Enola Gay

"Wir haben nur unseren Job getan. Das werden Sie wohl nicht verstehen."

Nein, verstehen kann man es nicht. Aber das ist sechzig Jahre später natürlich leicht gesagt. Sechzig Jahre später noch den Geist von damals zu verströmen, ist mir hingegen wirklich völlig unverständlich:

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(Link von der Webseite von Brigade General Paul Warfield Tibbets, Jr., dem Piloten der Enola Gay.)

Tentakel | 23:44h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
gaga - Mittwoch, 3. August 2005, 00:01
im geistigen ghetto. nicht zu fassen.

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kid37 - Mittwoch, 3. August 2005, 00:36
Vielleicht kann man dann auch nicht mehr anders. Eine Form der Gesichtswahrung. (Gott, mir fallen gerade die Geschichten von den weggebrannten Gesichtern... schon gut.)

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kid37 - Mittwoch, 3. August 2005, 00:45
The Enola Gay has become a symbol to different groups for one reason or another. I suggest that she be preserved and given her place in the context of the times in which she flew. [...] Her place in history has been dealt with unfairly by those who decry the inhumanity of her August 6th mission. Ladies and gentlemen, there is no humanity in warfare. The job of the combatants, the families, the diplomats, and factory workers is to win. All had a role in that "all out" fight.

I am not a museum director, curator, or politician. I am a pilot. I am a military man trained to carry out the orders of a duly elected commander-in-chief.
(P. W. Tibbets)

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arboretum - Mittwoch, 3. August 2005, 00:22
Es heißt, Tibbets habe das Flugzeug zu Ehren seiner Mutter so genannt. Ich habe mich manchmal gefragt, wie sie das im Nachhinein fand.

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kid37 - Mittwoch, 3. August 2005, 00:36
Möglicherweise hätte sie sich über einen Strauß Blumen mehr gefreut. Abgeworfen aus einem Fleurop-Flugzeug.

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autofab - Mittwoch, 3. August 2005, 01:31
es ist eine tugend, selbst das denken nachvollziehen zu wollen, das einem vollkommen fremd ist.

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maz - Mittwoch, 3. August 2005, 01:38
Dann fällt einem der Fanatismus des Inselvolkes ein, mit dem es einen längst verlorenen Krieg verlängerte, weil sonst die Ehre nicht mitspielte.
Dann fällt einem die Furcht des amerikanischen Generalstabs ein, Hunderttausende Soldaten bei einer Invasion zu verlieren, nur um das sinnlose Menschenschlachten zu beenden.
Dann fällt einem ein, dass die USA der UdSSR zeigen mussten, über welche Waffen sie verfügten...

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maz - Mittwoch, 3. August 2005, 11:34
Nicht, dass meine zynische Haltung zu dem Thema einem tiefen Denkprozess entspränge.
Ein typischer, durchschnittlicher Amokgedanke eben, der sich von der täglichen Berichterstattung speist...

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lady.death1 - Mittwoch, 3. August 2005, 11:54
..diese Kriegs"erinnerungen " wird man überall da bekommen, wo es Fanatisten gibt. Egal ob Ami oder deutscher Spinner.
Gibt eben welche die das Cool finden.
Ich persönlich finde es daneben, und hier gibts auch kein Kriegsspielzeug , wie Panzer und Pistolen.

Zur Crew der Enola Gay :
hey , die haben in der Tat ihren Job erledigt.
Wenn nicht sie , dann jemand anders .

Und ja ,
wir werden es nicht verstehen.
Wir sind auch keine Kriegskinder.

Das soll jetzt nicht so rüberkommen, das ich das gut finde!
nein, ich finde Krieg und Gewalt in jeder Form daneben.

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kid37 - Mittwoch, 3. August 2005, 23:43
Die Banalität des Grauens

Das Gebäude wird völlig zerstört,
die Patienten verdampfen.

(Spiegel, 31/2005)

"Ich bin nicht stolz auf all die Toten, aber wie sonst gewinnen Sie einen Krieg? Wenn man niemanden töten will, sollte man keinen Krieg anfangen. Ich glaube, Leute, die Krieg anfangen, sind verrückt."
(Theodore Van Kirk, Navigator der Enola Gay. - zit. nach dem aktuellen Spiegel mit einem sehr lesbaren Artikel über das "Manhattan-Projekt" und den Abwurf der Bombe auf Hiroshima. )

Natürlich gibt es immer Menschen, die "nur ihren Job machen" - und natürlich ist es wichtig, deren Denkweise nachzuvollziehen. "Verständnis" beinhaltet oft etwas anderes, und solches stockt meist wie andere Tugenden, wenn man der "Banalität des Grauens" gegenübersteht. Es ist die Eindimensionalität eines solchen fremden Denkens, das mich verstört. (Übrigens auch bei eindimensional denkenden "Gutmenschen".)

Natürlich lassen sich auch Gründe für Bombenangriffe auf Zivilisten finden; Maz hat ein paar der üblichen genannt. Und nun, sechzig Jahre später, ist - wie eingangs erwähnt - manches sicher einfacher zu berurteilen. Uns immerhin sind die Folgen der Strahlung und die ungeheure Vernichtungskraft bekannt.

Der Mangel an Reflexion bei Menschen wie Tibbets oder auch "Bomber Harris" verstört mich, denn ich denke, auch er hätte nach 60 Jahren Gelegenheit gehabt, "den Job" von damals neu zu bewerten. So bleibt es bei dieser Eindimensionalität - einer Art "kaltem" Fanatismus, einer technokratischen Maschinendenke.

Adolf Eichmann sah bis an sein Ende nur bürokratische und logistische Probleme, die es zu lösen galt, als handele es sich um eine Schachaufgabe. Auch er betrachtete sich als kleines Rädchen, das nur seine Pflicht, seinen "Job" erledigte.

Möglicherweise hat der Abwurf der Bombe weitere Greuel verhindert. Politisch mag man so denken. Und Politik ist ja die Kunst, auch Ungerecht zu rechtfertigen.


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burnston - Mittwoch, 3. August 2005, 16:17
den geist von früher verströmen kann mein opa auch hin und wieder ganz gut. dabei ist er aber in den letzten jahren (vermutlich dank stern tv) auf die widerstandsseite gewechselt.

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kid37 - Mittwoch, 3. August 2005, 23:45
Wir sind doch alle im Widerstand.

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