Komplett von der Gummirolle



Irgendwas haben die mir in den Absinth getan. Oder die Medikamente, die ich dazu einnehme. (Nur Spaß! Kid, don't do this at home!) Heute morgen brach sich merkwürdige Sonne durch die Altersflecken meiner zugigen Fenster. Also habe ich mein ledernes Ordnungsamttäschchen mit der Kamera und zwei Broten gepackt, um vorfrühlingshaft mild belüftet die Umgebung zu kontrollieren. Falschbenutzung, unangebrachte Wegmöblierung und andere Anwendungsfehler im öffentlichen Raum nahm ich geflissentlich auf, muß ansonsten an dieser Stelle aber darüber schweigen, weil meine Sozialbeobachtungen andere schon mal nervlich belasten können. Dabei habe ich doch, wie oben rechts seit 4081 Tagen steht, noch nicht einmal richtig angefangen. Nur soviel: Ohne Schnee sieht man Dinge, die ahnt man im Winter nicht.



Mein Sternzeichenthemengang (Skorpion Opposition Stier) führte mich weiter durch das Gewerbegebiet und krokusverseuchte Kleingartenanlagen. (Da werden die erschrockenen Gärtner ganz schön zu schneiden haben, wenn die das sehen. Unkrautgleich recken die ihre farbige Köpfe und stören die mühsam gepflegte, monochrome Parzellenästhetik.)

Daheim brach der Sonnenstich durch, und ich schaute eine Doku über die hier bereits mal erwähnte Longboard Crew. Da sind also sieben junge Frauen oder Damen, muß man wohl sagen, bleiben wir der Einfachheit halber doch bei Mädels, die einen VW Bulli besteigen, damit (von einem werbefinanzierten Kamerateam begleitet) durch Spanien kreuzen, um Sonne, Wasser und abschüssige Straßen zu genießen. Auf denen brettern sie mit ihren Longboards runter, so daß man denkt, wäre es meine Tochter, der würde ich das Taschengeld kürzen. Man sieht auch bald zerschrammte Knie und blaue Flecken, aber die sieben sind so unverschämt jung gesund, das ist am nächsten Morgen bereits verheilt, wo unsereins über Wochen das Rentnerbett hüten müßte.

Die einzige beachtliche Szene in The Secret Life of Walter Mitty ist ja die, wo Ben Stiller diese spektakuläre Abfahrt durch Island wagt (epic ist, glaube ich, der Fachbegriff dafür). Nun hatte mich die Sonne heute also so weit in die Verwirrung gekocht, daß ich dachte, Mensch, das wäre doch was für mich. Mit sechs Longboarderinnen und ihrer unverschämten Gesundheit mit einem VW Bus durchs sonnige Lalaland fahren und über Küstenstraßen rollen. Man muß nämlich wissen, daß Ben Stiller, obwohl des Skatens nicht gänzlich unkundig, die Strecke durch Island am Sicherheitsseil gondelte, während die Tempostrecken und Kurven von Leuten, die es können und vor allem verkraften können, bewältigt wurde.

So weit vom Sport. Ich mache meine Stunts ja alle selber. Vor allem die doofen.


>>> Juan Rayos, Endless Roads, Tourdoku der Longboard Crew.

Homestory | 22:55h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
gaga - Sonntag, 22. Februar 2015, 23:59
Das mit dem Astrologiestudium hat sich in meinem Fall nicht bewährt. Ich rate ab. Es gibt so viele andere interessante Studiengänge. Als große Bereicherung empfinde ich Studienreisen. Man hat einen praktisch verwertbaren Wissenzuwachs und schöne Erlebnisse, was man von der Astrologie leider nicht oder nur sehr eingeschränkt behaupten kann.

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kid37 - Montag, 23. Februar 2015, 00:44
Sie meinen, die Sterne sehen in anderen Regionen der Erde anders aus? Hm. Ich überlegte hingegen, wenn ich hier schon Zugluft habe, direkt eine Kuppel aufs Dach zu setzen, aus der ich mit einem Teleskop die Sterne beobachten kann. Vor allem die Venus.

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gaga - Montag, 23. Februar 2015, 01:13
Der Aufwand muss meines Erachtens immer in einem gesunden Verhältnis zum Ertrag stehen! Wenn die Bereicherung der täglichen Sternenschau durchs Teleskop einer wohnungseigenen Kuppel freilich so immens auf Sie wirkt, sollten sie abwägen. Ich möchte das Projekt nicht schlecht reden! Bei näherer Visualisierung erscheint mir das sogar als eine beträchtliche Aufwertung einer jeden Etagenwohnung. Wir stehen doch alle staunend vor den Kuppeln dieser Welt. Auf der anderen Seite müssen Sie bedenken, ob Sie in der Zeit, die der Kuppelbau und die anschließende Sternenschau erfordert, nicht andere Kuppeln dieser schönen Welt erforschen könnten.

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gaga - Montag, 23. Februar 2015, 01:18
P.S. von wegen
"Sie meinen, die Sterne sehen in anderen Regionen der Erde anders aus? "

Auch das gilt es noch zu erforschen. Mir hat einmal ein befreundeter Blogger mit Beziehungen zu noch sternenkundigeren als mir selber, eine Projektion meines Geburtshoroskopes auf die übrigen Weltregionen zukommen lassen. Daraus ergab sie eine ganz, ganz starke Betonung meines siebten Hauses im Raume Australien, die Stadt habe ich leider gerade nicht parat. Aber wenn man dem Glauben schenken möchte, steige ich in Australien, also in dieser einen Stadt, kaum aus dem Flugzeug, schon winkt der erste Bräutigam. Seither bin ich etwas gehemmt, was Studienreisen nach Australien angeht. Ich möchte mich einfach noch nicht binden. Solange ich meine anderen Studien noch nicht abgeschlossen habe. Man sollte sich auch als Frau erst einmal um eine solide Ausbildung kümmern.

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gaga - Montag, 23. Februar 2015, 01:24
P.P.S. Hierzulande ist meine Sonne im neunten Haus (Schütze-Jupiter-Thematik) daheim, daher die Studienreisen-Präferenz!

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kid37 - Montag, 23. Februar 2015, 01:53
Meine Sonne ist ja in diesem Haus daheim. Das entdeckte ich gleich, als ich nach Hamburg kam. Damals hatte ich aber kein Geld und Bloggen war noch nicht erfunden, sonst hätte ich gewußt, wo ich meine Lesungen mache. Dann hat es mir dieser sogenannte Kulturinvestor weggeschnappt. Der hat zwar auch kein Geld, aber trotzdem den Schlüssel. (Das Gebäude hat übrigens auch eine, wenn auch einsturzgefährdete, aber wo droht das nicht, Kuppel von ausnehmendem Reiz.)
Jedenfalls, stünde ich dort vor dem Mausoleum, eine Rose keck zwischen den Zähnen, Cara mia! hauchend - welche Frau könnte mir noch widerstehen? Eben.
Ich harre also der Dinge und was Einstürzende Grüfte so ergeben.

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gaga - Montag, 23. Februar 2015, 03:14
"Deswegen war die Friedhofsleitung zunächst erleichtert, als „Kulturinvestor“ Klausmartin Kretschmer im Jahr 2009 ein Nutzungsrecht für 100 Jahre erwarb."

Ich kann mich irren, aber ich meine, es wäre Anno 2007 gewesen, als Sie mir bei einer Ortsbegehung Ihre Nutzungspläne für das Objekt erläutert haben, die einen durchaus fundierten Eindruck machten. Aus irgendwelchen Gründen haben Sie dann anderweitig investiert. Völlige Mittellosigkeit war demzufolge nicht der wahre Grund. Wir sollten gerade hier im Blog der Wahrheitsliebe zusprechen. Nicht dass es wieder heißt, die Lügenpresse dreht die Dinge, wie es ihr gerade passt.

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kid37 - Montag, 23. Februar 2015, 11:56
Schaufelte ich mir da nicht grad in Berl Ich glaube, ich wollte lieber eine Kinderkrippe in Berlin bauen als eine Gruft in Hamburg, das war's. Und plötzlich war alles eingesargt, und der Herr Kulturinvestor schlug mir die Türe vor der Nase zu.

Neulich wurde ich bereits gerüffelt mit einem herzhaften "Mach es!", als ich Plan Q bis T für die weitere Projektarbeit ("Was man alles machen könnte!") entwickelte. Ich durchdenke ja alles ein wenig lange. Ich habe also nichts gelernt daraus und bleibe gruftlos glücklich. (Ich habe stattdessen ja ein Wasserschloß!)

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gaga - Montag, 23. Februar 2015, 23:59
Ja. Ja.

Ja. (Ja!)

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mark793 - Montag, 23. Februar 2015, 12:25
Ja, was diese jungen Leute auf ihren Langbrettern so alles anstellen, da ist schon ziemlich spektakulär. Neulich ein Video gesehen, in dem zwei Longboard-Lümmel mit Hosen auf Halbmast auf einer rasanten Passabfahrt ein paar Rennradfahrer einfach mal eben stehen ließen.

Das mag den gereiften MAMIL im ersten Moment ein wenig frusten (Derfen dö denn das?), aber ich würde mich mit der Vorstellung trösten, wie die Jungs und Mädels anschließend versuchen müssten, die nächste Steigung mit ihren Longboards auch wieder raufzukommen. Ich sachmal, auf irgendwas mit Rädern runterrollen, das kann ja jeder. Aber die wahre Meisterschaft zeigt sich rest beim Rauffahren. Und da werden die tollkühnen Jungs auf ihren hölzernen Rollbrettern leider den Postbus oder das Elterntaxi in Anspruch nehmen müssen.

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kid37 - Dienstag, 24. Februar 2015, 00:13
Das ist auch etwas, was die Doku ausspart. Die haben sich bestimmt vom VW Bulli abholen lassen. Soviel zum Thema "it's all about Freedom", wie es in dem Film heißt. Für ältere Semster muß es dann eine Art e-Board geben. Irgendwann.

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ana - Montag, 23. Februar 2015, 14:49
Ist das nicht der berühmte El Toro, der ganz Spanien ziert? Klick< Hinter der Türe lagern sicher die entsprechenden Flaschen vom Veterano. Brandy, also die Alternative. Damit ist man nicht so von der Rolle wie mit Absinth.

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gaga - Dienstag, 24. Februar 2015, 00:05
ana, das ist ein Bilderrätsel für astrologieaffine, außerparlamentarische Oppositionelle. Das Tier mit den Hörnern steht - en garde - gegenüber dem Stachelträger. Der Stier stampft in die Arena, der Skorpion sammelt Gift. Für später.

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kid37 - Dienstag, 24. Februar 2015, 00:09
Aber brandytrunkenen Stieren so ein skorpionisches Gatter hinstellen, kann nicht ganz falsch sein. (Ich habe aber nicht an der Tür gerüttelt, wer weiß also, was dahintersteckt.)

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