Riri

Der Nähkasten meiner Mutter wäre auch ein schöner Titel für meinen Debütroman, dachte ich neulich und höre schon das Kritzeln auf den Notizblöcken der Freudianer hier im Publikum. Jedenfalls aus der Zeit, als ich als Kind im Nähkasten meiner Mutter kramte, kannte ich natürlich den Namen "Riri", nicht aber die - auch freudianisch - überaus interessante Geschichte dahinter. Es gab ihn also: den Reißverschlußkönig!

Sogar nach Wuppertal führt seine Spur, damals an den Anfang des 20. Jahrhunderts, als ein Dr. Winterhalter ein Patent aufkaufte, Maschinen entwickelte und im Tal der Wupper eine Fabrik für Reißverschlüsse gründete. Der Rest ist Wirtschaftsgeschichte. Hinter der steckt abert eine viel interessantere, die vom Aufstieg und Fall eines exzentrischen Patriarchen. In der 3sat-Mediathek gibt es eine faszinierende Doku über den Mann (bis 10.7.).

Reichtum, Glanz, Gloria, Autos, Frauen, Krisen, "Ausschweifungen", Wahn und filmreife Flucht aus der Psychiatrie, empörte Katholiken, familiäre Intrigen - alles drin und dran. Ritsch, ratsch, wie beim Reißverschluß.

Super 8 | 22:25h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fidibus - Dienstag, 15. Juni 2021, 21:24
Bevor es ihn in die weite Welt nach Wuppertal zog, eröffnete er in Halle an der Saale in der Zinksgartenstraße 2 das "Hernien-Bandagen-Haus Dr. M. O. Winterhalter". Werde demnächst dort vorbeispazieren, eine Gedenkminute abhalten und zu Ehren des Hallodri ein Stück Kuchen essen. Ist jetzt nicht gar so ausgefallen, aber ich bin auch kein geldschwerer Firmenboss und muss als Privatdetektivin auf meinen Ruf achten.

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kid37 - Dienstag, 15. Juni 2021, 22:20
Vorbildliche Spurensuche! Ich hingegen würde gerne in der "Villa Ririta" wie einst der alte Patriarch auf dem Diwan im Salon Platz nehmen (natürlich bekleidet, bin ja kein Hallodri!) und mir von jungen Frauen Luft zufächeln lassen. Einfach als Ehrerweisung und um zu sehen, ob sich das als Lebensmodell lohnt.

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