Drei Ecken, ein Elfer

Wurde hier eigentlich schon mal über den schönsten Sport geschrieben? Ich glaube, nur ab und an am Rande, so wie damals, als ich ohne Kuchen ins Bett mußte.



Wie so oft, ist der Herr Semmel mein Mann. Klare Bilder, klare Worte. Man könnte glatt Vorurteile züchten.

Ich selbst war ja früher mal der Schrecken der linken Außenbahn bei der C-Jugend der "Sportfreunde Wichlinghausen". Der Schrecken für die eigene Mannschaft, wohlgemerkt. Trainingsweltmeister, aber auf dem Platz eher Aushilfswasserträger. Ich glaube, mir fehlte ein wenig die südländische Heimtücke Finesse. So blieb mir meist nur die Rolle des Jokers in der zweiten Halbzeit. Wenn wir so drei- oder auch viernull führten. Dann kam die Außenlusche. Leider habe ich meine Karriere ausgerechnet mitten in der Saison an den Nagel gehängt, in der wir Meister wurden. Sonst könnte ich hier jetzt eine kleine Blechplakette oder so was in die Kamera halten und von meinen meisterlichen Taten daherreden.

Aber nun, so wie die Dinge liegen, werde ich einmal nicht in Versuchung geführt und kann - wie stets in diesem Laden - bei der Wahrheit bleiben. Mein Meisterschaftsbeitrag war eben leider eher gering. Heute wäre das anders, heute nehme ich es ja mit jedem auf - auch und gerade und gerne mit den inneren Dämonen. Dann heißt es Blutgrätsche, Socke treten und rein in den Mann. Gerade jetzt auf den eisigeren Plätzen lautet die Devise "Stollen raus". Gras beißen. Die Pille reinhauen. Jeder Mann seine eigene Südkurve.

Es gibt halt welche, die schießen Tore. Dann gibt es welche, die schlagen Flanken. Dort gibt es die Filigrantechniker, hier die groben Eisenmänner so wie mich. Da kommt dann so ein Totti, duckt, täuscht, dribbelt. Und ich laß' den Stiefel stehen, mäh' ihn um den Mann, hab' die Kugel und griene "Lick my ball". Spätestens beim Trikottausch mit den Spielerfrauen bekomme ich die Nummer eins.

(Aus: Richard "Rikki" Drzskowski. Erst den Gegner, dann den Ball: Harte Kerle, pralle Kugel. Köln: F.C.-Verlag, 2003.)

Homestory | 02:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fabe - Samstag, 13. November 2004, 05:12
O.T. (=es fiel mir gerade nur so ein)
nach den demütigungen des abends..: ich wäre allen menschen jetzt ersteinmal misstrauisch gegenüber, aber auch insbesondere denen die ein christliches symbol im namen führen. scheinheilige allzuoft.

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kid37 - Samstag, 13. November 2004, 14:45
Oha. sie erleben ja wieder Sachen. Ich aber habe gesehen, wie sich zwei junge Dinger Damen ganz unchristlich mit Rotwein übergossen haben und dabei Sachen sangen wie "Needle sharing, needle sharing!" oder eben "Mund auf, Augen zu." Hätte ich aber auch hier im Blog bleiben können und Sachen ans Kreuz nageln.

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fabe - Samstag, 13. November 2004, 18:09
und dann schämt man sich wieder und löscht das...

naja.

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fabe - Samstag, 13. November 2004, 18:09
(ich meinte mich nicht sie herr kid!)

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kid37 - Sonntag, 14. November 2004, 04:31
Ja, manchmal schämt man sich. (Ich sehe gerade alte Joy-Division-Konzert-Videos und übe mich in Demut.)

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fabe - Sonntag, 14. November 2004, 20:01
ich höre jaques brêl, "le plat pays".

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kid37 - Montag, 15. November 2004, 00:53
Toujours très geschmackvoll, Herr Fabe.

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12sek - Montag, 15. November 2004, 09:14
mit dem fuß
den ball ins netz zu befördern ist mir nie geglückt. dafür aber mit der rechten hand und somit dem rechten wurfarm. handball, B-Jugend, A-Jugend ... Landesmeister. ich sollte darüber nicht berichten.

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kid37 - Montag, 15. November 2004, 12:40
Bei meinen Streichholzarmen konnte ich immer froh sein, so einen Handball überhaupt vom Boden hoch zu bekommen. Einmal stand ich im Handballtor. Man wird selten besser aufs Leben vorbereitet.

Ein Landesmeistertitel ringt mir Respekt ab. Wenn Sie berichten, flechten Sie Anmerkungen über spektakuläre Sportverletzungen mit ein. Das mögen die Leute.

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