Montag, 17. Juli 2006


Zu Haus bin ich schüchtern

Your "sell-by date" expired,
So you had to be sold
(Marilyn Manson, "Saint")

Ich finde das nicht unsympathisch. Besser als daheim den Maulhelden in Monsterpuschelpantoffeln zu spielen, den Brüllaffen, den Freizeitmandrill. Aber draußen, auf Teer, Asphalt und Eisengleisen, nur duckendes Grau, fettige Schuppensträhne statt gesträubtem Fell. Denn entgegen der weitverbreiteten Meinung im Volksmund trainiert lautes Schreien nicht das Rückgrat.

Daheim, da macht es nichts. Da schaue ich nicht mal selbst mir zu. "Ich zieh' mich nur noch im Dunkeln aus/Und schau' nicht an mir herab", sangen Armutszeugnis früher, in den goldkranzumwundenen Zeiten. Morgens beim Bäcker immer die Altbrötchen mit echtem Mutterkorn, nicht wegen der Alkaloide, sondern wegen des Wortes Mut darin.

Schüchtern, wenn man vor lauter Worten keines mehr herausbekommt. Nackt, bloß, ein Wurm vielleicht. Und manchmal gar ein Würmchen. Offene Haut, kein Panzer, nichts derbes wie ein Elefant. Ach schüchtern, alles Quatsch, setz dich einfach her zu mir.