Montag, 26. Januar 2015


Mittenmang statt nur dabei



Jetzt nicht gleich schimpfen. Ja, ich war in der großen Stadt. Ja, ich habe niemanden Bescheid gesagt. Es war aber auch nur eine Bravo-Beatles-Blitztournee (für die Älteren unter uns) und obendrein ist es nicht ja nicht immer und unter allen Umständen für Umstehende angenehm, auf der Straße erkannt zu werden. So übte ich putzig maskiert wie ein Berliner Straßenrapper ein Mimikry mit den mich umgebenden Wänden, kurzes Abklopfen, ob alles noch da und dort oder schon wieder ganz anders. In dieser großen Stadt rückt ja alles immerzu zurecht, so wie manche die Möbel in ihren Wohnungen. Bis alles endlich richtig ist. Also nie.

Mich aber lockte man mit falschen Hinweisen auf eine andere Stadt (Wien, na da schau an!), dann aber saß ich quasi mittenmang, redete mich um Kopf und Kragen und ließ dabei mein Knie einrosten. Fröstelnd im Bikini, das wiederholen wir dann noch mal, Antonioni im c/o hingegen ein gar nicht aufgeblasenes, sondern dezent erhellendes Blow-Up, auf Leinwänden räkelt sich Veruschka, rennt die junge Vanessa Redgrave durch den Park. Sehenswert ist neben den Fotos von David Bailey die erstmals gezeigte Sozialreportage von Don McCullin, mit den Fotos, die auch im Film auftauchen. (Hier ein Bericht zur Ausstellung im letzten Jahr in Wien.)

Wer mal Ringbahn fahren möchte, dem verrate ich den Trick, der mir erstmals verständlich erklärt wurde. Ob man im Uhrzeigersinn fährt oder nicht, zeigen einem nämlich die kleinen Symbole an der Zuganzeige auf dem Bahnsteig. So weiß man sofort, in welche Richtung man unterwegs ist oder ob man den Bahnsteig wechseln muß. Dead easy sozusagen, es gibt also tatsächlich Dinge mit Sinn und Verstand in dieser Stadt. Ihr wußtet das alles schon, ein epiphanischer Moment aber für mich, der ich mich jahrelang dort nur im Kreis gedreht hatte. Dabei ist es wie bei Kafka: Du mußt nur die Laufrichtung ändern!