Köpfchen haben

Im Mai berichtete ich von Joan Sfars Comic-Erzählung Der Mexikaner mit den zwei Köpfen. Eine phantastische Gruselmär, denkt man, über einen manisch-besessenen Mexikaner, der von einem im Kopf eingewachsenen zwergenhaften zweiten Kopf mittels finsterer Tricks manipuliert wird. Ein Foetus-in-Foetus, ein medizinisches Phänomen, das wohl öfter vorkommt als man gemeinhin denken mag. Zumeist verwächst aber der tote Zwilling unbemerkt irgendwo im Körper und ist - je nach embryonalem Entwicklungszustand - kaum nachweisbar. Selten finden sich voller entwickelte Teile des Zwillings außen am Körper des Überlebenden, denn meist, so die mir bekannte Theorie, findet die Verschmelzung viel früher in der Gebärmutter statt.

Sfars Figur des Mexikaners mit den zwei Köpfen jedenfalls basiert auf einem realen Vorbild, wie ich nun hier entdeckte. Pasqual Pinon, so der Name des Mexiakners, tourte ab 1917 mit dem Sells-Floto-Zirkus und sorgte für beachtliches Aufsehen.

Leider aber ist die Geschichte nicht ganz wahr (hört, hört!). Pasqual Pinon war ein Arbeiter bei der mexikanischen Eisenbahn und litt unter einem riesigen Tumor auf seinem Kopf. Bei einer Operation wurde ihm eine Platte aus Silber, die zu einem menschlichen Gesicht geformt war, unter die Haut des Tumors geschoben - wodurch sich ein echt wirkender zweiter Kopf ausbildete. Eine frühe Form der Body-Modification anders als zu rituellen Zwecken also. Eine Show.

Wer weiterlesen und entdecken möchte, empfehle ich
Sideshow World und eben
Phreeque.

Ex Libris | 23:09h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
bartleby - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 13:55
TwinPower (cryptodidymus)
Eine vielleicht erwähnenswerte Koinzidenz mit & zum Inhalt Ihres Textes. Hier als Kommentar nur die Skizze - vielleicht veröffentliche ich einen ausführlicheren Bericht im eigenen Blog:
Ich lernte vor 14 Tagen eine 25jährige Frau kennen, der im letzten Jahr ihr Zwilling aus dem Bauchraum entfernt wurde. 23 Jahre hatte sich dieser nicht bemerkbar gemacht. Vor zwei Jahren dann Übelkeit, Schwäche, Verhärtung des Abdomen. Trotz mehrmaligen Ultraschalls und vielem Röntgen schrieb man ihre Beschwerden zunächst einer hormonellen Störung und schließlich einer Anomalie am Ligamentum ovarii proprium zu. Ein Dorfarzt (sic) stellte dann die einzig angemessene Diagnose, nachdem die Apparatemedizin versagt hatte, und überwies die junge Frau in die Chirurgie. Die Operation "gebar" ihn dann … den Zwilling (mittlerweile kindskopfgroß) - ein abgekapseltes Geflecht aus Haaren, Zähnen, verstümmelten Fingern, Knochen, Zehen- & Fußnägeln.
Fatal - nicht fötal!: Als Folge der unbearbeiteten, psychischen Torsionen während des Krankheitsverlaufs & der "veterinärmedizinisch" unsensiblen Information über den Sachverhalt leidet die junge Frau nun unter einem dramatischen Konversionssymptom und dem Selbstvorwurf, auf "Kosten" ihres Geschwisters zu leben.

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kid37 - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 15:05
Interessanter und trauriger Fall. Der kryptische Zwilling als (toter) Lebensbegleiter. Geht man davon aus, daß diese Ereignisse gar nicht so selten sind, bekommt vielleicht eine alte platonische Idee einen festen Grund: Die ewige Sucher der "geteilten Kugelmenschen" nach ihrem Gegenstück mag einem pränatalen Trauma entspringen, das Ihre Bekannte nun im Alter von 25 Jahren erlebt. Aber womöglich ist es wirklich diese dunkle Erinnerung, die uns auf die Suche nach unserem fehlenden Gegenstück schickt.

Auf Kosten des toten Zwillings leben. Bestürzender Darwinismus und ein schrecklicher Gedanke.

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mark793 - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 15:32
Ich bin nicht so sicher, ob das Zwillingsthema zu der alten platonischen Idee von der Suche nach dem Gegenstück signifikant beigetragen hat. Ich hab die Geschichte vom Tier mit den vier Füßen oder dem Kugelmensch, wie man auch immer das nennen will, mehr sexuell verstanden (Kunststück: Wer nichts hat als einen Hammer...).

Dass das mit den toten Zwilling indes gar nicht so selten vorkommen soll, höre ich aber des öfteren. Und zwar von Leuten, die sich mit Familienaufstellung, Aurasehen und ähnlichem befassen. Ob man das als valide Quelle akzeptieren kann oder nicht, liegt wohl im Ermessen des Einzelnen.

Die biblische Geschichte von Jakob und Esau legt jedenfalls den Schluss nahe, dass es im Mutterleib und auf dem Weg nach draußen keineswegs friedlich zugehen muss unter Zwillingsgeschwistern.

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bartleby - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 16:50
Kugelmensch & Inkorporation
Vorweg: Ich stehe zu dieser jungen Frau in keinem Bekanntschaftsverhältnis - ich gab einen Abriss der Anamnese.
Aber - (nein eigentlich nicht "aber") Sie haben - auch in meinen Augen - die dahinter wirkende Problematik (den, wenn man so wollen darf, latenten Text) exakt umrissen & getroffen. Ich hab's nicht ausführen wollen, um nicht gemaßregelt zu werden.
Die von Ihnen zitierte Platonische Idee wird ja gemeinhin mit der Trennung der Geschlechter in Verbindung gebracht, die dann wieder zueinander streben. (In Liebe vereint! Der ursprünglich Eros, die platonische Liebe ..etc.)
Nun sind wir ja gerade auf dem Hintergrund der Fließschen Erkenntnisse, die Freud dann übernommen hat, von der physischen Anlage her bisexuell. Wir haben also gleichursprünglich immer schon den Anderen 'in uns' - einmal abgesehen von der postnatalen, psychosexuellen Entwicklung -, den wir darum beständig ex- & wieder inkorporieren müssen (Melanie Klein).
In diesem Zusammenhang würde mich - eingedenk Ihrer umfassenden Belesenheit - sehr Ihre Einschätzung der mit diesen Fällen vielleicht verbundenen Doppelgängerproblematik im Sinne der homomorphen Identifikation interessieren. "Elixiere des Teufels" … aber auch so abwegige Darstellungen wie die Spiegelszene aus einem Marx-Brother Film, dessen Titel ich gerade nicht parat habe … oder dem von Ihnen zitierten Mexikaner.
Also: Wie gehen wir mit unserem je a/Anderen um?? Literarisch, filmisch, politisch & ökonomisch?!
Ich wollte den KommentarStatus nicht wieder überstrapazieren - darum ist der Gedankengang sehr instringent & eher rhapsodisch unbeholfen geraten.

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brittbee - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 16:56
Gern würde ich einen Einzeiler ablassen, lieber Herr Kid. Aber der würde ganz untergehen, denn hier scheint der Begriff "Zweitblog" momentan ganz neu definiert zu werden.

Seltsam wenn die Kommentare länger werden als der Beitrag des Hausherrn. Da wird selbst eine Piratin schüchtern und verkneift sich ihre Gedanken.

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bartleby - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 17:13
Ich entschuldige mich lieber schon gleich jetzt. "'Tschuldigung an alle!!"
Ich versuche mich wirklich kurz zu fassen, aber bei manchen Themen, die Her Kid anschneidet, fällt mir das sehr schwer. Es ist alles so wahnsinnig interessant.
Ich halt nun die Klappe!! Bin genau so gefrustet wie Sie, britbee, nur aus einem anderen Grunde eben - aber wie lässt sich das lösen??? Ich fürchte schon jetzt den Verweis des Herrn Kid & möchte darum auf der Stelle erblinden!!

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mark793 - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 17:37
Wissen Sie, Herr Bartleby,
wie schon Paracelsus sagte, macht die Dosis das Gift. Natürlich ist es uns allen so gegangen als wir dieses feine Lokal entdeckten. Am liebsten hätte jeder von uns Stammgästen bis in die Puppen mit dem Inhaber hochgelahrt und doch traulich parliert. Dann sahen wir, huch, hier sind noch andere Gäste, die natürlich auch ihre Bestellung loswerden wollen oder bezahlen oder smalltalken. Ergo: Man nimmt sich einfach bisschen zurück, quetscht nicht mehr jeden weiträumig zum thread passenden Gedanken in jeden Kommentar rein, und schon stimmt die Atmo im Laden wieder. Kein Grund, zu erblinden. Im Gegenteil.

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bartleby - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 18:10
Danke Herr mark ... das is' doch'n Wort ... ich verprech's, ich werd' mich ab jetzt daran halten. Es stimmt - der hochgelahrte Inhaber aber auch die er- & belesenen Gäste reizen ungemein zum Worten.

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kid37 - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 00:57
Überschätzen Sie bitte meine Belesenheit nicht. Es stimmt, daß ich mich mal diagonal durch die Unibibliothek FB4 bis 5 gelesen habe. Aber das ist lange her, und mein Gedächtnis wie ein Sieb. Jemand mit dem literarischen Pensum einer Frau Modeste gepaart mit dem absoluten Gedächtnis von Frau Arboretum (die ich, sollte ich doch noch mal meinen Side-Show-Circus eröfnen, als Madame Memory das Gedächtniswunder auftreten lassen würde) - das wäre ein innig sprudelnder Quell gelehrten Wissens.

Wissen ist auch nicht Bildung. Querbezüge, das sind meine Baustelle. Verbindungen und Fäden ziehen, Tunnel graben zwischen den einzelnen Bohrlöchern und tiefen Stollen des (meist) nutzlosen Wissens.

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kid37 - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 01:04
Zum Thema
Möglicherweise ist die Verlagerung auf eine Liebes-Suche nur eine weitere romantische Verklärung. Vielleicht ist die Libido nur der Motor auf der Suche nach der fehlenden Hälfte, die eigentlich den abgespaltenen, toten Zwilling meint.

Das zweite Ich.

Jemand, der einen völlig versteht, jemand, der ein vitales Interesse an der vollständigen Symbiose, nach Verzehrung und Inkorporation besitzt, für das sexuelle/erotische Akte nur Substitutionen und Annäherungen sind. Viele Körperfetische zielen doch genau in diese Richtung (wie z.B. der soeben von SpOn "entdeckte", lange bekannte japanische "Spucke-Fetisch"). Jemanden "zum Fressen gern" haben. Solche Dinge. Maximale Nähe eben.

Das kann sich auf getrennte Geschlechter beziehen, so wie in der Fabel. Vielleicht liegt der aber eben ein relativ "simpler", reichlich mechanischer Vorgang des Verdrängens, Tötens und Inkorporierens im Mutterleib zugrunde. Immerhin ein faszinierender Gedanke. Ein wenig unheimlich, natürlich.

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mark793 - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 01:24
Hm, zugegeben:
Nicht unplausibel, wie Sie da die Assoziationskette nachverfolgen. Da würde dann der vielbenutzte Topos des Doppelgängers auch ganz gut reinpassen.

Ich kann es nicht argumentativ und assoziativ begründen, ich glaube aber weiterhin, dass der Kugelmensch uund was daran so alles hängt nicht die gleiche Baustelle ist wie das Zwillingsthema. Da gibt es Schnittmengen, aber eben doch nicht die völlige Kongruenz.

Zumal das Kugelmenschenthema ja nicht nur eine strark sexuelle Komponente hat - sondern auch mit der Fortpflanzung zu tun hat, Und zwar wie folgt: Die Theosophen und andere mystische Schulen lehren ja von fünf Wurzelrassen, deren vierte wir sind. Wie auch immer man dazu stehen mag, jedenfalls glauben diese Leute, dass der Mensch inklusive der drei Vorstufen so alt ist wie die Dinos - und die erste und zweite Wurzelrasse habe ich nicht durch geschlechtliche Fortpflanzung vermehrt, sondern per Parthogenese. Die Trennung in zwei Geschlechter sei erst danach erfolgt. Und die Geschichte von Plato sei eine verkürzte Parabel auf einen Teil dieser umfassenderen Geschichte. In der Geheimlehre von Frau Blavatsky finden Sie da mehr drüber...

Nachtrag: Ich sollte hinzufügen, dass ich die Lehren von den fünf Wurzelrassen, der Parthogenese und den versunkenen Kontinenten Lemurien und Atlantis nicht für gottgegebene Wahrheiten halte. Sondern eher für mythische Umschreibungen von Wahrheiten, von denen wir nur einen kleinen indirekten Abglanz an der Wand von Platos Höhle ahnen können...

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kid37 - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 01:45
Ich rufe gleich das große Spaghetti-Monster aus dem All! Mme. Blavatsky mußte bei mir schon lange die Koffer packen. Ich als Transzendentalist habe ja mit diesem ganzen Körperkram nämlich schon lange abgeschlossen. Wenn ich meinen Zwilling gefunden habe, macht es *puff* und ab geht die Urseele... pffffiiiiieh.

(Jetzt aber erstmal ab ins Bett, ich deliriere schon wieder.)

Sie haben natürlich recht. Ich füge kühn zwei Gedankengebäude zusammen. Ich meine ja nur, wenn so viele Leute suchen und suchen und ihre Kugelhälfte nicht finden, vielleicht suchen sie falsch und sollten lieber ein CT machen?!?

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arboretum - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 10:12
Ach, Herr Kid, mit mir als Madame Memory würden Sie nicht sehr reich werden, so absolut ist mein Gedächtnis gar nicht, und ich bin geneigt zu sagen: zum Glück. Mit einem gnädigen Gedächtnis lebt es sich doch viel leichter, da werden Sie mir sicherlich zustimmen, kann doch gerade Ihres sehr ungnädig sein, nicht wahr? Und könnten wir nicht vergessen, hätten wir womöglich gar nichts mehr zu lachen - und andere Leute auch nicht.

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bartleby - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 13:43
In gebotener Kürze
Ich hasse schlichtes, affirmatives Verhalten, das oft geschmäcklerisch daher kommt & zudem sehr nach "imaginärer Absicherung" im & über den Opponenten bestätigungsgeifernd giert. So in der Art: Wir treffen uns im Spiegelbild & versuchen zugleich die damit verbundene Verkehrung zu verkennen. 'Narcissisme a deux'.

Aber hier geht's mir nun so, dass ich mich argumentativ & thematisch in den Beiträgen zum "crypto-heteropagus" & den inhärenten kulturgeschichtlichen & psychosexuellen Implikationen auf anheimelnde & wunderbare Weise wieder finde. Doch nicht nur in diesen Beiträgen!! Fast macht's mir Angst!!-?!
Ich teile die Auffassung von arboretum - ohne Vergessen leidet der Spaß (am (Geistes)-Leben). Sofern Spaß leiden kann? - Ich leide immer ... & zu gern. Spaßvogel.
"Es" lässt sich aufschieben, lustvoll, anal - aber nur, um es lust-voller auslassen (ausgelassen?) zu können. Lethe?

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arboretum - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 14:05
Spaß ist nicht unbedingt das, was ich im Sinn hatte (und wenn, dann schon eher Lebensfreude), aber das allein war es nicht, worum es mir ging.

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bartleby - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 15:12
Sehen Sie, so holz mich freudlos ein … ich versuchte mich ein Styxchen nur in Ihnen abzusichern (s.o.) & schon war ich (den) sinn-los.

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kid37 - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 15:17
Lethe mix ich mir immer in meine warme schwarze Milch, die es kurz vorm Schlafengehen gibt. Nutzt aber nix. Lotusblüten hatten wir hier auch schon... es muß ja auch ungnädige Menschen geben, finde ich. Sonst wäre es ja vor allumfassender Harmonie und Weltfriede gar nicht mehr auszuhalten.

Ja, ein Kreuz. Herr Bartleby, ich danke Ihnen, daß Sie mich an meinen Kulturauftrag erinnern. In letzter Zeit wurde zuviel geplaudert. Ich wurde in anderen Blogs schon ermahnt. Zurecht. Immer zurecht.

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bartleby - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 15:49
Ich hoffe nicht, diesbedeutet, dass ich hier kein KaffeeSätzchen unsinnsversonnen, in dunkler Ecke sitzend mehr rühren darf. Täte mich töten ... da Buh-Stabenverliebt. Hinter Lettern mag mir die Welt vergeh'n - ich seme fürder.

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kid37 - Donnerstag, 20. Oktober 2005, 15:54
Das war mehr eine Ermahnung an mich. Ich ermahne ja ständig alle und jeden - nur mich vergesse ich immer.

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kopfherz - Freitag, 21. Oktober 2005, 00:23
eigenartig, wie hartnäckig sich diese geschichten von kryptischen zwillingen halten ... echte kryptische zwillinge sind sehr, sehr selten ...

viel häufiger sind dermoide (dermoid-zysten) oder teratome ... aber die kommen aus einem selbst ... zellen von früher, als noch aus allen zellen fast alles werden konnte ... übrig gebliebenen zellen von der ganz frühen menschwerdung

weil solche zellgebilde oft haare, zähne, knochen(teile) usw. enthalten, glaubte man FRÜHER, es seien abgestorbene zwillinge ...

mir sind in den jahren schon drei entfernt worden ... demnach wäre ich der überlebende teil von ehemals vierlingen ... naja.

diese hartnäckigen geschichten scheinen mir eher ein bedürfnis zu sein nach dem anderen ich ... dem *verlorenen* teil ... was weiß ich.
ein psychologisches problem eben.

und wenn jemand sein leben nun damit verschwenden will, sich vorwürfe zu machen, er oder sie lebte auf kosten von anderen / eines anderen ... des zwillings eben ... dann geht mir gegen ende das verständnis aus.

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kid37 - Freitag, 21. Oktober 2005, 00:41
Sie Illusionsräuber! Ich wußte es. Am Ende kommt wieder eine Frau und macht die schönen Märchen kaputt. Aaaaargh! ;-)

Aber Teratome mit Zähnen? Nicht wirklich oder? Das mag ich nicht so recht glauben. Der Link ganz oben definiert ja das Foetus-inFoetus-Phänomen in erweiterten Grenzen:

"A fetus-in-fetu is an encapsulated, pedunculated vertebrate tumor. The minimal criteria generally required include the presence of an axial skeleton or a fetus with metameric organization, skin coverage, encapsulation and a two vessel cord."

Und nennt dann neben dem "parasitären Zwilling" ausdrücklich die von Ihnen erwähnten "germ cells from the host that evolve on their own".
Ich weiß, daß Sie in der Hinsicht den besseren Abschluß als ich besitzen, möchte aber dennoch widersprechen. Ich denke nicht, daß es sich ausschließlich um eine Sage handelt.

Es wird ausdrücklich auf den differentialdiagnostischen Unterschied zum Teratom hingewiesen:

"The presence of a rudimentary spinal architecture is used to differentiate a fetus-in-fetu from a teratoma, since teratomas are not supposed to develop through the primitive streak stage (12-15 days). This last criterion has been considered too stringent by many authors who regard a rudimentary body architecture (metameric segmentation, craniocaudal and lateral differentiation, body coelom, “gestational sac”), or the presence of an associated fetus-in-fetu as equivalent criteria. Although teratomas can achieve striking degrees of differentiation by the inductive effect of adjacent tissues on one another, they do not present the criteria mentioned above."

Psycho-philosophisch ist das Phänomen so oder so interessant.

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ladys smock - Freitag, 21. Oktober 2005, 01:03
ich habe einen Zwilling in mir. suche immer noch die andere Kugelhälfte. jeder denkt ich bin mit mir (allein oder zu zweit?)zufrieden und stark genug. habe ich den Gegenpart in mir? wie lebendig, wie abgekapselt ist diese Verbindung?

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kid37 - Freitag, 21. Oktober 2005, 01:30
Ich denke ja, man findet die abgespaltene Kugelhälfte im Außen nur dann, wenn man sich prinzipiell selbst genug wäre. Wenn es im Inneren nicht mehr nagt.

Frau Kopfherz neigt ja zum Jonglieren mit dem ABC. Da wundert einen das Vorhandensein von drei anderen Knilchen in ihrem Inneren eigentlich nicht.
Jetzt mal philosophisch betrachtet. Nicht medizinisch. ;-)

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