versinken, befürchte ich.
Danke für die Links zum Thema. Mich faszinieren Menschen, die (scheinbar) mit links Dinge tun, die für mich undenkbar sind.